Zum bronzezeitlichen Umgang mit räumlichen Themen wie topographischem Wissen, Orientierung im Gelände sowie auch der Nutzung des Raums als Wissensspeicher werden einige der wenigen bildnerischen Darstellungen sowie auch distinkte topografische Situationen konsultiert. Materialdeponierungen sind dabei ebenfalls zu berücksichtigen: Sie werden im Zusammenhang mit dem bronzezeitlichen Landnahme-Szenario in den Zentralalpen verstanden. Ihre Bedeutung innerhalb komplexer Raumaneignungsstrategien liegt dabei in der Materialisierung mentaler und kognitiver Karten, und dadurch auch in der (Re-)Produktion räumlichen Wissens und kultureller Erinnerung.
Weniger anzeigenNach einem kurzen Überblick zur Romani-Geschichte in Rumänien werden einige moderne Beobachtungen beschrieben, insbesondere zur Ansammlung von Reichtum und dessen auffälliger Zurschaustellung in spezifischen Formen und bei bestimmten Gelegenheiten. Unter Betrachtung der modernen Situation von einem archäologischen Standpunkt wird festgestellt, dass die Elite, die wir ‚archäologisch‘ sehen würden, tatsächlich eine Elite ist (der Romani Bevölkerung), diese aber insgesamt eine marginalisierte und diskriminierte Minderheit sind. Die Frage wird gestellt, welche Elite wir eigentlich erkennen, wenn wir archäologisch von ‚fürstlichen‘ Gräbern sprechen, und es wird dazu aufgerufen die Möglichkeit multiethnischer/multikultureller Gemeinschaften in der Urgeschichte stärker in Betracht zu ziehen.
Weniger anzeigenDer Oxostempel im heutigen Tadschikistan war eines der der bedeutendsten antiken Heiligtümer der Region. Der monumentale Lehmziegelbau wurde in hellenistischer Zeit errichtet und bestand bis zum Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. fort. Der Oxostempel markiert einen Platz, der in mehrfacher Hinsicht durch landschaftliche Kontraste charakterisiert wird, eine topographische Situation die mit Lagen heiliger Orte auch in anderen Kulturräumen vergleichbar ist. Anhand der zahlreichen Deponierungen von Votiven aus dem Tempelinneren lassen sich sowohl lokale als auch griechische Einflüsse auf die Kultpraxis belegen. Es zeigt sich eine Kontinuität über mehrere Jahrhunderte. Dies betrifft einerseits die Vorliebe für Waffenweihungen, andererseits deutet die Thesaurierung und Deponierung in bestimmten Bereichen des Heiligtums auf die Tradierung von ritualpraktischem Wissen von Generation zu Generation durch das Kultpersonal.
Weniger anzeigenInteraktionen zwischen Mensch und Gottheit sind durch abstrakte und materielle Elemente performativer Akte geprägt. Während die abstrakten Elemente ohne schriftliche Fixierung der Vergessenheit anheimfallen, können materielle Überreste ritueller Handlungen im archäologischen Kontext unter Umständen die Zeiten überdauern. Auch in der Kultausübung im antiken Griechenland finden sich beide Elemente wieder. Anhand der historischen und archäologischen Quellenlage werden im Folgenden einige Zusammenhänge zwischen Dedikant, Weihgabe und Gottheit veranschaulicht bzw. rekonstruiert. Dabei werden verschiedene Thesen und Überlegungen zum ‚Gabentausch‘ bzw. der ‚Opfergabe‘ thematisiert. Als Bezugspunkt dient das Heiligtum von Olympia in Westgriechenland mit seinen qualitativ und quantitativ herausragenden Weihgabenfunden. Die Fundgruppe der Stirnbänder aus Bronzeblech wird hierfür exemplarisch für die Behandlung von Votiven im Rahmen ritueller Handlungen untersucht.
Weniger anzeigenWaffen und Rüstungsstücke gehören zwischen dem späten 8. und dem 5. Jh. v. Chr. in Heiligtümern der griechischen Welt zu den geläufigsten Votivgaben. Zunächst werden die Befunde des großen panhellenischen Heiligtums von Olympia diskutiert, bevor weitere Aspekte des Phänomens dargestellt werden, wie die Ausstellung der geweihten Wehr als Tropaia oder die Aufstellung in Tempeln und Schatzhäusern sowie Weihinschriften auf den Dingen selbst. Ein wesentliches Element bei der Etablierung dieser Weihesitte dürfte in der Herausbildung der Polisgesellschaft und der Hoplitenphalanx liegen. Ab ca. 500 v. Chr. treten neben Waffen auch andere Weihegeschenke aus Kriegsbeute auf. Schließlich wird ein möglicher Zusammenhang italischer Brucherzhorte der frühen Eisenzeit mit fragmentierten Importstücken in griechischen Heiligtümern diskutiert.
Weniger anzeigenIn diesem Artikel wird das Votivwesen der antiken griechischen Gesellschaft näher beleuchtet. Der Fokus liegt auf der sinnstiftenden und status-regulierenden Funktion von Votiven in griechischen Heiligtümern. Neben ihrer Funktion als Kultstätten waren die griechischen Heiligtümer immer auch Orte mit gemeinschaftsbildender, politischer Funktion. Anhand der Dreifüße als Traditionsform des Weihegeschenkes wird der statusbildende Charakter dieser Institution herausgestellt. Dienten die kostbaren Gefäße im homerischen Austausch als Ehrengeschenke unter den Mitgliedern der sozialen Oberschicht, blieben sie bis ins 7. Jahrhundert das Darstellungsmedium individueller Spendefreudigkeit in den Heiligtümern. In diesem Kontext des Gabentausches zwischen Menschen und Göttern werden Weihungen fremder Herrscher in griechischen Heiligtümern verständlich.
Weniger anzeigenIn diesem Beitrag werden die Konzepte des Gabentauschs und des kollektiven Gedächtnisses für das Verständnis von Weihgaben und Votivdeponierungen diskutiert. Geben und Nehmen im Heiligtum war eingebettet in das Geben und Nehmen der Gesellschaft. Im Tausch zwischen Menschen und Göttern sind weder der Votant noch die Gottheit gänzlich frei, sondern haben sich an die Normen des Verfahrens zu halten. Die Teilnahme an diesem System präformierte zwangsläufig die Ausbildung des individuellen und des kollektiven Gedächtnisses der Votanten im Sinne einer Erfolgsgeschichte. Weihgaben waren daher ein flexibles und ungemein vielseitiges Medium der Kommunikation mit den Göttern, in dem nahezu alle Facetten der Gesellschaft abgebildet werden konnten.
Weniger anzeigenAusgehend von neuen Forschungen zum Umfeld des Hortes von Hajdúböszörmény (Ungarn) wird in diesem Artikel das Verhältnis von bronzezeitlichen Hortfunden und Siedlungen im Karpatenbecken untersucht. Detektorgestützte Untersuchungen in den letzten Jahren haben zu einer Aufdeckung von über dreißig neuen Hortfunden in der Region geführt, deren Lagebezüge und Befundung archäologisch dokumentiert werden konnte und hier vorgestellt werden. Dabei zeigt sich ein enger Zusammenhang von Metalldeponierungen und Siedlungen. Insbesondere das wiederholte Deponieren in befestigten Höhensiedlungen geschah offenbar regelhaft. Die Niederlegungen wurden sowohl über das Siedlungsareal verstreut vorgenommen, als auch auf bestimmte Bereiche beschränkt. Deponierungen, die direkt in Zusammenhang mit einzelnen Gebäuden stehen, sind hingegen selten.
Weniger anzeigenAusgehend von den umfangreichen Waffendeponierungen der späten Bronzezeit Großbritanniens beschäftigt sich der vorliegende Beitrag mit der rituellen Einbettung kriegerischer Auseinandersetzungen. Anhand ihrer Gebrauchsspuren und mutwilligen Beschädigungen sowie in Bezug zu vergleichbaren Entdeckungen aus anderen Zeiten und Räumen, vor allem den Moorfunden der römischen Kaiserzeit in Nordeuropa, wird diese besondere Art von Horten als Opfer nach gewalttätigen Konflikten identifiziert, bei welchem die Sieger die von den Feinden erbeuteten Ausrüstungen zerstörten und an ausgesuchten Orten übermenschlichen Wesenheiten übereigneten. Ihre Niederlegung markierte das Ende eines spezifischen Zeitraumes gesellschaftlich sanktionierter Gewalt. Obwohl die Waffen nicht sichtbar deponiert wurden, stärkte die komplexe rituelle Performanz die Memorierung der Ereignisse und wirkte auf die Gruppe der Handelnden identitätsstiftend.
Weniger anzeigenIm ersten Teil des Aufsatzes werden anhand der jungbronzezeitlichen Horte in Böhmen Grundstrukturen der Depotkomposition aufgezeigt: Ganz unterschiedliche Hortmodelle basieren auf der Hortbronzentrias Beil-Sichel-Armring. Diese Modelle werden aufgrund ihrer langfristigen Wirksamkeit als Teil des kulturellen Gedächtnisses beschrieben. Anschließend wird anhand einer Inhaltsanalyse des Hortes von Rydec in Nordböhmen gezeigt werden, dass es sich bei den sogenannten Brucherzdepots um eine verbindliche Auswahl aus Einzelweihungen verschiedener Personen handelt. Die verschiedenen räumlichen, zeitlichen und sozialen Ebenen solcher Komplexe offenbaren einen langfristigen Thesaurierungsprozess. Durch die strukturelle Parallelisierbarkeit mit Flussopferplätzen und antiken griechischen Heiligtümern können entsprechende Horte als sekundärer Niederschlag ganz ähnlicher Dedikationspraktiken identifiziert werden.
Weniger anzeigenLange Zeit galt der Zustand bronzezeitlicher Deponate in Europa als Hinweis auf das Verbergungsmotiv: Intakte Gegenstände wurden als Weihungen gesehen, fragmentierte Bronzen hingegen hielt man für verborgenes Rohmetall. In diesem Artikel wird gezeigt, dass dieser Dualismus und die Unterscheidung zwischen dem sozialen Wert und dem Gebrauchswert der Dinge höchst problematisch ist und nicht ohne weiteres für bronzezeitliche Gesellschaften vorausgesetzt werden darf. Dazu werden eine Reihe von Beispielen für Deponierungen fragmentierter Gegenstände von den britischen Inseln diskutiert. Es zeigt sich, dass die intentionelle Fragmentierung Hinweise auf die Biographie der Objekte und ihrer Besitzer geben kann, die Art ihrer Zirkulation, ihres Niederlegungsortes und prädepositionelle Handlungsketten.
Weniger anzeigenDie Annäherung an die Leitbegriffe der Tagung Raum, Gabe und Erinnerung wird im Beitrag anhand der besonderen sozialen Praxis im Umgang mit Objekten, nämlich ihrer Niederlegung versucht. Insbesondere die Gabe kann einen vielversprechenden Einstieg in die Diskussion um Prozesse des Erinnerns gewähren. Gleichwohl werfen die Deponierungen aufgrund ihrer meist nur schütteren Überlieferung stets Fragen nach der Repräsentativität des Quellenbildes und der davon abgeleiteten Deutungen auf. Die folgenden Betrachtungen widmen sich möglichen Kontinuitäten im neolithischen und bronzezeitlichen Deponierungsgeschehen und versuchen auszuloten, inwieweit sich im Quellenbild anhand von räumlichen Kontinuitäten Prozesse des Erinnerns zu erkennen geben.
Weniger anzeigenDie Konzepte Raum – Gabe – Erinnerung entfalten durch ihr Zusammenspiel ein großes sozialhistorisches Erkenntnispotential für die altertumswissenschaftliche Forschung. Nicht nur Formen des Gabentausches oder des gesellschaftliche Erinnerns stehen in einem kulturspezifischen Kontext, sondern auch die Konstruktion des Raumes selbst. Der Band versammelt ein fachlich breites Spektrum von der Ethnologie über die prähistorische Archäologie bis zur klassischen Altertumskunde mit Beispielen von Irland bis Zentralasien. Die Beiträge eröffnen nicht nur neue empirische Einblicke, sondern auch neue theoretische Perspektiven für die Erforschung der Votivpraxis seit der Bronzezeit. Die Praxis der Votivgabe ist ein Kennzeichen der meisten antiken Religionen und reicht mit der Fortführung in der christlichen Kultpraxis bis in die Gegenwart.
Weniger anzeigenDie sesshafte Lebensweise bedingte eine Reihe von weithin einheitlich strukturierten Verhaltens- und Vorstellungsformen. Dies betrifft auch Zugriff und Strukturierung des Raumes durch die Menschen. In diesem Beitrag werden anhand einer Vielzahl von ethnographischen und historischen Beispielen rekurrierende Elemente dieser Raumgestaltung aufgezeigt. Symbolisches und räumliches Zentrum der traditionellen Siedlungstopographie ist die Agora, um die sich der dörfliche Raum mit seinen verschiedenen Symbol- und Aktivitätszonen konzentrisch anordnet. Außerhalb des durch Grenzmarkierungen abgeschirmten eigentlichen Siedlungsbereiches befindet sich eine periphere Zone, Aufenthalt für sozial Randständige, wiederum weiter entfernt ordnet sich der Naturraum an, in dem sich die räumlichen Beziehungen des dörflichen Raumes spiegeln. Insgesamt bildet sich so ein nostrozentrisches, topographisches System der jeweiligen Gemeinschaft heraus.
Weniger anzeigenDie Konzepte Raum – Gabe – Erinnerung entfalten durch ihr Zusammenspiel ein großes sozialhistorisches Erkenntnispotential für die altertumswissenschaftliche Forschung. Nicht nur Formen des Gabentausches oder des gesellschaftlichen Erinnerns stehen in einem kulturspezifischen Kontext, sondern auch die Konstruktion des Raumes selbst. Der Band versammelt ein fachlich breites Spektrum an Beiträgen von der Ethnologie über die prähistorische Archäologie bis zur klassischen Altertumskunde mit Beispielen von Irland bis Zentralasien. Die Beiträge erö ffnen nicht nur neue empirische Einblicke, sondern auch neue theoretische Perspektiven für die Erforschung der Votivpraxis seit der Bronzezeit. Die Praxis der Votivgabe ist ein Kennzeichen der meisten antiken Religionen und reicht mit der Fortführung in der christlichen Kultpraxis bis in die Gegenwart.
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