In diesem Beitrag werden die Konzepte des Gabentauschs und des kollektiven Gedächtnisses für das Verständnis von Weihgaben und Votivdeponierungen diskutiert. Geben und Nehmen im Heiligtum war eingebettet in das Geben und Nehmen der Gesellschaft. Im Tausch zwischen Menschen und Göttern sind weder der Votant noch die Gottheit gänzlich frei, sondern haben sich an die Normen des Verfahrens zu halten. Die Teilnahme an diesem System präformierte zwangsläufig die Ausbildung des individuellen und des kollektiven Gedächtnisses der Votanten im Sinne einer Erfolgsgeschichte. Weihgaben waren daher ein flexibles und ungemein vielseitiges Medium der Kommunikation mit den Göttern, in dem nahezu alle Facetten der Gesellschaft abgebildet werden konnten.