Angesichts globaler Krisen und großer gesellschaftlicher Herausforderungen bedarf es einer Bildung, die Menschen zur aktiven Teilhabe an den notwendigen Veränderungsprozessen befähigt. Der OECD-Lernkompass 2030 ist ein Rahmenkonzept zur Entwicklung von Curricula und definiert zentrale Schlüsselkompetenzen, die Schüler:innen zur Zukunftsgestaltung befähigen sollen. Die vorliegende Arbeit untersucht, auf Basis des OECD-Lernkompasses 2030, ob und in welcher Form zukunftsgestaltende Kompetenzen in den Berliner Rahmenlehrplänen der Sekundarstufe I verankert sind. Die qualitative Inhaltsanalyse von 16 Rahmenlehrplänen zeigt, dass das im OECD-Lernkompass 2030 beschriebene Bild einer gestaltbaren und offenen Zukunft in den Dokumenten nicht konsequent verankert ist. Stattdessen liegt der Schwerpunkt überwiegend auf der Vorbereitung auf die Zukunft. Anknüpfungspunkte zu den Transformationskompetenzen – Schaffung neuer Werte, Umgang mit Spannungen und Dilemmata, sowie Verantwortungsübernahme – sind in unterschiedlichem Ausmaß in den Dokumenten zu finden. Die Arbeit hebt hervor, dass insbesondere für die Kompetenzen Umgang mit Spannungen und Dilemmata sowie Verantwortungsübernahme bereits zahlreiche Anknüpfungspunkte in den Lehrplänen vorhanden sind. Die Arbeit diskutiert verschiedene Ansätze, um zukunftsgestaltende Kompetenzen in künftigen Lehrplanrevisionen systematisch zu verankern.
Weniger anzeigenDie Zeit der Klimaklagen ist jetzt. In den Jahren 2020 bis 2022 wurden weltweit etwa 500 Klimaklagen eingereicht, dies entspricht einem Viertel der Gesamtzahl von Klimaklagen (Setzer et al. 2022). Klimaklagen sind eine der vielen politischen Herausforderungen der kommenden Jahre, denn sie werden als Instrument eingesetzt, um wirksamen Klimaschutz sowohl von staatlichen als auch von privatwirtschaftlichen Akteur*innen einzufordern (Rodi & Kalis 2022). Dass ihre Anzahl weiter steigen wird, ist erwartbar. Nicht zuletzt, weil sich eine „Community of Practice“ (Higham et al. 2023:28) herausgebildet hat, die sich international über Strategien und Anknüpfungspunkte für Klimaklagen austauscht (:28). Bahnbrechende Gerichtsentscheidungen wie das letztinstanzliche Urteil gegen die Niederlande (Urgenda Case) oder das erstinstanzliche Urteil gegen den Energiekonzern Shell beginnen erst ihre direkten und indirekten Wirkungen zu entfalten. Unter Rückbezug auf die Anticipatory Governance wurden in einem zweistufigen empirischen Forschungsdesign (Futures Wheel und Delphi) mögliche Folgewirkungen von Klimaklagen für die Jahre 2026 bis 2040 auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft untersucht. Ergebnisse der Zukunftsstudie waren einerseits Impulse für eine zukunftsorientierte Politikgestaltung (Muiderman et al. 2020:14), mit denen die Resilienz gegenüber möglichen Folgewirkungen von erwartbaren, aber in ihrem Inhalt ungewissen Gerichtsentscheidungen (Wegener 2019) erhöht werden könnte, und andererseits die Erkenntnis, dass sich die Futures Wheel-Methode (Glenn 2009) durch ihr intuitives Design für die Zukunftsanalyse und Antizipation als erster Schritt der vorausschauenden Regierungsführung (Quay 2010:498) eignet, um alternative Möglichkeitsräume konkreter politischer Herausforderungen zu explorieren.
Weniger anzeigenDiese Arbeit analysiert den Krisenbegriff und seine Bedeutung für den soziopolitischen Denkrahmen von Zukunftsvisionen. Einführend untersucht die Arbeit die Implikationen des Krisenbegriffs und beschreibt, wie dieser in öffentlichen Narrativen besondere Wirkmacht entfaltet. Eine hermeneutische Interpretation der ersten „Rede zur Zeitenwende“, in der Olaf Scholz die zukunftsprägenden Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine adressiert, veranschaulicht sowohl die Chancen als auch die Probleme eines auf dem Krisenbegriff gründenden Zukunftsentwurfs. Insbesondere zeigt die Interpretation auf, dass Scholz den Krisenbegriff als ‚Zeitenwende‘ neu formuliert, um so die erfolgreiche Bewältigung der Krise narrativ vorwegzunehmen und zu suggerieren, dass die Zukunft nach der Krise sowohl im normativen als auch im epistemischen Sinn gesichert ist.
Die vorliegende Arbeit verfolgt zwei wesentliche Ziele. Zum einen soll sie aufzeigen, inwiefern der Krisenbegriff den erkenntnistheoretischen Denkrahmen möglicher Zukünfte setzt und damit ein besonderes Zeitverständnis formt. Zum anderen soll sie die soziopolitischen Implikationen eines solchen krisengeprägten Zukunftsdenkens problematisieren. Als Behauptung einer bereits bewältigten Krise verdeutlicht das Narrativ der ‚Zeitenwende‘ einerseits, dass Zukunftssicherheit – in Form einer einzig möglichen und einig gewünschten Zukunft – zur legitimierenden Grundlage nationaler Deutungshoheit und politischer Handlungsmacht wird. Andererseits blendet ein solches Narrativ, das zukunftssichere Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit als Antwort auf die Krise betont, alternative Zukunftsentwicklungen nicht nur aus, sondern lässt sie sogar undenkbar werden. Abschließend reflektiert diese Arbeit deshalb kritisch die Grenzen des Denkrahmens öffentlich wirkmächtiger Narrative, welche die Krise zum Ausgangspunkt eines Zukunftsentwurfs im Namen einer bestimmten und einigen Gemeinschaft machen.
Weniger anzeigenBei der Gestaltung neuer Produkte werden durch die herstellende Person Wertvorstellungen und -annahmen in das Produkt übertragen und so die Handlungsmöglichkeiten der Nutzenden determiniert. Geht man davon aus, dass sich Mensch und Technik wechselseitig beeinflussen, bedeutet die Integration einer neuen technologischen Anwendung ins soziotechnische System deshalb immer die Beeinflussung gesellschaftlicher Praktiken und Werte durch den spezifischen Entwurf und damit letztendlich durch die herstellende Person. Produktgestaltung hat also immer eine ethische und soziale Dimension. Diese Arbeit leitet daraus eine Verantwortung der Gestaltenden ab, nicht nur die eigenen, sondern auch die Wertvorstellungen möglicherweise betroffener Personen zu berücksichtigen. Sie konzipiert deshalb eine Vorgehensweise zur Reflexion möglicher ethischer und sozialer Folgen in der Produktgestaltung. Dafür wird auf Ansätze aus den Designwissenschaften und der Zukunfts-forschung zurückgegriffen: Einerseits dem Prototyping und andererseits der Entwicklung soziotechnischer Zukünfte. Die Idee ist, gemeinsam mit direkten und indirekten Stakeholdern ausgehend von einem fiktional bereits existierenden Produkt, einem sogenannten diegetischen Prototyp, Zukunftsvorstellungen zu entwerfen. Diese Zukunftsvorstellungen können dann auf Weltanschauung, Wünschbarkeit und mögliche Konfliktpotentiale untersucht werden. Die Erkenntnisse aus diesem Reflexionsprozess werden in den Gestaltungsprozess integriert und erweitern so den gestalterischen Möglichkeitsraum um die Perspektiven der Stakeholder.
Weniger anzeigenDiese Arbeit entwickelt theoriegeleitet Konstruktionsmöglichkeiten und Gestaltungsprinzipien für den Reframe, die übergreifend für Futures Literacy Laboratories (FLL) gelten. Aus didaktischer Perspektive bildet der Reframe innerhalb von FLL den Dreh- und Angelpunkt zur Erlangung von Futures Literacy (FL) als die Fähigkeit, sich multiple Zukünfte vorzustellen: Der Reframe soll FLL-Teilnehmende einladen, ihre antizipatorischen Routinen zu überwinden und ihre Vorstellungskraft auszuweiten, indem sie mit einem fremden, weder wahrscheinlichen noch wünschenswerten, Zukunftsbild konfrontiert werden. Trotz der zentralen Rolle des Reframe in der Befähigung zu FL fehlt bisher eine Systematik zu seiner praktischen Erzeugung. Das Untersuchungsziel liegt daher in der kritischen Auseinandersetzung mit dieser Forschungslücke und dem Versuch, grundsätzlich geltende Regeln für die Reframe-Erzeugung zu identifizieren. Hierfür werden mit der transformativen Lerntheorie und der kontrafaktischen Geschichtsschreibung zwei komplementäre Theorieblöcke befragt, die sich für ein tieferes Verständnis des Reframe als relevant erwiesen haben. Die transformative Lerntheorie fundiert die real ablaufenden, zum Teil erschütternden Prozesse, die Teilnehmende in FLL durchlaufen. Die kontrafaktische Geschichtsschreibung wiederum bietet Sprungbretter für die konkrete Konstruktion von Gedankenexperimenten jenseits geltender Konsense im Nachdenken über Zukunft. Mithilfe der befragten Theorien kann ein idealtypisches Ordnungsschema erarbeitet werden, das dem Facilitator von FLL eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Reframe-Erzeugung bietet, dabei eine explizite Teilnehmendenorientierung sichert und gleichzeitig Riel Millers voraussetzungsvolle Forderung nach einer nicht-deterministischen Nutzungsweise von Zukunft übersetzt.
Weniger anzeigenIn Anbetracht der gegenwärtigen Krisenkomplexität haben aktuelle Zukunftsbilder das Potential, Ängste und Aversionen auszulösen, sodass eine Vermeidung der Auseinandersetzung mit Zukünften die Folge sein kann. In diesem Zusammenhang wird im Feld der Zukunfts- und Transformationsforschung eine verstärkte Auseinandersetzung mit Emotionen gefordert. Die Effekte von Emotionen auf individuelle und kollektive Perspektiven der Krisenbewältigung und Zukunftsgestaltung stehen hierbei im Fokus. Innerhalb der deutschsprachigen Zukunftsforschung blieb die professionelle Einbeziehung von Emotionen bislang überwiegend unberücksichtigt. Die Arbeit untersucht, inwiefern Emotionen das Denken und Gestalten von Zukünften beeinflussen können. Psychologische, neurowissenschaftliche und lerntheoretische Perspektiven werden herangezogen, um das Verständnis von emotionalen Dimensionen in Antizipation und Reflexion von Zukünften zu vertiefen. Es zeigt sich, dass Emotionen untrennbarer Bestandteil von Prospektionen sind, d.h. dass ein Denken über Zukünfte ohne emotionale Beteiligung nicht möglich ist, als auch, dass Emotionen die Art und Weise prägen, wie über Zukünfte gedacht wird. In der Arbeit werden die Begriffe des „Zukunftsmutes” und der „emotional futures literacy” entwickelt. Insbesondere durch den Bezug zu transformativen Lerntheorien werden theoretische und praktische Implikationen für eine zeitgenössische, kritische Zukunftsforschung abgeleitet. Durch die Integration der Reflexion von Emotionen kann die Auseinandersetzung mit der Bedrohung von wünschenswerten Zukünften unterstützt und nachhaltig demokratische Entwicklungsperspektiven können eröffnet werden.
Weniger anzeigenSechs Lokaljournalist:innen aus Deutschland haben sich für diese Studie auf eine Reise in die Zukunft begeben und ihre Vorstellungen eines idealen Lokaljournalismus im Jahr 2041 in Form einer Geschichte aufgeschrieben. Über die Kunstform Geschichte gelangen frei imaginierte Zukunftsvorstellungen und damit die individuellen aber sozio-kulturell geprägten Perspektiven der Praktiker:innen in die Forschung. Eine systematische Metaphernanalyse hinterfragt kritisch die sprachliche Konstruktion der Zukunftsgeschichten. Die herausgearbeiteten metaphorischen Konzepte Lokaljournalismus ist Gebäude, Lokaljournalismus ist Dienstleistung, Lokaljournalismus ist Ausstellung, Lokaljournalismus ist Transportsystem und Lokaljournalismus ist Körper sowie zwei hybride Konzepte werden im Hinblick darauf interpretiert, was sie hervorheben, verschleiern und damit erklären. Sie zeigen, welche Funktionen Lokaljournalist:innen in Zukunft zuvorderst zugeschrieben werden und wie Öffentlichkeit im Lokalen hergestellt werden könnte. Die Ergebnisse können als Hypothese für einen idealen Lokaljournalismus im Jahr 2041 gesehen werden sowie als Ausgangspunkt für die Entwicklung alternativer Zukünfte.
Weniger anzeigenIn den letzten beiden Dekaden haben rasante Fortschritte in den Bereichen der Computertechnologie und der künstlichen Intelligenz das selbstfahrende „autonome“ Kraftfahrzeug in greifbare Nähe gerückt. Im Verbund mit Digitalisierung und grüner Verkehrswende wird das automatisierte Fahren zu disruptiven Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und individuellem Mobilitätsverständnis führen. Auffällig ist, dass im wissenschaftlichen Diskurs und in der medialen Rezeption überwiegend zukünftige Anwendungen in urbanen Räumen sowie solche im Bereich des Individualverkehrs im Fokus stehen. Dabei werden gerade abseits der Ballungsräume innovative Mobilitäts- und Logistiklösungen benötigt, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen und auch zukünftig ein öffentliches Angebot zu erhalten. Die vorliegende zweiphasige Untersuchung setzt an diesem Punkt an. In der ersten explorativen Phase werden mittels Experteninterviews mögliche Anwendungsfelder für automatisierte ÖPNV- und Logistiksysteme in ländlichen Räumen analysiert. Ferner werden die potenziellen Auswirkungen automatisierter Systeme auf die ländliche Gesellschaft untersucht. In der zweiten Phase werden durch eine Delphi-Befragung zeitliche Prognosen und Eintrittswahrscheinlichkeiten zum Untersuchungsgegenstand ermittelt. Außerdem erfolgt die Bewertung von Einflussfaktoren, welche im ersten Teil der Untersuchung identifiziert wurden. Diese Arbeit skizziert folglich plausible Zukunftsbilder einer automatisierten ruralen Mobilität und Logistik und trägt mit dem erarbeiteten Verfahren zur Identifizierung und Gewichtung von Einflussfaktoren zur Weiterentwicklung der Methoden der Zukunftsforschung bei.
Weniger anzeigenDie vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Technologien in frühen Entwicklungsstadien, die im Rahmen der Technologievorausschau schwer zu bewerten sind, da anfangs nur sehr wenig Information zur Bewertung vorliegt und die Entwicklungsmöglichkeiten vielfältig sind. Zudem werden neue Technologie oft von einem Hype begleitet, der durch überzogene Erwartungen eine Bewertung zusätzlich erschweren kann. Gleichzeitig besteht ein stetiger Bedarf an technologierelevanter Information, um sowohl Chancen als auch Risiken einschätzen zu können und damit einen zielgerichteten Ressourceneinsatz zu gewährleisten. Im Rahmen dieser Problemstellung fragt die Arbeit, ob ein nach Entwicklungsstadium differenzierter Ansatz helfen kann, Technologie speziell in frühen Entwicklungsstadien zu bewerten und rückt die Akteure dabei in den Fokus der Vorausschau. Die Arbeit stellt zwei Theorien in den Mittelpunkt: In den Science and Technology Studies werden unter dem Namen System Builder zentrale Akteure beschrieben, die den Technologiediskurs und das Ausbilden von Technologiepfaden und Innovationssystemen beeinflussen. In der Innovationsforschung geht das Lead User Konzept auf zentrale Akteure ein, die als Vorreiter der Innovationsadoption zukünftige Bedarfe einer breiteren Nutzerbasis antizipieren und selbst in den Innovationsprozess eingreifen. Basierend auf diesen beiden Theorien, den Theorien und methodischen Ansätzen der Technikwissenschaftlichen Vorausschau und der Innovationsforschung sowie den Ergebnissen leitfadengeführter Experteninterviews wird ein beispielhaftes methodisches Vorgehen für die Technologievorausschau in frühen Entwicklungsstadien vorgestellt. Dieses wird am Beispiel der beiden Technologien Blockchain und Quantum Computing zur Anwendung gebracht und bezüglich Machbarkeit und Nützlichkeit einer kritischen Bewertung unterzogen.
Weniger anzeigenDie vorliegende Forschungsarbeit legt offen, inwiefern Zukunftsbilder von Stadt heteronormativ geprägt sein können. Zukunftsbilder von Stadt reproduzieren gegenwärtige, implizite Normierungen. Werden diese nicht explizit hinterfragt, können Zukünfte von Stadt stillschweigend heteronormative Annahmen abbilden, die von der Dominanzgesellschaft als unveränderbar markiert sind. Diese schränken die Entwicklung alternativer Zukünfte ein. Als Untersuchungsgegenstand wurden Zukunftsbilder von Stadt analysiert, die im Futurium in Berlin ausgestellt sind. Queere Personen wurden in einer Gruppendiskussion mit den Ausstellungsartefakten konfrontiert. Ihre Äußerungen wurden mit einer strukturierenden Inhaltsanalyse qualitativ ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich queere Personen in den präsentierten Zukunftsbildern von Stadt nicht wiederfinden konnten. Es wurden sieben Themenkomplexe herausgearbeitet, die aus einer queeren Perspektive in den Zukunftsbildern durch die Grenzen von heteronormativem Denken limitiert sind. Weiterhin konnten queere Prozesse der Aneignung und queere Räume aufgezeigt werden, mit deren Integration die Zukunftsbilder queer-inklusiver gestaltet werden könnten. Queere Personen sollten strukturell in Entstehungsprozesse von Zukünften von Stadt integriert sein. Dies gilt auch für andere marginalisierte Personengruppen.
Weniger anzeigenDiese Arbeit löst die auf den ersten Blick bestehende Gegensätzlichkeit von Nostalgie und Zukunftsorientierung auf. Sie macht deutlich, welche Ähnlichkeiten zwischen Utopien und Zukunftsbildern – als Forschungsgegenständen der Zukunftsforschung – auf der einen Seite und reflexiver Nostalgie auf der anderen Seite bestehen. Es werden zwei Begriffe eingeführt, um diese Ähnlichkeiten zu verdeutlichen: ‘Nostalgiebilder‘ und ‘reflexive Retrotopien’. Diese können – so die These – insbesondere im Kontext kritischer Zukunftsforschung hilfreich sein: indem sie Zukunftsbilder bei der Dekonstruktion gegenwärtiger Weltbilder ersetzen; indem sie Zukunftsbilder durch ihre besondere Perspektive ergänzen; und indem sie durch ihre identitäts- und kreativitätsstärkenden Elemente den Imaginationsraum alternativer Zukünfte erweitern. Nicht zuletzt werden Nostalgiebilder auch methodisch konkretisiert und im Kontext der Causal Layered Analysis, einem Storytelling Ansatz für dekolonialisierte Zukünfte und der Zukunftswerkstatt als mögliches Werkzeug theoretisch verortet.
Weniger anzeigenDiese Arbeit befasst sich mit den möglichen Potenzialen von Utopien und utopischem Denken für eine kreative Politikgestaltung. Vor dem Hintergrund steigender Unsicherheiten und einer sich stetig verändernden Umgebung, wird die Politik zunehmend mit Zukunftsfragen konfrontiert, die sich nicht allein mit einer Strategie des ‚weiter wie bisher‘ bewältigen lassen. Inwieweit ließe sich utopisches Denken in den Policy-Making Prozess integrieren und welche Chancen und Hindernisse würden sich daraus ergeben? Die Basis dieser Arbeit bilden Interviews mit Experten und Expertinnen aus Politik und Politikberatung. Deutlich wird, dass utopisches Denken politische Entscheidungen beeinflusst, allerdings nie ersetzen kann. Utopien enthalten Kritik und zeigen Bedürfnisse und Möglichkeiten auf. Durch ihre richtungsweisende Funktion können sie unser Entscheiden und Handeln leiten und als Antrieb politischer Debatten genutzt werden.
Weniger anzeigenEin zentrales Ergebnis der Studie „100 Radical innovation breakthroughs for the future“ (RIBRI) (2019) ist die Annahme, dass zahlreiche Innovationen im Bereich „Künstlicher Intelligenz“ starke Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und Gesellschaft haben werden. Diese Arbeit umfasst eine qualitative Untersuchung, bei der einer der Datensätze der RIBRI-Studie auf denk- und handlungsleitende, geteilte Orientierungsmuster hinsichtlich einer Zukunft mit „Künstlicher Intelligenz“ untersucht wird. Der für die Analyse genutzte Leitbildansatz der Forschungsgruppe Umweltbildung fand aufgrund zahlreicher Anforderungen an die benötigte Datengrundlage bisher nur bedingt Anwendung. In der Arbeit wird eine Modifizierung vorgeschlagen, die eine transparente, nachvollziehbare Erstellung von Leitbildern für Datengrundlagen ermöglicht, die keine Faktoren- und Clusteranalysen hergeben. Diese Arbeit versteht sich daher nicht nur als Analyse von vorliegenden „KI-Leitbildern“ im oben genannten Projekt „Radical Innovation Breakthrough Inquirer“, sondern vor allem als Beitrag zur Weiterentwicklung der Methoden der Zukunftsforschung.
Weniger anzeigen„Fridays For Future“ ist eine globale soziale Bewegung von SchülerInnen und StudentInnen, welche sich für den Klimaschutz, insbesondere für die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens und des 1,5 º C-Ziels einsetzen. An Freitagen verweigern sie den Schul- bzw. Universitätsbesuch und demonstrieren öffentlich. Auf selbstgemachten Demonstrations-Plakaten drücken sie sich zum größten Teil metaphorisch aus. Es scheint, als wirken Vorstellungen über eine derzeitige und zukünftige Bedrohung mit einer gewissen Strahlkraft auf die metaphorischen Problembeschreibungen. Diese Arbeit analysiert die verwendeten Metaphern systematisch. Welche Aspekte werden durch die Metaphern besonders hervorgehoben, welche ausgegrenzt? Ziel ist es, mögliche Logiken im Umgang mit dem Klimawandel zu erkennen. Gleichzeitig ist diese Arbeit ein Versuch, die Relevanz von Metaphern für zukunftsorientiertes Forschen hervorzuheben. Neben einer theoretischen Beschreibung unterschiedlicher Methaphernarten zeigt die Arbeit den Einfluss von Metaphern auf Denken, Wahrnehmung und Handeln auf.
Weniger anzeigenDie Pfadabhängigkeitstheorie hat seit ihrer Entwicklung eine immense Erweiterung ihres Anwendungsgebietes erfahren. Mitte der 80er Jahre noch zur Erklärung von Sonderphänomenen in der neoklassischen Ökonomie erfunden, hat sich die Theorie inzwischen zu einem über die Wirtschaftswissenschaften hinausgehenden Ansatz zur Erklärung der Dialektik von Kontinuität und Wandel auch in der Zukunftsforschung etabliert. Dabei ist jedoch die konzeptionelle Weiterentwicklung der Theorie zu großen Teilen auf der Strecke geblieben – die Differenziertheit der Theorie wird ihren komplexen Anwendungsgebieten nicht gerecht. Auch ist keine klare Linie zu erkennen, dass sich spätere Autor*Innen auf frühere beziehen und deren Beiträge und Kritik nutzen. Diese Arbeit ist der Versuch einer Aufarbeitung. Dafür werden die Beiträge der deutschsprachigen Diskussion zur Theorie gesichtet, geordnet und kritisiert, um anschließend einen eigenen Beitrag anzuschließen. In Anlehnung an Jürgen Beyer, der in seiner Publikation „Pfadabhängigkeit ist nicht gleich Pfadabhängigkeit!“ vorschlägt, die stabilitätssichernden Effekte der Theorie zu differenzieren, wird vorgeschlagen, auch die Pfade und deren Pfadzusammenhänge zu differenzieren. Dafür wird das Vokabular von drei weiteren Konzepten fruchtbar gemacht, die sich mit Wandel auseinandersetzen: die Causal Layered Analysis von Sohail Inayatullah, die Multi-Level-Perspective nach Frank Geels und die longue durée von Fernand Braudel. Die Arbeit schließt mit ersten Anwendungsexperimenten der neu sortierten und differenzierten Pfadabhängigkeitstheorie.
Weniger anzeigenAuch wenn die gegenwärtig verbreiteten Anwendungen der Selbstvermessung vermehrt im Bereich Fitness, Gesundheit und Wellness zu verorten sind, geht das Prinzip bzw. das Potenzial der digitalen Selbstvermessung weit darüber hinaus. Alles um das Selbst ist prinzipiell vermessbar, in Daten zu übersetzen und damit potenzielles Ziel der Quantifizierung. Aus dem zunehmenden Absatz wie auch der Nachfrage nach digitalen Selbstvermessungstechnologien, der Bildung von Bewegungen wie Quantified Self und der Pluralität der Anwendungsmöglichkeiten ergibt sich ein kontroverses Feld verschiedenster Stakeholder und Einzelanwender*innen mit höchster Relevanz für Konzepte der Subjektivierung. Ob diese Konzepte langfristig noch funktionieren oder sich die auf Statistiken basierende Form der modernen Subjektivierung durch die Singularisierung auflöst und höchst einzigartige, nicht vergleichbare Lebewesen hinterlässt, wird hier soziologisch untersucht. Den Fragen soll mit zweierlei Ansätzen nachgegangen werden: Die Konzepte der Gouvernementalität nach Foucault bieten eine weite Wissensbasis und etablierte Ansätze zum Umgang mit Zahlen, Statistiken und Daten im Hinblick auf Individuum und Gesellschaft. Dem gegenüber steht Kucklicks Konzept der granularen Gesellschaft, welches eine Auflösung aktueller sowie die Bildung neuer gesellschaftlicher Strukturen ankündigt. Über die Darstellung der technischen Möglichkeiten wie auch (utopischer) Zukunftsvisionen der Nutzer*innen-Avantgarde und die soziologische Analyse zeigt sich schließlich: Trotz des nicht zu unterschätzenden disruptiven Potenzials individualisierter Digitaltechnologien ist keine Auflösung basaler Gesellschaftsstrukturen abzusehen, die Prozesse der Subjektivierung sind weiterhin mit den Ansätzen der Gouvernementalität erfassbar. Somit kann die aktuelle Entwicklung hier eher als neuer Höhepunkt der statistischen Wissensproduktion beschrieben werden. Durch die Aufklärung gesellschaftlicher Dynamiken und die Avisierung möglicher zukünftiger Konsequenzen leistet der soziologische Ansatz einen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskursanalyse und generiert damit potenzielles Zukunftswissen für einen Umgang mit individualisierten Digitaltechnologien auf politischer, organisationaler wie auch individueller Ebene.
Weniger anzeigenNach dem Pisa-Schock hat die frühe Bildung in Kindertagesstätten (Kita) eine Aufwertung erfahren. Kognitiv-anregende Interaktionen der Erzieherinnen haben dabei besonders positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kinder. Seit Jahren gibt es Fortbildungen zu diesem Thema, jedoch ohne direkte Verbesserung der Interaktionsprozesse in den Kitas selbst. Für die Zukunftsforschung stellen solche Phänomene ein interessantes Untersuchungsfeld dar, um die Hemmnisse von zukunftsrelevanten Denkweisen und Innovationen in sozialen System zu erforschen und mit geeigneten Maßnahmen zur Förderung dieser beizutragen. Zentrale Forschungsfrage dieser Thesis ist deshalb wie bei gegebener sozialer Netzwerkstruktur und unter Berücksichtigung der individuellen Einstellungen die Akzeptanz von zukunftsrelevanten Denkmustern in Kleingruppen gefördert werden kann. Aufbauend auf dem Modell „InnoMind“ konnte eine agentenbasierte Modellierung für die Analyse integraler Zukünfte erstellt werden. Dabei wurden unterschiedliche Aspekte aus den vier Quadranten: I (Einstellung), It (Verhalten), We (soziale Beziehungen), Its (Meinungsaustausch) abgebildet und dessen komplexe Wechselwirkungen in Beziehung gesetzt. Innerhalb der Simulation wurde eine Kita mittels eigens erhobener, empirischer Daten simuliert und unterschiedliche Maßnahmen zur Förderung von innovativen Interaktionsformen getestet. Zur Verifizierung wurde zudem eine fiktive Kita simuliert und die Ergebnisse beider miteinander verglichen. Die genaue Betrachtung der Simulationsergebnisse trug zum Verständnis bei, unter welchen Umständen die gegenwärtige Struktur mentaler Repräsentationen, psychologischer Motive und sozialer Einfluss Einschränkungen bei zukünftigen Möglichkeiten für organisatorische Veränderungen hervorrufen können.
Weniger anzeigenScientists and philosophers have been thinking about the importance of desires for decades and centuries. Yet, no studies could be found that empirically examined the essence of this phenomenon. Evidently it was necessary to carry out a preliminary study to explore the importance of desires for students and the conceptual differentiation to similar terms such as hope, longing, and will, based on semi-standardized interviews. The results were taken as a starting point for a survey on individual desire-habits introduced in this thesis. The driving force behind this project is not only to implement a basic research about desires but also to find repercussions on pedagogy eventually, namely how to develop desire-competences, as desires are seen as a fundamental motivating force. Various theses based on theoretical considerations build the groundwork for the empirical survey: for instance the different roles of possible co-players involved in the desire-process. A close look at desires reveals that various types exist, such as short- and long-term desires, as well as preceded desires and ritualized desires. Those are to be differentiated on behalf of an appropriate analysis. Also different subject areas that explore the desire-phenomenon have developed different perspectives. These will help getting an extensive understanding on the phenomenon. Aside from desire research one can find important hints for the connection between individual and desires, too. Therefore a closer look on theories about personality development, socialization, and the peculiarity of emotions was taken. Based on problem centered interviews lead with students and analyzed by the reconstructive 'Documentary Method' two types of wishers were identified. The first one being the 'structured, emotional, and integrated' type, who knows precisely where own desires originate from and what the priorities of future desires are. The desires of the affected are marked by reflected emotions and are a natural part of their everyday life. Whereas on the other hand the 'diffuse, distant, and exclusive' type does not know about desire origins and also keeps an emotional distance to the mentioned desires which makes it impossible to find a hierarchy for them. A recurrent concern of the latter type is also the distancing from wishes that are assumed to be usual and considering oneself as an exclusive wisher. The present study can be seen as a first step towards an empirically based desire research. As there was such a small sample, however no output generalization was possible. Further surveys have to be carried out to gain a more solidly grounded theory. Hitherto the assumption of a connection between personality and types of wishers could be confirmed provisionally and presented in detail on a subject related level.
Weniger anzeigenSmart City Visionen dienen der Antizipation urbaner Zukunft als Leitmotiv. In dieser Arbeit wird der visionäre Diskurs einer zukünftigen Smart City Berlin analysiert. Ihr Untersuchungsgegenstand setzt sich zusammen aus Strategiepapieren, Stadtentwicklungskonzepten und Studien, denen gemein ist, dass sie an der narrativen Konstruktion der Berliner Smart City Vision mitwirken. Aufbauend auf der Exploration des theoretischen Fundaments der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Zukunft, zielt der hier vorgestellte Ansatz einer diskursanalytischen Zukunftsforschung darauf ab, die wissenstheoretische sowie gesellschaftshistorische Genese des visionären Smart City Diskurses herauszuarbeiten. Letztlich stellt diese Arbeit den Versuch dar, das Verständnis des konstitutiven Wechselspiels zwischen visionären Diskursen und Zukunftsgestaltung - zwischen Wissen und Macht - zu vertiefen.
Weniger anzeigenAusgehend von einem Sprachverständnis (post)strukturalistischer Ansätze und insbesondere von Roland Barthes werden Zukunftsbilder als gegenwärtige sprachliche Konstruktionen untersucht. Sprache wird dabei als grundlegend differentiell, konventionell und präfigurativ verstanden. Sie setzt einen Denkrahmen, der auch Zukunftsbilder prägt. Anhand Barthes’ Begriff der Doxa als dominanter, sich als ‚natürlich’ setzender Diskurs wird Plausibilität als durch diesen Denkrahmen gestützt verstanden. Entsprechend schreiben plausible Zukunftsbilder den jeweiligen Denkrahmen fort. Anhand textanalytischer Verfahren werden Möglichkeiten untersucht, über die Distanzierung zu diesem Denkrahmen Anregungen für andere Setzungen zu schaffen. Zudem wird deren sprachliches Gestaltungspotenzial betrachtet.
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