Diese Arbeit löst die auf den ersten Blick bestehende Gegensätzlichkeit von Nostalgie und Zukunftsorientierung auf. Sie macht deutlich, welche Ähnlichkeiten zwischen Utopien und Zukunftsbildern – als Forschungsgegenständen der Zukunftsforschung – auf der einen Seite und reflexiver Nostalgie auf der anderen Seite bestehen. Es werden zwei Begriffe eingeführt, um diese Ähnlichkeiten zu verdeutlichen: ‘Nostalgiebilder‘ und ‘reflexive Retrotopien’. Diese können – so die These – insbesondere im Kontext kritischer Zukunftsforschung hilfreich sein: indem sie Zukunftsbilder bei der Dekonstruktion gegenwärtiger Weltbilder ersetzen; indem sie Zukunftsbilder durch ihre besondere Perspektive ergänzen; und indem sie durch ihre identitäts- und kreativitätsstärkenden Elemente den Imaginationsraum alternativer Zukünfte erweitern. Nicht zuletzt werden Nostalgiebilder auch methodisch konkretisiert und im Kontext der Causal Layered Analysis, einem Storytelling Ansatz für dekolonialisierte Zukünfte und der Zukunftswerkstatt als mögliches Werkzeug theoretisch verortet.
This paper challenges the seemingly contradictory notion between nostalgia (as past-oriented) and futures (as future-oriented). Reflective nostalgia, as a form of future-oriented nostalgia, fractures this contradiction and therefore provides an entry point for rethinking nostalgia from within futures studies. Images of the future (and utopias) – the research objects of futures studies – are compared with images of nostalgic pasts. Two new terms are defined to illustrate the similarities between them: ‘nostalgia images’ (Nostalgiebilder) and 'reflective retrotopias'. They are proposed – specifically in the context of critical futures studies – as (1) potential replacements for images of the future in deconstruction processes, (2) as complementary perspectives to images of the future, and (3) as creative and identity-strengthening tools for expanding the range of imagined alternative futures. Finally, nostalgia images are discussed in their potential benefit for several futuring methods, specifically the causal layered analysis, a storytelling approach for decolonized futures, and the futures workshop (Zukunftswerkstatt).