Bei der Gestaltung neuer Produkte werden durch die herstellende Person Wertvorstellungen und -annahmen in das Produkt übertragen und so die Handlungsmöglichkeiten der Nutzenden determiniert. Geht man davon aus, dass sich Mensch und Technik wechselseitig beeinflussen, bedeutet die Integration einer neuen technologischen Anwendung ins soziotechnische System deshalb immer die Beeinflussung gesellschaftlicher Praktiken und Werte durch den spezifischen Entwurf und damit letztendlich durch die herstellende Person. Produktgestaltung hat also immer eine ethische und soziale Dimension. Diese Arbeit leitet daraus eine Verantwortung der Gestaltenden ab, nicht nur die eigenen, sondern auch die Wertvorstellungen möglicherweise betroffener Personen zu berücksichtigen. Sie konzipiert deshalb eine Vorgehensweise zur Reflexion möglicher ethischer und sozialer Folgen in der Produktgestaltung. Dafür wird auf Ansätze aus den Designwissenschaften und der Zukunfts-forschung zurückgegriffen: Einerseits dem Prototyping und andererseits der Entwicklung soziotechnischer Zukünfte. Die Idee ist, gemeinsam mit direkten und indirekten Stakeholdern ausgehend von einem fiktional bereits existierenden Produkt, einem sogenannten diegetischen Prototyp, Zukunftsvorstellungen zu entwerfen. Diese Zukunftsvorstellungen können dann auf Weltanschauung, Wünschbarkeit und mögliche Konfliktpotentiale untersucht werden. Die Erkenntnisse aus diesem Reflexionsprozess werden in den Gestaltungsprozess integriert und erweitern so den gestalterischen Möglichkeitsraum um die Perspektiven der Stakeholder.
By designing new products, values and assumptions of the designer are transferred into the product, thereby determining the potential actions of the users. Assuming that humans and technology mutually influence each other, the integration of a new technological application into the socio-technical system always entails an impact on societal practices and values through the specific design. Product design, therefore, inherently possesses an ethical and social dimension. This work deduces a responsibility for designers to consider not only their own values but also those of potentially affected others. Accordingly, it conceptualizes an approach for reflecting on potential ethical and social consequences in the design process. To achieve this, it draws on concepts from design sciences and future studies, specifically prototyping and the development of socio-technical futures. The idea is to collaboratively imagine possible futures with direct and indirect stakeholders based on a fictionally existing product, a so-called diegetic prototype. These envisioned futures can then be examined in terms of worldview, desirability, and potential conflicts. The insights gained from this reflexion are integrated into the design process, expanding the design space by including the perspectives of the potentially affected others.