In Anbetracht der gegenwärtigen Krisenkomplexität haben aktuelle Zukunftsbilder das Potential, Ängste und Aversionen auszulösen, sodass eine Vermeidung der Auseinandersetzung mit Zukünften die Folge sein kann. In diesem Zusammenhang wird im Feld der Zukunfts- und Transformationsforschung eine verstärkte Auseinandersetzung mit Emotionen gefordert. Die Effekte von Emotionen auf individuelle und kollektive Perspektiven der Krisenbewältigung und Zukunftsgestaltung stehen hierbei im Fokus. Innerhalb der deutschsprachigen Zukunftsforschung blieb die professionelle Einbeziehung von Emotionen bislang überwiegend unberücksichtigt. Die Arbeit untersucht, inwiefern Emotionen das Denken und Gestalten von Zukünften beeinflussen können. Psychologische, neurowissenschaftliche und lerntheoretische Perspektiven werden herangezogen, um das Verständnis von emotionalen Dimensionen in Antizipation und Reflexion von Zukünften zu vertiefen. Es zeigt sich, dass Emotionen untrennbarer Bestandteil von Prospektionen sind, d.h. dass ein Denken über Zukünfte ohne emotionale Beteiligung nicht möglich ist, als auch, dass Emotionen die Art und Weise prägen, wie über Zukünfte gedacht wird. In der Arbeit werden die Begriffe des „Zukunftsmutes” und der „emotional futures literacy” entwickelt. Insbesondere durch den Bezug zu transformativen Lerntheorien werden theoretische und praktische Implikationen für eine zeitgenössische, kritische Zukunftsforschung abgeleitet. Durch die Integration der Reflexion von Emotionen kann die Auseinandersetzung mit der Bedrohung von wünschenswerten Zukünften unterstützt und nachhaltig demokratische Entwicklungsperspektiven können eröffnet werden.
In view of the current complexity of the crisis, current images of the future have the potential to trigger fears and aversions, which can result in avoiding dealing with futures. In this context, the field of futures and transformation research calls for an increased focus on emotions. The focus here is on the effects of emotions on individual and collective perspectives of crisis management and shaping the future. Within German-language futures research, the professional inclusion of emotions has so far remained disregarded. The thesis examines the extent to which emotions can influence the thinking about and shaping of futures. Psychological, neuroscientific and learning theory perspectives are used to deepen the understanding of emotional dimensions in anticipation and reflection of futures. It is shown that emotions are an inseparable part of prospecting, i.e. that thinking about futures is not possible without emotional involvement, as well as that emotions shape the way futures are thought about. The concepts of “future courage” (Zukunftsmut) and “emotional futures literacy” are developed. Through the reference to transformative learning theories, theoretical and practical implications for contemporary, critical futures research are derived. By integrating the reflection of emotions, dealing with the threats to desirable futures can be supported and sustainable democratic development perspectives can be opened up.