Der Zivile Friedensdienst ist ein neues entwicklungspolitisches Instrument, das die rot-grüne Bundesregierung nach dem Machtwechsel 1998 aufgelegt hat, um den Kanon der entwicklungspolitischen Instrumentarien um eine friedensfördernde und konfliktbewältigende Komponente zu bereichern. Vorausgegangen war diesem Schritt ein langjähriger Vorbereitungsprozess, den deutsche und internationale Nichtregierungsorganisationen und Gruppen der Friedensbewegung betrieben hatten. Diese wollten schon seit den 70er Jahren neben militärischen Interventionsformen gewaltfreie zivile Strukturen aufbauen, um bei internationalen Krisen und gewaltförmigen staatlichen Konflikten präventiv oder reaktiv eingreifen und - ausgehend von der lokalen Zivilgesellschaft - Frieden von der Gesellschaftsbasis aus fördern zu können. Der Völkermord, der 1994 in Ruanda ca. 800.000 Tutsi und opositionelle Hutu das Leben gekostet hatte, war ein wichtiger Faktor dafür, dass sich diese konzeptionellen Bemühungen um zivile Formen der Krisenprävention in der ganzen westlichen Welt, aber auch in Deutschland mehr Gehör verschaffen und letztlich zu staatlich geförderten Strukturen verdichten konnten. Fehlende demokratische Strukturen, ökonomische Misswirtschaft und auf ethnische Spaltung und ausgrenzende ideologische Konzepte haben die ruandische Regierung vor 1994 unter den Augen der Weltöffentlichkeit einen Genozid vorbereiten lassen, der in puncto Radikalität und Effizienz innerhalb weniger Wochen bislang historisch ohne Vergleich steht. Ruanda galt bis 1994 als ein Musterbeispiel funktionierender und fruchtbarer Entwicklungszusammenarbeit mit westlichen Gebern. Milliarden Dollar wurden in Aufbau- und Strukturentwicklungsprogramme investiert, ohne dass den Geberstaaten die Vorbereitungen zur gewaltsamen Eskalation offensichtlich geworden sein wollen. Die Verflechtung zwischen Entwicklungsförderung und Aufrüstung sind seither ein wichtiges Forschungsfeld für die internationale Entwicklungstheorie geworden. Untersuchungen über ungewollte, aber umso bedeutsamere negative Auswirkungen der Entwicklungszusammenarbeit bestimmen den heutigen Tenor der Forschung über die Effizienz von Entwicklungsförderung. Am Fallbeispiel Ruanda lässt sich also exemplarisch aufzeigen, welche Bedingungsfaktoren das Entstehen von gewaltsamen, ethnisierten politischen Krisen, wie sie in Afrika häufig auftreten, fördern. Aus der Analyse der Verflechtung von Gewaltstrukturen und internationaler Entwicklungszusammenarbeit lässt sich ableiten, welche Fehler der Vergangenheit zukünftig in der Kooperation mit Empfängerstaaten vermieden werden müssen, und welche neuen Formen der Entwicklungsförderung im Sinne einer Friedenssicherung angezeigt sind. Am ruandischen Beispiel kann dann aufgezeigt werden, wo der zivile Friedensdienst als neues Instrument der zivilen Konfliktbearbeitung komplementär zu den übrigen Formen der Entwicklungszusammenarbeit agieren sollte, und wo faktisch seine Grenzen liegen.
After the change of political power in Germany in 1998, the coalition of a social democrat and green government has adopted a new instrument in the field of development policy, called "Civil Peace Service". The new approach was de- signed to enrich the so far established methodological framework of development-strategies by a component of peace-building and conflict- resolution. This step had been prepared by a long lasting attempt of German and international Nongovernmental Organizations and initiatives of the peace movement, who had already demanded a reform of the German federal development policy since the 1970ies. They wanted to create structures of non-violent civil intervention in crisis-environments, as complementary tools to the usually employed military strategies of conflict-management. The new approach should be used by representatives of the civil society and act in a preventive or reactive manner, trying to build up structures for peace on a grassroot- level. Although Rwanda had always been regarded as a positive example of development cooperation, the local government had been able to prepare the 1994 genocide which arose in a radical manner and effectiveness, so far unseen by history. The lack of democratic structures, economic mismanagement and the degree of ethnic and ideological division had not been taken serious by the international donor community, even though closest contact with the local population and government was given while spending billions of dollars on cooperation projects. Since 1994 the correlation between the mechanisms of international development cooperation on one side and the possibility of an unnoticed preparation for the genocide by the Rwandan government on the other have become an important field of research for development theory. Today most of the analysts do research on unwanted negative or even destructive side effects caused by well-meaning development enterprises. Rwanda is a very rich object for the analysis of those underlying causes that promote the rise of violent ethnic political crises which are so common in Africa. From studying the interdependence of structures of violence and the mechanisms of international development cooperation, a set of recommendations can be deducted to list mistakes from the past and show up new approaches for future strategies to ensure a more sustainable policy of conflict resolution and crisis prevention. Rwanda can hereby serve as a role model for the use of the Civil Peace service as a new instrument for civil conflict resolution, complementary to the usual framework of development approaches, and it can show up the new concept's possibilities and boundaries.