Dieser Aufsatz behandelt die Entstehung von Antikensammlungen im Rom der Renaissancezeit vor dem Hintergrund der mittelalterlichen Tradition der Spoliierung. Insbesondere wird untersucht, was Salvatore Settis und Kathleen Wren Christian zu unserem Verständnis der politischen und sozialen Funktion von Sammlungen und ihrer Beziehung zu früheren Präsentationsformen beigetragen haben. Der Aufsatz verbindet die Untersuchung der Renaissance-Sammlungen mit umfangreicheren Betrachtungen über die Bewahrung der Altstadt, die Präsentation christlicher Altertümer und anderer Sammlungen der italienischen Halbinsel.
Weniger anzeigenThema des Artikels sind die Arbeits-, Transport- und Lagerungsprozesse, die sich bei der Niederlegung des antiken römischen Septizoniums ereigneten. Die Beispiele der Verbringung der Baumaterialien Peperin, Travertin und Marmor vom Septizonium zu verschiedenen Bauplätzen wie etwa der lavatore del Termine unterstützen die Hauptthese des Artikels. Diese lautet, dass die Wiederverwendung und der Wiederverbau der freigewordenen Baumaterialien des Septizoniums auf rationalen, ökonomischen und utilitaristischen Gründen beruhen. Hauptquellen sind das conto misura et stima Domenico Fontanas und das Transport-libretto des Giovan Pietro. Der Artikel behandelt den Prozess der Niederlegung, die Arbeitsprozesse, die Arbeitsökonomie und die Zwischenlagerung. Die Frage des Transports der Baumaterialien wird anhand volumetrischer Angaben und der Bewegung durch das neu angelegte Sixtinische Straßensystem analysiert.
Weniger anzeigenDer Beginn des Mittelalters (5.–6. Jahrhundert) ging in Rom mit einer starken Entvölkerung einher, in deren Zuge die Einwohnerzahl um mindestens neunzig Prozent zurückging. Darüber hinaus übernahm ab Mitte des 8. Jahrhunderts das Papsttum die Stadt und das zusammen mit den Baudenkmälern der Kaiserzeit geerbte, flächendeckende Straßensystem. Letzteres war noch lange Zeit in einem guten Zustand und Schilderungen seiner wichtigsten Straßenverläufe finden sich in zehn Routenbeschreibungen des Itinerarium Einsidlense. Im Spätmittelalter wurde das römische Straßensystem entsprechend den Bedürfnissen päpstlicher Prozessionen und großer öffentlicher Zeremonien reorganisiert und mit neuen Verläufen sowie durch Anhebung des Straßenniveaus in das neue Straßensystem integriert. Die dabei verwendeten Techniken reichten von einfachen Erdaufschüttungen über Kopfsteinbelag bis hin zu aufwendigeren Pflasterungen aus Lavastein, das man aus antiken Straßenpflasterungen zurückgewonnen hatte.
Weniger anzeigenDieser Aufsatz befasst sich mit der Wiederverwendung antiker Werkstücke, insbesondere von Kolonnaden (Basis, Schaft, Kapitell, Architrav), die im hochmittelalterlichen Rom wegen der Qualität ihrer Bearbeitung oder wegen ihres kostbaren und farbigen Materials geschätzt wurden. Neben der Funktion als Baumaterial wird der ostentative, ‚antiquarische‘ Einsatz von Spolien beleuchtet, bei dem die Aufmerksamkeit auf antike ‚Ausstellungsstücke‘ gelenkt wurde. Im letzten Teil des Beitrags geht es um die Wiederverwendung ganzer Gebäudeteile als Raumspolien im Spannungsfeld zwischen Prachtentfaltung und Ökonomie.
Weniger anzeigenDieser Artikel bietet eine Übersicht über den Einsatz von Spolien in Rom zwischen dem 4. und dem 13. Jahrhundert n. Chr. Er zeigt auf, wie mit dem Konstantinsbogen und der Basilica Lateranensis eine Tradition von Bedeutungsbezügen und Strategien der Spolienverwendung begründet wurde. Darüber hinaus behandelt der Artikel die offizielle Haltung hinsichtlich des Bewahrens antiker Bauwerke im monumentalen Zentrum Roms in der ersten Hälfte des 5. Jh. n. Chr., auch wenn davon auszugehen ist, dass die Umnutzung öffentlicher Gebäude erst im 6. Jh. n. Chr. zu einer gängigen Praxis wurde. Zwischen dem 6. und 8. Jh. n. Chr. entstanden im Umfeld der größeren Gebäuderuinen einzelne Siedlungsinseln in Rom. Später, in karolingischer Zeit erlangte die Stadt eine neue Geschlossenheit, und es wurden mehrere große Kirchenbauten errichtet. Diese Bauprojekte erforderten die systematische Spoliierung von Marmor. In der Zeit der Romantik wuchs die Stadt durch die Errichtung einer großen Basilika, für deren Bau Marmor in der Peripherie der antiken Stadt gesucht werden musste, sogar noch schneller an. Zu dieser Zeit existierte ein professionalisiertes Unternehmen für die Spoliierung und Umarbeitung antiker Werkstücke aus Marmor: die Werkstatt der Cosmaten.
Weniger anzeigenDie antike Landschaft Algeriens – Überreste von Städten, Festungen, Villen – war einer radikalen Veränderung durch die französische Armee ausgesetzt, als diese 1830 in das Land einfiel und eine große Anzahl von Truppen, Hilfskräften und später Kolonisten mit sich brachte und zu versorgen hatte. Für die nun nötigen Bautätigkeiten wurden Materialien aus Römischen Ruinen neu genutzt. Das französische Offizierskorps und ebenso die Beamten hatten oft eine klassische Ausbildung genossen, weshalb ihre Berichte über Entdeckungen und Zerstörungen der Altertümer sehr umfangreich ausfallen. Dennoch erforderten die Bedürfnisse der Kriegstechnik und der kolonialen Siedlungstätigkeit – Straßen, Schienen, Krankenhäuser, Kasernen – die Zerstörung eines großen Teils des römischen Algeriens. Ohne den Guerilla-Krieg, welcher das Land über Dekaden verwüstete und eine anhaltende Nutzung von Festungen erforderte, wären vermutliche viele Überreste der Römer unversehrt geblieben.
Weniger anzeigenArchäologen, die im nordwestlichen Marokko (der einstigen römischen Provinz Mauretania Tingitania) arbeiten, überrascht die häufige Verbindung von präislamischen archäologischen Stätten mit muslimischen Heiligtümern (Schreinen). Zwar befassen sich einige Untersuchungen mit dem Marabutismus, einer Ausprägung der Volksfrömmigkeit in Marokko, doch wurden muslimische Schreine nur selten vor dem Hintergrund ihres archäologischen Kontextes untersucht. Der Beitrag befasst sich erstens mit Heiligen und Heiligtümern in Marokko und widmet sich dabei zweitens sechs Fallstudien in Nordwest-Marokko (Lixus, Zilil, Thamusida, Chella, Banasa und Hajar al-Nasr) mit dem Ziel zu beleuchten, wie sich die gegenwärtige kultische Nutzungsphase, d. h. die Schreine, sich räumlich und architektonisch auf die sie umgebenden und unter ihnen liegenden archäologischen Überreste beziehen.
Weniger anzeigenDie im Beitrag vorgestellten Beispiele belegen eine intensive Verwendung römischer Spolien zur Zeit der frühosmanischen Herrschaft über Tripolis. Während dieser Epoche kam es aus den unterschiedlichsten Gründen zu einer Weiterentwicklung des Stadtbildes. Der Beitrag befasst sich weniger mit der Verwendung von Spolien als Baumaterial in den wichtigsten islamischen Bauten (Moscheen) als vielmehr mit dem Einsatz von Spolien zum Zweck der Bewahrung und dauerhaften Sichtbarmachung der auf die römische Zeit zurückgehenden Stadtstrukturen. Ein besonders aufschlussreiches Beispiel ist das Tetrapylon des Marc Aurel im römischen Tripolis (Oea) und dessen architektonisches/städtebauliches „Zitat“ in Gestalt der Kreuzung von ArbaŹ¾ Arsat, die im arabischen und osmanischen Tarabulus als die „Vier Säulen“ bezeichnet wurde – offensichtlich ein formales und funktionales Abbild des römischen Vorbildes. Auch wenn die Anlage auf die Zeit vor der türkischen Herrschaft zurückgeht, gewann sie in frühosmanischer Zeit deutlich an Symbolkraft.
Weniger anzeigenDer Beginn der Arbeiten am Neubau von St. Peter in Rom stellt ein bedeutendes Ereignis innerhalb der allgemeinen Bauaktivitäten dar, welche die Päpste nach ihrer Rückkehr aus dem Exil in Avignon förderten. Für die enorme Größe des Bauwerkes wurde eine große Menge an Baumaterial benötigt, was oftmals einen Eingriff in die antike Bausubstanz Roms zur Folge hatte, um dieses Material als Spolien zu nutzen. Ein genauerer Blick auf die für Neu-St. Peter genutzten Spolien zeigt jedoch, dass noch intakte antike Baustrukturen dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden; vielmehr wurden die Überreste aus bereits zerstörten Monumente entnommen und zum Vatikan transportiert. Dies schuf gleichzeitig neuen Freiraum im Zentrum von Rom, welches von der inzwischen wieder stetig wachsenden Bevölkerung neu aufgebaut wurde.
Weniger anzeigenDer vorliegende Aufsatz stellt die technischen und logistischen Aspekte der Spolienverwendung im frühneuzeitlichen Rom in den Mittelpunkt. Ganz unabhängig von den künstlerischen, konzeptionellen und politischen Intentionen, die mit dem Einsatz von Spolien verfolgt wurden, stellen sich praktische Fragen, etwa danach, wie ein Säulenschaft transportiert und aufgerichtet wird, wo man Handwerker findet, die Marmor bearbeiten können, oder welche Kosten zu erwarten sind. Zudem beleuchtet der Aufsatz die Expertise, die sich nach und nach im Umgang mit Spolien ausbildete. Hierzu wird ein wenig beachteter Teil aus Sebastiano Serlios siebtem Buch beleuchtet, in dem es ganz praktisch um das Entwerfen und Planen mit Spolienmaterial geht.
Weniger anzeigenIn diesem Beitrag wird die Umverteilung und Wiederverwendung römischer Inschriften im nordafrikanischen Maghreb von der Spätantike bis in die Kolonialzeit untersucht. Im Mittelpunkt steht dabei der sich mit der Zeit wandelnde Umgang mit den Inschriftenträgern und den Texten.
Der Artikel untersucht das Phänomen der Wiederverwendung antiker Baumaterialien im mittelalterlichen Ifriqiya. Die historischen Chroniken und geographischen Texte heben oft die Bedeutung und den Umfang des Handels mit Marmor und anderen Materialien hervor, die den antiken Stätten entnommen wurden. Eine aufmerksame Untersuchung juristischer Texte lässt erkennen, dass sich die Rechtsgelehrten schon sehr früh mit der Frage beschäftigt haben, wie die geläufige und lukrative Praxis reguliert werden könnte. In archäologischer Hinsicht ist jedes wiederverwendete Objekt genau zu analysieren, um voreilige und irreführende Schlussfolgerungen zu vermeiden. Das wird anhand der Inschriften demonstriert, die im Mihrab der Großen Moschee von Kairouan bzw. in der al-Kasr-Moschee in Tunis gefunden worden sind.
Weniger anzeigenDer vorliegende Band nimmt am Beispiel Roms und des Maghreb übereinstimmende und kontrastierende Modi der Aneignung materieller Hinterlassenschaften der Antike in den Blick. Während sich beide Räume politisch und kulturell in unterschiedliche Richtungen bewegen, wird die Antike alternativ als eigene oder fremde Vergangenheit konstruiert. Der pragmatische Zugriff zeitigt strukturell ähnliche organisatorische, logistische und rechtlichlenkende Praktiken.
Weniger anzeigenDer vorliegende Band nimmt am Beispiel Roms und des Maghreb übereinstimmende und kontrastierende Modi der Aneignung materieller Hinterlassenschaften der Antike in den Blick. Während sich beide Räume politisch und kulturell in unterschiedliche Richtungen bewegen, wird die Antike alternativ als eigene oder fremde Vergangenheit konstruiert. Der pragmatische Zugriff zeitigt strukturell ähnliche organisatorische, logistische und rechtlichlenkende Praktiken.
Weniger anzeigen