Archäologen, die im nordwestlichen Marokko (der einstigen römischen Provinz Mauretania Tingitania) arbeiten, überrascht die häufige Verbindung von präislamischen archäologischen Stätten mit muslimischen Heiligtümern (Schreinen). Zwar befassen sich einige Untersuchungen mit dem Marabutismus, einer Ausprägung der Volksfrömmigkeit in Marokko, doch wurden muslimische Schreine nur selten vor dem Hintergrund ihres archäologischen Kontextes untersucht. Der Beitrag befasst sich erstens mit Heiligen und Heiligtümern in Marokko und widmet sich dabei zweitens sechs Fallstudien in Nordwest-Marokko (Lixus, Zilil, Thamusida, Chella, Banasa und Hajar al-Nasr) mit dem Ziel zu beleuchten, wie sich die gegenwärtige kultische Nutzungsphase, d. h. die Schreine, sich räumlich und architektonisch auf die sie umgebenden und unter ihnen liegenden archäologischen Überreste beziehen.