Hintergrund: Bei Patient*innen mit onkologischen Erkrankungen steigt die Nachfrage für komplementärmedizinische Verfahren. Hierzu gehören äußere Anwendungen wie beispielsweise wärmende Schafgarbe-Leberkompressen, welche in naturheilkundlichen Konzepten häufig zusätzlich während onkologischer Therapien angewandt werden. Patient*innen mit onkologischen Erkrankungen leiden häufig unter Tumor-assoziierter Fatigue (TF). Diese wird mit einer Dysregulation des Autonomen Nervensystems (ANS) und Veränderungen der Herzratenvariabilität (HRV) in Zusammenhang gebracht.
Ziel: Untersuchung der Auswirkung der äußeren Anwendung von Schafgarbe-Leberkompressen auf die Aktivität des ANS mittels HRV-Analyse bei Patient*innen mit Tumor-assoziierter Fatigue bei metastasierter Tumorerkrankung, welche eine zweiwöchige Bestrahlungstherapie von ossären oder zerebralen Metastasen erhalten.
Methoden: In einer randomisierten Pilotstudie wurden Patient*innen mit Tumor-assoziierter Fatigue bei metastasierter Tumorerkrankung, welche im Rahmen ihrer onkologischen Therapie eine stationäre Bestrahlung von entweder ossären oder zerebralen Metastasen erhielten, in zwei Gruppen randomisiert: Eine Interventionsgruppe mit wiederholten Anwendungen von Schafgarbe-Leberkompressen und eine Kontrollgruppe ohne diese Anwendungen. Mittels 24-h-EKG wurden zu Beginn (T1) und zum Ende (T2) des zweiwöchigen Studienzeitraumes Daten für die Analyse der HRV erhoben und jeweils eine Tages- (d) und eine Nachtsequenz (n) extrahiert. Anschließend wurden die HRV-Parameter des Zeit- und Frequenzbereichs sowie der Nichtlinearen Dynamik analysiert.
Ergebnisse: Im Zeitraum von September 2017 bis August 2019 erfolgte die Randomisierung von 39 Patient*innen. Die Daten von 20 Patient*innen (10 Patient*innen pro Gruppe) gingen in die Auswertung ein. Zwischen den beiden Tagesmesssequenzen im Vergleich über die Zeit (T1dT2d) konnte in beiden Gruppen ein signifikanter Unterschied der HRV-Parameter beobachtet werden. In der Interventionsgruppe nahmen die HRV und die Komplexität der Regulation der Herzfrequenz ab, als Hinweis auf eine erhöhte Aktivität des Sympathischen Nervensystems (SNS). In der Kontrollgruppe hingegen nahmen die HRV und die Komplexität der Regulation der Herzfrequenz zu, als Hinweis auf eine erhöhte Aktivität des Parasympathischen Nervensystems (PNS). Im direkten Vergleich der beiden Gruppen zeigte sich kein signifikanter Unterschied in den HRV-Parametern, mit Ausnahme des zweiten Tagesmesszeitpunktes (T2d).
Zusammenfassung: In der Interventionsgruppe mit täglicher Anwendung von Schafgarbe-Leberkompressen wurde tagsüber eine Zunahme der sympathischen Aktivität beobachtet, in der Kontrollgruppe ohne äußere Anwendungen hingegen trat tagsüber eine Zunahme der parasympathischen Aktivität auf. Aufgrund von großen Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und Durchführung wurde die Studie vorzeitig beendet, dennoch lässt das Pilotergebnis einige Hypothesen zu. Eine Aktivitätssteigerung des SNS tagsüber könnte beispielsweise eine Verbesserung der Mobilisierung von Energieressourcen darstellen, durch welche die Patient*innen mit TF bei metastasierter Tumorerkrankung profitieren könnten. Insgesamt sind allerdings keine klaren Aussagen möglich und es gilt die aufgestellten Hypothesen in weiteren Studien zu überprüfen.
View lessHintergrund: Verbitterung ist eine komplexe Emotion und beinhaltet u.a. Frustrationen bis hin zu Aggressionen mit Rachegedanken. Der Zusammenhang zwischen Aggressionsphantasien im Rahmen von Verbitterungszuständen wird in der Forschung erwähnt, jedoch gibt es kaum empirische Forschungsergebnisse dazu, weshalb die vorliegende Untersuchung Neuland betritt.
Methode: Therapeuten*innen, die bei der Aufnahmeuntersuchung in einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik bei Patienten*innen Hinweise auf klinisch relevante Verbitterungszustände bzw. aggressive und/oder suizidale Phantasien wahrnahmen, führten mit dem Patienten bzw. der Patientin ein vertieftes Interview bezüglich Aggressionsphantasien durch. Zu dokumentieren waren die Art und Intensität der Aggressionsphantasien sowie das auslösende Ereignis (persönliche Herabwürdigung, öffentliche Demütigung, Vertrauensbruch, Tod/Verlust). Das vertiefte Interview bildete die Grundlage für weitere therapeutische Entscheidungen. Die Patienten*innen füllten den PTED-Selbstbeurteilungsfragebogen (Post-Traumatic-Embitterment-Disorder Selbstbeurteilung) sowie die SCL-90-R (Symptom-Checkliste-90-R) aus.
Ergebnisse: Im Erhebungszeitraum wurden 3300 Patienten*innen in der Abteilung für Verhaltensmedizin behandelt. 127 von den Patienten*innen (3,84%) berichteten über ausgeprägte Verbitterungsgefühle und/oder Aggressions- sowie Suizidphantasien. Davon gaben 83,5% aggressive Phantasien an. Es fand sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Verbitterungsintensität und den Aggressionsgedanken (r=0,25; p=0,017). Als häufigstes auslösendes Lebensereignis wurde persönliche Herabwürdigung (62,7%) genannt. Speziell Mobbing am Arbeitsplatz erwies sich als Risikofaktor für Aggressionsphantasien (χ2(3) = 44,2; p<0,001). Beim Vergleich der einzelnen Ereignisse (persönliche Herabwürdigung, öffentliche Demütigung, Vertrauensbruch) bezüglich soziodemographischer Daten, psychosomatischer Belastung und aggressiver Phantasien fand sich nur zwischen Verbitterung und öffentlicher Demütigung ein signifikanter Zusammenhang (t(101)=-2,07; p=0,041). Öffentliche Demütigung scheint somit als besonders belastend erlebt zu werden. In 94,1% der Fälle war das Aggressionsobjekt der Aggressor bzw. die Aggressorin selbst. 26,2% der Patienten*innen gaben an eine Person schädigen zu wollen und 12,6% lebensgefährdende Aktionen. Nur ein Drittel der Patienten*innen berichtete spontan über derartige Gedanken. Nach dem Urteil der Therapeuten*innen lag die relevante Umsetzungswahrscheinlichkeit der Phantasien bei 17,9%. 3,2% der Patienten*innen gaben Phantasien eines erweiterten Suizids an.
Diskussion: Die Daten bestätigen, dass Verbitterungsgefühle sowie Mobbingerleben im relevanten Umfang mit aggressiven Phantasien assoziiert sind und die dabei erlebte Ungerechtigkeit von besonderer Bedeutung ist. Die Art der Phantasien ist durchaus ernst zu nehmen, da bei bestimmten Rahmenbedingungen ein Ausagieren nicht ausgeschlossen werden kann.
View lessObjective: The term ‘primary dystonia’ is used to describe idiopathic or genetic cases of dystonia that are isolated and do not entail pathological changes. Primary dystonia, as opposed to secondary dystonia, has long been known to be lacking of any anatomical substrate. During deep brain stimulation (DBS) trajectory planning, however, we discovered T2-hyperinstensive signal alterations (SA) in the target area, especially within young patients with dystonia. Those young patients normally should not have SA.
Methods: We studied 50 MRIs from patients with primary dystonia who were implanted with DBS. An evaluation of SA volumes and total basal ganglia volumes took place, followed by 50 age-matched controls.
Results: The dystonia group has a 10-fold prevalence of SA inside the globus pallidus (GP). The biggest difference was observed in the age group that was younger than 25- year-old. A total basal ganglia volume variation was observed in the dystonia group, with larger GP and significantly smaller putamen and caudate.
Conclusions: We observed differences in the basal ganglia anatomy between primary dystonia patients and the control group. Decreases in putamen and caudate volume may indicate functional degeneration, meanwhile a bigger volume of putamen and caudate might imply overactivity. The novel result of T2-hyperintensive SA in the GP of young patients was a productive discovery, considering the fact that microvascular lesions are very rare. Their pathogenic nature is unknown.
View lessBackground: Research of stress-related ageing may be crucial to tackle future burdens for health care systems. Chronic stress exposure during childhood such as exposure to maltreatment is associated with ageing-related diseases and global population as well as life expectancy is steadily increasing. However, understanding of underlying mechanisms remains cloudy. The current study investigates epigenetic ageing in children in association with various manifestations of stress exposure including psychopathology and maltreatment and biological stress. Further, epigenetic ageing is assessed in relation to stress-related biological factors including glucocorticoid signaling and inflammation. Methods: Hypotheses were tested in 158 children aged 3 to 5 years. The impact of psychopathology on epigenetic ageing was tested and maltreatment was integrated as moderator in this relationship. The association between epigenetic ageing and biological correlates of stress, i.e., Cortisol and CRP, was examined overall and in groups of differential risk for accelerated epigenetic ageing. Lastly, it was evaluated whether the pediatric buccal epigenetic (PedBE) clock is responsive to glucocorticoids. Results: Internalizing disorder significantly accelerated epigenetic ageing (F1,147 = 6.67, p = 0.011) while externalizing disorder had no effect on epigenetic ageing. Maltreatment gradually increased the effect of internalizing disorder on epigenetic ageing (b = 0.49, 95% CI [0.073, 0.909], t = 2.322, p = 0.022). Further, epigenetic ageing significantly correlated with cortisol (r [32] = 0.36, p = 0.043) and CRP (r [32] = 0.42, p = 0.016) in maltreated children with internalizing disorder. A significant amount of the PedBE clock CpG sites (18/94) was responsive to glucocorticoid exposure (OR = 4.36, p = 1.65*10–6). Conclusion: The current study identified maltreatment as catalyzer for accelerated epigenetic ageing in children with internalizing disorder and thereby expanded knowledge on stress-related ageing very early in life. This relationship may depend on inflammation and glucocorticoids. Determination of epigenetic age could depict a relevant future tool for identification of children at increased risk for stress-related morbidity and may thereby enable and support early targeted interventions.
View lessEinleitung: Die Multiple Endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN1) ist eine autosomal-dominant vererbbare Tumorerkrankung, welche aufgrund der variablen klinischen Manifestation eine Betreuung durch mehrere Fachabteilungen fordert. Anhand der retrospektiven Evaluierung der gesamten MEN1-Kohorte der Charité sollten Unterschiede in der klinischen Präsentation, Diagnostik, Therapie und im Monitoring der beteiligten Fachdisziplinen identifiziert werden. Methode: In dieser monozentrischen retrospektiven Kohorten-Studie wurden alle PatientInnen, die aufgrund eines MEN1-Syndroms zwischen 2005 und 2021 an der Charité behandelt wurden, eingeschlossen. Erfasst wurden Organbeteiligung, Symptomatik, Erstmanifestation, Behandlungsbeginn an der Charité, Zeitraum bis zur MEN1-Diagnose, operative und konservative Therapien, sowie Vor- und Nachsorgeuntersuchungen im Langzeitverlauf. Ergebnisse: Die Studienkohorte bestand aus 48 PatientInnen (50% weiblich). Das mediane Alter bei MEN1-Diagnose betrug 35,9 Jahre (4-62 Jahre) und die mediane Follow-Up-Zeit 74,5 Monate (0-239 Monate). Alle PatientInnen erkrankten an einem primären Hyperparathyreoidismus (100%), 38 PatientInnen an neuroendokrinen Pankreastumoren (79,2%), sechs PatientInnen an neuroendokrinen Tumoren des Duodenums (12%) und 26 PatientInnen an Hypophysenadenomen (54,2%). Insgesamt stellten sich 23 PatientInnen (48%) in der Abteilung für Gastroenterologie vor, fünf PatientInnen jeweils in den Abteilungen für Endokrinologie (10%) und Chirurgie (10%), drei in der Neurochirurgie (6%). Bei 25 dieser PatientInnen (52%) war das MEN1-Syndrom bei Erstvorstellung an der Charité bereits bekannt. Zwischen der ersten typischen Organmanifestation und der MEN1-Diagnose vergingen im Median 21 Wochen (<1-765 Wochen). Bei PatientInnen mit Erstmanifestation des pHPT über 35 Jahre war die Dauer der Diagnosefindung signifikant länger (p = 0,042) als bei jüngeren PatientInnen. An der Charité erhielten die PatientInnen im Median 7 Wochen (1- 300 Wochen) nach Erstkontakt die MEN1-Diagnose. 43 PatientInnen mit pHPT (89,6%) und 29 PatientInnen mit neuroendokrinen Tumoren des Pankreas (74,4%) wurden operativ versorgt. 21 PatientInnen mit Hypophysenadenomen (80,8%) erhielten eine konservative Behandlung. Der Großteil der Studienkohorte erhielt ein radiologisches Monitoring des Abdomens (92,1%), des Kopfes (86,8%) und des Thoraxes (71,1%). Schlussfolgerung: Der Zeitraum bis zur Diagnose war für ältere PatientInnen signifikant länger. Die meisten PatientInnen wurden mit bereits bekanntem MEN1-Syndrom überwiesen. Zwischen den verschiedenen Fachabteilungen der Charité gab es nur geringfügige Unterschiede in der Behandlung und Nachsorge der Erkrankten. Bei nicht vordiagnostizierten PatientInnen konnte eine zügige MEN1-Diagnose größtenteils gewährleistet werden. Einheitliche Screening-Leitlinien könnten bei Verdacht auf MEN1 die Diagnosedauer auch außerhalb endokriner Zentren und insbesondere in der Gruppe älterer PatientInnen verringern.
View lessIntroduction The total laryngectomy is a highly standardized procedure in otolaryngology. A uniform approach in classification of postoperative complications is not in use. Predicting postoperative complications in clinical practice is often subject to generalized clinical scoring systems with uncertain predictive abilities for otolaryngologic surgery in the individual patient. In our present study, we aim to evaluate whether it is possible to classify postoperative complications after total laryngectomy using the Clavien-Dindo Classification (CDC). After systematic classification, we aim to develop a custom approach, developing an algorithm that is able to predict whether patients will develop severe (CDC ≥ 4) complications requiring care on an intensive care unit.
Patients and methods We retrospectively included all patients (N=148) that underwent a total laryngectomy after diagnosis of squamous cell carcinoma at the Department of Otolaryngology at the Charité – Universitätsmedizin in Berlin, Germany between 2010 and 2018. All complications were classified according to the CDC. Significant predictors for complications were determined using logistic regression analysis. We trained four different commonly used machine-learning algorithms on the significant predictors in the dataset. The best performing model was selected to predict postoperative complications on the complete dataset.
Results In uni- and multivariate analysis, significant predictors for postoperative complications were the Charlson Comorbidity Index (CCI) and whether pharyngeal reconstruction was performed intraoperatively. Significant predictors were used to train the commonly used adaboost algorithm, which achieved the highest area under the curve (AUC) with 0.77. Subsequent analysis showed high positive and negative predictive values with 88% and 89% respectively.
Summary Our study shows that it is possible to predict whether patients will develop a severe postoperative complication. A prior systematic classification of postoperative complications according to the CDC leads to results that can be compared with operations in other surgical specialties.
Conclusion CCI and whether reconstruction was performed are useful predictors of severe postoperative complications. We provide evidence that could help identify individual patients at higher risk of complications and adjust treatment accordingly, which could ultimately lead to an individualised approach for each patient. Our study also suggests that older patients are not at higher risk of postoperative complications.
View lessHintergrund: Krebserkrankungen gehören je nach Lokalisation zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Sie sind zudem Ursache für Behinderung und vorzeitige Sterblichkeit. Die Krankheitslast einiger Krebserkrankungen kann durch Früherkennung und -behandlung verringert werden. In Deutschland ist der Anspruch auf Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung gesetzlich geregelt. Bisherige Forschungsergebnisse belegen Ungleichheiten in der Inanspruchnahme. Determinanten der Teilnahmeabsicht sind bislang kaum untersucht. Ziel der vorliegenden Dissertation ist eine differenzierte Analyse individueller Determinanten der Inanspruchnahme von gesetzlich verankerten Krebsfrüherkennungsuntersuchungen und der Teilnahmeabsicht anhand bevölkerungsrepräsentativer Daten.
Methoden: Datenbasis waren die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2014“ (GEDA 2014/2015-EHIS), die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) und die Studie „Kommunikation und Information im Gesundheitswesen aus Sicht der Bevölkerung – Patientensicherheit und informierte Entscheidung“ (Kom-PaS), die sekundäranalytisch ausgewertet wurden. Neben bivariaten Analysen der Inanspruchnahme hinsichtlich der Determinanten Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status und Migrationshintergrund wurden zur Quantifizierung der Effekte der Determinanten binär logistische Regressionsanalysen gerechnet. Zur Ermittlung möglicher Determinanten der Teilnahmeabsicht wurden neben soziodemografischen Faktoren Aspekte des Gesundheitszustands, von Einstellungen und Überzeugungen (Achten auf Gesundheit, gesundheitsbezogene Kontrollüberzeugung, Einstellungen zur Behandlungsentscheidung) sowie der ärztlichen Beratung berücksichtigt.
Ergebnisse: Die Analysen der Determinanten Geschlecht und Alter zeigen, dass bei Untersuchungen, die Frauen und Männern angeboten werden, insgesamt keine Geschlechterunterschiede, jedoch Altersunterschiede dahingehend bestehen, dass die Inanspruchnahme bei den Männern mit dem Alter eher zunimmt, bei Frauen tendenziell abnimmt. Für Frauen und Männer mit Migrationshintergrund zeigt sich im Vergleich zu Nicht-Migrantinnen und -Migranten eine geringere Inanspruchnahme. Dabei hat der Migrationshintergrund einen von soziodemografischen Faktoren unabhängigen Effekt. Als Determinanten einer zukünftigen Teilnahmeabsicht wurde für Frauen die ärztliche Beratung und für Männern persönliche Einstellungen und Überzeugungen ermittelt.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse wurden international publiziert und leisten einen wichtigen Beitrag, Forschungslücken hinsichtlich der Determinanten der Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen und deren Zusammenwirken zu schließen und bestehende Ungleichheiten bei der Inanspruchnahme besser zu verstehen. Bei der weiteren Erforschung der Inanspruchnahme mittels bevölkerungsbezogener Daten sollten der Einfluss von sozialem Geschlecht und Geschlechterrollen sowie mögliche Barrieren beim Zugang zu diesen Leistungen im Fokus stehen.
View lessDie Masern sind trotz Bemühungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch nicht eliminiert. Weltweit erkranken jährlich noch immer zwischen 7,5 und 10 Millionen Menschen. Komplikationen einer Maserninfektion umfassen während der akuten Erkrankung bakterielle Superinfektionen und Enzephalitiden. Im weiteren Verlauf tritt eine Schwächung des adaptiven Immunsystems auf. Dieses Phänomen wird als „Immunamnesie“ bezeichnet. Betroffen sind hauptsächlich Kinder. Als Prophylaxe gegen die Maserninfektion wird seit 1960 mit einer attenuierten Lebendvakzine gegen Masern geimpft. Säuglinge, welche aufgrund ihres Alters noch nicht gegen Masern geimpft werden können, sollen als Postexpostionsprophylaxe (PEP) nach Masernexposition Immunglobuline intravenös (IVIG) erhalten. Zur Beantwortung der Frage, ob Masern auch in einem Land mit qualitativ hoher medizinischer Versorgung zu einer für das Masernvirus spezifischen Immunamnesie führen, wurde der Masernausbruch 2014/2015 in Berlin ausgewertet. Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wurden 250 Kinder, die sich während des Ausbruchs mit Masern in einer Berliner Kinderklinik vorstellten als Fälle, sowie 502 Kinder mit nicht- infektiösem und 498 mit infektiösem Vorstellungsgrund als Kontrollen eingeschlossen und in den Dokumentationssystemen der Kliniken für drei Jahre nachverfolgt. Es konnte gezeigt werden, dass Kinder nach Masern ein erhöhtes relatives Risiko haben, sich erneut mit einer infektiösen Erkrankung vorzustellen (RR 1,6 (95% KI 1,4-2,0; p<0,001) bzw. 1,3 (95% KI 1,1-1,6; p=0,002)). Es zeigte sich auch, dass zweimal gegen Masern geimpfte Kinder seltener erneut aufgrund von Infektionen vorstellig wurden als ungeimpfte Kinder (30% gegen 47%; p<0,001). Eine prospektive Studie soll zur Beantwortung der Frage beitragen, wann nach IVIG- Gabe der bestmögliche Zeitpunkt für eine Masernimpfung ist, um einerseits das schutzlose Intervall möglichst kurz zu halten und andererseits den Impferfolg nicht zu gefährden. Eingeschlossen werden masernexponierte Säuglinge unter sechs Monaten, welche IVIG als PEP erhalten, sowie nicht gegen Masern geimpfte Kinder mit Kawasaki- Syndrom, welche IVIG als Therapie erhalten. Die ständige Impfkommission empfiehlt momentan einen Abstand von acht bzw. elf Monaten zwischen IVIG-Gabe und Masernimpfung. Sofern vier bzw. sechs Monate nach IVIG das Masern-IgG im Serum negativ ist, sollen die Kinder geimpft, und nach weiteren sechs Wochen der Impferfolg durch Titerbestimmung überprüft werden. Aufgrund der SARS-CoV2-Pandemie wurde die angestrebte Zahl an Einschlüssen in diese Studie allerdings bislang weit verfehlt. Die vorgelegte Arbeit legt eine erhöhte Morbidität, insbesondere eine spezifisch erhöhte Vulnerabilität für weitere infektiöse Erkrankungen, nach Maserninfektion auch in Ländern mit hoher medizinischer Versorgung nahe. Die Elimination des Masernvirus könnte daher auch in Bevölkerungen mit Zugang zu hoher medizinischer Versorgung die Morbidität von Kindern senken.
View lessHintergrund Frauen mit HIV-Infektion (WLWH) haben ein erhöhtes Risiko für persistente Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) und die Entwicklung von invasiven Zervixkarzinomen (ICC). Daten zum ICC-Screening bei WLWH stammen vor allem aus strukturschwachen Ländern (LMIC) mit deutlich höherer HPV- und ICC-Prävalenz als in Deutschland. Es ist von lokalen Unterschieden der Aussagekraft des Testergebnisses beim HPV-basierten Screening auszugehen. Zum ICC-Risikoprofil von WLWH in Deutschland gibt es kaum Daten. Das Ziel unserer Studie ist es, die Genotyp-spezifische HPV-Prävalenz und das Risikoprofil für ICC sowie die Testgüte unseres HPV-Nachweises für zytologische Auffälligkeiten bei WLWH in Deutschland zu beschreiben. Methoden Patientinnen mit HIV-Infektion, die die Ambulanz für Infektionskrankheiten der Abteilung für Geburtsmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin zwischen Oktober 2017 und September 2020 besuchten, wurden eingeschlossen. Es wurden anamnestische, demographische und klinische Daten erhoben, eine Kolposkopie durchgeführt und Abstrichproben für Zytologie und HPV-Genotypisierung abgenommen. Bei klinischer Indikation wurden histologische Proben entnommen. Daten wurden mittels SPSS (Version 26.0, 2019) analysiert. Ein zweiseitiger p-Wert ≤0.05 wurde als statistisch signifikant gewertet. Ergebnisse Nach dem Einschluss von 84 Patientinnen erfolgte eine Zwischen-Analyse. Diese ist die Basis dieser Dissertation. Das mediane Alter lag bei 41 Jahren (17-62). 50% der WLWH waren aus sub-Sahara Afrika, 38,1% aus Westeuropa. 95,2% waren unter antiretroviraler Therapie (ART), 95,2% hatten bereits im Vorfeld ein ICC-Screening. 84,5% hatten eine HI-Viruslast unter der Nachweisgrenze. 31% waren Raucherinnen, 2 Patientinnen waren immunisiert gegen HPV. Positivität für mindestens einen der 7 karzinogensten Hoch-hochrisiko (HHR)-HPV war signifikant mit zytologischen Auffälligkeiten assoziiert (p<0.001). Führende Risikofaktoren für zytologische Auffälligkeiten waren Positivität für HPV16 (OR 8,559; 95%CI 2,15-34,13, p=0.002), Alter <35 Jahre (OR 4,96; 95%CI 1,23-19,61, p=0.033) und Tabakkonsum (OR 3,944; 95%CI 0,98-15, 88, p=0.053). Die Sensitivität der HR-HPV Positivität für zytologische Auffälligkeiten lag bei 78,6%, die Spezifität bei 62,9%, vs. 73,3% bei HHR-HPV. Fazit WLWH in unserer untersuchten Kohorte waren in gutem Immunstatus und adhärent zu ART. Die Inanspruchnahme des ICC-Screenings war hoch, aber nur wenige Patientinnen waren gegen HPV immunisiert. Tabakrauchen war ein relevanter und vermeid-barer Risikofaktor. Aufgrund der Koinzidenz von HHR-HPV und HPV16 mit auffälliger Zytologie halten wir einen Fokus auf die Detektion von HHR-HPV Subtypen beim ICC-Screening von WLWH für sinnvoll. Rauchen sollte im Screening adressiert werden, ebenso die HPV-Immunisierung. Ein früher HPV-basierter Screeningbeginn kann sinnvoll sein, ist aber wegen der hohen Grundprävalenz problematisch.
View lessEinleitung: Veränderungen von Ligamenten im Rahmen von degenerativen Prozes-sen oder rheumatologisch-entzündlichen Erkrankungen bzw. posttraumatischen Verletzungen spielen eine bedeutende Rolle vor allem bei Erkrankungen der Halswirbelsäule unter besonderer Berücksichtigung des Atlantodentalgelenks. Die Dual-Energy Computertomographie (DE-CT) ermöglicht eine detaillierte Gewebecharakterisierung und Quantifizierung von ligamentären Veränderungen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Veränderungen des Kollagengehaltes im Rahmen von Tissue Remodeling der Bänder des Atlantodentalgelenks in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und liga-mentären Verkalkungen zu untersuchen. Methoden: Für die vorliegende retrospektive Studie wurden Patienten mit einer klinischen Indikation zur DE-CT des Halses konsekutiv zwischen Mai 2019 und August 2020 eingeschlossen. Mithilfe der DE-CT Datensätze wurden spezifische Kollagenkarten berechnet, die im Anschluss mittels „Region-Of-Interest“ (ROI)-Analyse für folgende Bänder quantitativ ausgewertet wurden: Ligamentum transversum atlantis (LTA), Ligamenta alaria, Fasciculi longitudinales, Ligamentum nuchae. Darüber hinaus wurde die Distanz des retrodentalen Weichteils gemessen. Das Vorliegen einer Osteoarthrose und ligamentären Verkalkungen wurde von zwei unabhängigen und zu allen klinischen Daten verblindeten erfahrenen Radiologen bewertet. Die Korrelation von ligamentären Verkalkungen und klinischen Faktoren wurde mittels Pearson Korre-lationskoeffizient (r) analysiert. Subgruppenvergleiche wurden mittels ungepaartem t-Test untersucht. Ergebnisse: Insgesamt wurden 153 Patienten (124 Männer und 29 Frauen) in dieser retrospektiven Studie eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 65 Jahre (SD: 12, Spannweite: 28 - 88 Jahre). Die mittlere Kollagendichte des LTA betrug 141,7 (SD: 35,7). Ligamentäre Verkalkungen waren insgesamt selten (14,4 %), wohingegen eine Osteoarthrose mit 91,5 % häufig beobachtet wurde. Die Kollagendichte des LTA war nicht abhängig vom Alter (Pearson´s r 0,109; p = 0,180), und war nicht signifikant bei Patienten mit einer Osteoarthrose erhöht (p = 0,070). Die Distanz des retrodentalen Weichteils zeigte keinen Zusammenhang in Abhängigkeit von Verkalkungen. Fazit: Unsere Studie zeigt, dass die DE-CT zur Kollagendichtebestimmung des Atlan-todentalgelenks geeignet ist und somit eine vielversprechende diagnostische Methode zur Quantifizierung von ligamentären Veränderungen darstellt. Dabei ist die Kollagendichte nicht signifikant abhängig von Alter, Geschlecht, ligamentären Bandverkalkungen oder Osteoarthrose des Atlantodentalgelenks.
View lessObjective: My scientific work aimed at establishing a methodologically strong basis for the usability of the most common parameters of heart rate variability (HRV) analysis in ultra-short ECG recordings of down to 10 seconds and revealing their potential for the diagnostic assessment of cardiac autonomic neuropathy (CAN). Therefore, the reliability of HRV parameters from ultra-short ECG in comparison to short (300-second-)ECG was assessed and the retainment of HRV differences between individuals from a control group and individuals with definitive CAN (dCAN) in ultra-short ECG was examined. Methods: A representative population of visitors of a diabetes screening clinic in Albury (Australia) was examined for dCAN and 20-minute-ECG were recorded. The commonly used HRV parameters SDNN, RMSSD, Low Frequency (LF) and High Frequency (HF) were selected for reliability assessment, comparing HRV values derived from various ultra-short ECG lengths (10 – 150 seconds) to short 300-second-ECG using robust methodology. The results of the two extraction methods Lomb-Scargle-Periodogram (LSP) and Fast-Fourier-Transform (FFT) for the calculation of LF and HF were compared. Additionally, the overall ability of ultra-short HRV parameters to separate 76 controls from 11 individuals with dCAN was examined by calculating nonparametric areas under the receiver operating characteristic curve (AUC). Results: All examined HRV parameters can be considered reliable in ultra-short ECG if at least 60 seconds of recording are available. RMSSD and HF show good reliability even from 20-second-ECG. Furthermore, RMSSD can be used to separate controls and persons with dCAN from 10-second-ECG with excellent distinctness while SDNN and HF retain almost excellent discriminability from the shortest ECG length assessed. Whether LSP or FFT are used for the extraction of HRV parameters does not seem to make a clinically relevant difference in ultra-short ECG. Conclusions: My work has revealed a great potential for the use of ultra-short HRV analysis in general. It has managed to ascertain the reliability and utility of some of its most common parameters, especially RMSSD and HF. In addition, the calculation of RMSSD, SDNN and HF from standard 10-second-ECG provides relevant information for the discrimination of people with and without dCAN. Based on these findings, the development of a distinct diagnostic test for CAN relying on ultra-short HRV analysis seems like an achievable goal for the near future, given the establishment of age- and sex-specific reference values.
View lessHereditary Spastic Paraplegia (HSP) is caused by a length-dependent axonopathy of the corticospinal motor neurons, which results in progressive weakness and spasticity of the legs. There are more than 80 identified HSP gene loci and over 60 HSP gene products. Bi-allelic mutations in the Zfyve26 gene are associated with HSP type SPG15 and result in the functional loss of spastizin protein, causing defects in cellular homeostasis followed by neurodegeneration. Currently, there is no causative therapy for HSP available. This study aimed at the functional characterization and validation of a novel condZfyve26-Null mouse model as a prerequisite for testing and defining the therapeutic potential of somatic gene repair in HSP. Zfyve26 gene function was inactivated in mice using a floxed stop-cassette, resulting in animals resembling a classical knockout. General characterization: Genome modification of condZfyve26 -Null mice did not have any off-target effects on animal viability and fertility. Higher body weight of a female homozygous condZfyve26 -Null cohort compared to wild-type (WT) could hint at a hitherto undescribed sexual dimorphism in HSP. Molecular characterization: Genotyping and sequencing analyses confirmed the correct insertion of the stop-cassette into intron 2 of the murine Zfyve26 gene. Zfyve26 mRNA levels were reduced by up to >90% in brain lysates of homozygous condZfyve26 -Null animals suggesting a sufficient inactivation of Zfyve26 gene function. Characterization of motor function: Overall trend towards a worse performance in gait tests were observed in homozygous condZfyve26 -Null mice compared to WT littermates. Histological characterization: In homozygous condZfyve26 -Null mice, number of cortical neurons were reduced to 36% of WT level. Loss of Purkinje cells in the cerebellum of homozygous condZfyve26 -Null mice by 24% compared to WT were observed upon Zfyve26 disruption. Cell biological characterization: Depletion of free lysosomes and increased autophagosome levels in homozygous condZfyve26 -Null mouse adult fibroblasts hinted at defects in autophagic lysosome reformation, a pathway crucial to maintain cell homeostasis. The data support previous findings and confirm defects in the autophagic as well as lysosomal system as the underlying pathomechanism of Zfyve26 associated HSP type SPG15. Taken together the novel condZfyve26 -Null mouse line can be used as a sophisticated tool to control Zfyve26 gene expression temporally and spatially, thereby providing a valid experimental approach for testing the therapeutic potential of somatic gene repair in HSP.
View lessThis thesis showed the target genes and gene sets of the 7 miRNAs that were upregulated in periodontal inflammation. These miRNAs regulate cytokine signaling, cell cycle and division and downregulate the periodontitis risk genes CPEB1, ABCA1 and ATP6V1C1. Additionally, all of the selected miRNAs significantly upregulated the gene MET Proto-Oncogene, Receptor Tyro-sine Kinase (MET). This indicated indirect regulation by most miRNAs, occurring upstream in the different signaling cascades, which would converge downstream to increased MET expression, as observed in my experiments. This argues for a relevant role of MET in the disease etiology, particularly during the stage when the gingival tissue biopsies were collected. To prove this finding, I validated the RNA-Seq data by qRT-PCR as an alternative technical method. Addi-tionally, I re-transfected each miRNA separately and performed protein blotting, which proved increased MET expression after miRNA transfection on the protein level. Moreover, within this thesis, miRNA hsa-miR-130a-3p was identified as a transcriptional re-pressor of the gene CPEB1, an essential component for successful mitotic cell division. CPEB1, along with CPEB4, encoded by another periodontitis risk gene, plays a crucial role in the phase-specific polyadenylation and translational activation of CPE-regulated transcripts during the mitotic cell cycle. This thesis provided mechanistic evidence demonstrating that increased expression of hsa-miR-130a-3p leads to reduced transcript levels and protein activity of a reporter gene expressing the CPEB1 3'UTR. The molecular mechanism underlying this effect was shown to be consistent across different cell types, as observed in Immortalized Human Gingival Fibroblasts and Primary Human Gingival Fibroblasts. In conclusion, these experiments revealed that hsa-miR-130a-3p interacts with the 3' UTR of CPEB1, resulting in gene expression suppression through mRNA degradation. However, to gain a comprehensive understanding of the regulatory mechanisms involving the MET gene, it is imperative to conduct additional investigations that delve into both its upstream and downstream regulatory pathways. This aspect represents a notable limitation of the present study, as the direct regulatory pathways preceding the gene MET, as well as the subsequent pathways it influences, require further exploration. By addressing this limitation, future research endeavors can unravel the intricate network of regulatory factors governing the gene MET and provide a more comprehensive picture of its functional implications.
View lessDue to its small anatomic size, the sinonasal space offers the possibility for the development of an enormous range of tumor entities. An important focus of research is the diagnosis and classification of undifferentiated sinonasal tumors. The aim of this dissertation was to perform a diagnostic reclassification for sinonasal tumors based on DNA methylation. An other focus was on undifferentiated singnasal tumors with an IDH2 mutation.
View lessDie (intensiv)medizinischen Behandlungsmöglichkeiten von Früh- und Neugeborenen haben sich in den letzten Dekaden drastisch verbessert. Kommt ein Säugling frühzeitig auf die Welt, ist jedoch seine Gehirnentwicklung nicht vollends abgeschlossen und zudem postnatal externen Einflüssen ausgesetzt. Spezifisch gehen damit Myelinisierungsdefizite, Schädigungen von γ-Aminobuttersäure-(GABAergen) Interneuronen und Veränderungen in der oligodendrogliären Entwicklung einher. Inwieweit diese Prozesse sich gegenseitig bedingen, bleibt weitestgehend ungeklärt. Vorherige Daten zeigten auf, dass Myelin-bildende oligodendrogliäre Zellen GABA-Rezeptoren exprimieren. Ein Einfluss von GABA über diese Rezeptoren auf Oligodendroglia und die Myelinisierung scheint somit denkbar. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die Myelinproduktion und die GABA-induzierte Reifung, Proliferation und Apoptose von Oligodendroglia im Gehirn der neonatalen Ratte nach pharmakologischer Blockade der GABAA und GABAB-Rezeptoren zu untersuchen. Vom postnatalen Tag (P) 6 bis P11 wurde der reverse GABAA-Rezeptor-Agonist DMCM oder der GABAB-Rezeptor-Antagonist CGP täglich intraperitoneal injiziert. Die Analysen folgten zu P11 und P15. Western Blots und Immunhistochemie dienten zur Messung der MBP Expression. Weiterhin bestimmten wir mittels immunhistochemischer Färbung zur Evaluation der oligodendrogliären Reifung die Rate der CC1+OLIG2+ und CNP+OLIG2+ Zellen sowie zur Auswertung der Proliferation die Rate der PCNA+OLIG2+ Oligodendroglia. Oligodendrogliäre Vorläuferzellen wurden mit PDGFRα-Antikörpern gefärbt. Ebenso wurde eine Analyse der oligodendrogliären Apoptose (CASP3+OLIG2+) und aller apoptotischen Zellen (CASP3+DAPI+) vorgenommen. Zusätzlich erfolgte die Bestimmung der Pdgfrα Genexpression mittels qPCR und der CNP Proteinexpression via Western Blot. Die MBP-Expression wies eine signifikante Reduktion, insbesondere nach CGP-Behandlung, zum Zeitpunkt P15 auf. Ebenso ergab sich in jener Tiergruppe eine temporäre Absenkung von reifen CNP+ Oligodendrozyten sowie der CNP Proteinexpression im Alter P11. Zu P15 war ein Anstieg der Proliferation von Oligodendroglia (PCNA+OLIG2+), und spezifisch der oligodendrogliären Vorläuferzellen (PDGFRα+OLIG2+), nach GABAB-Rezeptor-Antagonisierung erkennbar. Die Pdgfrα Genexpressionen zeigte sich nach Behandlung unverändert. Gleiches gilt für den apoptotischen Zelltod sowie für Proliferations- und Reifungsuntersuchungen nach GABAA-Rezeptor-Blockade. Unsere in vivo Studie an neugeborenen Ratten deutet darauf hin, dass besonders die GABAB-Rezeptor-Aktivität eine modulierende Funktion in der Oligodendroglia-Entwicklung sowie in der adäquaten Myelinisierung innehält. Daraus schlussfolgernd, spielen GABAB-Rezeptoren eine zentrale Rolle im Verständnis von auf Myelindefiziten basierenden Pathologien und könnten künftig einen vielversprechenden Ansatzpunkt in der Regulierung der Gehirnentwicklung Frühgeborener über die Myelinbildung bieten.
View lessGlioblastomas are the most common primary human brain tumor entities and have a very poor prognosis (Schwartzbaum, 2006). Up to 30 % of glioblastoma cells can be peripheral macrophages or microglia, the brain’s resident macrophages (Charles, 2011) (Badie, 2000). Higher numbers of infiltrating microglia and peripheral macrophages have been correlated with a poor glioma prognosis (Engler, 2012) (Feng, 2015). To date, healthy human microglia and human glioma-associated microglia are scarcely available for research purposes. Novel findings on microglial ontology (Ginhoux, 2010) were the foundation of several protocols which differentiate induced pluripotent stem cells (iPSC) into iPSC-derived microglia-like (iMGL) cells (Abud, 2017) (Gutmann, 2019) (Hasselmann, 2020). Here, we investigate whether iMGL, differentiated as published by McQuade et al. (McQuade, 2018), are a suitable model to investigate microglia in the context of glioma. First, we characterize iMGL differentiated from the iPSC cell line XMOO1 thoroughly. Then, we analyze gene expression and morphology of iMGL co-cultivated with glioma cells in a transwell setting, microglial marker expression in a direct co-cultivation setting, and gene expression in response to TLR2 stimulation.
View lessDie fetale Biometrie des Kopfes und die Darstellung des Aortenbogens sind wichtige Bestandteile der Pränataldiagnostik im zweiten Trimenon. In der folgenden Arbeit geht es um die Messung der fetalen Biometrie mit Hilfe künstlicher Intelligenz im Vergleich zur herkömmlichen manuellen Messung, hierfür wurden die Daten von 393 Patientinnen eines ersten Untersuchers und 20 Patientinnen eines zweiten Untersuchers ausgewertet. Das Programm SonoCNS von GE wurde verwendet. Die Daten wurden mittels Bland-Altman-Plots verglichen, hier zeigte sich eine Äquivalenz der Messmethoden für die Parameter Biparietaler Durchmesser, hinterer Hirnseitenventrikel und Cerebellum. Keine genaue statistische Aussage kann zum Parameter Kopfumfang getroffen werden. Für die Cisterna magna konnte gezeigt werden, dass die künstliche Intelligenz und der menschliche Untersucher nicht äquivalent messen. Außerdem wurden anhand von Störfaktoren (BMI der Mutter, Gewicht des Feten, Lage des Feten, Stellung des Feten und Plazentalokalisation) mit logistischen Regressionen überprüft, ob diese Faktoren einen Einfluss auf die Messung der künstlichen Intelligenz hatten. Hier wurde eine minimale Auswirkung des fetalen Gewichtes und der Plazentalage auf die Messung des hinteren Hirnseitenventrikels gefunden. Die Studie kommt insgesamt zu dem Schluss, dass die künstliche Intelligenz gute und reproduzierbare Messergebnisse im Bereich der fetalen Biometrie des Kopfes erzielen kann. Im zweiten Teil der Studie geht es um die Nutzbarkeit der Biplane Technik zur Darstellung des fetalen Aortenbogens, hier wurden die Daten von 392 Patientinnen ausgewertet. Mit der Biplane Technik können in Echtzeit Bilder erstellt werden, die orthogonal zueinander stehen. Dabei handelt es sich bei beiden Bildern um originale Ultraschallbilder. In 55,98 % der Fälle gelang die Darstellung des Aortenbogens mit dieser Technik, in allen anderen Fällen konnte kein adäquates Bild generiert werden. In 27,81 % der Fälle war es technisch nicht möglich, überhaupt ein Bild zu generieren. War die Anwendung der biplane Technik aber möglich, gelang die Darstellung in knapp 78 %. Auch hier wurden die Störfaktoren BMI und dorsoanteriore Stellung des Feten auf ihren Einfluss auf die Darstellung überprüft. Sowohl die maternale Adipositas als auch die dorsoanteriore Stellung haben einen negativen Einfluss auf die Darstellung, wobei der Einfluss der Stellung größer ist.
View lessBackground: HIV pre-exposure prophylaxis (PrEP) is highly effective at preventing HIV. However, previous research and a survey of men who have sex with men (MSM) we conducted in 2017/18 point to a substantial gap between the indication for PrEP and its use in Germany. Building on these findings, we conducted two further surveys, one of sexual health counsellors and one of physicians, and also a multi-methods analysis of motivations cited by MSM in the 2017/18 survey for using/considering PrEP. The aim of the surveys was to generate insights to improve PrEP implementation in Germany by exploring determinants of PrEP access and use.
Methods: Using self-developed questionnaires, we collected data from counsellors at non-governmental counselling centres (NGCs) and local health offices (LHOs) in 2018 and HIV-specialists and non-HIV-specialists in 2019. In addition to sociodemographic variables, we gathered information on PrEP knowledge and attitudes to calculate a knowledge score and attitudes score. We also asked about the proportion of consultations in which providers proactively gave PrEP advice to at-risk individuals, and used multiple linear regression to identify independent predictors thereof. We used a qualitative thematic framework to categorise the motivations cited by MSM, and assessed if their frequency differed between respondents using or considering PrEP.
Results: 145 counsellors and 154 physicians completed the surveys. The proportion of proactive PrEP advice was larger in NGCs than LHOs (50.0%, IQR=60.0 vs. 30.0%, IQR=70.0, p=0.003) and among HIV-specialists than non-HIV-specialists (30.0%, IQR=63.40 vs. 0.0%, IQR=11.32, p<0.001). The only independent predictor of this pro- portion among counsellors and physicians was the knowledge score and not the type of centre in which they worked; among counsellors, the attitudes score was also predictive. The PrEP knowledge/attitudes were better/more positive among NGC counsellors and HIV-specialists than their counterparts. In the MSM survey, 228 questionnaires contained a free-text response. These were in the categories safety/protection (80.2% of participants, incl. general safety; additional protection), mental well-being/quality of life (23.5%, incl. reduced anxiety; better quality of life), condom attitudes (18.9% intent not to use condoms), and expectations about sexuality (14.4%, incl. worry-free/more pleasurable sex). The difference in frequencies of motivations between those using or considering PrEP was not significant.
Conclusions: There is room to improve the PrEP counselling practices of providers in Germany. Targeted training, particularly for counsellors at LHOs and non-HIV-specialists, could improve care, especially in rural areas. Information materials that take a holistic approach emphasising multiple motivations for using PrEP and how these fit into the broader sexual/psychological health of MSM may be more effective than approaches focusing on safety and protection alone.
View lessEinleitung In der Notfall- und Akutmedizin stellen sich Patienten*innen regelhaft mit Symptomen vor, aus denen in einem diagnostischen Prozess Verdachts- und später endgültige Diagnosen abgeleitet werden. Insbesondere Betroffene mit akuten Thoraxschmerzen werden dabei primär im Hinblick auf lebensbedrohliche Differenzialdiagnosen wie den akuten Myokardinfarkt abgeklärt, obwohl das Spektrum der endgültigen Diagnosen weitaus größer ist. Methoden Über einen Betrachtungszeitraum von 12 Monaten erfolgte die prospektive Erfassung des Leitsymptoms bei Eintreffen in 2 große Notaufnahmen der Charité und die nachfolgende Extraktion vorhandener klinischer Parameter aus dem Krankenhausinformationssystem sowie eine manuelle Datenerhebung aus Freitextfeldern. Mittels deskriptiver, retrospektiver Analyse wurden Charakteristika, klinische Verfahren, Diagnosen und Krankenhausverlauf für insgesamt 3954 atraumatische Thoraxschmerzpatienten*innen sowie eine Subpopulation von 956 stationären Fällen mit diagnostiziertem akuten Koronarsyndrom (ACS) dargestellt. Ergebnisse Thoraxschmerzen stellten mit 11,5 % das häufigste Leitsymptom bei den konservativen Notfallpatient*innen dar. Das entsprach einer täglichen Frequentierung von 10,8 Fällen, wobei 47,5 % stationärer Weiterversorgung bedurften. Der Frauenanteil betrug 41,7 %, das mediane Alter 60 Jahre. Bezüglich der Diagnoseverteilung entfielen 23,0 % auf (instabile) Angina pectoris (AP), 15,8 % auf Hals- und Thoraxschmerz sowie 7,0 % auf den akuten Myokardinfarkt (AMI). Hinsichtlich des Outcomes wurde eine Mortalität von 0,4 % ermittelt. Die Wartezeiten auf Triage und Kontakt ärztliches Personal betrugen 12 bzw. 30 Minuten. Für die mediane Krankenhausverweildauer wurden geschlechtsübergreifend 3–4 Tage gemessen. Bei der Patientenklientel mit ACS entfielen innerhalb der Diagnoseverteilung 57,9 % auf die instabile AP, 25,9 % auf STEMI und 16,1 % auf NSTEMI. Die Mortalität betrug 1,3 % mit einer ACS-spezifischen Wartezeit bis zur Triage von 8 Minuten sowie 16 Minuten bis zum Erstkontakt mit dem ärztlichen Personal. Die Krankenhausverweildauer dieser Patientenklientel lag im Median bei 4 Tagen. Alle Patienten*innen mit dem Leitsymptom Thoraxschmerz und insbesondere die Subpopulation mit ACS zeigten von Oktober bis März, mit einem circa eineinhalbfach bzw. zweifach erhöhten Patientenaufkommen, periodische Schwankungen. Mit Blick auf den Wochenverlauf war der Montag kollektivübergreifend am häufigsten frequentiert. Zusätzlich zeigte sich populationsübergreifend eine konstante Tag-Nacht-Rhythmik mit ansteigendem Patientenzustrom ab den Mittagsstunden bis in den Abend. Schlussfolgerungen: Das Leitsymptom Thoraxschmerz ist das häufigste bei konservativen Notfallpatienten*innen. Verglichen zum Gesamtpatientenkollektiv einer Notaufnahme sind Thoraxschmerzbetroffene älter, zumeist männlich, häufiger mit Risikofaktoren behaftet und leiden an potenziell lebensbedrohlicheren Diagnosen, wie dem ACS. Sie weisen dank kurzer Wartezeiten und strukturierter Abläufe der Chest Pain Unit eine gute Prognose auf, so dass sich hier die hohe Aufmerksamkeit für den AMI bei den zu Behandelnden, die eine Notaufnahme mit Brustschmerzen aufsuchen, widerspiegelt.
View lessFor quality assurance and in order to implement evidence-based guideline recommendations effectively in everyday oncological care a Quality Cycle Oncology has been established in Germany. Its central elements are the quality indicators (QIs). The implementation rate of these QIs and adherence to guideline recommendations is monitored and evaluated through the certification system implemented by the German Cancer Society (DKG). This dissertation describes for the first time the systematic process behind compiling and updating QIs based on the guidelines for diagnosis, therapy and follow-up for patients with endometrial (EC), cervical (CC) and ovarian cancer (OC) as well as presenting a differentiated overview of the implementation rate and development of QI results of DKG certified Gynaecological Cancer Centres (GCC). The presented results of the document search on QI development illustrate a difference in the maturity of QI sets as well as the interconnectedness between guideline updates and feedback from clinical routine based on QI implementation data, which provide indications for improvement and new development potential for QIs. In a second step, QI results for patients with CC and OC treated in GCCs between 2015 and 2019 were analysed. The median, overall proportion, standard deviation and two-sided Cochran-Armitage tests were calculated. QIs were divided into two categories: process-organization (PO-QIs) and treatment-procedures (TP-QIs), to allow a differentiated analysis for identifying improvement measures. PO-QIs that reflect the implementation of processes and structures show a high degree of application. PO-QIs have a tremendous influence on the quality of care and are easy to implement through SOPs. TP-QIs report on treatments that are performed in the GCC. TP-QIs that report on systemic therapies reach a plateau where the guideline is known, but patient-related-factors meaningfully prevent further increase. TP-QIs that report on surgical interventions fluctuate. The most relevant factors are practitioners’ personal skills. Besides the discussion of results amongst peers during the audit, improvement measures could include surgical courses or coaching. Concluding it can be state that the guideline recommendations are implemented to a high or very high degree in GCC. By analysing QI results, the quality of oncology care becomes transparent and a comparison between different GCC is possible. A combination of different measures is necessary to update QIs and to sustainably anchor and ultimately improve quality in care.
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