In der vorliegenden Arbeit konnten mehrere Aspekte der zerebralen Retinoidhomöostase im adulten ZNS aufgezeigt werden. Zunächst konnte experimentell nachgewiesen werden, dass humane neuronale Zellkulturen sowie murine Mikroglia in funktionell relevantem Ausmaß CYP450-Isozyme exprimieren, welche sowohl hemm- als auch induzierbar sind und einen relevanten Beitrag zum Abbau endogener Retinsäuren leisten. Während die zentrale Funktion von CYP450 Isozymen in neuronalen Zellen nicht abschließend geklärt ist, konnte hier am Beispiel der Retinoidhomöostase exemplarisch aufgezeigt werden, dass sich Änderungen der CYP-Aktivität in Neuronen als auch Mikroglia über differenziellen Abbau endogener Liganden wie der Retinsäure auf neuronale Funktionen auswirken können (Hellmann-Regen et al. 2012). Auch ein direkter, funktionell relevanter Einfluss von Licht unterschiedlicher Wellenlängen auf die chemischen und biologischen Eigenschaften von Retinoiden konnte dargestellt werden (HellmannRegen et al. 2013a). Ferner konnte gezeigt werden, dass eine Modulation des CYP450-vermittelten Abbaus von Retinsäure sich signifikant auf die Retinoidhomöostase auswirkt und somit das CYP450-System als therapeutisches Target im ZNS in Frage kommt (Hellmann-Regen et al. 2013b). Abschließend konnte zunächst am Beispiel des pleiotropen, antientzündlichen Minocyclins sowie am Beispiel des ebenfalls antientzündlichen Fluoxetins aufgezeigt werden, dass beide Substanzen über eine signifikante Hemmung spezifischen und unspezifischen Retinsäurekatabolismus zu einer Steigerung lokaler Retinsäurespiegel führen (Regen et al. 2014, Hellmann-Regen et al. 2015, Regen et al. 2015, Regen et al. 2016). Es liegt somit nahe, dass über eine lokale pharmakokinetische Interaktion am CYP450-System eine relevante Beeinflussung des Katabolismus endogener Substrate wie beispielsweise der Retinoide stattfindet und der lokale Abbau endogener Retinoide ein vielversprechendes therapeutisches Target darstellen könnte.
Weniger anzeigenEinleitung: Dysfunktionale Signalwege des muskarinergen Acetylcholinrezeptor Typ 3 (mAChR3) könnten durch eine Beeinträchtigung der biliären Bikarbonatsekretion an der Pathogenese von chronisch-entzündlichen Gallengangserkrankungen wie der primär biliären Cholangitis (PBC) und der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) beteiligt sein. Ziel der vorliegenden Studie war, die mögliche Bedeutung der bekannten Einzelpunktmutationen (Single Nucleotide Polymorphism, SNP) rs11578320, rs6690809, rs6429157, rs7548522 und rs4620530 im Gen des mAChR3 (CHRM3) bei Patient*innen mit PBC, PSC, chronischer Hepatitis C (CHC), sowie einer Kontrollkohorte mit gesunden Proband*innen zu untersuchen. Methoden: Bei 306 Patient*innen mit PBC, 205 Patient*innen mit PSC, 208 Patient*innen mit CHC und 240 gesunden Proband*innen der Universitätskliniken Berlin und Leipzig wurden mittels Polymerasekettenreaktion und Schmelzkurvenanalyse die Genotypen der CHRM3-SNPs bestimmt. In der PBC-Kohorte wurden zusätzlich Daten bezüglich der allgemeinen klinischen und paraklinischen Charakteristika erhoben, sowie das Therapieansprechen auf Ursodesoxycholsäure (UDCA) nach 12 Monaten in Relation zu dem zugrundeliegenden CHRM3-Genotyp untersucht. Desweiteren wurden mAChR3-Expressionsanalysen in explantiertem Lebergewebe von Patient*innen mit PBC und PSC durchgeführt, um die Expression des mAChR3 in Abhängigkeit des CHRM3-Genotyps zu untersuchen. Ergebnisse: Die Untersuchungen zu SNP rs4620530 des CHRM3-Gens zeigten sowohl signifikante Unterschiede hinsichtlich der Verteilung der Genotypen zwischen PBC-Patient*innen und der gesunden Kontrollgruppe (p=0,008), als auch zwischen PBC- und den PSC- und CHC-Patient*innen (p=0,005 beziehungsweise p=0,009). Dies ließ sich auf Unterschiede im Vorkommen des T-Allels zurückführen, welches in PBC-Patient*innen zu 49,3%, bei PSC-Patient*innen zu 39,8%, bei CHC-Patient*innen zu 35,7% und in den gesunden Kontrollen zu 40% nachgewiesen werden konnte. Das CHRM3 rs4620530 T-Allel war dabei mit dem Vorkommen einer PBC assoziiert (odds ratio [OR] =1,461, 95% confidence interval [CI] 1,147-1,861, p=0,002). Bei den PBC Patient*innen zeigten jedoch initiale Laborparameter, Komorbiditäten und Einjahres-Therapieansprechen auf UDCA anhand von etablierten Kriterien keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Genotypen des CHRM3 rs4620540. In Immunblots an Gewebe explantierter Lebern von PBC- und PSC-Erkrankten konnte die Expression des mAChR3 speziell in den Gallengängen nachgewiesen werden. Das Expressionsmuster zeigte jedoch keine spezifischen Veränderungen im Vergleich der verschiedenen Genotypen des CHRM3 rs4620540. Schlussfolgerung: Das T-Allel des SNP rs4620530 im CHRM3-Gen scheint ein potentieller genetischer Risikofaktor für die PBC zu sein.
Weniger anzeigenEinleitung: Schlafentzug und seine Folgen wie erhöhte Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche sowie Sekundenschlaf werden nicht nur bei Patienten mit Schlafstörungen, sondern auch bei Schichtarbeitern beobachtet. Diese Arbeit untersucht, welche spezifischen Auswirkungen jeweils eine eintägige Schlafrestriktion und eine Schlaffragmentierung auf objektive und subjektive Schlafparameter hat. Des Weiteren wird der Unterschied zwischen beiden Interventionen sowie der Erholungsbedarf berücksichtigt. Methoden: 20 männliche Probanden wurden in einem randomisierten Cross-Over-Studien-Design in einem Schlaflabor untersucht. Einer Baseline-Nacht folgten eine Interventionsnacht (Schlaffragmentierung oder Schlafrestriktion) und zwei Erholungsnächte. In der fragmentierten Nacht schliefen die Probanden 8 Stunden und wurden einmal pro Stunde geweckt. In der Restriktionsnacht wurde der Schlaf auf 5 Stunden gekürzt. Beide Interventionswochen wurden durch eine zehntägige Wash-Out-Phase getrennt. Die objektiven Schlafparameter wurden mithilfe der Polysomnographie (PSG) und des psychomotorischen Vigilanztests (PVT) erfasst. Zur Messung subjektiver Parameter wurden Abend/Morgen-Protokolle verwendet. Ergebnisse: Die Schlaffragmentierung hatte keine signifikanten Effekte auf die objektiven und subjektiven Schlafparameter. Im Gegensatz dazu verursachte die Schlafrestriktion deutliche Veränderungen in der Schlafarchitektur. Nach der Restriktionsnacht nahm der prozentuale Anteil der Wachphase an der Total Sleep Time signifikant ab und die Schlaflatenz zum REM-Stadium verkürzte sich. Das Wohlbefinden der Probanden nahm nach der Restriktionsnacht signifikant ab. Während der Restriktionsnacht gab es einen geringeren prozentualen Anteil an S1, REM-Schlaf und Wachphase sowie einen höheren Anteil an Tiefschlaf als in der Fragmentierungsnacht. PVT-Ergebnisse zeigten nur tendenzielle Effekte. Schlussfolgerung: Eine Schlafrestriktion hat einen größeren Einfluss auf objektive und subjektive Schlafparameter als eine Schlaffragmentierung. Ein tendenzieller Erholungseffekt wird bis zu zwei Tage nach der Schlafrestriktion erkennbar. Für weitere Forschung in diesem Feld sollte eine stärkere Form der Fragmentierung durchgeführt werden. Darüber hinaus werden sensitivere Tests zur Messung von subjektiven und objektiven Schlafparametern benötigt.
Weniger anzeigenEinleitung: Das peritoneal metastasierte Magenkarzinom hat unter herkömmlicher Therapie mit systemischer Chemotherapie und bestmöglichen unterstützenden Behandlungsmaßnahmen (engl.: best supportive care) eine infauste Prognose. Hierbei werden Überlebenszeiten von 4-6 Monaten im Median erreicht. Bei der Behandlung durch zytoreduktive Chirurgie (CRS) und hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC) konnte bereits in mehreren Studien gezeigt werden, dass für ausgewählte Patienten Langzeitüberleben erreicht werden kann. Insbesondere das Ausmaß der präoperativen Tumorausdehnung und der nach CRS verbleibende Tumorrest scheinen für das Überleben eine herausragende Bedeutung zu spielen. Standardisierte Auswahlkriterien wurden bisher jedoch nicht etabliert. In der vorgelegten Arbeit werden unsere Erfahrungen mit CRS und HIPEC beim peritoneal metastasiertem Magenkarzinom beleuchtet und Überlebenszeiten sowie das Auftreten von postoperativen Komplikationen in Abhängigkeiten von prognostischen Faktoren untersucht. Methoden: Die Daten von, den im Zeitraum von 2008 bis 2015 an der Charité Campus Mitte Universitätsmedizin Berlin aufgrund eines peritoneal metastasierten Magenkarzinoms mit CRS und HIPEC behandelten Patienten, wurden gesammelt und retrospektiv analysiert. Die präoperative Bestimmung der Ausdehnung der Metastasierung erfolgte mittels Peritoneal Carcinomatosis Index (PCI). Die nach CRS verbleibende Tumorlast wurde über den Completeness of Cytoreduction Score (CC-Score) ermittelt. Die Klassifikation der postoperativen Mortalität erfolgte nach Clavien-Dindo und die Schätzung der Überlebenszeiten nach Kaplan-Meier. Die statistische Aufarbeitung des Datensatzes erfolgte mit IBM SPSS´Statstics 20.0 (IBM Business Machines Corp. Armonk NY, USA). Ergebnisse: Wir konnten 47 Patienten in unsere Studie einschließen. Postoperative Komplikationen traten bei 19 Patienten (40 %) auf und es wurde eine mediane Überlebenszeit von 10 (0-60) Monaten erreicht. Das Auftreten von Komplikationen zeigte sich abhängig von der Anzahl der Organresektionen und Anastomosen sowie der OP-Zeit. Einfluss auf das Überleben hatten postoperative Komplikationen, das OP Jahr, das pT-Stadium und der PCI. Der PCI und das Auftreten von postoperativen Komplikationen konnten in einer multivariaten Analyse als hochgradig signifikante Einflussfaktoren für das Gesamtüberleben bestätigt werden. Patienten bei denen keine postoperativen Komplikationen auftraten, hatten einen Überlebensvorteil von 16 (0-60) gegenüber 9 (0-24) Monaten (p=0,012). Patienten mit einem PCI≤13 hatten mit 13 (0-60) Monaten eine beinahe doppelt so lange mediane Überlebenszeit wie Patienten welche einen PCI>13 aufwiesen und nur 7 (0-38) Monate überlebten (p=0,018). Schlussfolgerung: Da für ausgewählte Patienten auch beim peritoneal metastasierten Magenkarzinom Langzeitüberleben nach der Therapie mit CRS und HIPEC erreicht werden kann, müssen international vereinheitlichte Auswahlkriterien etabliert werden mit denen diese Patienten ausfindig gemacht werden können. Der hochsignifikante Einfluss des präoperativ bestimmbaren PCI auf das Überleben unserer Patienten bestätigt die Ergebnisse anderer Autoren und sollte als Auswahlkriterium etabliert werden.
Weniger anzeigenEinleitung und Fragestellung: Die minimalinvasive Chirurgie der Leber hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und stellt bei malignen Raumforderungen eine Alternative zur konventionell-offenen Chirurgie dar. Da gutartige Raumforderungen der Leber meist nicht behandlungsbedürftig sind, ist der Stellenwert der minimalinvasiven Chirurgie bisher unzureichend geklärt. In der vorliegenden Forschungsarbeit soll die laparoskopische Leberresektion (LLR) mit der konventionell offen-chirurgischen Leberresektion (OLR) bei benignen Lebertumoren und -läsionen hinsichtlich postoperativer Sicherheit und Effektivität verglichen werden. Methodik: Im Zeitraum von Januar 2009 bis Dezember 2017 wurden retrospektiv 182 Patienten mit gutartigen Lebertumoren und -läsionen identifiziert, welche eine Leberresektion erhielten. Nach Exklusion von 15 Patienten verblieben 167 Patienten in der Studie und wurden in eine LLR-Gruppe bzw. OLR-Gruppe aufgeteilt und in Hinblick auf präoperative Patientencharakteristika sowie perioperative Verläufe verglichen. Um einen möglichen Selektionsbias zu verringern, wurde ein 1:1 Propensity Score Matching (PSM) durchgeführt. Ergebnisse: Vor dem PSM zeigten sich keine signifikanten Unterschiede der präoperativen Patientencharakteristika zwischen der LLR-Gruppe (n=54) und der OLR-Gruppe (n=113). In der OLR-Gruppe wurden signifikant mehr Major-Resektionen durchgeführt, welche in einer anschließenden Subgruppenanalyse gesondert verglichen wurden (OLR, n=59, 52,2%; LLR, n=8, 14,8%). Nach dem PSM verblieben jeweils 35 Patienten in der Matched-LLR und Matched-OLR Gruppe. Ein hoher chirurgischer Schwierigkeitsgrad lag in 25,7% (n=9) bei Matched-LLR und in 20,0% (n=7) bei Matched-OLR vor (p=0,317). Die Konversionsrate lag bei 3,1% (n=1). Die Rate an Major-Komplikationen lag bei 11,4% nach Matched-LLR und bei 2,9% nach Matched-OLR (p=0,375). Die Matched-LLR Gruppe hatte dennoch eine signifikant kürzere Verweildauer auf der Intensivstation (Matched-LLR, 1d, 0-4d; Matched-OLR, 1d, 0-3d; p=0,009) als auch im Krankenhaus im Vergleich zu Matched-OLR-Gruppe (Matched-LLR, 7d, 4-14d; Matched-OLR, 10d, 5-16d; p<0,001). In einer Subgruppenanalyse der Major-Resektionen zeigte sich eine signifikant längere Operationsdauer bei Major-LLR (Major-LLR, 403min, 240-501min; Major-OLR, 221,5min, 111-529min; p<0,001). Die Komplikationsrate nach Major-LLR lag bei 0% (Major-OLR 16,9% (n=10), p=0,207), was in einer signifikant kürzeren Krankenhausverweildauer der Major-LLR-Gruppe resultierte (Major-LLR, 7d, 5-14d; Major-OLR, 9d, 7-129d; p=0,013). Schlussfolgerung: Die minimalinvasive Leberchirurgie stellt unabhängig vom Resektionsausmaß eine sichere und effektive Alternative zur konventionell-offenen Chirurgie gutartiger Tumore und Läsionen dar. Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie zeigen sich vor allem in einer schnelleren Erholungsphase und kürzerer Intensivstations- bzw. im Krankenhausverweildauer im Vergleich zur konventionell-offenen Chirurgie.
Weniger anzeigenHintergrund Im Jahr 2015 sind in Deutschland 15.190 Menschen an einer Leberzirrhose verstorben, davon 7.936 an einer äthyltoxischen Leberzirrhose. Die Mortalität bei Leberzirrhose kann kardialer Ursache sein, da die Leberzirrhose eine zirrhotische Kardiomyopathie (ZKM) verursachen kann. Patienten mit Leberzirrhose im Endstadium und erforderlicher Lebertransplantation (LTX) haben bei Vorliegen einer ZKM ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Aufgrund des eindeutigen Zusammenhangs zwischen ZKM und Morbidität sowie Mortalität ist es von bedeutender Wichtigkeit diagnostische Verfahren im klinischen Alltag einzuführen, die eine frühzeitige Erkennung der ZKM ermöglichen. Die Speckle-Tracking-Analyse des rechten Ventrikels (RV) sowie des rechten Atriums (RA) in der transthorakalen Echokardiographie ist eine neue, schnelle und kostengünstige Methode, um das Remodeling des rechten Herzens zu erfassen. Die neuesten Studien halten fest, dass der RV global longitudinal strain (RV GLS) als objektiver Index zur Bewertung der systolischen RV-Funktion und damit verbundener Prognose verwendet werden kann. Zielsetzung Ziel dieser Studie ist es, die Rechtsherz-Funktion bei Patienten mit äthyltoxischer Leberzirrhose im Endstadium mittels Speckle-Tracking-Analyse zu untersuchen. Methoden In dieser retrospektiven Querschnittsstudie wurden insgesamt 67 Patienten mit äthyltoxischer Leberzirrhose (MELD-Score = 13,5 ± 8,9), die für eine LTX vorgesehen waren, mit 36 Kontrollen nach Geschlecht und Alter gematcht und mittels t-Test sowie Mann-Whitney-U-Test (α = 0,05) untersucht. Ebenfalls wurden die erhobenen Variablen mittels Spearman-Korrelation analysiert. Bei der Bewertung der Überlebenszeit wurde das Kaplan-Meier-Verfahren sowie die Cox-Analyse angewandt. Ergebnisse Es wurde gefunden, dass der RV GLS und RV free wall longitudinal strain bei Patienten mit Leberzirrhose reduziert ist (p = 0,001), obwohl etablierte Parameter wie Fractional Area Change des RV oder Ejektionsfraktion des linken Ventrikels normwertig waren. Ebenfalls konnte nachgewiesen werden, dass der reservoir strain sowie die strain rates des RA signifikant unterschiedlich sind (p < 0,026). Es konnte nachgewiesen werden, dass die Transaminasen, die Alkalische Phosphatase und das Bilirubin mit dem Strain signifikant korrelieren. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass der conduit strain des RA für die 12-Monats-Überlebenswahrscheinlichkeit nach LTX ein sensitiverer Prädiktor (Hazard Ratio = 2,8: 95 %-KI: 1,08 – 7,29; p = 0,034) als der MELD-Score ist. Damit zeigt die Speckle-Tracking-Analyse des RV und RA bei Patienten im Endstadium Leberzirrhose kardiale Dysfunktionen an. Schlussfolgerung Im Rahmen einer LTX kann die Speckle-Tracking-Analyse zusätzliche Informationen in Hinblick auf Outcome und Therapiemanagement liefern. Die Integration der Speckle-Tracking-Analyse des rechten Herzens ist zumindest bei spezifischen Fragestellungen im klinischen Alltag in Erwägung zu ziehen.
Weniger anzeigenExekutive Funktionen wie Verhaltensflexibilität werden herkömmlich mit dem präfrontalen Kortex als essenziellem neuronalen Substrat assoziiert. Neuere Erkenntnisse legen jedoch nahe, dass auch subkortikale Hirnareale maßgeblich an visuell-räumlicher Aufmerksamkeitsausrichtung und daraus resultierender adaptiver Willkürmotorik beteiligt sind: So zeigten Patienten mit fokalen Läsionen im thalamischen Nucleus centromedianus-parafascicularis (CM-Pf) Defizite im Wiconsin Card Sorting Test, einem neuropsychologischen Standardtest für Verhaltensflexibilität, während andere kognitive Funktionen kaum beeinträchtigt waren. In der vorliegenden Studie wurden zwei neue Regeländerungs-Paradigmen mit zentraler oder exzentrischer Stimuluspräsentation etabliert, um eine gestörte Verhaltensflexibilität möglichst selektiv zu erfassen. Diese Paradigmen stellen im Gegensatz zu gängigen Testinstrumenten mi-nimale Anforderungen an andere kognitive Teilleistungen. Beide Paradigmen wurden mit zwei verschiedenen motorischen Antwortmodalitäten (Knopfdruck, Sakkade) durchgeführt. Für die Studie wurde eine Patientengruppe mit selektiven thalamischen Läsionen rekrutiert und mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Bereits in der neuropsychologischen Testung zeigte die Patientengruppe Defizite in einem spezifischen Test für gestörte Verhaltensflexibilität. In den neu entwickelten Paradigmen zeigten sich zusammenfassend vor allem für die zentrale Stimuluspräsentation und manuelle Antwortmodalität signifikante und zwischen den Gruppen unterscheidbare Regeländerungskosten (erhöhte Reaktionszeiten bzw. verminderte Akkuratheit nach einer Regeländerung) als Maß für eine gestörte Verhaltensflexibilität in der Patientengruppe. Einige Patienten zeigten darüberhinaus eine Lateralisierungstendenz der motorischen Antworten zur kontralateralen Effektorseite. Eine ergänzende Analyse der Pupillomotorik ergab eine differenzielle Modulation der Pupillenweite in Abhängigkeit des vorherigen Feedbacks, welche sich zwischen Patienten- und Kontrollgruppe nicht unterschied. Der CM-Pf degeneriert bereits in frühen Krankheitsstadien des Morbus Parkinson und wird hier sowie bei anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen bereits als Ziel von tiefer Hirnstimulation genutzt. Eine weitere experimentelle Zuordnung der Rolle des CM-Pf für kognitive Teilfunktionen scheint insofern klinisch unmittelbar relevant, um regelhaft bei Morbus Parkinson auftretende kognitive Defizite besser charakterisieren und andererseits mögliche Nebenwirkungen der tiefen Hirnstimulation sensitiv erkennen zu können.
Weniger anzeigenEinleitung: Der akute Myokardinfarkt gehört zu den weltweit führenden Todesursachen. Die Ischämie und therapeutische Reperfusion des Myokards kann durch Induktion einer Zytokinproduktion und Freisetzung Schädigungs-assoziierter Moleküle (DAMPs) zu einer sterilen Inflammationsreaktion führen. Therapeutische Hypothermie (TH) hat sich bereits zur Neuroprotektion etabliert und stellt, wie in vitro- und in vivo-Studien belegen, auch eine vielversprechende kardioprotektive Interventionsmöglichkeit dar. Die zellulären Mechanismen der TH sind jedoch noch unzureichend erforscht. In der vorliegenden Arbeit wurden daher sowohl der Effekt intraischämisch applizierter moderater TH (33,5 °C) auf die Zellviabilität primärer Kardiomyozyten während einer simulierten Ischämie (Oxygen-glucose-deprivation, OGD) und anschließenden Reperfusion (OGD/R), als auch die Initiierung der sterilen Inflammationsreaktion untersucht.
Methoden: Primäre murine Kardiomyozyten wurden einer 2-, 4- oder 6-stündigen OGD (0,2% O2, Mangelmedium ohne Glucose und Serum) ausgesetzt, gefolgt von einer 6-stündigen Reperfusion (21% O2, Vollmedium). Moderate TH (33,5 °C) wurde intraischämisch 1 Stunde nach Versuchsbeginn induziert und für den gesamten Versuch aufrechterhalten, während eine normotherme Versuchsgruppe bei 37 °C inkubiert wurde. Eine normoxische, normotherme Gruppe diente als Kontrolle. Der nekrotische Zelltod wurde anhand der LDH-Freisetzung in den Zellkulturüberstand quantifiziert, der apoptotische via Caspase-3-Aktivierung in Western-Blot-Analysen. Ebenso wurde die Genexpression der pro-inflammatorischen Zytokine IL-1ß, IL-6 und TNF-α, der iNOS als Mediator für oxidativen Stress, der anti-apoptotischen Kälteschockproteine RBM3 und CIRBP via quantitativer RT-PCR nach 6-stündiger OGD und 12 bzw. 24 Stunden Reperfusion untersucht. Die Freisetzung der DAMPs HMGB-1, CIRBP und Hsp70 in den Zellkulturüberstand wurde via Western-Blot bestimmt. In Vorversuchen wurden murine RAW 264.7-Makrophagen mit dem Zellkulturüberstand OGD/R-geschädigter Kardiomyozyten inkubiert und inflammatorische Marker via quantitativer RT-PCR analysiert.
Ergebnisse: Mit zunehmender OGD-Dauer ist ein Übergang von Apoptose zu Nekrose nachweisbar. TH reduziert beide Zelltodmechanismen signifikant. Die iNOS-Genexpression und die Freisetzung der untersuchten DAMPs nehmen korrelierend mit der Nekrose während der OGD-Phase zu und können durch TH verringert werden. Während der OGD/R ist die Genexpression weder von IL-1ß, IL-6 noch von TNF-α signifikant reguliert. In der Reperfusion steigt die Genexpression von RBM3 und CIRBP signifikant. Die Inkubation von RAW 264.7-Makrophagen mit dem Zellkulturüberstand OGD/R-geschädigter Kardiomyozyten zeigt in Vorversuchen keine Regulation inflammatorischer Marker.
Schlussfolgerungen: OGD/R-geschädigte primäre Kardiomyozyten können durch Freisetzung von DAMPs zur Initiierung einer sterilen Inflammationsreaktion beitragen. Moderate TH erhöht die Zellviabilität im Vergleich zur normothermen Versuchsgruppe, induziert anti-apoptotische Kälteschockproteine, verringert die DAMP-Freisetzung und ist somit ein vielversprechender Ansatz zur Kardioprotektion.
Weniger anzeigenDas Ziel der Studie war die Evaluierung der Erfassung von Zahngesundheitsdaten im Rahmen der Prätests der Nationalen Kohorte in Berlin. Es wurde untersucht, ob eine Studienassistentin ohne zahnmedizinischen Hintergrund zahnmedizinische Untersuchungen verlässlich durchführen kann, um ärztliches Personal in diesem Studienabschnitt zu entlasten. Außerdem wurde erprobt, ob eine digitale Erfassung von Daten Vorteile für die Studiendurchführung bringt. Material und Methode Eine medizinische Studienassistentin des Studienzentrums MDC Berlin Buch wurde über zahnmedizinische Grundlagen und deren Erfassungsmethoden in zwei Schulungstagen geschult. 51 Probanden im Alter von 22 bis 68 Jahren wurden in Doppeluntersuchungen durch die Studienassistentin und zahnmedizinisch trainiertes Personal (Zahnmedizinstudenten) als Kontrolle anhand eines Standard Operation Protocols auf deren Zahnstatus, zahnärztliche Versorgungen, Karies und Parodontitis im Split-Mouth-Verfahren untersucht. Die Erfassung von Parodontaldaten erfolgte manuell, metrisch im SOP und digital in Kategorien mittels Parodontalem-Screening-Index in die Software Parostatus.de. Die metrischen Daten wurden zur weiteren Auswertung in die Kategorien der digitalen Erhebung überführt. Aus den Daten wurde die prozentuale Übereinstimmung zwischen Studienassistentin und zahnmedizinisch trainiertem Personal errechnet. Zur Bewertung der Übereinstimmungen wurde ein Kappa (k) und Konfidenzintervall errechnet. Ergebnisse Die Studienassistentin erkannte den Zahnstatus (vorhandene Zähne, fehlende Zähne, ersetzte Zähne, Wurzelreste, Implantate) mit moderater Genauigkeit, Übereinstimmungsgrad 93,1% (k=0,534 (95%CI 0,421 - 0,646)). Ebenfalls wurde der Versorgungszustand der Zähne mit Füllung/Inlay/Teilkrone, Krone, Brücke und Prothese moderat erkannt, Übereinstimmungsgrad 76,7% (k=0,605 (95%CI 0,554 - 0,656)). Karies trat in 33,3% der Probanden auf. Karies wurde größtenteils nicht richtig erkannt, so dass die Übereinstimmung als unzureichend einzustufen war, Übereinstimmungsgrad 91,1% (k=0,0268 (95%CI -0,0589 – 0,112)). Die Parodontalmessungen unterschieden sich stark. Dabei waren die Abweichungen buccal +-1-2 mm und mesial +-2-3 mm. Die Übereinstimmung der erhobenen Parodontaldaten waren sowohl bei der manuellen Erfassung (74,8%; k = 0,194 (95%CI 0,116- 0,272)), als auch bei der digitalen Erfassung (82,8%; k = 0,161(CI 95% 0,0669 – 0,255)) als unzureichend einzustufen. Die Übereinstimmungen der Erfassung des Parodontalzustands der Probanden durch die Studienassistentin war insgesamt 79,9%; k = 0,171 (95%CI 0,107- 0,235). Ein zeitlicher Übungseffekt war zu erkennen. Die digitale Erfassung war schneller. Zusammenfassung Der Schulungsaufwand genügte nicht, um die Studienassistentin ausreichend auf die Untersuchungen vorzubereiten. Eine vereinfachte Erfassung des Zahnstatus und der Versorgung wäre mit intensivem Training denkbar. Karieserkennung und Parodontitismessung durch die Studienassistentin bedürfen intensive Schulung und Training. Ob eine Studienassistentin mit zahnmedizinischem Hintergrund verlässlich diese Daten erheben kann, muss weiter untersucht werden. Die Digitalisierung der Datenerhebung bringt Vorteile und sollte daher implementiert werden.
Weniger anzeigenHintergrund: Die erfolgreiche Beatmung von Patienten mit Adult Respiratory Distress Syndrome (ARDS) erfordert individuell und dynamisch anpassungsfähige Beatmungsstrategien. Es besteht Diskurs über Effektivität und Risiken der Beatmung mit Low-Tidal-Volume (4 - 6 ml/kgKG Tidalvolumen) gegenüber Open-Lung Strategien, die auf alveolärer Rekrutierung (Wiedereröffnung) basieren, und deren jeweilige Rolle in der Therapie des ARDS. Die Weiterentwicklungen in der Automatisierungstechnik ermöglichen selbstregulierende Closed-Loop Feedback Beatmungssysteme. Diese könnten den bisher verwendeten manuellen Protokolleinstellungen überlegen sein. Hier werden Unterschiede zwischen einem Open-Lung und einem ARDS Network Closed-Loop Protokoll im Tierversuch mit adoleszenten Schweinen untersucht. Methoden: Ein Low-Tidal-Volume Beatmungsprotokoll und eine Rekrutierungsstrategie nach dem Open-Lung-Approach (OLA) wurden als Closed-Loop System implementiert. Dieses wurde mit einem bereits etablierten Closed-Loop System basierend auf der Low-Tidal- Volume Strategie des ARDS Network Protokolls (ARDSNet) verglichen. Durch bronchoalveoläre Lavage wurden 16 adoleszente Schweine surfactantdepletiert und entweder nach dem Open-Lung Beatmungsprotokoll oder nach dem ARDS Network Protokoll 6 Stunden lang beatmet. Nach zwei Stunden erfolgten eine Diskonnektion und Unterbrechung der Beatmung für 20 Sekunden. Beide Protokolle wurden in Hinblick auf Änderungen von Blutgaswerten, Beatmungsparametern, Vitalparametern und Einhaltung der Grenzwerte verglichen. Ergebnisse: Der PaO2/FIO2-Index war mit dem Open-Lung-Approach Protokoll nach 1 h bereits 385 ± 13 mmHg (MW ± SEM) gegenüber 155 ± 18 mmHg (MW ± SEM) in der ARDS Network Protokoll Gruppe. Die Differenz blieb über 6 Stunden stabil unter Senkung der FIO2 auf 0,25 und 0,41. Das Tidalvolumen blieb während der Beatmung in beiden Gruppen unter 6 ml/kgKG und wurde mit dem OLA Protokoll nur während der Rekruitmentmanöver überstiegen. Der Driving Pressure war nach 1 h Beatmung 7- 9 cmH2O mit OLA Protokoll bzw. 16-13 cmH2O in der ARDSNet Protokoll. Der Anteil dorsaler Ventilation in abhängigen Lungenregionen war mit OLA Protokoll höher. Schlussfolgerung: Beide getesteten Systeme konnten bei neu aufgetretenem ARDS dynamisch auf Änderungen der beatmeten Lunge reagieren. Die für PEEP und max. PInsp gesetzten Grenzwerte wurden von beiden automatisierten Protokollen präzise eingehalten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beatmung mit einem automatisierten Closed-Loop Open- Lung-Approach Protokoll möglich ist und in einem ARDS Modell mit Surfactantdepletion zu einem verbesserten Gasaustausch und verbesserter Volumenverteilung führt als durch Beatmung mit einem Closed-Loop ARDS-Network Protokoll. Weitere Tests sind vor dem klinischen Einsatz des Systems nötig. Schlüsselwörter: ARDS, Closed-Loop Beatmung, Open-Lung-Approach, ARDS Network Protokoll, Rekruitmentmanöver, porcines Tiermodell, PEEP
Weniger anzeigenAbstrakt Einleitung: Etwa 2-6% der Kinder und Jugendlichen in schulfähigem Alter leiden unter chronisch generalisierten Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates. Betroffen sind überwiegend Mädchen in der Pubertät. Es handelt sich um ein komplexes Beschwerdebild mit Schmerzen am Bewegungsapparat und Begleitsymptomen wie Kopf- und Bauchschmerzen, ausgeprägter Tagesmüdigkeit und Schlafstörungen. Die subjektive Belastbarkeit im Alltag ist reduziert, die krankheitsbezogene Lebensqualität herabgesetzt. Eine multifaktorielle Genese wird angenommen, wobei insbesondere Inaktivität und Muskeldekonditionierung die Ausbildung chronischer Schmerzen begünstigen. Durch passives und aktives Training werden fehl- bzw. minderbelastete Muskelgruppen aktiviert und gestärkt. Der schmerzlindernde Effekt eines regelmäßig durchgeführten Ganzkörpervibrationstrainings soll in dem vorliegenden Pilotprojekt bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen generalisierten Schmerzen am Bewegungsapparat objektiviert werden. Material und Methoden: Im Rahmen eines ersten randomisierten und monozentrisch durchgeführten Pilotprojekts im Cross-Over-Design nahmen 22 Patienten an der Studie teil, die Beobachtungszeit betrug jeweils 6 Monate. Bezogen auf das Ganzkörpervibrationstraining absolvierten alle Patienten ein Dehnungs- und Lockerungsprogramm mit Frequenzen zwischen 12 und 14 Hz, gefolgt von einem Kraft- und Leistungstraining bis maximal 25 Hz. Die Datenerfassung erfolgte über standardisierte Fragebögen sowie individuell geführte Trainings- und Schmerzprotokolle. Parallel hierzu kam es zu einer Gegenüberstellung der Studienpatienten mit an juveniler idiopathischer Arthritis erkrankten Patienten sowie gesunden Schulkindern aus Berlin und Brandenburg. Ergebnisse: Alle Patienten waren weiblich. Gruppe 2 war jünger erkrankt und wies im Gruppenvergleich eine längere Erkrankungsdauer auf. In beiden Studiengruppen wurde die durchschnittliche Schmerzstärke zu Studienbeginn mit moderaten Schmerzen angegeben. Gruppe 1 gab bereits nach 8-wöchigem Trainingsintervall nur noch leichte Schmerzen an, das Niveau der am stärksten empfundenen Schmerzen konnte von moderaten auf leichte Schmerzen gesenkt werden. Gaben 90% der Patientinnen dieser Gruppe zu Beginn an unter Tagesmüdigkeit zu leiden, waren es nach 12-wöchigem Trainingsintervall nur noch 75%. Auch das Auftreten von Kopfschmerzen konnte von 80% auf 25% nach 12-wöchigem Ganzkörpervibrationstraining gesenkt werden. Schlussfolgerung: In Studiengruppe 1 gelang mithilfe des Ganzkörpervibrationstrainings die angestrebte Reduktion der Schmerzstärke sowie eine relevante Reduktion von Tagesmüdigkeit. Die krankheitsbezogene Lebensqualität konnte anhaltend verbessert werden. In Studiengruppe 2 konnte keine relevante Verbesserung der individuellen Schmerzstärke erreicht werden. Hier brachen mehr Teilnehmer die Studie ab. Einschränkend waren eine zu große Krankheitslast sowie eine relativ zu kurze Beobachtungszeit. Das Ganzkörpervibrationstraining mit dem Galileo TM war sicher und nebenwirkungsarm sowie leicht durchführbar. Die Aussagekraft der erlangten Studienergebnisse ist aufgrund der geringen Fallzahl limitiert, sie müssten in einer größeren Studie reproduziert und bestätigt werden. Das vorliegende Pilotprojekt war ein vielversprechender therapeutischer Ansatz zur Behandlung chronischer generalisierter Schmerzen.
Weniger anzeigenEinleitung: In dieser Arbeit wurden im Rahmen einer kontrollierten, randomisierten Studie die Auswirkungen einer Gewichtsreduktion auf den Body-Mass-Index (BMI), die Körperzusammensetzung und den Energieverbrauch übergewichtiger, postmenopausaler Frauen untersucht. Methoden: Es wurden 80 Probanden in Kontroll- (n=40) und Interventionsgruppe (n=40) randomisiert. Die Probanden der Interventionsgruppe durchliefen eine zwölfwöchige Gewichtsreduktionsphase mit anschließender vierwöchigen Gewichtsstabilisierungsphase. Zu Beginn der Studie, sowie nach drei und vier Monaten, wurden BMI, Körperzusammensetzung, Ruheenergieumsatz (REE) und postprandiale Thermogenese (ppTh) bestimmt. Die Erfassung der Körperzusammensetzung erfolgte neben der primären Methode der Air-Displacement- Plethysmographie (ADP) auch mittels Bioelektrischer-Impedanzanalyse (BIA). Ergebnisse: In der Interventionsgruppe zeigte sich nach drei Monaten eine signifikante Reduktion des BMIs (-4,7 ± 0,2 kg/m2; p = 3,486 x 10-29), der Fettmasse (FM) (-11,0 ± 0,5 kg; p = 3,413 x 10-28) und der fettfreien Masse (FFM) (-1,4 ± 0,3 kg; p = 0,000007). Diese Veränderungen waren signifikant unterschiedlich vom Verlauf in der Kontrollgruppe, bei der sich während des Studienzeitraums keine signifikanten Veränderungen von Körpermasse und Körperzusammensetzung zeigten. Während der Gewichtsstabilisierungsphase kam es in der Interventionsgruppe zu einer weiteren signifikanten Veränderung der Körperzusammensetzung (FM -1,0 ± 0,3 kg; p=0,035). Weiterhin zeigte sich in der Interventionsgruppe während der Gewichtsreduktion ein Abfall des REE (-144,6 ± 26,8 kcal/d; p = 0,000002) und des Ruheenergieumsatzes pro FFM (REE/FFM-Ratio) (-2,1 ± 0,6 kcal/d/kg; p=0,001). Ebenso kam es zu einer Verringerung der ppTh nach Gewichtsabnahme (-4,2 ± 0,5 %; p = 8,9524 x 10-10). Während der Gewichtsstabilisierungsphase war in der Interventionsgruppe ein signifikanter Wiederanstieg der ppTh zu beobachten (+2,1 ± 0,5 %; p=0,001). Auch in der Kontrollgruppe kam es nach drei Monaten zu einer signifikanten ppTh-Reduktion (-2,2 ± 0,7 %; p=0,006). Diskussion: Die durchgeführte Gewichtsintervention erzielte bezüglich BMI und Körperzusammensetzung die geplanten Effekte. Die Reduktion von REE und REE/FFM-Ratio bestätigen den Einfluss einer Kalorienrestriktion und Gewichtsabnahme auf den Energiehaushalt. Somit könnte die reduzierte REE/FFM- Ratio wesentlich zum häufig ausbleibenden Langzeiterfolg von Gewichtsreduktionsinterventionen beitragen. Dabei scheint die Veränderung der REE/FFM-Ratio vor allem durch die Veränderung des Körpergewichtes und nicht durch die negative Energiebilanz per se getrieben zu werden. Zudem scheint die Phase der negativen Energierestriktion einen Effekt auf die ppTh zu haben. Prinzipiell konnte im Vergleich eine gute Korrelation von BIA und ADP gefunden werden. Jedoch wurde unter Gewichtsreduktion mit BIA eine stärkere FFM-Reduktion gemessen, was dazu führte, dass Veränderungen der REE/FFM-Ratio mit BIA nicht detektierbar waren. Die BIA scheint daher für Analysen der Körperzusammensetzung unter Gewichtsreduktion nur bedingt geeignet zu sein.
Weniger anzeigenDie Atherosklerose ist eine chronisch entzündliche Gefäßerkrankung, die erheblich zur globalen Morbidität und Mortalität beiträgt. Die Atherogenese geht mit einer Dysregulation des Ubiquitin-Proteasom-Systems (UPS) einher. Aktuelle Studien berichteten über eine besondere Rolle der immunoproteasomalen (IP) Untereinheit LMP7 bei der Erhaltung der Proteinhomöostase in Anwesenheit von Zytokin-induziertem oxidativen Stress. In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss der LMP7-Defizienz auf die Initiation und Progression der Atherosklerose in der low-densitiy lipoprotein receptor-defizienten (LDLR-/-) Maus untersucht. Durch Kreuzung wurden LDLR-/-/LMP7-/- Mäuse generiert. Als Kontrollgruppe dienten LDLR-/- Wurfgeschwister. Die Fütterung einer Hochfett-Diät (FD) über 6 oder 24 Wochen induzierte ein frühes bzw. spätes Atherosklerosestadium. In beiden Stadien war die in Gefrierschnitten der Aortenwurzel und en-face-Präparaten der Aorta gemessene Plaquelast beim Vergleich der Genotypen nicht unterschiedlich. Die LMP7-Defizienz beeinflusste weder den Makrophagengehalt noch die Größe des nekrotischen Areals und nicht die Anzahl der Plaquezellen mit Polyubiquitin-Konjugaten von Läsionen der Aortenwurzel. Western-Blot-Untersuchungen zeigten gleiche Mengen an oxidierten und ubiquitinierten Proteinen in Leber und Milz von LDLR-/- und LDLR-/-/LMP7-/- Mäusen. Die Serumwerte von Gesamt- sowie HDL-Cholesterin, Triglyzeriden und der Gewichtszuwachs unter FD waren durch das Fehlen von LMP7 nicht wesentlich beeinflusst. Die Expression von IP-Untereinheiten in Leber und Milz war unter LMP7-Defizienz verringert und die Inkorporation von Standard-Untereinheiten in isolierten Milz-Proteasomen war erhöht. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Fehlen der immunoproteasomalen Untereinheit LMP7 die Initiation und Progression der Atherosklerose in LDLR-/- Mäusen nicht verändert.
Weniger anzeigenIn den letzten Jahren sind neben den klassischen paraneoplastischen Syndromen mit neuronaler Präsentation vermehrt die Autoantikörperenzephalitiden in den Fokus der Forschung gerückt. Diese Krankheitsbilder sind nicht unbedingt mit einer neoplastischen Erkrankung vergesellschaftet und durch immunsuppressive Strategien therapierbar. Der Entdeckung der häufigsten Form von Autoantikörperenzephalitis, der anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis, folgen bis heute zahlreiche Entdeckungen weiterer antineuronaler Antikörper. So nahm unsere Arbeitsgruppe nach dem Nachweis von IgA-Antikörpern gegen das neuronale Protein Synapsin bei einem Patienten mit dem klinischen Bild einer limbischen Enzephalitis ohne maligne Grunderkrankung die Untersuchung einer Kohorte mit breit gefächerten neurologisch-psychiatrischen Diagnosen auf das Vorliegen von anti-Synapsin-Antikörpern vor. Bei einem Teil dieser Patienten konnten anti-Synapsin-Antikörper, allerdings vom IgG-Typ, nachgewiesen werden. Die Antikörper von achtzehn Patienten werden in der vorliegenden Arbeit in Zell-basierten Assays hinsichtlich ihrer Epitopspezifität charakterisiert. Das Protein Synapsin besteht aus abgegrenzten Untereinheiten mit verschiedenen Strukturen und Funktionen. HEK-Zellen wurden mit diesen Untereinheiten transfiziert und die in Seren der Patienten enthaltenen Antikörper auf Reaktivität mit den einzelnen Untereinheiten überprüft. Dabei zeigte sich kein einheitliches Bild, es scheinen aber präferentiell zwei Domänen, die A-Domäne und die D-Domäne, als antigene Epitope zu wirken. Die Antikörper gehören nicht alle der gleichen IgG-Subklasse an, sind aber in der Mehrheit der Fälle vom vergleichsweise selten vorkommenden IgG4 Typ. Darüberhinaus wurden Liquores von Patienten mit beginnenden Demenzen unterschiedlicher Ätiologie auf das Vorliegen von anti-Synapsin-Antikörpern überprüft. In 4% der Fälle konnten im Western-Blot-Verfahren mit Synapsin-Knock-Out Kontrolle IgA-Antikörper gegen Synapsin nachgewiesen werden. Mangels einer ausreichenden Anzahl an Kontrollen kann über die statistische Signifikanz dieser Entdeckung gegenwärtig noch keine Aussage gemacht werden. Es bleibt mittels funktioneller Studien zu untersuchen, in wie weit die Antikörper der untersuchten Patienten eine pathogenetische Relevanz haben bzw. in wie weit es sich lediglich um ein Epiphänomen handelt.
Weniger anzeigenEinführung: Eine hohe Bildauflösung zur Darstellung der Epidermis und Dermis ist essentiell, um deren Funktionen und die Auswirkungen diverser Einflüsse zu verstehen. Verschiedene Ex- und In-vivo-Methoden können die Epidermisdicke (ED) sowie die strukturelle Zusammensetzung der Dermis abbilden. Eine optische Biopsie vermeidet im Gegensatz zur invasiven Probenentnahme die präparative Veränderung der Gewebestruktur, ist schneller und schmerzfrei. In der vorliegenden Pilotstudie wird die optische Biopsie durch Aufnahmen mittels eines Weitfeld-Zwei-Photonen-Mikroskops (2PM) realisiert. Diese Scans basieren auf einer Zwei-Photonen angeregten Fluoreszenz (TPEF) im Nahinfrarotbereich, welche ein Autofluoreszenz- (AF-) Signal im sichtbaren Spektralbereich emittiert. Dieselbe Primärstrahlung erzeugt gleichzeitig eine Frequenz-verdoppelte Sekundärstrahlung (SHG) bei vorliegenden geordneten Molekülstrukturen. Die Dicke und Struktur der Epidermis und Dermis verändern sich bekanntermaßen im Alter. Das Stratum corneum (SC) dagegen konnte bisher nur artifiziell dargestellt werden. Es existieren nur wenige Studien über die Variation der Hautschichtung in verschiedenen Körperregionen und unter differenter Umweltbelastung.
Methodik: Dreißig hautgesunde Probanden von 18 bis 66 Jahre wurden mittels eines modifizierten 2PM untersucht. Von fünf verschiedenen Körperregionen wurde je ein Falschfarbenbild (200 µm x 7 mm) erzeugt. Die ED wurde in den 2PM-Aufnahmen gemessen und die Werte mit Ergebnissen der optischen Kohärenztomografie verglichen. Anhand der 2PM-Bilder wurde das Kollagen-Elastin-Verhältnis über den SHG-zu-AF-Altersindex der Dermis (SAAID) berechnet und in Abhängigkeit des Alters, des Geschlechts und der Körperregion analysiert.
Ergebnisse: AF- und SHG-Signale erlauben nach Spektraltrennung synchron und deckungsgleich je ein Zellular- und Kollagenbild aufzuzeichnen. Zudem wird Elastin durch das AF-Signal sichtbar. Das durch Tape Stripping reduzierte SC verbessert die Signalintensität. Um das AF-Signal zu verstärken ist die Haarentfernung und Verwendung von destilliertem Wasser als Kontaktmedium essentiell. An sonnenexponierter Haut ist die gesamte Epidermis sowie das SC signifikant dicker im Vergleich zu sonnengeschützten Hautarealen (p < 0,05). Die ED nimmt mit steigendem Alter signifikant ab (p < 0,05), ebenso der SAAID (p < 0,05). Männer zeigen im Vergleich zu Frauen eine dickere Epidermis, jedoch einen signifikant kleineren SAAID (p < 0,05). Der SAAID am volaren Unterarm ist signifikant höher als am Abdomen (p < 0,05). Am niedrigsten ist der SAAID an der Glutealregion (p < 0,05).
Fazit: Die Weitfeld-2PM stellt eine neue Methode zur nicht-invasiven vertikalen Darstellung der Epidermis und Dermis dar. Insbesondere sind die SC-Abbildung sowie eine Unterscheidung von Kollagen und Elastin möglich. Neben genderspezifischen Unterschieden weisen die Messergebnisse der ED und des SAAID auf einen stärkeren Einfluss unterschiedlicher Körperregionen im Vergleich zum Alter hin.
Weniger anzeigenEinleitung Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, die relevanten Todesursachen im Berliner Obdachlosenmilieu in einer Übersicht zu Vergleichszwecken zu präsentieren. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Auswertung von Tötungsdelikten, die in den Jahren 2005–2012 an Obdachlosen in Berlin begangen wurden. Methoden Es handelt sich um eine retrospektive Datenanalyse, bei der das Sektionsgut des Institutes für Rechtsmedizin der Charité-Universitätsmedizin Berlin und des Landesinstitutes für gerichtliche und soziale Medizin Berlin aus den Jahren 2005 – 2012 im Hinblick auf die Todesursachen im Obdachlosenmilieu ausgewertet, systematisiert und analysiert wurde. Ergebnisse In den beiden rechtsmedizinischen Instituten der Stadt Berlin wurden in den Jahren 2005–2012 insgesamt 15.891 Obduktionen durchgeführt. Bei 235 (1,5%) Betroffenen handelt es sich um Personen ohne festen Wohnsitz. Davon sind 205 (87%) Männer und 30 (13%) Frauen. Im Durchschnitt erreichten die Obdachlosen ein Lebensalter von 44 Jahren [range 17-98]. Bei Betrachtung der Todesarten fanden sich 28 (12%) Fälle mit ungewisser Todesart. Weiterhin gab es 76 (32%) natürliche Todesfälle, während 131 (56%) Obdachlose einen nicht natürlichen Tod erlitten. Bei den Fällen mit nicht natürlicher Todesart belegten bei weiterer Einteilung in die verschiedenen Todesursachen die Intoxikationen mit 60 (26%) von insgesamt 235 Fällen den ersten Platz, wobei die Drogentode die häufigsten waren. Die zweitgrößte Untergruppe stellten mit 16 Fällen (7%) die Tötungsdelikte dar. In zehn Fällen wurde scharfe Gewalt angewandt. Die meisten Opfer waren zum Zeitpunkt des Todeseintrittes alkoholisiert. In mehr als der Hälfte der Fälle kannten sich der mutmaßliche Täter und Opfer und beide gehörten zu der Obdachlosenszene. Diskussion Verglichen mit den Ergebnissen von Untersuchungen aus dem ländlichen Hessen und der Großstadt Hamburg zeigt die Obdachlosenszene der deutschen Hauptstadt mit der Großstadt Hamburg in Bezug auf die Häufigkeit der Tötungsdelikte Überschneidungen, während in Hessen der Anteil der getöteten Obdachlosen mit 17% höher ist. In allen drei Regionen dominiert indessen der Drogentod im Obdachlosenmilieu, was auf eine dichte Vernetzung zwischen den Obdachlosen- und Drogenszenen hindeutet. Dies stellt auch einen möglichen Ansatzpunkt für Interventionen seitens der zuständigen Behörden dar. Die Aussagekraft der vorliegenden Ergebnisse ist allerdings zum einen mangels einer offiziellen statistischen Erfassung der Obdachlosigkeit in Deutschland sowie einer einheitlichen Definition für diesen Zustand eingeschränkt. Zum anderen ermöglichen die Fallakten leider nur eine lückenhafte Auswertung der Todesursachen in der Obdachlosenszene. Dies betrifft auch die heterogene Gruppe der Tötungsdelikte. Nicht alle Fragen, wie zum Beispiel die Herkunft der Opfer, ließen sich abschließend beantworten, was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet ist, dass es sich um Menschen aus der Obdachlosenszene ohne bekannte Vorgeschichte bzw. um „leere“ Polizeiakten handelt. Auch lagen in wenigen Fällen Gerichtsakten vor, da viele Fälle nach Kenntnis des Ergebnisses der gerichtlichen Sektion von der Staatsanwaltschaft eingestellt wurden.
Weniger anzeigenSowohl aufgrund ihrer Haupterkrankung als auch aufgrund weiterer Morbiditäten und der Behandlungsregimes sind Tumorpatienten gegenüber dem Risiko einer Thrombose oder Embolie besonders exponiert. Dies gilt umso mehr für Patienten mit Fernmetastasen im Zentralnervensystem, jedoch besteht zu möglichen Präventionsansätzen für Thrombosen und Embolien bei dieser Patientengruppe kaum eine Datengrundlage, wobei insbesondere die Berichte für Patientinnen mit gynäkologischen Tumoren unzureichend sind. Aufgrund dessen wurden im Rahmen der vorliegenden Untersuchung klinisch-pathologische (Diagnose, Mobilität, Anzahl und Lokalisation der Metastasen) sowie laborchemische Parameter (Quick, Thrombozytenzahl, Fibrinogenspiegel, C-reaktives Protein) ausgewertet, um das individuelle Thromboserisiko retrospektiv nachvollziehen zu können. Insgesamt wurden die Daten von 260 Patientinnen in einem Alter von durchschnittlich 69,2Jahren (± 11,5 Jahren) ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass das Thromboserisiko nicht von der Lokalisation der Tumoren abhängig ist. Ebenfalls konnte kein Einfluss der Metastasenanzahl oder -lokalisation nachgewiesen werden. Gleiches gilt für den Mobilitäts- und neurologischen Status der Patientinnen. Demgegenüber war das Auftreten von Thrombosen statistisch signifikant mit erhöhten Laborparametern für die Thrombozytenanzahl (p < 0,001), sowie signifikant mit den Fibrinogenspiegeln (p=0,023) assoziiert. Die Multivariate Untersuchung ergab nur noch für die Thrombozatenzahl eine signifikante Korrelation bei einer Power von 0.98892 Insbesondere aufgrund der geringen Fallzahlen in der Subgruppenanalyse (Tumor- und Metastasenlokalisation) sind weitere Untersuchungen notwendig, um Prädiktoren für das patientenindividuelle Thromboserisiko im Falle gynäkologischer Tumoren mit Fernmetastasen zu identifizieren und zu etablieren.
Weniger anzeigenEinleitung: Eine bipolare Störung wird oft erst spät erkannt. Früherkennung und Frühintervention sind anzustreben, um Betroffene gezielt frühzeitig zu unterstützen und damit bessere Krankheitsverläufe zu erzielen. Hierfür sind spezifische Früherkennungsinstrumente entwickelt worden, die das individuelle Risiko, eine bipolare Störung zu entwickeln, erfassen. Diese Instrumente berücksichtigen bislang nicht den Aspekt der Religiosität, obwohl es Hinweise gibt, dass Religiosität, und speziell die „extrinsische Religiosität“, als eine Form instrumenteller (zweckorientierter), Gläubigkeit (Zwingmann, Hellmeister, & Ochsmann, 1994) dazu beitragen könnte, das Risiko für eine bipolare Störung genauer einzuschätzen. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob in einer Risikopopulation der Grad der Religiosität (Hypothese 1), und insbesondere die Ausprägung der extrinsischen Religiosität (Hypothese 2) mit dem Risiko einer bipolaren Störung zusammenhängt.
Methodik: Die Daten stammen aus der Berliner Kohorte der multizentrischen BipoLife- Studie. Es handelte sich ausschließlich um Proband*innen, die auf Basis der „Bipolar Prodrom Symptom Skala“ (BPSS) ein Risiko für die Entwicklung einer bipolaren Störung aufwiesen und mittels des „Early Phase Inventory for bipolar disorders“ (EPIbipolar) in vier Risikogruppen eingeteilt werden konnten. 65 Studienteilnehmende (36 Frauen und 29 Männer, Durchschnittsalter: 25,4 Jahre) füllten den „Fragebogen zu Religiosität und Lebensbewältigung“ aus. Anhand dessen konnte für fünf Aspekte der Religiosität (religiöse Orientierung, religiöse Erfahrung, religiöses Engagement, sowie die intrinsische und extrinsische Religiosität) die religiöse Ausprägung erfasst werden.
Ergebnisse: Mittels einer multiplen linearen Regressionsanalyse konnte gezeigt werden, dass der Einbezug aller Aspekte der Religiosität nicht zu einer bedeutsamen Verbesserung der Risikoeinschätzung der bipolaren Störung (gemessen mit BPSS) führte (p=0,59). Eine lineare Diskriminanzanalyse ermöglichte keine signifikant genauere Zuordnung in die Risikogruppen (gemäß EPIbipolar) im Vergleich zu einer rein zufälligen Gruppenzuordnung (p=0,20). Jedoch konnte in einer weiteren linearen Regression gezeigt werden, dass ein spezifischer Aspekt der Religiosität, die „extrinsische Religiosität“, als singulärer Prädiktor das Manie-Risiko (p=0,07) und Nebensymptome der Manie (p=0,06) (erfasst durch die BPSS), auf Trendniveau vorhersagen konnte. Anhand des Messinstrumentes EPIbipolar konnte bezüglich der extrinsischen Religiosität mittels einer univariaten Varianzanalyse kein signifikanter Unterschied der Mittelwerte in den unterschiedlichen Risikogruppen gezeigt werden.
Schlussfolgerung: Auf Basis der vorliegenden Befunde muss geschlussfolgert werden, dass Religiosität als Gesamtkonstrukt keinen signifikanten Beitrag zur Einschätzung des Risikos für die Entwicklung einer bipolaren Störung leisten kann. Jedoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass ein spezifischer Aspekt, die extrinsische Religiosität, zu einer verbesserten Einschätzung des Manie-Risikos beitragen könnte. Sollte sich dieser Befund in weiteren Untersuchungen bestätigen, könnte die Erfassung extrinsischer Religiosität zusätzlich zu den herkömmlichen Früherkennungsinstrumenten einen bedeutsamen Mehrwert zur effektiven Frühprävention darstellen.
Weniger anzeigen15 Millionen Kinder kommen jedes Jahr weltweit zu früh zur Welt. Frühgeburt ist eine der größten Herausforderungen der pädiatrischen Intensivmedizin und insbesondere eine Geburt unter 1500 g Geburtsgewicht geht mit dem Risiko erhöhter neonataler Mortalität und Morbidität einher. Zu den Komplikationen gehören u. a. neurokognitive Defizite, Aufmerksamkeitsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten, die mitunter erst im Laufe der Kindheit erkennbar werden. Zudem treten psychiatrische Krankheitsbilder wie ADHS, Autismus und Schizophrenie bei ehemaligen Frühgeborenen gehäuft auf. Neben infektiös-inflammatorischen Prozessen werden auch hohe postnatale Sauerstoffkonzentrationen als Ursache subtiler organischer Hirnschädigungen angenommen. Hypothetisch könnten spezifische Veränderungen GABAerger Interneurone im zerebralen Kortex eine wesentliche Rolle insbesondere für die Entstehung neuropsychiatrischer Symptome einnehmen. Interneurone vollziehen gegen Ende der Schwangerschaft und unmittelbar postnatal wesentliche Entwicklungsschritte, die sie besonders vulnerabel gegenüber perinatalen Einflüssen machen. Um im Mausmodell den für das Frühgeborene eintretenden O2-Anstieg zu simulieren und eine Schädigung des unreifen Gehirns durch Sauerstoff zu untersuchen, erhielten 5 Tage alte Wildtyp- bzw. GAD67-GFP-Knock-In-Mäuse über 48 Stunden 80% O2 (Hyperoxie) und wurden anschließend bei Raumluft (21% O2, Normoxie) bis zum postnatalen Tag (P) 7, 9, 11, 14 oder 30 gehalten. Die Ausbildung interneuronaler Subtypen wurde anhand von LIM-homeobox protein 6 (Lhx6), Reelin (Reln), Somatostatin (Sst), Vasoactive intestinal polypeptide (Vip) und Parvalbumin (PV) untersucht. Zur weiteren Charakterisierung der Schädigung GABAerger Interneurone untersuchten wir die Apoptoseaktivität (CASP3A) und die Zellproliferation (Ki67) in immunhistochemischen Färbungen. Die Autophagie-Prozesse wurden anhand von Atg3, Atg12 und p62 (qPCR) sowie LC3 und P62 (Western Blot) analysiert. Die RNA- Expressionen von Stromal cell-derived factor 1 (Sdf1) und seinem Rezeptor C-x-c chemokine receptor type 4 (Cxcr4) sowie Glia cell line-derived neurotrophic factor (Gdnf) dienten zur Einschätzung der Migration. 6 Im Ergebnis zeigte sich eine Hyperoxie-induzierte Reduktion GABAerger Subtypen anhand Lhx6 (P9), Reln (P9), Sst (P9, P11) und Vip (P11). In der juvenilen Maus (P14, P30) ließ sich eine verminderte Anzahl PV-exprimierender Interneurone beobachten. Neonatale Hyperoxie hatte keinen Einfluss auf Apoptose, Autophagie oder Proliferation. Die Hyperoxie-Exposition führte zu einer Verminderung der Migrationsmarker Gdnf (P11) sowie Cxcr4 (P9, P11) und Sdf1 zu allen untersuchten Zeitpunkten (P7 – P11). Wir konnten zeigen, dass die Exposition des unreifen Gehirns gegenüber hohen Sauerstoffkonzentrationen die Entwicklung kortikaler GABAerger Interneurone in der Maus deutlich beeinträchtigt. Eine erhöhte Sauerstoffexposition könnte demnach ursächlich für die Reduktion von GABAergen Interneuronen bei Frühgeborenen sein.
Weniger anzeigenDie chirurgische Behandlung adipöser Patienten nimmt einen immer größer werdenden Stellenwert ein. In Abhängigkeit von BMI und Begleiterkrankungen können Kostenzusagen durch die Krankenkassen erfolgen. Unterschiedliche Operationsmethoden, die allesamt primär laparoskopisch durchgeführt werden, stehen zur Verfügung. Das Komplikationsmanagement ist eine wichtige Säule in der Behandlungsstrategie. Material und Methodik: 358 Patienten, die sich 2011 einer bariatrischen Operation unterzogen, wurden über einen Zeitraum von 5 Jahren nachuntersucht. Insbesondere wurden Komplikationen und das Nachsorgeverhalten untersucht. Die Patienten konnten in 2 Gruppen, Patienten mit Migrationshintergrund (n=96, 26,8%) und Patienten ohne Migrationshintergrund (n=262, 73,2%), eingeteilt werden. Ergebnisse: Die Deutschen waren durchschnittlich 6 Jahre älter und kränker als die Patienten aus der Migrantengruppe (3,78 vs. 2,75 Begleiterkrankungen), der BMI prä-op war gleich (45,94 kg/m2 vs 46,01 kg/m2). Im Jahr der Operation und im Folgejahr erschienen bis zu 85,11 % der Patienten noch durchschnittlich bis zu 5 mal im Jahr zur Nachkontrolle, danach ließen die Anzahl der Nachuntersuchungen und die Anzahl der Patienten, die zur Kontrolle kamen, deutlich nach. Nach 5 Jahren erschienen nur noch 11,46 % der Migranten zur Nachuntersuchung, bei den Deutschen war es etwas häufiger mit 19,85 %. Innerhalb von 5 Jahren nach der Operation wurden 18,64 % der Deutschen und 12,94 % der Migranten erneut stationär aufgenommen. Die Major-Komplikationsrate im Un-tersuchungszeitraum „mehr als 30 Tage nach der Operation“ war in der Migranten-Gruppe und der Deutschen-Gruppe ähnlich (14,12 % vs 13,18 %). Der Gewichtsverlust der Migranten war nach 5 Jahren größer als der der Deutschen (70,85 %EWL vs 64,72 %EWL). Zusammenfassung: Um ein gutes Outcome und einen dauerhaften Gewichtsverlust zu erzielen sind regelmäßige Nachuntersuchungen erforderlich. Komplikationen können so frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden.
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