Die klassischen Prognosefaktoren wie FIGO-Stadium und makroskopische Tumorfreiheit konnten als die wichtigsten Prognosefaktoren für Langzeitüberleben mit Ovarialkarzinom bestätigt werden. Zu den positiven prognostischen Faktoren zählten auch das Ansprechen auf die platinbasierte Therapie, während Aszites und das Auftreten von Rezidiven prognostisch negativ waren. Bezüglich des Tumorbefallmusters war ein Befall des oberen Abdomens bei Langzeitüberlebenden auch nach Matching für die wichtigsten Prognosefaktoren seltener im Vergleich zur Kontrollgruppe. Polypharmazie war nicht mit dem Gesamtüberleben assoziiert, es bestand jedoch eine positive Korrelation mit dem progressionsfreien Überleben. Neben den klassischen klinischen Prognosefaktoren sind auch Lebensqualität und Tumor- bzw. Therapie-assoziierte Symptomen von Bedeutung. Sowohl Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen als auch Schmerzen waren mit einem schlechteren Gesamtüberleben assoziiert. Dies ist vor allem therapeutisch interessant und es sollte in zukünftigen Studien prospektiv evaluiert werden, ob eine suffiziente Therapie von Krebs- und Therapie-assoziierten Symptomen nicht nur die Lebensqualität, sondern auch das Überleben von Ovarialkarzinompatientinnen verbessern kann. Die Charakterisierung von Langzeitüberlebenden mit Ovarialkarzinom und die Identifikation von Prognosefaktoren sollten sowohl klinisch als auch auf molekularer Ebene weiterverfolgt werden, um die Erkenntnisse zukünftigen Patientinnen zugutekommen zu lassen, z.B. im Hinblick auf eine personalisierte Medizin. Langzeitüberleben bedeutet nicht automatisch geheilt oder gesund zu sein. Knapp die Hälfte der Langzeitüberlebenden hat (mindestens) ein Rezidiv entwickelt und ein Teil der Patientinnen befindet sich unter Krebstherapie. Auch leidet fast jede zweite Langzeitüberlebende mit Ovarialkarzinom noch an körperlichen bzw. psychischen Spätfolgen, wie z.B. Lymphödemen, Fatigue, Distress oder neurologischen Langzeitnebenwirkungen. Auch Zweitkarzinome sind eine nicht zu unterschätzende Spätfolge. Neben der Erkennung von potenziellen Rezidiven gehören daher auch die Diagnostik und Behandlung von Spätfolgen, aber auch die Prävention zu den Säulen der Nachsorge bzw. Survivorship Care. Die große Herausforderung ist die Koordination der einzelnen Disziplinen und Stakeholder. Ein individueller Survivorship Care Plan, der gemeinsam mit der Patientin erstellt werden sollte, kann die wichtigsten Behandlungsziele für die Patientin zusammenfassen und stellt eine Grundlage für eine transparente interdisziplinäre Versorgung der Langzeitüberlebenden dar. Ob eine multidimensionale spezialisierte Survivorship Sprechstunde die Lebensqualität und den Gesundheitszustand verbessern kann, wird derzeit in der Versorgungsforschungsstudie Survivorship Clinic untersucht (www.survivorship-clinic.de). Die Erkenntnisse aus den Studien über Langzeitüberleben mit Eierstockkrebs sollten genutzt werden, um auch die Versorgung der Patientinnen innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Krebsdiagnose zu verbessern. Ziel ist es, durch eine holistische Versorgung bereits ab der Krebsdiagnose die Lebensqualität, den Gesundheitszustand und das Überleben nachhaltig zu verbessern. Langfristig angelegte Interventionsstudien mit Beginn zum Zeitpunkt der Diagnose wären hier wünschenswert, sind aber auch sehr kostenintensiv. Es gibt erste vielversprechende Studien, die neben der Krebstherapie bei Erstdiagnose auch den Einfluss von physischer Aktivität, Ernährung und Gesundheitskompetenz auf den Therapieerfolg und die Lebensqualität untersuchen. Hier seien die KORE-Studie und die BENITA-Studie als Beispiel für holistische Konzepte genannt. Solche Forschungsaktivitäten sollten langfristig fortgeführt und finanziert werden, um die Versorgung unserer Patientinnen nachhaltig zu verbessern.
Weniger anzeigenDie vorliegende Habilitationsschrift befasst sich mit Behandlungsstrategien der periprothetischen Infektion des Hüftgelenks. Diese Infektionen sind mit langen Behandlungszeiten, hohen Kosten und Komplikationsraten verbunden. Ziel der Arbeit war die Evaluierung verschiedener diagnostischer und therapeutischer Konzepte.
Die Studienergebnisse zeigen, dass eine zweizeitige Hüftprothesenimplantation bei septischer Arthritis auch ohne Gelenkspacer vergleichbare klinische und radiologische Ergebnisse liefert. Die Analyse von intraoperativen Proben bei Wechseloperationen aufgrund vermeintlich aseptischer Hüftprothesenlockerung ergab eine unerwartet hohe Rate positiver Befunde, wobei die Abgrenzung zwischen Infektion und Kontamination schwierig ist. Eine weitere Untersuchung befasste sich mit dem zweizeitigen Hüftprothesenwechsel bei chronischen Infektionen mit ausgeprägten Knochen- und Weichteildefekten. Hierbei wurden fehlgeschlagene septische Revisionen, größere femorale Knochendefekte und verlängerte Intervallzeiten als Risikofaktoren für eine Reinfektion identifiziert. Die Anwendung einer erweiterten Trochanterosteotomie beim septischen Prothesenwechsel erzielte vergleichbare Ergebnisse, ging aber mit einer geringeren Anzahl an Débridements einher. Zudem wurde gezeigt, dass eine Infektion eines zementierten Implantates mit einem erhöhten Risiko für eine Reinfektion und erneute Revision assoziiert war.
Diese Arbeit verdeutlicht, dass eine differenzierte diagnostische und chirurgische Vorgehensweise dazu beitragen, die Ergebnisse zu optimieren. Dennoch bleibt die hohe Rate an Reinfektionen und diagnostischen Unsicherheiten eine Herausforderung, die weitere Forschung erfordert, um Muster zu erkennen, die den Behandlungserfolg verbessern.
Weniger anzeigenKardiale Pathologien sind häufige und häufig unentdeckte Ursachen eines ischämischen Schlaganfalls. Gleichzeitig treten nach einem Schlaganfall vermehrt kardiale Komplikationen auf, die einen entscheidenden Einfluss auf die kurz- und langfristige Prognose haben. Neben der Echokardiographie stehen weitere Methoden wie die kardiovaskuläre MRT zur morphologischen und funktionellen Beurteilung des Herzens in der Akutphase nach ischämischem Schlaganfall zur Verfügung. In einer prospektiven Beobachtungsstudie konnten wir zeigen, dass ein kombinierter Einsatz der kardiovaskulären MRT einschließlich MR-Angiographie des Aortenbogens sowie ein prolongiertes EKG-Monitoring die Detektionsrate präspezifizierter pathologischer Befunde im Vergleich zur Routinediagnostik erhöhen und die Rate der als kryptogen klassifizierten Schlaganfälle signifikant reduzieren konnte. In einer zweiten Arbeit wurde die Bedeutung des kardialen Biomarkers Troponin T für das Auftreten kardiovaskulärer Komplikationen im langfristigen Verlauf nach ischämischem Schlaganfall oder TIA untersucht. Hierbei war ein Troponinwert über dem Assay-spezifischen Referenzlimit bei Aufnahme mit einem bis zu zweifach erhöhten Risiko für ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis während eines durchschnittlichen Nachverfolgungszeitraums von über drei Jahren assoziiert. Für bestimmte kardiale Pathologien stellt eine orale Antikoagulation (OAK) die leitliniengerechte Sekundärprävention nach Schlaganfall dar, wobei hier insbesondere das Vorhofflimmern zu nennen ist. Bis Ende 2010 standen hierfür nur Vitamin K-Antagonisten (VKA) zur Verfügung. In einer retrospektiven Analyse untersuchten wir, ob die Verfügbarkeit sog. Nicht-Vitamin K-abhängiger oraler Antikoagulanzien (NOAK) ab 2010/2011 einen Einfluss auf die Verschreibepraxis bei Patient*innen mit Vorhofflimmern und einer Indikation für eine OAK hatte. Während hier annähernd eine Verdopplung der OAK-Rate nachgewiesen werden konnte, blieb dennoch jede*r Zweite ohne adäquate Behandlung. Ischämische Schlaganfälle treten auch bei Patient*innen mit Vorhofflimmern unter bestehender Antikoagulation auf. In einer retrospektiven multizentrischen Analyse betrachteten wir die mutmaßliche Schlaganfallätiologie, Sekundärprävention und Behandlungsergebnisse in einem Kollektiv solcher Patient*innen. Hier zeigte sich, dass jede*r Vierte eine konkurrierende Schlaganfallursache (zusätzlich zum bekannten Vorhofflimmern) aufwies, jede*r Dritte unzureichend antikoaguliert war und nahezu jede*r Zweite einen kardio-embolischen Schlaganfall trotz bestehender (suffizienter) Antikoagulation erlitt. Nach drei Monaten hatte bereits mehr als jede*r Vierte ein schwerwiegendes Folgeereignis erlitten (erneuter Schlaganfall, intrazerebrale Blutung oder Tod), wobei einzig die Einnahme eines NOAK einen protektiven Einfluss aufwies. Abschließend untersuchten wir die Hypothese, dass die Einnahme eines NOAK bei Patient*innen mit bekanntem VHF einen positiven Einfluss auf den Schlaganfallschweregrad haben könnte. Patient*innen mit Einnahme eines NOAK erlitten hierbei signifikant seltener einen schweren Schlaganfall, vergleichbar mit Patient*innen unter wirksamer Einnahme eines VKA. Eine solche Assoziation zeigte sich auch für ein schlechtes funktionelles Behandlungsergebnis bei Entlassung und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus. Die in dieser Habilitationsschrift vorgestellten Arbeiten tragen zum besseren Verständnis der pathophysiologischen Zusammenhänge zwischen Herz und Hirn im Kontext des ischämischen Schlaganfalls bei. Eine erweiterte kardiale Diagnostik erscheint zumindest bei ausgewählten Patient*innen eine sinnvolle Ergänzung. Der kardiale Biomarker Troponin ist mit dem langfristigen Auftreten kardiovaskulärer Rezidiv- und Folgeereignisse assoziiert. Diese Erkenntnisse können Grundlage für weiterführende Studien einer individualisierteren Risikoprädiktion und Sekundärprophylaxe sein.
Weniger anzeigenDie Anzahl der Implantationen inverser Schultertotalendoprothesen (iSTEP) steigt stetig und das Ziel dieser Arbeit ist es Erkenntnisse zur Optimierung der Ergebnisse dieser Operation bei Patienten mit Defektarthropathie zu teilen. Dabei ging es neben dem möglichst reinen Designvergleich auch um die kritische Auseinandersetzung mit objektivierbaren Messmethoden des Prothesendesigns. Des Weiteren wurde im Rahmen der vorhersehbaren Ergebnisoptimierung einer solchen Operation auch eine formal sehr risikobehaftete Population der Ältesten untersucht. Patienten über 85 Jahre, die eine primäre iSTEP erhielten, zeigten eine hervorragende Verbesserung der Schulterfunktion bei niedriger Komplikationsrate. Gute kurzfristige klinische Ergebnisse und eine hohe Patientenzufriedenheit sind zu erwarten und die iSTEP ist selbst bei diesen ältesten Patienten ein sicheres Verfahren mit niedriger Rate an lokalen und systemischen Komplikationen. Beim Vergleich lateralisierter und nicht lateralisierter Implantate für verschiedene Hamada-Stadien der Defekarthropathie war bewusst, dass es beim Vergleich von Prothesendesigns mehrere Störfaktoren gibt, und diese wurden so ausführlich wie möglich beseitigt. Es wurde sorgfältig eine Gruppe von Patienten mit vergleichbarem Status der Rotatorenmanschette, Rotatorenmanschettenrissmuster und Gelenkstatus ausgewählt. Berücksichtigung fand auch die Anatomie des Glenoids und des Scapulahalses und die Positionierung des Implantats, indem mehrere spezifische Parameter gemessen wurden, um bereits bestehende anatomische Unterschiede zwischen unseren Gruppen auszuschließen. Der einzige eindeutig signifikante Unterschied zwischen den Prothesengruppen war der Parameter der Lateralisierung, der einen echten Vergleich zwischen einer lateralisierten und einer nicht-lateralisierten iSTEP ermöglichte. Bei der Aussenrotation und dem Skapulanotching wurden Unterschiede zugunsten des lateralisierten Implantats festgestellt. Mit einem ähnlichen Studiendesign verglichen wir drei Implantate um die Variablen der Lateralisierung und Distalisierung, sowie auch deren Kombination zu untersuchen. In einer großen Stichprobe von 226 Patienten und einer homogenen Verteilung der drei Patientenkohorten mit jeweils gleicher Implantatkonfiguration und Diagnose sowie kontinuierlichem Nachuntersuchungsprotokoll wurde gezeigt, dass der Hals-Schaft-Winkel nicht der einzige wichtige Faktor ist. Verantwortlich für die bessere Funktion bei Patienten mit iSTEP bei Defektarthropathie ist vielmehr das kombinierte Ausmass der Humeruslateralisierung und -distalisierung. Darüber hinaus reduziert die Glenoidlateralisierung in Kombination mit einem Hals-Schaft-Winkel, der niedriger ist als beim ursprünglichen Grammont-Design, das skapuläre Notching, das durch einen suffizienten unteren Überhang der Glenosphäre weiter verringert wird.
Weniger anzeigenDa die essentielle Aminosäure Tryptophan in dem Epimerase-Anteil der UDP- GlcNAc-2-Epimerase/ManNAc-Kinase nur einmal vorkommt und Arbeiten an bakteriellen Glycosyltransferasen gezeigt haben, daß Tryptophan für die mit seiner hydrophoben, polaren Seitenkette für die Bindung von Zuckermolekülen oder UDP geeignet zu sein scheint, lag es nahe anzunehmen, daß W204 für den Reaktionsmechanismus der UDP-GlcNAc-2-Epimerase/ManNAc-Kinase von Bedeutung ist. Mittels Site-Directet-Mutagenesis wurde W204 jeweils gegen die Aminosäuren Phenylalanin, Isoleucin und Alanin ausgetauscht und die Enzymaktivität gemessen. Der Versuch, W204 gegen Histidin auszutauschen, schlug trotz vielfacher Versuche fehl, da sich das Codon an dieser Stelle, vermutlich aufgrund der zu niedrigen Schmelztemperatur des DNA-Stranges, nicht in das Genom der UDP-GlcNAc-2-Epimerase/ManNAc-Kinase einfügen ließ. Ersatz von Tryptophan durch Alanin schaltete die Enzymaktivität völlig aus. Mit Phenylalanin anstelle von Tryptophan war noch Aktivität nachweisbar, was sich wahrscheinlich durch die an Polarität und Größe dem Tryptophan nahe kommende Ähnlichkeit erklärt. Für Isoleucin ist es fraglich, ob die geringe Aktivität, die noch nachgewiesen wurde, reell ist, oder ob sie durch Hintergrundstrahlung oder ähnliche Störfaktoren in den Messungen zustande kam.
Weniger anzeigenDie Kognition umfasst alle geistigen Prozesse, die es einem Menschen ermöglicht, Informationen zu verarbeiten, zu speichern, anzuwenden und spielt eine zentrale Rolle bei Wahrnehmung, Denken, Problemlösung und Verhalten. Diese Habilitationsschrift befasst sich mit der Untersuchung von Kognitionsstörungen bei unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen. Übergeordnetes Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit war es, Kognitionsstörungen und neuropsychiatrischen Symptomen genauer zu untersuchen und einen Beitrag zum Verständnis der zu Grunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen zu leisten. In den ersten beiden Arbeiten wurden motorische und nicht-motorische Symptome und deren Korrelation bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (iPS) untersucht. Es zeigte sich, dass die motorische Unterbeweglichkeit, häufig gleichzeitig mit neuropsychiatrischen Symptomen wie Angst, Traurigkeit und Konzentrationsstörungen auftritt, jedoch meist in unterschiedlichem Ausmaß. Veränderungen der motorischen Symptomatik korrelieren jedoch nicht immer gleichzeitig mit einer Veränderung der nicht-motorischen Symptome. In der dritten Arbeit wurden Patienten mit subjektivem kognitivem Abbau (SCD) untersucht. Erstmalig konnte gezeigt werden, dass SCD-Patienten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe in der neuropsychologischen Testung doch geringfügige Defizite in den Bereichen Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Sprache haben. Hervorzuheben ist zudem eine Assoziation der kognitiven Defizite mit bestimmten Neurodegenerationsmarkern - β-Amyloid und Tau – im Liquor. Die beiden letzten Arbeiten untersuchen residuelle Symptome nach durchgemachter COVID-19 Erkrankung, im Sinne eines post-COVID-19-Syndroms (PCS). Der Großteil der Patienten, die sich in unserer neurologischen PCS-Sprechstunde vorstellten, waren Frauen im mittleren Alter, die überwiegend von kognitiven Einschränkungen und Fatigue berichteten. Bei Patienten mit führend bestehenden Gedächtnisstörungen konnten wir bei über der Hälfte anti-neuronale Autoantikörper nachweisen, die dann auch noch hochsignifikant mit pathologischen MoCA Testergebnissen assoziiert waren, was auf die mögliche Rolle von Autoimmunprozessen bei der Entstehung kognitiver Störungen hinweist. Insgesamt leistet die Habilitationsschrift einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der vielfältigen Ursachen und Mechanismen von Kognitionsstörungen bei neurologischen Erkrankungen. Die gewonnenen Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die klinische Praxis und bieten Ansätze für die frühzeitige Erkennung und Therapie von kognitiven Beeinträchtigungen, die das Leben der Patienten erheblich beeinflussen können. Die Arbeit stellt somit einen wichtigen Schritt in der Forschung zu Kognitionsstörungen, insbesondere im Hinblick auf autoimmunologische Mechanismen, dar.
Weniger anzeigenDie vorliegende Habilitationsschrift untersucht die Dynamik und Statik des lumbo-sacralen Übergangs sowie die Auswirkungen anatomischer Variationen auf die Rückenfunktion. Der Fokus liegt auf der Validierung klinischer und nicht-invasiver Messmethoden, der Analyse von lumbalen Bewegungsmustern und den muskuloskeletalen Adaptationen bei lumbo-sacralen Übergangsstörungen (LSTV). Die Arbeit zeigt, dass LSTV zu segmentalen Bewegungsveränderungen und erhöhten Degenerationsraten führen können. Sie bietet zudem spezifische Empfehlungen für klinische Diagnostik und Versorgungsstrategien, insbesondere für spino-pelvine Verankerungen. Damit leistet die Arbeit einen Beitrag zum Verständnis und zur Behandlung LSTV-assoziierter Pathologien.
Weniger anzeigenDie vorliegende Arbeit zeigt das komplexe Zusammenspiel der Geburtsmedizin und der Pränataldiagnostik, was eine personalisierte und risikoadaptierte Betreuung von Schwangeren ermöglicht. Es besteht ein breites Wissen über Risiken und mögliche Komplikationen. Die Demographie der Schwangeren hat sich durch das Hinzukommen von verschiedenen Risiken gewandelt: unter anderem steigendes Alter der Mütter, erhöhte Rate an Übergewicht und Adipositas sowie vermehrte Gewichtszunahme und Frauen mit einer Uterusnarbe, wie nach einem Kaiserschnitt und anderen Eingriffen. Die Vorsorge und die Beratung bei Schwangeren mit bestimmten Risikokonstellationen sollten angemessen und personalisiert erfolgen. Häufige Schwangerschaftskomplikationen wie der GDM können besser eingeschätzt und betreut werden, wenn bestimmte Eigenschaften berücksichtigt werden (zum Beispiel metabolische Typen). Die Schwangerenbetreuung geht Hand in Hand mit der Ultraschalldiagnostik. Zur Vorsorge gehören die drei Screeninguntersuchungen, die vom G BA vorgesehen sind. Zusätzlich kann eine weiterführende pränataldiagnostische Untersuchung angeboten werden: das Ersttrimesterscreening und die Feindiagnostik. Der differenzierte Ultraschall kann im ersten Trimester weiterführend dazu dienen, die fetale Anatomie und das Wachstum zu untersuchen, die Wahrscheinlichkeit für eine Trisomie 21, 13, 18 zu berechnen und mögliche Schwangerschaftsrisiken wie die Präeklampsie festzustellen. Bestimmte identifizierte Risiken wie die Präeklampsie können durch die 150 mg Gabe von Aspirin adressiert werden und erfahren damit eine Risikoreduktion. Zur differenzierten sonographischen Beurteilung stehen zahlreiche Möglichkeiten der 3D und 4D Sonographie zur Verfügung. Zusätzlich können Volumina mit Hilfe computerisierter automatischer Messung verarbeitet werden. Die KI basierte Anwendung kann Standardebenen generieren, die zur Beurteilung der relevanten Strukturen genutzt werden (zentrales Nervensystem, Echokardiographie, erstes Trimenon), was die Detektion von fetalen Anomalien erleichtert. Bei einer fetalen Fehlbildung werden weiterführende Untersuchungen angeboten, um eine mögliche Ursache zu klären. Zur Beurteilung des fetalen Karyotyps steht der NIPT zur Verfügung und kann zusätzlich nach Beratung angeboten werden. Die genetischen Untersuchungen erfolgen stufenweise und nach genetischer Beratung der werdenden Eltern: Karyotyp, ggf. Mikroarray, Trioexom. Mit jeder dieser Stufen können spezifische genetische Besonderheiten identifiziert werden: Aneuploidie, Strukturvarianten, monogene Erkrankungen. Welche Analysen durchgeführt werden, richtet sich nach dem fetalen Phänotyp und den Wünschen und Bedürfnissen der Eltern. Es existiert ein enormer Wissenszuwachs bezüglich seltener fetaler Erkrankungen und des entsprechenden fetalen Phänotyps und Genotyps. Auf dieser Grundlage können die werdenden Eltern hinsichtlich Prognose und Wiederholungswahrscheinlichkeit beraten werden. Um die Betreuung der Schwangeren und ihrer ungeborenen Kinder personalisiert und risikoadaptiert zu intensivieren und zu verbessern, steht eine Vielzahl an Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Vor allem die Anwendung von komplexer genetischer Diagnostik und KI entwickelt sich rapide und ist aus der Schwangerenbetreuung nicht mehr wegzudenken.
Weniger anzeigenDie Behandlung von Unterkieferfrakturen ist oft Teil eines komplexen Verletzungsmusters, das auch weitere Verletzungen des Viscerocraniums sowie anderer Körperregionen umfassen kann. Insbesondere bei polytraumatisierten Patienten, die häufig aus Verkehrsunfällen resultieren, steigt das Risiko für komplexe Gesichtsschädelverletzungen signifikant an. Eine vielversprechende Entwicklung in der Therapie von (Unterkiefer-)Frakturen ist die virtuelle computerassistierte präoperative Planung (CAPP) sowie die Durchführung virtueller Frakturrepositionen. Diese Methode hat das Potenzial, die Genauigkeit und Effizienz chirurgischer Eingriffe zu verbessern, indem sie das Verständnis des Frakturmusters fördert und individualisierte Behandlungsoptionen - wie die Erstellung und Fertigung von patientenspezifischen Implantaten - ermöglicht. Obwohl bereits vielversprechende Ergebnisse zu verschiedenen Ansätzen der virtuellen Frakturreposition vorliegen, wird die CAPP bisher hauptsächlich bei der Planung von elektiven Eingriffen im Kopf-Hals-Bereich eingesetzt. Um jedoch auch standardmäßig in der Traumatologie zum Einsatz zu kommen, sind derzeit noch Lösungen im Bereich der Softwareentwicklung zur (semi-) automatischen Frakturerkennung und -repositionierung erforderlich. Postoperative Komplikationen nach Unterkieferfrakturversorgung können von lokalen Wundinfektionen bis hin zu schweren Infektionen und beeinträchtigter Knochenheilung reichen. Zu den häufigsten Risikofaktoren für postoperative Komplikationen gehören Nikotin- und Alkoholabusus, das erhöhte Lebensalter, frakturspezifische Charakteristika aber auch Vorerkrankungen und die Patientencompliance. In unserer Untersuchung konnten wir feststellen, dass Männer ein signifikant höheres Risiko für postoperative Komplikationen aufweisen, was möglicherweise mit Unterschieden in der Knochenmorphologie sowie der Ätiologie der Fraktur zusammenhängt. Die Behandlung von Komplikationen erfordert oft Revisionseingriffe und stellt somit eine Belastung für das Gesundheitssystem sowie für Betroffene dar. Autologe Knochentransplantate sind zwar eine etablierte Methode zur Therapie von ossären Defekten, jedoch mit Nachteilen wie Hebedefektmorbidität verbunden. Alloplastische Implantate sind Gegenstand aktueller Forschungen und weisen materialspezifische Vor- und Nachteile auf. Poröse Implantate ermöglichen das Einwachsen des umliegenden Knochens wodurch eine bessere Integration und Stabilität erreicht werden soll. Neben der Mikroarchitektur beeinflusst die Nanoarchitektur von Implantatgerüsten die Knochenneubildung. Während bisher v.a. nicht-resorbierbare Materialien Anwendung fanden stellen resorbierbare Materialien vielversprechende Therapiestrategien dar.
Weniger anzeigenIn der vorliegenden Habilitationsschrift werden neue Aspekte der periazetabulären Osteotomie (PAO) zur Behandlung der Hüftdysplasie untersucht. Im Fokus stehen intraoperative Modifikationen, perioperative Maßnahmen und postoperative Ergebnisse.
Intraoperativ wurden alternative Fixationstechniken evaluiert, insbesondere die Stabilität der Schraubenfixation mit und ohne horizontale Schraube sowie einer schraubenlosen K-Draht-Fixation. Ziel war die Analyse von Fixationsstabilität, Komplikationsraten und klinischen Ergebnissen über einen 5-Jahres-Zeitraum.
Perioperativ wurde der Einsatz eines Regionalverfahren als schmerztherapeutische Maßnahme untersucht, um den intraoperativen Opioidverbrauch zu reduzieren.
Postoperativ standen die Rückkehr zum präoperativen Aktivitätsniveau, Anpassungen der sportlichen Aktivität sowie die Auswirkungen der PAO auf Schwangerschaft und Geburtsweg im Vordergrund. Die Ergebnisse sollen die Entscheidungsfindung für Patient:innen und Behandler:innen erleichtern und die Therapie der Hüftdysplasie optimieren.
Weniger anzeigenDie häufigsten malignen Tumoren des Pankreas sind exokrine Pankreaskarzinome. Betroffene Patient:innen haben nach wie vor eine stark eingeschränkte Prognose und lediglich ein Bruchteil ist zum Zeitpunkt der Diagnosestellung operabel. Die operative Resektion stellt weiterhin die einzige kurative Therapiemöglichkeit dar. Auch nach erfolgreicher onkologischer Resektion bleibt die Prognose der betroffenen Patient:innen stark eingeschränkt. Innerhalb der Gruppe resektabler Pankreaskarzinome besteht jedoch eine prognostische Heterogenität. Im Rahmen multimodaler Therapiekonzepte bildet eine prognostische Risikostratifikation die Grundlage für die Wahl des geeigneten Therapiekonzeptes. Die Präzisierung dieser Risikostratifikation bildet somit eine potentielle Grundlage für eine exaktere Indikationsstellung des geeigneten Therapiekonzeptes. Im Kontext der stark eingeschränkten Prognose des exokrinen Pankreaskarzinoms und der Morbidität onkologischer Resektionen ist die exakte prognostische Risikostratifikation essenziel für die bestmögliche Behandlung betroffener Patient:innen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Herausarbeitung von Merkmalen prognostischer Heterogenität sowie die Präzisierung ihrer Identifizierung und somit die Weiterentwicklung dieser prognostischen Risikostratifikation bei Patient:innen mit resektablem exokrinen Pankreaskarzinom.
Weniger anzeigenDas akute Lungenversagen des Erwachsenen (acute respiratory distress sydnrome, ARDS) hat trotz über 50jähriger Erforschung eine anhaltend hohe Mortalität.
Die in dieser Habilitationsschrift vorgestellten Arbeiten untersuchten spezifische Fragestellungen zur Organdysfunktion und Anwendung extrakorporaler Organersatzverfahren im ARDS durch Anpassung bestehender experimenteller Modelle.
Nach Etablierung eines Modells prolongierter stabiler gemischter Azidämie und Hypoxämie ohne Induktion einer weiteren Pathologie gelang der experimentelle Nachweis, dass selbst eine kurzzeitige Exposition gegenüber einer Azidämie von nur wenigen Stunden in histologisch nachweisbaren Nierenschäden resultieren kann. Die zusätzliche Exposition gegenüber einer Hypoxämie verstärkte die beobachteten zellulären Schäden. Der Einfluss einer mögliche Inflammationsreaktion auf die Induktion der Azidämie wurde dabei durch u.a. umfangreiche immunhistochemische Analysen der Nieren bestmöglich ausgeschlossen. Die Ergebnisse der Experimente unterstützen die Hypothese, dass energieaufwendige renale Mechanismen der Protonenexkretion ursächlich für die Nierenschäden waren und wahrscheinlich zumindest ein Teil der komplexen Pathogenese des akuten Nierenversagens von kritisch Erkrankten darstellen.
Die Anpassung des Surfactantdepletionsmodells ermöglichte die Untersuchung der Validität thermodilutionsbasierter Messungen des Herzzeitvolumens während der Anwendung einer veno-venösen extrakoroporalen Membranoxygenierung (V-V ECMO). Die Ergebnisse demonstrierten zusammengefasst, dass thermodilutionsbasierte Messungen des HZV während einer V-V ECMO-Therapie nicht valide sind und um mehrere Liter pro Minute vom aortal gemessenen HZV abweichen können. Die Größe des Fehlers nahm dabei mit der Höhe der Rezirkulationsfraktion des extrakorporalen Blutflusses zu.
Auf Grund der steigenden Zahl mit ECMO therapierter ARDS-Erkrankter während der Covid-19 Pandemie untersuchte die letzte Arbeit der Habilitationsschrift den Zusammenhang zwischen der ECMO-Therapiedauer und dem intensivstationären Überleben von ARDS-Erkrankten mit Covid-19-Pneumonie. Die vorläufig ausgewerteten Daten einer laufenden Observationsstudie legten dabei nahe, dass ARDS-Erkrankte mit Covid-19-Pneumonie eine deutlich längere Unterstützung mit einer V-V ECMO benötigten als ARDS-Erkrankte, die das Lungenversagen auf Grundlage einer anderen Ätiologie erworben hatten, um von der ECMO-Behandlung zu profitieren.
Weniger anzeigenDie Myasthenia gravis (MG) ist die häufigste neuromuskuläre Autoimmunerkrankung, die antikörpervermittelt zu einer Störung der neuromuskulären Übertragung und klinisch zu einer belastungsabhängigen Muskelschwäche führt. Mit dem Einzug moderner Therapieoptionen eröffnen sich viele neue therapeutische Optionen für die MG. Eine verbesserte Behandlung der MG-Patient*innen ist dringend notwendig, da deren Lebensqualität und Teilhabe am Leben gerade auch im langfristigen Verlauf erheblich eingeschränkt ist. Aktuell Fehlen prädiktive Biomarkern, die nicht nur den Erkrankungsverlauf, sondern auch das individuelle Ansprechen auf die verschiedenen Therapien vorhersagen können. Im Rahmen dieser Habilitationsschrift sind die Ergebnisse meiner bisherigen Arbeiten zur Analyse von klinischen Risikofaktoren für einen schlechten MG-Verlauf sowie Biomarker-Studien zur Erfassung der Erkrankungsaktivität und möglichen Therapie-Ansprechens zusammenfassend dargelegt, welche das Ziel haben einer individualisierten Patientenversorgung näher zu kommen. Dabei konnte als klinischer Risikofaktor für einen hochaktiven Erkrankungsverlauf im Sinne der Prädiktion einer myasthenen Krise, die Erkrankungsschwere zum Diagnosezeitpunkt festgestellt werden. Mit Hilfe der Daten des Deutschen Myasthenie- Registers konnten wir zu Beginn der COVID-19 Pandemie zeigen, dass MG-Patient*innen mit einer COVID-19-Infektion und bestehender immunsuppressiver Therapie ein schlechteres Outcome gemessen an der Rate der Hospitalisation und insbesondere eine höhere, krankheitsspezifische Letalität im Vergleich zu anderen Autoimmunerkrankungen aufweisen. In Bezug auf mögliche Biomarker konnten drei Kandidaten detektiert werden: Serum Calprotectin ist ein etablierter Marker der mikrobiellen Dysbiose und korreliert mit der klinisch aktiven MG. Dieser Marker könnte daher helfen neben den klinischen Skalen, die Krankheitsaktivität zu bestimmen. Darüber hinaus unterstreicht diese Studie die pathophysiologische Bedeutung der Darm-Dysbiose für die MG und bietet die Grundlage zur weiteren Erforschung möglicher neuer modulierender Therapien des Darmmikrobioms. Serum Neurofilament light chain ist insbesondere bei der Acetylcholinrezeptor-(AChR)-Ak positiven MG deutlich erhöht und könnte als prognostischer Marker, v.a. bei hochaktiven Verläufen unter intensivierter Therapie eingesetzt werden, um eine irreversible Destruktion an der neuromuskulären Endplatte zu vermeiden. Komplementaktivierungsmarker sind bei der AChR-Ak positiven MG erhöht und sinken unter immunsuppressiver Therapie. Die Messung der Komplementaktivierung könnte daher ein möglicher prädiktiver Biomarker zur Detektion des therapeutischen Ansprechens für die AChR-Ak positiven MG darstellen.
Weniger anzeigenÜberlebende kritischer Erkrankung zeigen häufig auch Jahre nach Entlassung von der Intensivstation (ITS) funktionelle Beeinträchtigungen. Diese Beeinträchtigungen betreffen die kognitiven Funktionen, die mentale Gesundheit und die körperlichen Funktionen. Sie werden als Post-Intensive Care Syndrom (PICS) zusammengefasst und beeinträchtigen die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Der erste Teil dieser Habilitationsschrift beschäftigt sich mit der Detektion von Patient*innen mit PICS. Es wurde zunächst gezeigt, dass sich zwei kurze Items zur Einschätzung der subjektiven mentalen und körperlichen Gesundheit eignen, um die gesundheitsbezogene Lebensqualität von ITS-Überlebenden einzuschätzen. Durch die Kürze der Items können diese auch sehr gut im ambulanten und hausärztlichen Bereich eingesetzt werden. Diese Items können auch genutzt werden, um eine Veränderung der subjektiven Gesundheit im Vergleich zum Status vor der ITS-Aufnahme festzustellen. Patient*innen mit PICS lassen sich nicht nur durch individuelle Untersuchungen, sondern auch anhand von Routinedaten identifizieren. Aus Routinedaten der Krankenhäuser können beispielsweise Patient*innen mit einer langfristigen Abhängigkeit vom Respirator identifiziert und charakterisiert werden. Der zweite Teil dieser Habilitation beschäftigt sich mit Maßnahmen, um die Qualität der ITS-Behandlung zu steigern und damit Risikofaktoren für die Entstehung eines PICS zu reduzieren. Care-Bundles auf der ITS können die Behandlungsqualität steigern, jedoch gibt es noch keine ausreichende Evidenz eines Effekts auf funktionelle Langzeit-Outcomes. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass ein strukturiertes Schulungsprogramm das Management von Delir, Sedierung und Analgesie auf der ITS verbessern kann. Neben strukturierten Schulungen kann auch eine komplexe telemedizinische Intervention in einem Netzwerk von ITS die Behandlungsqualität verbessern, gemessen an der Adhärenz zu evidenzbasierten Qualitätsindikatoren, die z.B. Weaning und Frühmobilisation betreffen. Zuletzt offenbarte eine systematische Netzwerkanalyse der PICS-Literatur, dass es zwar eine zunehmende Zahl an Studien zu PICS gibt, diese jedoch selten die Themen PICS-Prävention und PICS-Behandlung betreffen. Hier ergibt sich ein großer zukünftiger Forschungsbedarf, um PICS nicht nur zu erkennen, sondern auch effektiv zu verhindern und zu behandeln.
Weniger anzeigenDie in dieser Arbeit zusammengeführten Publikationen illustrieren in anschaulicher Art und Weise wie TZR-basierte Immuntherapien einen immer größeren Stellenwert in der Therapie von malignen Erkrankungen einnehmen. In den ersten Arbeiten wurde sehr deutlich der Stellenwert der Immunpeptidomik unterstrichen, welche vor allem durch technische Weiterentwicklungen in der Isolation und Analyse von HLA Liganden die eigene Sensitivität weiter verbesserte. Hierdurch wird die Immunpeptidomik zum idealen Werkzeug, welches tumorspezifische Targets definieren kann, indem es nicht nur die Abundanz von HLA Liganden abschätzt, sondern auch deren Veränderungen nach unterschiedlichen biologischen oder pharmakologischen Stimuli nachverfolgen kann. Dieser Aspekte wurde im dritten und vierten Manuskript sehr klar erläutert, da es hier gelang das Immunpeptidom mittels epigenetischer Modulatoren so zu verändern, dass es die Immunevasion umkehren konnte und neue Subgruppen von tumorspezifischen HLA Liganden definierte. Für Tyrosinkinaseinhibitoren dagegen konnten wir zeigen, dass deren spezifische Inhibition eines Signalweges auch zu einer definierten Präsentation von Peptiden aus dem Pathway nach sich zieht. Darüber hinaus liefert die Immunpeptidomik auch wertvolle Informationen über potenzielle off-Targets mit deren Hilfe die Spezifität einer TZR-basierten Therapie genauer eingeschätzt wird, um höhergradige Toxizitäten zu vermeiden. Daher ist der Einsatz der Immunpeptidomik bereits heute eine unumgängliche Methode, welche die Entwicklung eines jeden TZR-basierten spezifischen Therapeutikums begleiten sollte wie die erfolgreiche Umsetzung u.a. in meinen Arbeiten zur NDC80 spezifischen TZR-imitierenden CAR-T Zelle bereits belegt hat. Hier wurde erstmals systematisch ein tumoragnostischer HLA Ligand unabhängig von der Art des Quellproteins identifiziert, welcher eine spezifische Elimination von Tumorzellen erlaubt, obwohl NDC80 auch in gesunden Zellen nachgewiesen werden kann. Das große therapeutische Fenster durch die unterschiedliche Prozessierung in Tumorzellen und dem Normalgewebe erlaubt somit die Nutzung eines bisher unbeachteten Targets, welches erst durch die Immunpeptidomik klar definiert werden konnte. 88 Der Stellenwert der Immunpeptidomik wird vermutlich in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen, da durch die immer bessere Sensitivität der Massenspektrometrie und optimierte Isolationsmethoden die benötigten Zellzahlen für derartige Analysen immer kleiner werden und somit auch immunpeptidomische Analysen aus zirkulierenden Tumorzellen schon bald möglich sein könnten. Kurzum, die massenspektrometrische Analyse von HLA Liganden ist und bleibt der Goldstandard für die Entwicklung TZR-basierter Immuntherapien und sollte bei der Entwicklung dieser Therapeutika immer integriert werden. Die Erfolge der präklinischen, translationalen und klinischen Forschung der vergangenen Jahre zu welchen auch meine Arbeiten entscheidend beigetragen haben, belegen, dass die Zulassung weiterer TZR- basierter Wirkstoffe inklusive der TZR-imitierenden CAR T Zellen für die Behandlung maligner Erkrankungen nur eine Frage der Zeit ist.
Weniger anzeigenMultiple sclerosis (MS) is a chronic inflammatory disease of the central nervous system (CNS) that is characterized by autoimmune-driven inflammation, resulting in myelin destruction and damage to neuronal axons and cell bodies. These alterations manifest as CNS lesions in magnetic resonance imaging (MRI). In MS patients, MRI has shown the presence of cerebral gadolinium (Gd) retention following repeated injections of mainly linear gadolinium-based contrast agents (GBCAs). Using the experimental autoimmune encephalomyelitis (EAE), a mouse model of MS, we previously observed that EAE mice exhibited enhanced cerebellar short-term Gd retention compared to healthy controls (HC) following injections of gadopentetate dimeglumine. Since MS patients generally undergo multiple contrast-enhanced (CE) MRIs throughout their lives, the concern of augmented Gd retention and potential long-term consequences may be specifically relevant for them. This thesis aimed to investigate the long-term character of inflammation-promoted brain Gd retention and contributing factors after repeated application of linear gadopentetate or macrocyclic gadobutrol. By combining longitudinal T1 mapping of the brain and cross-sectional (laser ablation-) inductively coupled plasma mass spectrometry (LA-/ICP-MS) assessments of blood and cerebellum, we took an interdisciplinary approach to address Gd retention patterns and kinetics in EAE and HC mice. MRI calibration was performed to assess the impact of inflammation on Gd bonds and compare the binding behavior of the two tested GBCAs. In addition, this thesis presents the establishment of an ex vivo model of living brain tissue and its utilization to determine Gd-induced neurocytotoxicity under naïve and inflammatory conditions. Within this model, the retained Gd content was visualized by Imaging Mass Cytometry (IMC), and quantified by ICP-MS. Quantitative T1 relaxometry and LA-ICP-MS results confirmed that in EAE mice Gd retention was enhanced after injections of both GBCAs. While gadopentetate led to persistent retention, particularly inside the inflamed cerebellar nuclei (CN), gadobutrol caused weak and diffuse Gd content, which cleared over the observational period. MRI calibration showed that in vivo MRI underestimated the T1 effect of Gd after the administration of gadopentetate, suggesting that Gd may be partially bound in insoluble deposits. After incubation with gadopentetate ex vivo, retained Gd content at approximately 1.5 mM led to a reduction in neuronal viability, which further decreased under inflammatory conditions. Taken together, the results indicate that inflammation promotes the extent of Gd brain retention, particularly after linear GBCA administration, and significantly influences its retention pattern, binding to endogenous ligands, and cytotoxic potential. Thus, multiple administrations of mainly linear GBCAs may pose a long-term risk for patients suffering from chronic neuroinflammatory disorders like MS.
Weniger anzeigenBone marrow plasma cells (BMPC) are terminally differentiated, non-dividing effector cells of the B cell lineage, dedicated to secrete specific antibodies essential for an effective immune response. Survival of plasma cells depends on various factors, including soluble mediators, intrinsic and extrinsic signals, and adhesion to surrounding cells enabling their maintenance within the bone marrow microenvironment. In prior studies, we and others have described a population of BMPC lacking CD19 that express a pro-survival and distinctly mature phenotype. In order to further address the heterogeneity of human BMPC subsets, we analyzed the interrelation of CD19 and CD56 expression using both flow cytometry and single-cell RNA sequencing (scRNA-seq) in human BMPC and included SARS-CoV-2 (receptor binding domain/RBD) and tetanus toxoid (TT) specific BMPC for comparison. In this thesis, we show for the first time that basic mRNA vaccination against SARS-CoV 2 elicits a phenotypically diverse population of RBD-specific BMPC. Our findings indicate that the frequency of RBD- and TT-specific BMPC is comparable. Specifically, both RBD- and TT-specific BMPC predominantly expressed IgG, while RBD-specific BMPC showed elevated levels of IgA in comparison to TT-specific BMPC. RBD-specific BMPC comprise 34.0% of PCs lacking CD19, compared to 59.0% in TT-specific BMPC among individuals who received SARS-CoV-2 vaccination 6 months prior to the analysis. Moreover, we found that CD56+ BMPC were characteristically enriched within TT-specific BMPC and almost absent among RBD-specific BMPC. IgA was more frequent in the CD56- compartment compared to CD56+ BMPC. Furthermore, we evaluated for the first time the co-expression of CD56 together with CD19 by antigen-specific and total BMPC. This phenotypic analysis by both multiparametric flow cytometry and scRNA-seq demonstrated a unique expression of CD19 and CD56 on these antigen-specific BMPC. The scRNA-seq studies provided evidence that NCAM1+ is predominantly expressed by CD19low BMPC. Particularly, the NCAM1+ BMPC subset lacking CD19 expression exhibits phenotypes that may be associated with PC population stability, increased survival potential and longevity. The study provides evidence for distinct phenotypic characteristics (in particular CD56/NCAM1 expression and CD19 co-expression), molecular mRNA expression (including cell-cell adhesion, endopeptidase activity etc.), and functional attributes (IgG, IgA, IgG-IgA-) by RBD-specific versus TT-specific BMPC. Thus, these BMPC subsets manifest significant differences across these domains but clearly indicate that BMPC heterogeneity likely is a signature of the initiating antigen together with characteristics of the prior immune response, both defining particular lifestyles of BMPC specificities.
Weniger anzeigenObjectives: Accurate segmentation of intracerebral hemorrhage (ICH) and intra-ventricular hemorrhage (IVH) is essential for initial ICH volume estimation, which is a pivotal predictor for 30-day mortality rate. This study aimed to validate and enhance the performance of the DeepBleed, the first publicly available neural network model that allows for 3D segmentation of ICH and IVH. Methods: We conducted a retrospective analysis using a multicenter dataset with pa-tients of ICH and IVH from three European stroke centers. The dataset was divided into a training, validation, and test cohort. Model performance was assessed using dice score (DSC), sensitivity, and positive predictive values (PPV) metrics, both in the origi-nal (OM) and retrained model (RM) for each ICH location. T-test and multivariate linear regression were used to compare the DSC between the models and identify variables associated with DSC. Pearson correlation coefficients were calculated to evaluate vol-umetric agreement with the ground truth (GT), and intraclass correlation coefficient (ICC) to evaluate segmentation agreement with expert raters. Results: A total of 1040 patients were included in the study. Median DSC, sensitivity, and PPV for the OM and RM were comparable. Furthermore, for infratentorial hemor-rhage, the RM showed improvement in median DSC for brainstem and cerebellum compared to the OM. Hemorrhage volume and location were found to be significant factors influencing the DSC (p < 0.05). Additionally, automated segmentations demon-strated strong agreement with the ground truth in terms of volumetric measurements (r > 0.90), and they also exhibited excellent interrater reliability with the expert raters (ICC ≥ 0.9, p <0.001). Conclusions: Our study provided the first external validation of the publicly available DeepBleed network for spontaneous ICH in which the model showed an overall good generalization. After retraining the networks, accuracy improved significantly in seg-menting infratentorial hemorrhages, which are associated with poor prognosis. The automatic segmentations were strongly correlated with the GT in terms of volumetric measurements and ICC, making DeepBleed suitable for further automatic quantifica-tion of initial ICH volume.
Weniger anzeigenHintergrund: Notaufnahmen verzeichnen seit Jahren steigende Zahlen von Patient*innen mit weniger dringlichem Behandlungsbedarf. Diese Notaufnahmepatient*innen könnten oft adäquater in der Primärversorgung behandelt werden. In der EMAPREPARE-Studie wurde in einer Pilotintervention die potenzielle Umsteuerung von nicht hausärztlich angebundenen Patient*innen in die Primärversorgung erforscht. Es wurde Informationsmaterial zu Versorgungsalternativen zur Verfügung gestellt und eine optionale hausärztliche Terminvermittlung angeboten. Das qualitative Studienmodul, welches dieser Dissertation zugrunde liegt, untersucht die Sicht von Teilnehmer*innen der Pilotstudie auf diese Intervention. Zudem sollten Motive dieser Patient*innen sowie ihre Erfahrungen mit der hausärztlichen Versorgung aufgezeigt werden, die zum Inanspruchnahmeverhalten beitragen könnten. Methodik: Für den qualitativen Studienteil der Mixed-Methods-Pilotstudie EMAPREPARE wurden Telefoninterviews mit 32 weniger dringlichen Notaufnahmepatient*innen ohne bestehende hausärztliche Anbindung mittels eines semi-strukturierten Leitfadens geführt. Die Daten wurden auf Grundlage der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse: Die Interviews zeigen, dass sowohl die Informationsbroschüre zu Behandlungsalternativen als auch die Vermittlung eines Termins bei einer hausärztlichen Praxis von den Befragten gut angenommen und weitgehend positiv bewertet wurden. Das Informationsmaterial sollte aus Sicht der Patient*innen online und auch an anderen Orten als der Notaufnahme verfügbar gemacht werden. Die Terminvermittlung wurde als hilfreich eingeschätzt, um künftig eine langfristige Bindung an die hausärztliche Versorgung herzustellen. Die interviewten Patient*innen berichteten zudem heterogene Faktoren, die potenziell beeinflussend für ihr bisheriges gesundheitliches Nutzungsverhalten gewesen sein könnten. In diesem Kontext wurden unter anderem ein seltener Bedarf nach gesundheitlicher Versorgung, ein ausgeprägtes Mobilitätsverhalten sowie mangelndes Wissen über die Rolle der/des Hausärzt*in und bestehende Versorgungsoptionen thematisiert. Allerdings scheinen auch geringes Vertrauen und negative Erfahrungen mit hausärztlicher Versorgung zur fehlenden Inanspruchnahme von Primärversorgung beizutragen. Schlussfolgerungen: In der interviewten Gruppe von weniger dringlichen Notaufnahmepatient*innen besteht eine prinzipielle Offenheit gegenüber einer Umsteuerung in die Primärversorgung. Dies deutet darauf hin, dass sowohl edukative als auch organisatorische Bemühungen vielversprechende Ansätze für die Zukunft darstellen können. Eine vermehrte Inanspruchnahme hausärztlicher Versorgung, verbunden mit einer Stärkung der Versorgungskontinuität und gegebenenfalls der Gesundheitskompetenz, kann sich potenziell positiv auf die künftige Entscheidungsfindung von Patient*innen mit akuten Gesundheitsproblemen auswirken.
Weniger anzeigenHintergrund Das Ziel dieser Arbeit war es anhand existierender Literatur eine Abschätzung des Risikos allergischer Wirkungen von Dental-Werkstoffen bezüglich Häufigkeit und Bedeutung abzugeben. Dazu wurden verschiedene Möglichkeiten der Allergietestung diskutiert. Aufgrund der umfassenden Studienlage wurde sich für den Epikutantest zur Beantwortung der Fragestellung entschieden. Methodik Es wurde eine Literaturrecherche in der Medline Datenbank über die Pubmed Suchmaske zu Epikutanteststudien durchgeführt. Hierzu wurden 33 internationale Patchtest-Studien für eine allgemeine Auswertung herangezogen. Die studienübergreifende Summe der Patienten betrug 72000 von denen 52000 mindestens eine positive Reaktion auf ein Kontaktallergen aufzeigten. Zusätzlich wurde auch die Häufigkeit allergischer Kontaktreaktionen für Metalle und Kunststoffe ausgewertet und miteinander verglichen. Resultate Top 10 Rangliste der Häufigkeit der Allergene: 1. Ni 19 %, 2. Duftstoffmix I 8 %, 3. Kobalt 7 %, 4. Perubalsam 6 %, 5 Chrom 4 %, 6. Kolophonium 3 %, 7. Paraphenylendiamin 2%, 8. Formaldehyd 2%, 9. Neomycinsulfat 2%, 10. Thiomersal 2%. Die Metallauswertung ergab: 1. Ni 19 %, 2. Au 9%, 3. Co 8 %, 4. Hg 7 %, 5. Pd 7 %, 6. Amalgam 6 %, 7. Cr 5 %, 8. Cu 4 %, 9. V 3 %, 10. Sn 1%. Die Recherche zu Allergien gegenüber Keramikbestandteilen ergab keine Treffer. 9 Die Kunststoffauswertung ergab folgende Häufigkeiten: 1. Hydroxypropylacrylat 5 %, 2. 2-Hydroxypropylmethacrylat 4 %, 3. 2-hydroxyethylmethacrylat 3 %, 4. Ethylacrylat 3 %, 5. Ethylmethacrylat 2 %, 6. Ethylenglycoldimethacrylat 2 %, 7. 2-Hydroxyethylacrylat 2 %, 8. Triethyleneglycoldiacrylat 2 %, 9. Methylmethacrylat 2 %, 10. Diethylenglycoldiacrylat 2 %, 11. Tetrahydrofurfurylmethacrylat 1 %, 12. Epoxidharz 1% Rangliste Dentalmaterialien: 1. Ni 20 %, 2. Ethylmethacrylat 20 %, 3. Hydroxypropylactylat 19 %, 4. Methylmethacrylat 17 %, 5. Ethylenglycoldimethacrylat 16 %, 6. 1.4-Butandioldimethacrylat 16 %, 7. 2-hydroxyethylmethacrylat 16 %, 8. Triethylengylcoldimethacrylat 15%, 9. Benzoylperoxid 13 %, 10. 2- Hydroxypropylmethacrylat 13 %, 11. Au 10 %, 12. Co 10 %, 13. Ethylacrylat 8 %, 14. Duftstoffmix 1 8 %, 15. Pd 8 % Fazit Metalle stellen in groß angelegten Studien, die bedeutendste Gruppe von Kontaktallergenen dar. Nickel ist das häufigste metallische Allergen. Gold ist überraschenderweise ein stärkeres Allergen als Kobalt und Chrom. Dies spricht aus allergieprophylaktischer Sicht für die Verwendung von Nichtedellegierungen aus den zuletzt genannten Metallen. Kunststoffe spielen als Allergene in der breiten Bevölkerung eine deutlich geringere Rolle. Bei beruflich exponierten Personen wie Zahntechnikern sind diese dagegen ein sehr starkes Kontaktallergen. Da keine Hinweise auf Keramikallergien gefunden wurden, sind Vollkeramiken aus allergologischer Sicht die günstigsten zahntechnischen Materialien für festsitzenden Zahnersatz.
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