Die kapitalistische Krise auf dem Weltmarkt, die nach Marx schon im Jahr 1866 vorwiegend finanziellen Charakter besitzt, hat sich im Zuge der neoliberal geprägten Globalisierung seit den 1980er Jahren weiterentwickelt: Ausländische Schuldenkrise, Währungskrise und Wechselkurskrise sind ihre neuen Hauptformen. In der Finanzkrise der 1990er Jahre, die Lateinamerika, Osteuropa und Asien heimgesucht hat, spielt die globale Finanzspekulation des Finanzkapitals eine immer wichtigere Rolle und charakterisiert damit unsere Zeit der neoliberal geprägten Globalisierung. Auch marxistisch orientierte Kredit- und Krisentheoretiker von heute berücksichtigen diese zunehmende Wichtigkeit der Finanzspekulation nur unzureichend. Aber der Akkumulationsprozess des Finanzkapitals bzw. dessen Spekulation auf dem Finanzmarkt und die kapitalistische Krise werden nicht miteinander in Zusammenhang gebracht. In Frage gestellt wird mit Bezug auf die Finanzkrise zumeist das Kreditverhältnis zwischen dem Finanzkapital und dem industriellen Kapital. Und wenn von der Finanzspekulation die Rede ist, werden deren Akteure zumeist als reiche Privatpersonen angesehen. Dass der Hauptakteur der Finanzspekulation das Finanzkapital selbst ist und dessen Zusammenbruch das Moment der Finanzkrise, bleibt dagegen außer Betracht. Das hängt auch von den Marxschen Ambivalenzen hinsichtlich dieses Themas ab, die mit seiner philosophischen Ambivalenz in bezug auf den überlieferten Materialismus zu tun haben, auch wenn Marx philosophisch mit dem Empirismus, dem atomistischen stofflichen Materialismus und dem methodologischen Individualismus gebrochen hat und darüber hinaus wirtschaftswissenschaftlich mit dem Marktzentrismus der klassischen politischen Ökonomie. Die vorliegende Arbeit versucht die krisenhafte Spekulation des Finanzkapitals theoretisch zu erfassen. Dazu dient eine Auseinandersetzung mit dem Marxschen Ansatz und seinen Ambivalenzen. Allerdings beruht die Marxsche Theorie auf einer eigenen Epistemologie und Philosophie, die eine neue Konzeption des Gegenstands der Wissenschaft als Verhältnis eröffnen doch ist auch dies nicht ohne Ambivalenzen. In der vorliegenden Arbeit wurde die theoretische Grundlage einer monetären Krisentheorie formuliert. Das umfasst eine Definition der Krise und eine alternative Formulierung des Kreislaufs des Finanzkapitals ebenso wie eine Kritik der wichtigsten Finanzkrisentheorien von heute. In der monetären Krisentheorie wird die kapitalistische Finanzspekulation als entscheidendes Moment der Krise theoretisiert, weil die Finanzspekulation eine immer wichtigere Rolle spielt und sich global entwickelt. Indem die kapitalistische Akkumulation durch Vermehrung der spekulativen Gegenstände die Spekulation befördert, vervielfältigt sich auch die Krisenanfälligkeit.
The crisis of capitalist world market, which according to Marx already in 1866 above all was of financial character, has developed during the neoliberal globalisation in the 1980s. Crisis of foreign debts, currency crisis and crisis of exchange rates are the new main forms of crisis. In the financial crisis of the 1990s, which afflicted Latin America, East Europe and Asia, the global financial speculation plays a crucial role and characterises the period of neoliberal globalisation. Also contemporary Marxist oriented analysis of credit and crisis recognises this growing importance of financial speculation. But accumulation and speculation of financial capital and capitalist crisis are not seen adequately in its inner connection. It is common to investigate the credit relations between financial and industrial capital. And when speculation is discussed, mainly rich persons come into sight. But frequently it is not recognized that the main actor of financial speculation is the financial capital itself and that the crash of financial capital is the moment of financial crisis. These shortcomings have to do with Marx s ambiguities in dealing with such problems, ambiguities which are rooted in his relation to traditional materialism although Marx had philosophically criticised empirism, atomistic materialism, and methodological individualism and although he had criticised any pure market theories of classical political economy. This study attempts a theoretically founded investigation of the speculation process of financial capital and its crises. For this purpose the Marxian approach and its ambiguities are discussed. But the Marxian theory is based on a special epistemology and philosophy, which give insight in a new conception of the object of science as a relation this, however, is not without ambiguities, either. In this study the theoretical foundation of a monetary theory of crisis is presented. This includes a definition of crisis, an alternative formulation of the circulation of financial capital and critic of the main theories of the crisis of financial markets. In a monetary theory of crisis capitalist financial speculation is seen as the decisive factor of crisis, because financial speculation plays an increasing role and develops globally. Increasing the objects of speculation capitalist accumulation at the same time increases speculation and the vulnerability of the whole system.