Das Grab des Konrad von Burgsdorff (gest. 1652) wurde im Jahr 2008 in einer Gruft im Bereich des alten Berliner Doms, dem Areal des ehemaligen Dominikaner Klosters in Berlin-Mitte, entdeckt und freigelegt. Der Tote wurde in einem Sarkophag in einer Gruft am Rande der Klosterkirche mit 17 weiteren Bestattungen beigesetzt. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands der Metallbleche entschieden sich die Ausgräber für eine Blockbergung. In den Restaurierungslaboren der HTW Berlin wurde eine detaillierte Zustandsdokumentation erstellt. Dabei war es das Ziel, jegliche aufliegenden Verzierungen, Farbfassungen, Metall- oder Stoffapplikationen in situ zu erhalten. Es stellte sich heraus, dass der Sarkophag aus zwei großen Teilen aufgebaut war – einer unteren Wanne und einem oberen Deckel, die beide aus an den Kanten verlöteten Blechen hergestellt waren. Die Außenseiten waren mit Metallverzierungen besetzt: Löwenköpfe mit Ringen als Handgriffe, Metallborten in Akanthusmotiven, zwei Engelköpfe und einige runde Medaillons. Ein hölzerner Sarg, innen mit Textilien ausgekleidet, barg den Verstorbenen. Die Füllung der Gruft mit Bauschutt hatte den Sarkophag, der unter dieser Last eingebrochen war, stark beschädigt. Aufgrund der durchgeführten Analysen und anhand von Vergleichen mit zeitgleichen Sarkophagen aus der Hohenzollern-Gruft im Berliner Dom konnte eine überzeugende virtuelle Rekonstruktion des Sarkophags von Konrad von Burgsdorff erarbeitet werden.
Weniger anzeigenDer Guss in zweiteiligen Formen aus Sand hinterlässt nur wenige Spuren im Vergleich zu Gussformen aus anderen Materialien. Archäologische Funde von so genannten Formkästen in der Islamischen Welt ermöglichen eine Datierung dieser Gießmethode bereits in das 11. Jahrhundert n. Chr. Neben diesen Funden wird im Beitrag auch die Tradition des Gießens in Sandformen in China und Europa betrachtet.
Der Beitrag befasst sich mit dem Filigran- und Granulationsschmuck im ersten Jahrtausend n. Chr. Aufgrund der charakteristischen Herstellung dieser Produkte sind sie besonders gut geeignet, das technische Wissen der Produzenten und dessen handwerkliche Umsetzung in dieser Zeit zu untersuchen: Sie bestehen aus hochwertigem Rohmaterial (Edelmetall), sie werden mit Hilfe spezifischer Werkzeuge hergestellt (Pressmodel) und sie bestehen häufig aus mehreren hundert Einzelteilen. Damit bieten sie eine breite Ausgangsbasis für Studien zur Homogenität des Metalls und zur Einheitlichkeit der Herstellungsverfahren. Anhand der goldenen Objekte des wikingischen Schmuckensembles von der Insel Hiddensee und der an ihnen durchgeführten Materialanalysen werden diese Fragen beispielhaft diskutiert.
Weniger anzeigenIm Rahmen des Forschungsprojekts Reiterkrieger – Burgenbauer: die frühen Ungarn und das ‚Deutsche Reich‘ vom 9. bis zum 11. Jahrhundert wurden an Funden frühungarischer Silberwaren des 10. Jahrhunderts minimalinvasive chemische Legierungsanalysen durchgeführt. Anhand einer stichprobenartigen Gegenüberstellung von Schmucksilber aus Grab 595 und Münzen aus Grab 100 von Szeged-Kiskundorozsma wurde die Frage diskutiert, ob die untersuchten Silbermünzen dieses Fundortes ohne weitere Veränderung der Legierung zur Herstellung der dort gefundenen silbernen Beschläge zu verwenden gewesen wären. Die Analysen zeigten, dass die Mehrzahl der Münzen sich deutlich von den Beschlägen unterscheidet, jedoch eine Prägung Hugos von Provence große Ähnlichkeiten mit drei Objekten aufweist und als Ausgangsmaterial für deren Herstellung hätte dienen können.
Weniger anzeigenDer vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit den frühawarenzeitlichen (Ende des 6. und erste Hälfte des 7. Jahrhunderts), mit Granat verzierten Metallobjekten aus der Sicht ihrer Einlagetechniken. Einlagen dieser Art kommen ausschließlich auf Edelmetallobjekten vor; dies verweist auf die Wertschätzung dieses Steines. Neben standard cloisonné konnten ein- und mehrzellige angelötete Kastenfassungen und durchbrochene Fassungen (pseudo cloisonné, champlevé á jour) sowie ein- und mehrzellige eingetiefte Fassungen (standard champlevé) unterschieden werden. Sie stehen im Einzelnen für unterschiedliche Werkstatttraditionen und ermöglichen es, das Fundmaterial in drei Gruppen zu unterteilen: Es kommen eine Gruppe von Funden vor, die merowingisch-germanische Beziehungen andeuten, sowie zwei Gruppen, die auf spätantik-byzantinische Traditionen zurückzuführen sind. Künftige Forschungen könnten zeigen, ob diese Unterteilung auch auch mehrere, voneinander abweichende Distributionskreise der Granatversorgung widerspiegelt.
Weniger anzeigenDer Beitrag entwickelt eine Bestimmung des Zusammenhangs von Technik und Wissen im Rahmen der Habermas’schen Theorie des kommunikativen Handelns, wobei der Unterschied zwischen praktischem und diskursivem Wissen im Mittelpunkt steht. Als Instrumentarium zur Analyse historisch spezifischer Fälle technischen Handelns stütze ich mich auf die Anwendung von ,Operationsketten‘ und wende sie auf das Verzieren von Bronze- und Kupferobjekten an. Hierzu dienen zwei Beispiele, das eine ethnoarchäologisch und aus der heutigen Südost-Türkei, das andere archäologisch und aus dem eisenzeitlichen Urartu in Ost-Anatolien. Die Analyse ergibt in beiden Fällen, dass praktisches Wissen in Form von Augenmaß im Ablauf der Produktion eine wichtige Rolle spielt. Konsequenzen für die Strukturierung der technischen Kooperation werden erörtert.
Weniger anzeigenZiel jeden Punzenvergleiches ist es, Objekte mit identischen Werkzeugabdrücken zu identifizieren, um eine Feinschmiedewerkstatt postulieren zu können. Nach einer Begriffsklärung wird die Untersuchungsmethodik mit Hilfe von schnell abbindendem Zahnarztsilikon beschrieben und ein Überblick über vergleichbare Untersuchungen und deren Ergebnisse gegeben. Insbesondere die frühkaiserzeitlichen Silbergefäße des Hildesheimer Silberfundes und des skythischen Goldfundes von Vettersfelde, die beide in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin SPK verwahrt werden, wurden eingehend beobachtet. Palmettenpunzen scheinen ausschließlich in der Vesuvgegend eingesetzt worden zu sein. Tropfenförmige Punzen konzentrieren sich das 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. Eierstabpunzen in zwei Qualitätstypen haben eine extrem lange Verwendungszeit beginnend mindestens im 6. Jahrhundert v. Chr. Kreis- und Halbkreispunzen sind die einfachsten und daher wohl die variantenreichsten Typen. Deutlich wird aber, dass in allen Epochen ein gewisser Typenkanon von Formfeinpunzen zum Arbeitsgerät eines Feinschmiedes gehörte.
Weniger anzeigenWährend der römischen Kaiserzeit mussten germanische Handwerker ihr Material für das Feinschmiedehandwerk aus dem Römischen Reich importieren. Deshalb war Recycling eine wichtige Rohstoffquelle für die Schmiede. Dennoch wurden die Buntmetalllegierungen in der Regel nach ihren jeweiligen Verarbeitungseigenschaften gezielt eingesetzt. Der Vergleich römischer und germanischer Feinschmiedetechnik offenbart einige gravierende Unterschiede: komplexe Verfahren der Oberflächenveredelung und der Verzierung wie Blattvergoldung, Emaillieren und Niellieren fanden während des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. offenbar keinen Eingang in das germanische Feinschmiedehandwerk. Allerdings sprechen zahlreiche Argumente für ein sowohl nach individuellen Fähigkeiten als auch nach Zugangsmöglichkeiten zu handwerklichen Kenntnissen und wertvollen Rohstoffen differenziertes, teilweise hochspezialisiertes Handwerk mit Anfängen einer cum grano salis ‚germanischen Hofkunst‘ bereits im frühen 1. Jahrhundert n. Chr.
Weniger anzeigenDie naturwissenschatliche Analyse historischer Materialen ermöglicht die Beantwortung kulturhistorischer Fragestellungen, die mit kunsthistorischen oder archäologischen Ansätzen allein nicht zu leisten sind. In dieser Studie wurden sechs römische Münzen mit unterschiedlich stark ausgeprägten Korrosionsschichten an unbehandelten und polierten Stellen mit vier zerstörungsfreien analytischen Methoden untersucht: Hoch- und Niederenergie Protonen Induzierter Röntgenemission (HE-/NE-PIXE), synchrotronbasierte Röntgenfluoreszenzanalyse (Sy-RFA) und Mikro-Röntgenfluoreszenzanalyse (Mikro-RFA) mit einem mobilen Gerät. Aufgrund von Unterschieden in den Messbedingungen und dem Einfluss der Patina-Schichten auf diese ergaben sich nur für wenige Elemente Übereinstimmungen in den quantitativen Daten. Zur Validierung zuküntiger Messkampagnen mit verschiedenen Methoden sind daher Vergleichstudien unerlässlich.
Weniger anzeigenDer vorliegende Beitrag widmet sich in erster Linie der Untersuchung eines mittelbronzezeitlichen Schwertes aus den „Marais de Nantes“ in Frankreich, wobei seine seltene Verzierung mit Metalleinlagen im Mittelpunkt der Betrachtungen steht. Diese auch als Tauschierungen bezeichneten Zierelemente dienten ausschließlich der farblichen Kontrastierung von Metallobjekten und werden hier besonders vom Standpunkt der Herstellungstechnik aus beleuchtet. Aufgrund technischer und stilistischer Vergleiche wird das Schwert in Beziehung zu älteren und zeitgleichen bronzezeitlichen Tauschierarbeiten aus dem Gebiet nördlich der Alpen sowie dem Mittelmeerraum gesetzt und ein möglicher Technologietransfer erörtert.
Weniger anzeigenDer Beitrag behandelt Fragen zum Transfer technologischen Wissens in der Bronze- und Eisenzeit im atlantischen Europa. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Goldarbeiten und auf der Herkunt der Feinschmiedetechniken. Technologische Merkmale von Edelmetallobjekten liefern in Verbindung mit typologischen Aspekten neue Einsichten in handwerkliche Tradition und Innovation, in den Transfer von spezialisiertem technischem Wissen und den Austausch zwischen Metallhandwerkern verschiedener kultureller Herkunft. Prestigeobjekte aus wertvollen Materialien sind Informationsträger, die über Kulturkontakte, äußere Einflüsse sowie das Niveau und den Austausch von feinschmiedetechnischem Know-How Auskunt geben.
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