Die vorliegende Arbeit untersuchte Bindungsrepräsentationen und Metakognitive Fähigkeiten bei jugendlichen und heranwachsenden Gewalttätern vor dem Hintergrund der psychoanalytisch orientierten Entwicklungspsychologie und der Bindungstheorie. Die Stichprobe bildeten 20 junge männliche Straftäter aus einer Justizvollzugsanstalt, die ausnahmslos wegen eines Gewaltdelikts verurteilt worden waren (Untersuchungsgruppe) und 20 nach Alter, Bildungsstand und sozialer Herkunft angepasste nicht-straffällig gewordene Jugendliche (Kontrollgruppe). Die jungen Männer wurden mit einem demographischen Fragebogen, dem Erwachsenen-Bindungsinterview (AAI), dem Fragebogen zur Bindung an Eltern und Gleichaltrige (IPPA) und dem Augentest zur Erfassung metakognitiver Fähigkeiten untersucht. Entgegen den Erwartungen waren keine Unterschiede zwischen Untersuchungs- und Kontrollgruppe hinsichtlich ihrer Bindungsrepräsentationen und ihrer metakognitiven Fähigkeiten zu finden. Jugendliche der Untersuchungsgruppe, die mit beiden leiblichen Eltern aufwuchsen, verfügten tendenziell über bessere metakognitive Fähigkeiten als Jugendliche, die ohne Vater aufwuchsen. Jugendliche, die mit Mutter und Stiefvater aufwuchsen, wiesen tendenziell schlechtere metakognitive Fähigkeiten auf als Jugendliche, die ohne Stiefvater aufwuchsen. Die jungen Gewalttäter berichteten häufiger über biographische Belastungen (Misshandlung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung, Verlust von Bezugspersonen) als die Jugendlichen der Kontrollgruppe. Dabei waren Jugendliche, die mit beiden leiblichen Eltern aufwuchsen, am wenigsten von biographischen Belastungen betroffen, während Jugendliche, die mit der Mutter und dem Stiefvater aufwuchsen, von den schwerwiegendsten biographischen Belastungen berichteten. Die quantitativen Ergebnisse wurden anschließend anhand exemplarischer Textstellen aus Erwachsenen-Bindungsinterviews mit Gewalttätern mit dem Manual zur Reflexiven Funktion überprüft. Die Ergebnisse der Studie wurden im Hinblick auf methodische Begrenzungen, neueste einschlägige Literatur und mögliche Implikationen für die therapeutische und pädagogische Praxis in der Arbeit mit Straftätern kritisch diskutiert.
The present study examined attachment representations and metacognitive skills in young violent offenders using a psychoanalytic developmental and attachment theory framework. The sample consisted of 20 male young offenders who commited violent offences and a matched non-delinquent control group. The sample was assessed with the Adult Attachment Interview (AAI), the Inventory for Parent and Peer Attachment (IPPA) and the Reading-the-mind-in-the-eyes -Test. Contrary to the study s initial hypotheses, there were no differences between experimental and control groups in either attachment representations or metacognitive skills. Young offenders who grew up with both biological parents tended to have better metacognitive skills than offenders who grew up without their fathers. Young offenders who grew up with mother and stepfather were also more likely to show less well developed metacognitive capacities than those who grew up without their stepfather. The experimental group reported significantly more traumatic childhood experiences (e.g. neglect, loss of attachment figures, sexual abuse, violence) compared to the control group. Interestingly, young offenders who grew up with both biological parents experienced fewer traumatic experiences in childhood, whereas young offenders who grew up with their mother and a stepfather reported the most severe traumatic childhood experiences. Finally, quantitative data were examined with exemplary extracts from the Adult Attachment Interviews (AAI s). The findings of this thesis are critically discussed in relation to the study s limitations, the existing literature, possible implications for future research and recommendations for therapeutic and educational work with young offenders.