Marco Vitale ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in Alter Geschichte (Epigraphie, Numismatik) in Basel und Zürich. Er wurde 2010 promoviert mit einer Untersuchung zur Verwaltung der hellenistischen und römischen Asia Minor (Eparchie und Koinon). Er veröffentlichte eine weitere Monografie zum antiken Syrien (Koinon Syrias). Seine jüngste Veröffentlichung, die Habilitationsschrift, erschien 2017 (Das Imperium in Wort und Bild).
Für das hellenistische und kaiserzeitliche Rhodos sind verschiedene Gymnasiarchien bezeugt: ein gymnasiarchos der presbyteroi, einer der neoteroi und ein Phylenamt, das mit Fackelläufen verbunden war. Innerhalb der vorwiegend epigraphischen Quellen sind hellenistische Lebenslaufinschriften, eine Besonderheit des rhodischen epigraphic habit, am aufschlussreichsten. Denn sie erlauben es, Ämter innerhalb der Abfolge öffentlicher Funktionen einzelner Individuen zeitlich zu verorten, und zeigen dabei, dass jede der Gymnasiarchien in einem bestimmten Alter ausgeübt wurde. Ein Vergleich hellenistischer und kaiserzeitlicher Inschriften zeigt eine bemerkenswerte Kontinuität in der Darstellung der rhodischen Gymnasiarchien, wobei die einzige bedeutende Abweichung darin besteht, dass in der Kaiserzeit Ölspenden stärker betont wurden.
Weniger anzeigenZu Bildnisstatuen attalidischer Könige im Gymnasion von Pergamon besitzen wir vielfältige archäologische und epigraphische Zeugnisse. Systematisch wurden aber die Zusammenhängedieser unterschiedlichen Zeugnisgruppen bisher nicht untersucht. Der Beitrag zielt darauf ab, den Bestand an Herrscherbildnissen im Gymnasion von Pergamon zu bestimmen und ihre Funktionen und Rolle im Rahmen der Pergamenischen Herrscherrepräsentation im gymnasialen Raum zu beschreiben. Vor allem wird herausgearbeitet, in welchem Bezug die Bildnisse zum Herrscherkult standen, der dort praktiziert wurde, und wie sie bis zur Spätantike bewahrt oder umgestaltet wurden. Visuelle Integration und visuelle Kontinuität erscheinen dabei als die wichtigsten Konzepte.
Weniger anzeigenDieser Beitrag untersucht posthume Ehrungen und Darstellungen von jungen Männern im Gymnasion, die in der Forschung bislang nicht umfassend untersucht worden sind. Nach einem Überblick über das bekannte Skulpturenrepertoire in Gymnasia werden die epigraphischen Quellen posthumer Ehrungen von jungen Männern diskutiert, die im Gymnasion trainierten und vorzeitig verstarben. Der Fokus liegt dann auf der Identifizierung von Skulpturen die, dem Kontext und der Ikonographie zufolge, als posthume Ehrungen von Jugendlichen gedient haben könnten. Darunter ist z.B. die Statue des Kleoneikos von Eretria. Es wird dargelegt, dass drei verschiedene ikonographische Typen für diese Ehrungen verwendet wurden: der nackte ‚heroische‘ Typ, der Himation-Typ und die Herme.
Weniger anzeigenWährend die alten Gymnasia (Akademie, Lykaion, Kynosarges) außerhalb der Stadtmauern Athens lagen, wurden kurz nach 229 v. Chr. zwei neue Gymnasia im Zentrum der Stadt errichtet: das Diogeneion und das Ptolemaion. In diesem Beitrag werden die Geschichte, Architektur und Funktion dieser beiden Gymnasia untersucht, auf Basis einer systematischen Analyse aller relevanten literarischen, epigraphischen und archäologischen Quellen. Die Komplexe waren wichtig für das Stadtbild, weil sie dem chaotischen, altmodischen Zentrum einen Hauch von Modernität verliehen. Ihre exakte Lage bleibt zwar umstritten, aber sie waren topographisch und ideologisch fest mit dem alten Stadtzentrum verbunden und dienten als Zentren für die Ausbildung der Epheben in der gesamten hellenistischen und römischen Zeit.
Weniger anzeigenSchriftquellen belegen, dass das Gymnasium der Athener Akademie vom 6. Jh. v. Chr. bis mindestens zum 2. Jh. n. Chr. benutzt wurde. Der Ort wurde anhand von Texten und einem Horosstein lokalisiert und seit 1929 mehrfach untersucht. Zu den freigelegten Strukturen gehören im Süden ein rechteckiger Bau mit Hof, der als Palaestra der Akademie gedeutet wurde, und im Norden ein großer quadratischer Peristylbau, der wenig beachtet wurde. Dieser Beitrag revidiert die Identifizierung der beiden Bauten. Es wird gezeigt, dass der Hof des südlichen Baus in die Spätantike gehört und nicht als Palaestra fungiert haben kann. Stattdessen ist der quadratische Bau, dessen Peristyl von Räumen umgeben und der ins 4. Jh. v. Chr. zu datieren ist, anhand von Plan und Inschriften als Palaestra zu identifizieren.
Weniger anzeigenSeit ihrem Aufkommen im 4. Jh. v. Chr. bildeten Palästren die typische Bauform griechischer Gymnasien. Der Beitrag diskutiert Funktion und Bedeutung dieser Architekturform aus zwei Perspektiven. Einerseits wird die Identifikation mehrerer Bauten kritisch hinterfragt (Argos, Epidauros, Milet, Paestum, Sikyon). Davon ausgehend wird die Kombination von Peristylhof, Exedra und Waschraum (Lutron) als ein Kriterienkatalog definiert, mit dessen Hilfe sich in aller Regel die typologische Deutung eines Baus als Palästra begründen lässt. Andererseits wird die Bedeutung des Peristylmotivs vor dem weiteren Hintergrund des zeitgenössischen Städtebaus erörtert. Dabei wird deutlich, dass das Peristyl auch im Fall der Gymnasia zur Schaffung funktional sowie sozial exklusiver Räume genutzt wurde.
Weniger anzeigenWährend die Skulpturenausstattung von Palästren und Gymnasien im östlichen Mittelmeer in der Forschung viel Aufmerksamkeit erfahren hat, ist das Thema für die westlichen Pendants bislang nicht umfassend untersucht worden. Dieser Beitrag analysiert die Skulpturenausstattung der Samnitischen Palästra und der Großen Palästra in Pompeji sowie der Palästra in Herculaneum. Existenz und Charakter der Skulpturenprogramme werden untersucht ebenso wie die umstrittene Frage, ob die Skulpturen angemessen für die Sportbauten waren und sogar die problematische Identifizierung dieser Bauten als Palästren bestätigen können. Es zeigt sich, dass die Skulpturenausstattung aller drei Bauten erheblich von der in östlichen Pendants differiert. Dies legt nahe, die Benennung dieser ‚Palästren‘ zu überdenken.
Weniger anzeigenDas Aufkommen der Palästra als Gebäude in Form eines Peristyls kann ins letzte Drittel des 4. Jhs. v. Chr. datiert werden, wobei die schriftlichen Quellen zeigen, dass es bereits früher Palästren gab. Von diesen ist aber noch keine sicher identifiziert worden. In diesem Beitrag wird davon ausgegangen, dass einige Gebäude in außerstädtischen Heiligtümern auf der Peloponnes, die mit Funktionen des Sports, des Wettkampfs und der Körperpflege verbunden werden können, solche frühen Palästren repräsentieren. Die Beispiele in den großen Heiligtümern von Nemea und Epidauros führen zum Gebäudekomplex der Echo-Stoa in Olympia, der sehr wahrscheinlich als erste Palästra in dem Heiligtum angesprochen werden kann.
Weniger anzeigenDas Gymnasion von Eretria gilt als eines der besten Beispiele für frühhellenistische Palästren. Dieser Beitrag präsentiert die Ergebnisse neuer Forschungen, die die Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland 2015 und 2016 durchgeführt hat und die signifikante neue Erkenntnisse für die Chronologie, den Plan und die Funktion des Komplexes liefern. Der Bau wurde um 330–320 v. Chr. als Palästra mit zwei verschiedengroßen Höfen errichtet, die vermutlich für unterschiedliche Altersgruppen konzipiert waren. Die Bauzeit korreliert mit der Einführung der Ephebeia in Eretria. Nach verschiedenen Umbauten, die vor allem der Verbesserung der Badeanlagen dienten, wurde die Palästra um 100 n. Chr. aufgelassen, als auch die Ephebeia an Bedeutung verlor.
Weniger anzeigenDas Foro Triangolare wird gewöhnlich als Ort eines athletischmilitärischen Komplexes im späthellenistischen Samnitischen Pompeji identifiziert. Benennung (gymnasium, campus, palaestra der vereiia) und Ausdehnung sind zwar umstritten, aber die Republikanischen Thermen werden einmütig als integraler konzeptioneller und funktionler Bestandteil dieses Komplexes gedeutet. Dieser Beitrag untersucht kritisch diese These, basierend auf neuen Forschungen (Topoi C-6-8 Projekt, 2015– 2017). Es wird gezeigt, dass die Republikanischen Thermen mit separaten Trakten für Männer und Frauen nicht auf öffentliche Initiative für exklusive Nutzung durch die samnitische Jugend konzipiert, sondern im 2. Jh. v. Chr. von privater Hand als profitables Investment für eine breite, zahlende Klientel errichtet wurden.
Weniger anzeigenLiterarische, epigraphische und archäologische Quellen bezeugen die Existenz griechischer Gymnasia im vorrömischen Italien. Dieser Beitrag untersucht die politischen und kulturellen Gründe, die zur Übernahme griechischen Lebensstils, allen voran der Gymnasiums-Ideologie, in diesen nichtgriechischen Kontexten geführt haben können. Anhand von Fallstudien in zwei verschiedenen kulturellen Kontexten, der brettischen Stadt Petelia und den Samnitischen Städte Abella, Pompeji und Cuma, wird analysiert, wie die Elite dieser Städte griechische Gymnasiums-Ideologie ausgehandelt hat. Es wird gezeigt, dass Strategien von der vollständigen Übernahme des Gymnasiums als Institution und Bautyp bis zur selektiven Nachahmung ausgewählter Charakteristika reichte.
Weniger anzeigenSchriftquellen und Inschriften legen nahe, dass in Sizilien die Institution des Gymnasions vom 3. Jh. v. Chr. an florierte, im Reich Hierons II. wie auch in der spätrepublikanischen römischen Provinz. Dieser Beitrag untersucht kritisch, ob sich dieser Boom im archäologischen Befund und in der Entstehung einer eindeutig erkennbaren Bautypologie widerspiegelt. Am Beispiel von fünf ostsizilischen Städten in Hierons Reich (Syrakus, Morgantina, Megara Hyblaea, Neaiton, Akrai) wird untersucht, ob Gymnasia sicher identifiziert werden können, welchen Grundriss sowie welche Ausstattung und Funktion sie hatten, und ob es Änderungen zwischen dem 3. Jh. und späteren Epochen gab. Es wird gezeigt, dass bislang keine dieser Städte ein sicher identifiziertes und vollständig bekanntes Gymnasium aufweist.
Weniger anzeigenObwohl zahlreiche Inschriften aus Sizilien Gymnasia und ihre Ämter erwähnen, ist die Kenntnis der zugehörigen Architektur spärlich, weil die Identifizierung von Gymnasia oft umstritten ist. Das betrifft exemplarisch die hellenistische Stadt Segesta, in der Ausgrabungen der Scuola Normale Superiore Inschriften mit Bezug zu einem Gymnasion und einen Peristylbau freigelegt haben, der als Teil eines Gymnasions identifiziert worden ist. Dieser Beitrag untersucht kritisch die entsprechenden epigraphischen und archäologischen Quellen und diskutiert, was sie aussagen und ob sie begründet verbunden werden können. Er zeigt, dass nur eine Inschrift die Existenz der Gymnasiarchie in Segesta belegt und der Peristylbau eher zu einem einheitlich geplanten Komplex politisch-administrativer Bauten gehörte.
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