Das ethnographische Fallbeispiel untersucht die besonderen Formen von Pilgerschaft und Prozession im Kontext des zentralen Königsschreins der Sakalava im westlichen Madagaskar. ‘Pilgern’ entstand hier im Rahmen einer dezidiert nicht-westlichen Logik und wird von den Akteuren zunächst als eine von vielen Aspekten königlicher Arbeit (fanompoa) verstanden, wodurch die Beziehung zu den königlichen Ahnen erhalten und gefestigt werden kann. Der vorgelegte Text erörtert die spezifische Vorstellungswelt der Sakalava-Pilgerschaft im Kontext einer mehr als 300 Jahre langen Entwicklung. Die ursprünglich dominierende Funktion einer Bekräftigung der königlichen Machtposition wurde in neuerer Zeit in Folge der Entmachtung der Könige durch vielfältige neue religiöse, soziale und identitäre Aspekte ergänzt.