Die konzeptionelle Trennung von Glauben und Wissen ist irreführend und sollte dementsprechend ebenso wenig als methodologische Grundlage dienen wie die Dichotomisierung von heilig und säkular, davon zeugen neueste Forschungsbefunde mit Blick auf die Geschichte von Pilgern und Heilige Orte im chinesischen Kontext. Der vorliegende Beitrag fokussiert Berge, weil ohne sie keine Diskussion um das Heilige in China möglich ist. Mit Blick auf konkrete Praktiken, die auf die Kultivierung des Selbst abzielen und durchgängig mit körperlicher Einleibung (Embodiment) von Vorstellungen des Heiligen verquickt sind, sucht der Beitrag die Frage zu beantworten, auf welche Weise Menschen ihre eigene Begegnung mit dem Heiligen erzählen. Die Berge dienten als Orte kaiserlicher Ritualhandlungen, sie waren und sind mit Mystik, Natur, Geschichte, Leben, Fruchtbarkeit und Tod verbunden, und als Orte konfuzianischer, buddhistischer und daoistischer Verehrung dienten sie Gelehrten als Projektsmöglichkeit ihres Selbst in die Zukunft hinein.