Bei der Beschreibung kognitiver Prozesse, in denen die Erkenntnis einer ‚höchsten‘ oder ‚göttlichen‘ Wahrheit vermittelt werden soll, greifen antike philosophische Texte oft auf räumliche Metaphern zurück, mit denen sie diesen Vorgang im ‚Innern‘ des Menschen lokalisieren. Hier interessiert die Frage, mit welchen Raummetaphern Augustin die Erkenntnisprozesse in De trinitate beschreibt. Augustin geht davon aus, dass der Mensch nach Genesis 1,27 „nach Gottes Ebenbild“ geschaffen und daher die imago dei als eine Art Struktur im ‚inneren Menschen‘ präsent seien. Aus der ‚Vermischung‘ (blending) des nicht-metaphorischen Konzepts des Gottesbildes mit dem durch Raummetaphern beschriebenen Menschenbild entwickelt Augustin seine – in der antiken Erkenntnistheorie neue und einzigartige, auch wirkungsmächtige – ‚theologische Epistemologie‘ und eine ‚Onto-Theologie des Bildes‘.