Dieser Beitrag analysiert räumliche Metaphern in den Paulusbriefen im Rahmen der kognitiven Metapherntheorie Lakoffs und Johnsons. Diese Theorie modelliert Metaphern als Zugriff auf einen komplexeren Sinnbereich (‚Zieldomäne‘), indem man die Struktur eines einfacheren Sinnbereichs (‚Quelldomäne‘) auf die Zieldomäne abbildet. Paulus’ Metaphern sind innovativ, doch ihr Hauptmerkmal ist Verfremdung, die eine neue Perspektive auf vertraute Phänomene eröffnet. Für Metaphern bedeutet dies, dass ihre Grenzen hervorgehoben werden. Aber wenn Metaphern ein komplexes Konzept zugänglicher machen, erscheint Verfremdung für die didaktischen und ermahnenden Briefe unpassend. Zudem sind die Themen des Paulus neuartig und bedürfen keiner Verfremdung, um Vertrautheit zu überwinden. Ich führe Paulus’ Motivation für die Verwendung verfremdender Metaphern auf die Neuartigkeit seiner Gedanken zurück. Um diese ausdrücken zu können, musste er Metaphern verwenden, die nicht vollkommen präzise sind. Daher verfremdete er diese, um ihre Beschränkungen aufzuzeigen und davor zu warnen, sie zu weit zu treiben. Folglich kann Verfremdung nicht nur zur Aufhebung von Vertrautheit eingesetzt werden.