Eines der Hauptcharakteristika der intentionalen Geschichte der Griechen, also der Ge- schichte in ihrer eigenen Sicht, war die wesentliche Rolle, die Geschichten von Wanderun- gen, Kolonisation, Vertreibungen und Rückwanderungen spielten. Diese Narrative dienten als Elemente zur Organisierung und Strukturierung der Vergangenheit, zur Bestimmung von Nähe und Differenz, zur Erklärung von Freundschaft und Feindschaft. Durch den Ein- satz solcher Geschichten und der ihnen innewohnenden Prinzipien konnten die Griechen auch ihnen fremden Gruppen, den ‚Barbaren‘, einen Platz in ihrem eigenen Vergangen- heitsraum geben. Da manche dieser Gruppen (das prominenteste Beispiel sind die Römer) diese ‚Geschichten‘ als Teil ihrer eigenen Tradition übernahmen, blieben diese ein Modell zur Erklärung und historischen Strukturierung von Veränderungs- und Entwicklungspro- zessen. Sogar die moderne historische Forschung, die doch viele dieser Geschichte durch Quellenkritik dekonstruiert hat, steht sehr häufig noch unter dem Einfluss dieser Modelle und Konzepte
One of the main characteristics of Greek history in the eyes of the Greeks themselves, their intentional history, was the eminent role played by stories of migrations, colonisation, ex- pulsions, and remigrations. These narratives served as elements in order to structure the past, to constitute familiarity and difference, to explain relations of friendship or enmity. By using these stories and their inherent principles, the Greeks were also able to give foreign groups, the ‘barbaroi’, a place in their own horizon of the past. Since many of these groups (and most prominently the Romans) made these ‘histories’ part of their own tradition, these histories continued to exist as a model of explaining and historically ordering processes of change and development. Even modern historical research – albeit deconstructing many of these stories by means of Quellenkritik – is still very often influenced by these models and concepts.