Human Enhancement, Transhumanismus, Singularität und Cyborgisierung sind Begriffe, die Visionen einer Verschmelzung von Mensch und Technik beschreiben. Die wenigsten der dahinterstehenden Ideen sind neu, der Transhumanismus beispielsweise kann auf eine lange Ideengeschichte und literarische Tradition zurückblicken, mit Anknüpfungspunkten an das utopische Denken und Science Fiction. Warum ist eine Beschäftigung mit dieser Thematik heute im Kontext von Zukunftsforschung interessant? Die Motivation für die Exploration des Konzeptes Human Enhancement (HE) war die Annahme, dass die Menschheit jetzt wissenschaftlich-technisch auf einem Stand ist, der es ihr bald ermöglichen sollte, das, was einst Vision war, konkret umzusetzen. Dieses Vermögen wirft Fragen nach technischer Machbarkeit, gesellschaftlicher Akzeptabilität, möglichen Folgen und letztendlich nach Handlungsbedarfen auf. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Frage nach der Akzeptabilität von HE für die gegenwärtige und damit auch zukünftige Gesellschaften. Eine Metaanalyse der einschlägigen – vor allem geistes- und sozialwissenschaftlichen – Literatur kommt zu dem Schluss, dass der Diskurs bisher auf abstrakter Ebene geführt wird und dass vorgebrachte Argumente keine Aussagen zur Akzeptabilität von HE zulassen, diese bleibt offen. Ausgehend von ausgewählten Phänomenen wie Quantified Self, Medikalisierung und Doping, die einen zunehmenden Einsatz von technischen Hilfsmitteln zur Leistungssteigerung sowie deren steigende Akzeptanz vermuten lassen, wird HE als Konzept betrachtet und ein Vorschlag für eine Einteilung in verschiedene Dimensionen unterbreitet. Demnach wird HE als Modifikationen am und im menschlichem Körper begriffen: Enhancement- Technologien weisen unterschiedliche Grade an Invasivität, Irreversibilität und Wirkungsmacht auf, gemein ist ihnen, dass sie mit dem Körper verschmelzen. Der Einsatz von Enhancement- Technologien würde demnach einen Paradigmenwechsel darstellen, ihre neue Qualität erfordert einen veränderten normativen Rahmen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wird gefolgert, dass eine Betrachtung einzelner Enhancement-Technologien von Nöten ist, um gesellschaftliche Auswirkungen zu antizipieren. Als Vorschlag hinsichtlich eines solchen Prozesses wurde ein Workshop mit Medizintechnikern und Tissue Engineers durchgeführt, die drei Konzepte für zukünftige Enhancement- Anwendungen erarbeitet haben. Diese wurden im Kontext einer Technikfolgenabschätzung reflektiert. Es zeigt sich, dass eine breite wissenschaftliche, inter- und transdisziplinäre Auseinandersetzung mit HE erfolgen muss, um Politik und Gesellschaft angemessen beraten zu können.