Die vorliegende Arbeit beschreibt die empirische Untersuchung psychologischer Konstrukte vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Begleitung eines pädagogischen Innovationsvorhabens. Das Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung diente dabei als Leitidee für einen bundesweiten Modellversuch, an dem sich ungefähr 300 Lehrerinnen und Lehrer an zehn Schulen in zehn Bundesländern beteiligten, die dreimal im jährlichen Abstand ausführlich befragt wurden. Die Maßnahme hatte nicht den Status eines wissenschaftlichen Experimentes. Der Modellversuch Verbund Selbstwirksamer Schulen stellte vielmehr eine pädagogische Innovation dar, von der wichtige Impulse für die innere Reform der Schule ausgehen können.
In der vorliegenden Längsschnittstudie bietet sich die Gelegenheit zu untersuchen: Wie verändern sich die Lehrermerkmale im Laufe von zwei Jahren, welche Zusammenhangsmuster treten dabei auf und welche Bedingungen sind dafür verantwortlich zu machen? Es wurden Erkenntnisse über empirische Beziehungen und vermutete Wirkungsweisen psychischer Merkmale im Berufsalltag von Lehrern gewonnen. Dies gilt insbesondere für das Merkmal Selbstwirksamkeitserwartung, denn hier handelt es sich um ein "operatives" Konstrukt, welches für berufliche Leistungen und Alltagsbewältigung unmittelbar relevant sein sollte. Es ließ sich zum Beispiel zeigen, daß Selbstwirksamkeitserwartung einen protektiven Faktor gegenüber beruflichem Streß und Burnout darstellen kann. Die theoretische Überlegung besteht darin, daß Selbstwirksamkeitserwartung eine personale Ressource repräsentiert, die im Streßprozeß zunächst die Einschätzung beruflicher Anforderungen und Probleme günstig beeinflußt und im weiteren Verlauf deren Bewältigung unterstützt. Somit läßt sich annehmen, daß selbstwirksame Lehrer sich in ihrem Beruf mehr engagieren, zufriedener sind und weniger dazu neigen auszubrennen als nicht selbstwirksame Lehrer. Genau hier wird die hypothetische protektive Funktion dieses Persönlichkeitsmerkmals angesiedelt. Die Daten waren mit dieser Hypothese im Einklang.
Erstmalig konnten drei verschiedene Facetten von Selbstwirksamkeitserwartung differenziert und an derselben Stichprobe mehrmals zum Einsatz gebracht werden: die Allgemeine, die Kollektive und die LehrerýSelbstwirksamkeitserwartung. Dies erlaubt bedeutsame Aussagen über die konvergente und diskriminante Validität dieser drei Konstrukte sowie über ihre Nützlichkeit und ihre Funktionsweisen. Die zeitübergreifenden Zusammenhänge erwiesen sich in den meisten Fällen als theoriegemäß und werfen ein gutes Licht auf Vorläuferbedingungen psychischer Wirkungen.
Auf der Wirkungsseite wurde das BurnoutýKonstrukt gleichermaßen gründlich untersucht. Dieses Konstrukt, das aus den Indikatoren Emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und Leistungsverlust besteht, erscheint in theoretischer und in empirischer Hinsicht als problematisch, wie bereits andere Autoren angedeutet haben. Verwendet man die drei BurnoutýIndikatoren gemeinsam mit Merkmalen wie beispielsweise der Selbstwirksamkeitserwartung, so wird deutlich, warum sie revisionsbedürftig sind. Die Untersuchung längsschnittlicher Zusammenhänge bei der Burnoutentwicklung unterstreicht dies.
Ein Nebenprodukt der Untersuchung besteht in der Validierung neuer und alter psychometrischer Skalen. Ein besonderer Gewinn des Datensatzes liegt darin, daß erstmalig wichtige psychometrische Skalen in deutscher Sprache vorliegen.
The study at hand treats the empirical investigation of psychological constructs within a school innovation project