Gegenstand der Forschungsarbeit sind die Magnesitgewinnungstätigkeiten in der Gemeinde Elymnion und den angrenzenden Gemeinden Kireas und Nileas im Norden der Insel Euböas, das in administrativer und geografischer Hinsicht zur Region Sterea Hellas (Zentralgriechenland) gehört. Den Schwerpunkt bilden hierbei natürlich die Bergwerke auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Elymnion, deren Sitz die Stadt Limni ist. Beweggrund und Anreiz für diese Arbeit waren die vielen Industriegebäude und anderen zerstreut liegenden nationalen archäologischen Stätten in der Region, die auch dem Durchreisenden deutlich vor Augen führten, dass der Ort einmal von großem Interesse für die Erzgewinnung und Metallverarbeitung war und erst vor relativ kurzer Zeit seine eigene “industrielle Revolution„ erlebt hat, von der er sich nun endgültig verabschiedet zu haben scheint. Frühere Erfahrungen mit topographischen Bilderstellungen von Industriegebäuden und nationalen archäologischen Stätten gaben mir Anhaltspunkte zu vermuten, dass die Erzförderungs- und Verarbeitungsverfahren, die in der weiteren Umgebung in so großem Umfang und so lange Zeit über durchgeführt wurden, zu einer autonomen historischen Gegebenheit wurden. Diese stellt einen wertvollen Fundus für jeden Forscher der Sozialgeschichte dar, der sich jener so wenig bekannten und von der Geschichtsforschung so vernachlässigten Ära der industriellen Entwicklung und Erzgewinnungstätigkeit im Griechenland des 19. und 20. Jhs. nähern möchte. Die existierende griechische und ausländische Bibliographie, die zweifelsohne die Grundlage meiner Studie bildete, scheint Nord-Euböa und dessen Beitrag zur allgemeinen Industrialisierung unseres Landes zu ignorieren. Diese Feststellung war es, die mich ursprünglich in meinem Vorhaben bestärkte, dieses historische Unrecht in Form einer Forschungsarbeit wiedergutzumachen. Zugleich wirkte das Fehlen von Informationen beim Verfassen der Studie jedoch auch als ständiges Hindernis. Dieser Mangel an bibliographischer Unterstützung wurde aber durch das reiche Archivmaterial wieder ausgeglichen, das im örtlichen Archiv der Stadt Limni und im Archiv des Heiligen Klosters des Heiligen Nikolaos Galataki unterkam. Die Nutzung dieser zum größten Teil unveröffentlichten Primärquelle führte in Verbindung mit den kürzlich zusammengetragenen mündlichen Aussagen der mittlerweile nur noch sehr wenigen älteren Bergleute zur Präsentation eines soweit wie möglich vollständigen Bildes vom Leben in den Orten des Bergbaus und der allgemeineren Organisation des Städtchens Limni. Die Chronik dieser für die Geschichte des Bergbaus in Griechenland bedeutenden Periode habe ich versucht zu rekonstruieren, indem ich in meiner Forschungsarbeit den Schwerpunkt auf den Beginn dieser Nutzung, ihre spätere Intensivierung, ihre allmähliche Verlegung und vor allem die Auswirkungen auf die sie unterstützende örtliche Bevölkerung legte. Am Fuße des Berges Kandili (1.255 m.) in Nord-Euböa, dort wo die heutige Gemeinde Elymnion auf die Gemeinden Kireas und Nileas trifft, barg die Erde einen Schatz, der schon bald das wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Gleichgewicht der weiteren Umgebung stören sollte. Dieses “Geschenk der Natur„ war der weltberühmte Magnesit (Lefkolithos) von Euböa, dessen reiches Vorkommen sich über alle drei benachbarten Gemeinden erstreckt. So ist seit dem 19. Jh. in den Bergbauminen von Psili Rachi, Archagellos und Kakavos ein griechisches “El Dorado„, eine Art Bergbauwahn, ausgebrochen; Orte, die langfristig Ambitionen zahlreicher vermeintlicher Bergbauunternehmer auf schnellen Reichtum nährten und das “Fieber des weißen Goldes„ anheizten.
This study considers the extractive activities of magnesite in North Euboea, which politically and geographically belongs to the region of Sterea Ellada, with particular emphasis on the mines of today’s Municipality of Elimnion. My main motivation for focusing on this region was the presence of many industrial buildings and other interspersed national-archaeological sites – they demonstrate to a visitor the strong interest in mining and metallurgy. Additionally, they serve as a reminder of the “Industrial Revolution” that the region went through a long time ago. My previous experiences of industrial buildings and national-archaeological sites led me to the assumption that the extensive extractive and mining workings in the region have historical value. Every historian could find in these a precious source of information for the period of industrial development and extractive activity that took place in Greece during the 19th and 20th century – a period that, in this context, is almost unknown and, to date, overlooked by historical research. The existing Greek and foreign literature which has been the basis of my research appears not to reference, and therefore ignore, North Euboea and its contribution to the Greek industrialisation. This realisation strengthened my intention to repair the historical injustice – although the absence of data was a constant obstacle to my research. Nonetheless, the rich archival material of the Limni Local Archive and the Monastery of Galataki compensated for the poor bibliographic support. This primary material, which is mostly unpublished, combined with oral evidence recently collected from the very few old metallurgists, enabled me to establish a more complete picture of the life and the general organisation in the region around the mines of Limni. My research is an attempt to compose the chronicle of this important period for the mining history of Greece by focusing on how the exploitation of magnesite started, on it’s systemisation and slow removal from Limni, and, most importantly, on the study of the consequences for the local societies that supported it. At the foot of Kandili mountain (1.225 meters) in North Euboea where the Municipality of Elimnion meets with the Municipalities of Kireas and Nileas, the land held a gift of nature for its inhabitants with strong impact on the economic, social, cultural and environmental stability of the region. It was the Euboean magnesite, which can be found in the borders of those three neighbouring Municipalities. It was a Greek El Dorado, a mining delirium that started raving from the 19th century in the mines of Psili Rahi, Archagelos and Kakavos where innumerable metallurgists hoped to obtain wealth quickly.