Als eine bisher noch wenig für fremd- und zweitsprachliche Kontexte erarbeitete soziale Kategorie werden in der vorliegenden Arbeit „Zugehörigkeiten“ als lohnender Zugang für den Sprach-, Kultur- und Literaturunterricht vorgeschlagen. Am Beispiel brasilianischer Germanistikstudierender zeigt die Studie, wie die erworbene Zugehörigkeit zur deutschen Sprachgemeinschaft und die bestehende Zugehörigkeit zu Brasilien als fruchtbar und motivierend für fremdsprachliche Lehr-Lern-Prozesse genutzt werden können. Dafür wurde ein Vernetzungsmodell konzipiert, das einzelne Verdichtungspunkte deutsch-brasilianischer Literaturen betrachtet und sie nicht in Bezug auf Nationalphilologien, sondern im Kontext zueinander sieht. Konzeptionell wurde für das Modul die Perspektive einer doppelten Zugehörigkeitsorientierung entwickelt und deren unterrichtliche Ausarbeitung empirisch begleitet: So teilt sich das Konzept in eine subjektorientierte Zugehörigkeitsorientierung, die sich an den Zugehörigkeitskontexten der Teilnehmer*innen in Lehr- und Lernarrangements orientiert und in eine epistemische Zugehörigkeitsorientierung, die die Teilnehmer*innen anleitet, die Zugehörigkeiten von anderen verstärkt wahrzunehmen und die sich somit auf die soziale Verfasstheit unserer Gesellschaften richtet.