Einleitung Übertragbare Krankheiten verursachen seit jeher die größte Krankheitslast in Subsahara-Afrika. In den letzten Jahrzehnten haben sich jedoch nicht-übertragbare Erkrankungen durch die Globalisierung und einen modernisierten Lebenswandel stärker verbreitet. Die Gesundheitssysteme in Subsahara-Afrika sehen sich nun mit dieser Doppelbelastung konfrontiert, ein Phänomen, das als „Double Burden of Disease“ bezeichnet wird. In urbanen Räumen gibt es hierfür ausreichend Belege, doch in ländlichen Gebieten ist wenig über die genaue Krankheitslast bekannt. Deswegen wurden in dieser Arbeit das Vorkommen der Haupt-Krankheitsgruppen und deren Assoziationen mit sozio-ökonomischen Risikofaktoren im Nordwesten Burkina Fasos während der Regen- und Trockenzeit untersucht.
Methoden Für diese Arbeit wurden Daten von 4192 Erwachsenen aus dem Nouna Health and Demographic Surveillance System genutzt. Die Teilnehmer*innen waren mindestens 18 Jahre alt und alle Daten wurden als Selbstangaben in den Jahren 2010 (Regenzeit) und 2011 (Trockenzeit) erhoben. Es wurden die Anteile der Haupt-Krankheitsgruppen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit ihren Konfidenzintervallen (KI) bestimmt und Unterschiede zwischen Männern und Frauen anhand des Chi-Quadrat Tests berechnet. Durch uni- und multivariate logistische Regressionsmodelle wurden die Assoziationen mit sozioökonomischen Risikofaktoren ermittelt.
Ergebnisse Insgesamt gaben 20,7% (95% KI: 19,3-21,9%) der Studienbevölkerung eine übertrag-bare Erkrankung in der Regenzeit und 11,0% (95% KI: 10,0-11,9%; McNemar`s p<0,0001) in der Trockenzeit an. Nicht-übertragbare Krankheiten wurden jeweils von 5,3% (95% KI: 4,6-6,0%) und 4,5% (95% KI: 3,8-5,1%) der Teilnehmer*innen angege-ben. Ein gleichzeitiges Auftreten dieser beiden Krankheitsgruppen wurde von 1,4% der Teilnehmer*innen in der Regenzeit und 0,6% in der Trockenzeit berichtet. In der mul-tivariaten Analyse war die Angabe von übertragbaren Krankheiten am häufigsten unter Teilnehmer*innen mit Schul- oder Universitätsabschluss (vergleichend zu keinem Schulabschluss). Dies konnte nur in der Regenzeit beobachtet werden. Nicht-übertragbare Erkrankungen wiesen die stärkste Assoziation mit hohem Alter in beiden Jahren auf.
Fazit Die berichtete Krankheitslast in der Region um Nouna weist im Vergleich zu urbanen Räumen in Subsahara-Afrika ein niedriges Vorkommen von nicht-übertragbaren Er-krankungen auf. Demzufolge gibt es in der Region keine Anzeichen für das Phänomen der „Double Burden of Disease“. Weitere Studien sind notwendig, um nachzuweisen, ob dies an der tatsächlich niedrigen Prävalenz von nicht-übertragbaren Erkrankungen liegt oder ob das Bewusstsein darüber in der Bevölkerung gering ist.
Introduction For decades, communicable diseases have remained the biggest health issues in sub-Saharan Africa. Yet, the prevalence of non-communicable diseases has rapidly in-creased. This has mainly been attributed to globalization and drastic changes in life-style. Therefore, health systems in this region are facing the challenge of dealing with the so-called "Double Burden of Disease". There is little data on this development in rural areas. Thus, this study examined the current state of disease occurrence and the relationships with socio-economic factors in two climatic seasons in north-western Burkina Faso.
Methods Self-reported data of 4192 adults from the Nouna Health and Demographic Surveillance System of the years 2010 and 2011 were analysed. We calculated the proportion of each major disease group according to the World Health Organization (WHO) and their 95% confidence intervals (CI) together with differences between males and females. Associations with socio-economic risk factors were determined using uni- and multivari-ate logistic regression models.
Results Self-report of communicable diseases amounted to 20.7% (95%CI: 19.3-21.9%) in the rainy season and 11.0% (95% CI: 10.0%-11.9%; McNemar’s p<0.0001) in the dry sea-son. Non-communicable diseases we self-reported by 5.3% (95% CI: 4.6-6.0%) and 4.5% (95% CI: 3.8-5.1%) respectively. The simultaneous occurrence of both disease groups was reported among 1.4% of participants in the rainy season and 0.6% in the dry season. The strongest association in the multivariate analysis was found for com-municable disease being directly associated with secondary education/ university edu-cation (versus no formal education). This was only observed in the rainy season. For non-communicable diseases, older age showed the strongest association in both years.
Conclusion In comparison to urban areas in Sub-saharan Africa, the Nouna region shows low re-port of non-communicable diseases. Therefore, we did not identify signs of the Double Burden of Disease. Further studies are necessary to determine if this is due to an actu-al low prevalence of non-communicable diseases or whether a low awareness in the population led to underreporting.