Die Serie umfasst die abschließende Publikation der Befunde und Funde des interdisziplinären Ausgrabungsprojektes Tall Šēḫ Ḥamad, Syrien, das von 1978 bis 2010 unter der Leitung von Hartmut Kühne in Kooperation mit Wolfgang Röllig und As’ad Mahmoud feldarchäologisch durchgeführt wurde und bis Ende 2014 hauptsächlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert war. Sie war auf dreiundzwanzig Bände ausgelegt, von denen im Zeitraum von 1991 bis 2021 siebzehn Bände erschienen sind (BATSH 13 besteht aus zwei Monographien). Sieben Bände befinden sich noch in Vorbereitung.
Die Ausgrabung hat zu der Wiederentdeckung der mittel- und neuassyrischen Stadt Dūr-Katlimmu (1300-539 v.Chr.) geführt, die ab dem 7. Jh. den aramäischen Zweitnamen Magdalu führte, der in der parthisch-römischen Zeit (ca. 200 v.Chr. – ca. 300 n.Chr.) zu Magdala mutierte.
Die Autoren der Publikationsreihe sind gehalten, die archäologischen Befunde, aus denen die Stratigraphie generiert wird, nachvollziehbar und kontrollierbar darzulegen. Deshalb werden sie getrennt von ihrer kulturgeschichtlichen Interpretation beschrieben und analysiert. Als letztes Korrektiv dienen die Forschungsdaten, i.e. die Grabungsdokumentation, die auf dem Portal „Refubium“ der Freien Universität Berlin (https://refubium.fu-berlin.de/) sukzessive zugänglich gemacht werden. Die Fundgruppen werden nach Möglichkeit zusammen mit ihrem stratigraphischen Kontext abgehandelt oder über ein eindeutiges Bezugssystem den getrennt publizierten stratigraphischen Kontexten nachvollziehbar zugeordnet. Naturwissenschaftliche Untersuchungen sind der Bearbeitung einzelner Objektgruppen beigeordnet oder monographisch abgehandelt. Die Publikation der etwa 1500 Schriftartefakte erfolgt innerhalb der Serie mit dem Zusatz „Texte 1-6“. Die kulturgeschichtliche Bedeutung der archäologischen Befunde, Funde und Texte wird in Kapiteln zur Siedlungs- und Architekturbiographie, funktionalen Analyse, Historiographie, historischen Geographie, Objekttypologie, Wirtschafts-, Verwaltungs- und Gesellschaftsstruktur und zur Lebensqualität der jeweiligen Bände herausgearbeitet. Die Ergebnisse des zwischen 1982-1996 parallel durchgeführten interdisziplinären Forschungsprojektes zur „Rekonstruktion der Umwelt und Subsistenz am Habur im Spätholozän“, finanziert von der Freien Universität Berlin, sind ebenfalls in die Reihe integriert
Nach Epochen gruppiert sind die Grabungsergebnisse in folgenden Bänden niedergelegt:
1. Mittelassyrische Zeit (1300-ca. 1000 v.Chr.):
BATSH 03 (Keramik), 04 (Texte 1), 09 (Texte 3), 10 (Texte 4, i.V.), 12 (Stratigraphie Gebäude P), 15 (Glyptik, i.V.), 18 (Texte 6);
2. Neu- bis Nachassyrische / Aramäische Zeit (1000-539 v.Chr.):
BATSH 06 (Texte 2), 07 (Keramik), 11 (Stratigraphie Rotes Haus), 14 (Stratigraphie Neuassyrische Residenzen, i.V.), 16 (Glyptik), 17 (Texte 5), 19 (Kleinfunde Rotes Haus, i.V.), 20 (Brandgrubengräber, i.V.), 21 (Stratigraphie Nordost-Ecke, i.V.), 22 (Pfeilspitzen), 23 (Kleinfunde, i.V.);
3. Achämenidische, hellenistische, parthisch-römischen Zeit (538 v.Chr.-ca. 300 n.Chr.):
BATSH 02 (Stratigraphie), 05 (Parth.-Röm. Friedhof 1), 13-1 (Anthropologie), 13-2 Parth.-Röm. Friedhof 2);
4. Forschungsprojekt „Rekonstruktion der Umwelt und Subsistenz am Ḫābūr im Spätholozän“:
BATSH 01 (Umweltrekonstruktion 1), 08 (Umweltrekonstruktion 2 und Subsistenz).
English Version
The book series comprises the final publication of the archaeological record and of the artefacts of the interdisciplinary excavation project of Tall Šēḫ Ḥamad, Syria, that was conducted under the direction of Hartmut Kühne in cooperation with Wolfgang Röllig and Asaad Mahmoud from 1978 to 2010. Sponsored by Freie Universität Berlin and by the Universität Tübingen it was mainly financed by Deutsche Forschungsgemeinschaft until the end of 2014. Of the planned twenty-three volumes seventeen have been released between 1991 and 2021 (BATSH 13 consists of two monographs). Seven volumes are still in preparation.
The excavation resulted in the rediscovery of the Assyrian city of Dūr-Katlimmu (1300-539 BC) that was named in Aramaic Magdalu since the seventh century BC. During the Parthian-Roman period (c. 200 BC – c. 300 AD) the city’s name was spelled Magdala
The authors of the book series aim at providing traceability and monitoring of the archeological record from which the stratigraphy is generated. Thus, the archaeological record is described and evaluated separately from its cultural-historical interpretation. The ultimate corrective is the research data, i.e. the field documentation itself, which is made accessible successively on the portal “Refubium” of the Freie Universität Berlin (https://refubium.fu-berlin.de/). If possible, the groups of artefacts are treated along with their stratigraphic context or, if published separately, will be assigned to it by a distinct frame of reference. Natural scientific reports are assigned to the specific investigated objects or presented as separate essays. Receiving the additional designation “Texte 1-6” the c. 1500 written artefacts are published within the book series. The stratigraphic context and related artefacts are interpreted in essays on architectural biographies, functional analysis, settlement sequence, historiography, historical geography, typology, structure of economy, administration, and society as well as livability and other issues in the respective volumes.
Parallel to the excavation an interdisciplinary research project titled “Reconstruction of the environment and subsistence at the Habur in the Late Holocene” was conducted from 1982 to 1996, financed by Freie Universität Berlin. Its results are also published within the book series.
Grouped along the excavated historical periods the volumes of the series are listed as follows:
1. Middle Assyrian period (1300-c. 1000 BC):
BATSH 03 (Pottery), 04 (Texte 1), 09 (Texte 3), 10 (Texte 4, i.p.), 12 (Stratigraphy Building P), 15 (Glyptic i.p.), 18 (Texte 6);
2. Neo- and Post-Assyrian / Aramaean periods (1000-539 BC):
BATSH 06 (Texte 2), 07 (Pottery), 11 (Stratigraphy Rotes Haus), 14 (Stratigraphy Neo-Assyrian Residences, i.p.), 16 (Glyptic), 17 (Texte 5), 19 (Small finds Rotes Haus, i.p.), 20 (Corps Cremation Burials, i.p.), 21 (Stratigraphy Nordost-Ecke, i.p.), 22 (Arrow heads), 23 (Small finds, i.p.);
3. Persian, Hellenistic (Seleucid), and Parthian-Roman periods (538 BC – c. 300 AD):
BATSH 02 (Stratigraphy), 05 (Parth.-Roman cemetery 1), 13-1 (Anthropology), 13-2 (Parth.-Roman cemetery 2);
4. Research project: “Reconstruction of the environment and subsistence of the Lower Habur in the Late Holocene”:
BATSH 01 (Reconstruction of environment 1), 08 (Reconstruction of environment 2 and subsistence).
In dem Band werden 109 bronzene und eiserne Pfeilspitzen aus der Ausgrabung Tall Šēḫ Ḥamad vorgelegt, die aus allen drei Grabungsabschnitten (Tell/Zitadelle, Mittlere Unterstadt II, Nordost Ecke der Unterstadt II) stammen. Ihrem archäologischen Kontext zufolge sind sie drei Epochen zuzuordnen: der mittelassyrischen Zeit (1300-950 v.Chr.), der neu- und nachassyrischen Zeit (950-500 v.Chr.) und der parthisch-römischen Epoche (etwa 200 v.Chr. bis 250 n.Chr.), vgl. Abb. 53. Kapitel 1 bietet eine Einführung in die Ausgrabung von Tall Šēḫ Ḥamad sowie in die Forschungsgeschichte von Pfeilspitzen und legt die Terminologie für die Typologie der Pfeilspitzen fest (Abb. 6-7). Kapitel 2 präsentiert und analysiert die Pfeilspitzen aus Bronze und Kapitel 3 diejenigen aus Eisen. Vergleiche und historische Zusammenhänge werden entsprechend diskutiert. Die kulturhistorischen Schlussfolgerungen aus der Betrachtung der Typen und Subtypen werden in Kapitel 4 gezogen. Danach folgt der Katalog der 109 Objekte. Besondere Aufmerksamkeit wird den zweiflügeligen (mit Widerhaken) und dreiflügeligen Pfeilspitzen aus Bronze der reiternomadischen („skythischen“) Typen Ia und Ib aus dem ersten Jahrtausend gewidmet. Sie stammen aus der Steppe nördlich des Schwarzen Meeres und sind fremd in Westasien (Vorderasien). Unter Vermeidung des ethnisch konnotierten Terminus „skythisch“ werden sie Reiternomaden zugeschrieben. Da sie auf beiden Seiten in Gräbern gefunden worden sind – in den Kurganen am Mittleren Dnjepr im Kontext mit anderen westasiatischen Importen – können sie nicht einfach als Kriegsbeute gedeutet werden, sondern reflektieren wahrscheinlich ein komplexes Geflecht verschiedener Interaktionen. Da ihre stratigrafische Zuordnung zum Teil mit schriftlichen Zeugnissen vergesellschaftet ist, wird in Einzelfällen eine jahrzehnt-genaue Datierung erreicht. Bemerkenswert ist, dass unter den Pfeilspitzen der späten mittelassyrischen Zeit bereits erste Exemplare aus Eisen belegt sind und ein mittelassyrischer Text des späten 13. Jahrhunderts v.Chr. die Produktion von Pfeilspitzen aus Eisen bestätigt. In diese Periode fällt auch eine singuläre, fragmentarische aber unstratifizierte Pfeilspitze aus Bronzeblech (Kat. Nr. 024), die formale Ähnlichkeiten zu mykenischen Pfeilspitzen aufweist. Typische Pfeilspitzen der Neuassyrischen Zeit sind die zweiflügeligen Varianten des Typs IIa-a1 und IIa-d, die der Standardausrüstung der assyrischen Armee zugeschrieben werden. Die zweiflügeligen Pfeilspitzen der Parthisch-Römischen Zeit lassen eine enorme individuelle Variationsbreite erkennen.
Weniger anzeigenVon den 677 in der Grabungsstelle „Gebäude P“ des Grabungsabschnitts „Tell (Zitadelle)“ registrierten Schriftartefakten in mittelassyrischer Sprache und Schrift (s. Tabelle 04.02 in BATSH 12) werden 363 in vier Bänden (BATSH 4, BATSH 9, BATSH 10 i.V., BATSH 18) ediert. In Verbindung mit dem archäologischen Kontext, der in BATSH 12, Kap. 02, 04, 12 und 18 dokumentiert und interpretiert wird, entsteht ein Bild von der Entstehung der Stadt Dūr-Katlimmu, ihrer Geschichte, Funktion und Bedeutung im 13. Jahrhundert v.Chr. und darüber hinaus. In diesem Band werden 81 Schriftartefakte in mittelassyrischer Sprache und Keilschrift in Kopie, Umschrift und Übersetzung aus der Regierungszeit der Könige Salmanassar I. (1263-1234 v.Chr.) und Tukulti-Ninurta I. (1233-1197 v.Chr.) veröffentlicht. Sie befassen sich mit Personen- und Rationenlisten vor allem der unfreien und abhängigen „Feldarbeiter“ (šiluḫlū) aber in wenigen Fällen auch von „freien“ Bauern oder Bediensteten. Insgesamt können 38 šiluḫlū-Haushallte rekonstruiert werden, deren Familien zum Teil über mehrere Generationen verfolgt werden können. Nach einem nach Alter und Status festgelegten Schlüssel werden Rationen von Gerste ausgeteilt. Einige Listen enthalten Angaben zur Ausgabe von mašḫuru-Gewändern, Wolle, Butterschmalz, Gemüse, Gewürzen, Kichererbsen und Futtergerste. Sie ergänzen das Bild der landwirtschaftlichen Praxis und Verwaltung von Dūr-Katlimmu, das in BATSH 9 geboten wurde, um die menschliche und soziale Komponente der unterprivilegierten šiluḫlū-Leute, für die aber in Einzelfällen ein sozialer Aufstieg nachgewiesen werden kann.
Weniger anzeigenDie 183 in diesem Band edierten Schriftartefakte in altaramäischer Sprache und Schrift gehören dem Typ der so genannten „dockets“ an, das sind herzförmige Tonbullen, deren Schnurkanäle und der Abdruck eines Knotens im Inneren beweisen, dass sie an anderen Schriftträgern aus vergänglichen Materialien wie Papyrus befestigt waren und eine Kurzfassung von deren Inhalt wiedergaben. 174 von ihnen wurden in der Grabungsstelle „Rotes Haus“ im Grabungsabschnitt „Mittlere Unterstadt II“ ausgegraben, von denen 73 mit den neuassyrischen Keilschrifttafeln des „Archivs des Šulmu-šarri“ vergesellschaftet waren (vgl. BATSH 6). Da mehrfach Namensgleichheit mit aus den Keilschrifttexten bekannten Personen festgestellt werden kann, ist sicher, dass es sich bei den Texten um Bestandteile eines einst gemeinsamen Archivs handelt. Die restlichen neun „dockets“ stammen aus dem Grabungsabschnitt „Nordost-Ecke der Unterstadt II“. Hinzu kommen 27 „sonstige“ beschriftete Artefakte, meistens Ostraka und Gefäßaufschriften, auch in phönizischer Sprache, und eine singuläre aramäische Urkunde über eine Ankindung, die in Tinte auf den in Ton abgeformten Fuß des Kindes aufgetragen ist. Eine vollständige Liste aller in der Grabungsstelle Rotes Haus registrierter Schriftartefakte aus Neuassyrischer Zeit – einschließlich der nicht publizierten – liegt in BATSH 11, 410-427 vor. Zusätzlich sind zehn Schriftartefakte aufgenommen worden, die durch illegale Grabungen in den Kunsthandel gelangten und publiziert wurden, deren Herkunft höchstwahrscheinlich Tall Šēḫ Ḥamad ist. Inhaltlich handelt es sich überwiegend um Schuldurkunden über Silber oder Gerste. Das Textkorpus stellt eine wesentliche Erweiterung unserer Kenntnis der aramäischen Sprache am Ende des assyrischen Reiches dar und wird durch Glossare und Indizes der Namen erschlossen.
Weniger anzeigenIn den Ausgrabungsabschnitten „Nordost Ecke der Unterstadt II“ und „Mittlere Unterstadt II“ wurden zwischen 1978 und 2008 über 1500 glyptische Funde mit über 500 verschiedenen Siegelbildern ausgegraben. Das hier vorgelegte Corpus besteht aus 55 Siegel, 176 gesiegelte Texte, 1226 Tonsicherungen, 61 s.g. Langetten (Ergänzungen sind in A. Fügert et al. 2014, Early Neo-Assyrian Dūr-Katlimmu. Proceedings of the 8th ICAANE Vol.I, 217-239 publiziert). Die Objekte sind in die erdbefundorientierte durchlaufende stratigrafische Sequenz des Grabungsabschnitts „Mittlere Unterstadt II“ eingebunden, die von der frühen neuassyrischen Zeit (10./9. Jahrhundert v.Chr.) über den Fall des Neuassyrischen Reiches (612 v.Chr.) bis zum spätbabylonischen Reich (626-539 v.Chr.) und darüber hinaus reicht. In der Zeit bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts v.Chr. durchlief die Stadt Dūr-Katlimmu drei Vollbesiedlungsphasen; danach wurden einige Gebäudeteile der Unterstadt II bis zur vollständigen Auflassung nachgenutzt. Da einige Gebäude über den Fall des Assyrischen Reiches hinweg durchgehend bewohnt waren, ist die seltene Möglichkeit gegeben die Auswirkungen dieses tiefgreifenden politischen Einschnitts auf das glyptische Material zu untersuchen. Ferner ist im Laufe der Analyse deutlich geworden, dass die Glyptik – ergänzend zu den Schriftquellen – wesentlich zur Aufklärung der sozialen Struktur der Unterstadt II beiträgt. Auf der Grundlage der stratigraphischen Analyse werden die Ablagerungskontexte der glyptischen Funde in drei Kategorien eingeteilt: (I) gehörig zu Original-Inventar, (II) sekundär abgelagert und (III) umgelagert (Kap. 3). In einigen Fällen war es möglich die Verwendung von Siegeln bestimmten Bereichen oder sogar einzelnen Räumen zuzuordnen. Die u.a. daraus abzuleitende Feststellung, dass private Haushalte in der Unterstadt II Siegel für die Güterverwaltung verwendeten, ist ein wesentlicher Beitrag zum Forschungsstand (Kap. 4). Anstelle der bisherigen Datierung der Neuassyrischen Glyptik mit Hilfe von Stilgruppen werden die Bildthemen in den Vordergrund gestellt (Kap. 5); in so genannte Gestaltungsgruppen lässt sich der stilistische Pluralismus besser abbilden. Die Zusammenschau des glyptischen Corpus der drei Vollbesiedelungsphasen der Unterstadt II (Kap. 6) führt zu der Aussage, dass Mitglieder der assyrischen Elite diese bewohnten. Als Nachweis wird für die erste Vollbesiedlungsphase der Abdruck von sog. Beamtensiegeln auf Langetten herangezogen, da diese für den Transport über weite Strecken ungeeignet sind; zusätzlich spricht die Praxis des Gegensiegelns dafür. Einzigartig ist der Nachweis der Verwendung von Schmuckstücken als Siegelersatz. Entgegen der bisherigen Meinung, dass Stempelsiegel ab der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts v.Chr. zunehmend verwendet wurden beweisen zahlreiche Belege, dass die Wiedereinführung des Stempelsiegels schon im 9. Jahrhundert v.Chr. anzusetzen ist. Der glyptische Befund der zweiten Vollbesiedelungsphase besteht hauptsächlich aus entsorgten und zum Teil umgelagerten Objekten, was auf Bauaktivitäten zurückzuführen ist. Die dritte Vollbesiedelungsphase wird von dem „Roten Haus“ dominiert (vgl. BATSH 11). Die Verteilung glyptischer Funde darin lässt Bereiche für Zuständigkeiten und Lagerhaltung erkennen. Die Praxis des Gegensiegelns beweist die kontinuierliche Anwesenheit von Akteuren für die Güterverwaltung. Erstmals kann die Aufbewahrung unbrauchbar gemachter Tonsicherungen, die bisher aus der Verwaltung zentralassyrischer Paläste bekannt war, für einen privaten Haushalt belegt werden. Die politische Zäsur des Zusammenbruchs des Neuassyrischen Reiches wird von dem glyptischen Befund im Roten Haus nicht widergespiegelt; eine Wende in der Siegelnutzung für die regelhafte Güterverwaltung folgt erst auf die Brandzerstörung des Roten Hauses um die Mitte des sechsten Jahrhunderts v.Chr. Die Inschrift auf dem Siegelbild Nr. 128 konnte nachträglich als proto-arabisch erkannt werden, vgl. B. Sass, N.A.B.U. 2015/3, 80.
Weniger anzeigenIm Grabungsabschnitt „Mittlere Unterstadt II“ sind insgesamt 732 Grabkomplexe eines parthisch-römischen Gräberfeldes (Friedhofs) ausgegraben worden. 313 von ihnen sind in BATSH 5 publiziert worden. Die verbleibenden 419 Grabkomplexe wurden In diesem Band vorgelegt und ausgewertet. Die anthropologischen Untersuchungen der Individuen aus den 419 Grabkomplexen und eine anthropologische Bewertung des Gesamtbefundes ist von H. Hornig in BATSH 13-1 vorgelegt worden. Nach einer Einleitung zur geographischen Lage und zur Topographie des Fundortes (Kap. I) erfolgt eine Klassifizierung der 419 Gräber in Kap. II (und im Katalog) und der Funde in Kap. III. Unter Einbeziehung der 313 vorab publizierten Gräber widmet sich Kap. IV der Chronologie des gesamten Gräberfeldes: Die interne Stratigraphie umfasst insgesamt 86 vertikale Grabsequenzen. Unter Anwendung der Methode der Seriation können vier Zeitstufen generiert werden, in denen sich die Belegung des Gräberfeldes vom Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. vollzog. Auf dieser Grundlage erfolgt eine Rekonstruktion des Totenrituals in ihrer zeitlichen Differenzierung (Kap. V). Abschließend werden eine kulturhistorische Einordnung und eine überregionale Bewertung des Gräberfeldes vorgenommen (Kap. VI). Zusätzlich werden die Befunde der fünfzig im Grabungsabschnitt „Nordost Ecke der Unterstadt II“ ausgegrabenen zeitgleichen Grabkomplexe in zwei Beiträge von K. Schmitt und H. Hornig vorgelegt. Die Ergebnisse der Ausgrabung der zu dem Gräberfeld gehörenden Siedlung auf der Zitadelle sind in BATSH 2 publiziert, so dass die Vorlage und Bewertung der Ausgrabungsbefunde der spät hellenistischen und parthisch-römischen Zeit mit diesem Band abgeschlossen wird. Mit Blick auf die bekannten eher dürftigen schriftlichen und materiellen Zeugnissen trägt das Ensemble „Stadt und Gräberfeld von Magdala“ erheblich zu unser Kenntnis über parthisch-römische Berührungen im umkämpften Grenzbereich am Habur und am Mittleren Euphrat bei.
Weniger anzeigenDie Studie basiert auf der Analyse von 702 Skelettindividuen aus dem parthisch-römischen Gräberfeld im Grabungsabschnitt „Mittlere Unterstadt II“ (für die archäologischen Befunde vgl. BATSH 5 und BATSH 13-2). Ihr Ziel ist die Rekonstruktion der Bevölkerungsstruktur der Stadt Magdala, deren Ruinen auf der Zitadelle zum Teil ausgegraben werden konnten (vgl. BATSH 2). Die Anwendung konventioneller Methoden führt zu der Feststellung, dass das Geschlecht des Verstorbenen und/oder sein sozialer Status weder an einen bestimmten Grabtyp noch an eine bestimmte Bestattungsform gebunden war. Die Lebenserwartung zum Zeitpunkt der Geburt betrug 33,5 Jahre und ab dem erreichten zwanzigsten Lebensjahr 25,4 Jahre, die aus historischer Sicht als nicht gering eingestuft werden können. Chemische Untersuchungen (Extraktion von Collagen, Kohlenstoff-Stickstoff Verhältnis, Amino Säuren, stabile Isotope und Spurenelemente) zielten auf die Rekonstruktion der Ernährungs-Ressourcen, die Ernährung der Kleinkinder, das Migrationsverhalten und das Mensch-Umwelt-Verhältnis. Sie ergaben eine omnivore Ernährung der Bevölkerung von Magdala, die stärker auf tierischen Proteinen, also auf Viehzucht, sowie auf Handel, als auf Landwirtschaft beruhte, obwohl die Existenz eines Bewässerungssystems konnte bestätigt werden konnte. Der Konsum von Fisch konnte weder verifiziert noch falsifiziert werden. Brustmilch war die hauptsächliche Nahrungsquelle für Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr. Zwischen Männern und Frauen, Bestattungen mit und ohne Beigaben, Bestattungen in unterschiedlichen Grabtypen und Stellungen konnten keine signifikant unterschiedliche Ernährungsstrategien festgestellt werden. Die δ18O-Werte belegen insgesamt eine überwiegend homogene Bevölkerung. Eine größere Variation unter Individuen der Adult-Klasse kann mit Handel und Heiratsmobilität aber auch mit größerem physischem Arbeitsstress und mit Schwangerschaft in Verbindung gebracht werden. Im Ergebnis belegen die Resultate eine gute Ernährungssituation mit einem eher überdurchschnittlichen Anteil von tierischem Protein, eine überwiegend stabile Gemeinschaft mit guten Lebensbedingungen für Kinder und ältere Menschen und ein an die Umwelt adaptiertes Immunsystem der Einwohner der Stadt Magdala. Die Vermutung, dass der Wandel der Umweltbedingungen einer der Gründe für die Aufgabe der Siedlung gewesen sein könnte, ist erhärtet worden. Die Studie endet mit einem Exkurs über paläopathologischen Veränderungen.
Weniger anzeigenDieser dreiteilige Band behandelt die Siedlungshorizonte der mittel- und neuassyrischen Zeit der Ausgrabung im Abschnitt Tell/Zitadelle zwischen 1978 und 1988. Er beschließt damit die Publikation dieses Grabungsabschnittes, der der Band BATSH 2 über die nachassyrischen bis römischen Siedlungshorizonte voranging. Jedem Kapitel vorangestellt sind englische Abstracts/Zusammenfassungen, deren Übersetzungen den arabischsprachigen Teil ausmachen. Teil 1 (Text) umfasst 17 Kapitel. Auf eine ausführliche Dokumentation der Topographie des Tall Šēḫ Ḥamad zu Beginn der Ausgrabung 1978 folgen in den Kapiteln 2-5 die Beschreibung und Interpretation der Stratigraphie und Architektur des „Gebäudes P“, des Keilschriftarchivs und der Gräber des mittelassyrischen Siedlungshorizontes. Die Kapitel 14 und 15 behandeln die Stratigraphie und Architektur des neuassyrischen Siedlungshorizontes. Das Korrektiv zu beiden sind der in Kapitel 18 (Teil 2) zusammengefasste Felddatensatz und letztlich die online publizierten Feldtagebücher (http://dx.doi.org/10.17169/refubium-27303). Ausgewählte Objektgruppen aus dem mittelassyrischen Kontext werden in den Kapiteln 6 bis 10 analysiert (Tonsicherungen, Skarabäenabdrücke, frühes Eisen, Glas und Keramik). In den Kapiteln 11 und 13 werden Aspekte der mittelassyrischen Verwaltung sowie die Etymologie von Duara besprochen. In Kapitel 16 werden die neuassyrischen Orthostatenfragmente kultur- und kunsthistorisch ausgewertet. Eine Bewertung der historischen und sozioökonomisch-ökologischen Entwicklung und Bedeutung von Dūr-Katlimmu in der mittel- und neuassyrischer Zeit erfolgt in den Kapitel 12 und 17. Teil 2 umfasst außer Kapitel 18 die Kataloge zu den Skarabäenabdrücken (19), Grabbeigaben (21) und zu den sonstigen Objekten der mittel- (20) und neuassyrischen (22) Periode. Teil 3 besteht aus einer Kassette mit 57 Farbtafeln und Faltplänen.
Weniger anzeigenDie Grabungsstelle „Rotes Haus“ liegt im Grabungsabschnitt „Mittlere Unterstadt II“ und umfasst eine Fläche von 7100 m². Davon nehmen das von 1992 bis 2010 vollständig ausgegrabene Gebäude „Rotes Haus“ 5200 m² und angrenzende Bauten und Freiflächen im Süden und Osten die restliche Fläche ein. Sein Name wurde aus den auffällig rot getünchten Innenwänden einiger Räume abgeleitet. Insgesamt konnten 14 Gebäudenutzungsphasen (GNP) festgestellt werden. Sie untergliedern sich in die Hauptnutzungsphasen GNP 1-4 und in die Nachnutzungsphasen GNP 5-14. Am Ende der Hauptnutzungsphase GNP 4 bestand das Gebäude aus 85 Räumen, die sich um fünf Innenhöfe lagerten. Die Grabungsstelle ist konsequent nach der in dem Projekt entwickelten Methode der nach Erdbeschaffenheit definierten und dreidimensional eingemessenen „Fundstellen“ ausgegraben worden. Für die Auswertung standen insgesamt 4957 Fundstellen und 2455 Installationen zur Verfügung. Sie umfassen alle Erdablagerungen, die sich vom Zeitpunkt der Fertigstellung des Gebäudes bis zu seiner Ausgrabung akkumuliert haben. Kapitel 3 ist ein in Prosa gefasster Katalog der Fundstellen von 128 Vertikalsequenzen der Raumeinheiten des Hauses, die über die Durchgänge korreliert werden konnten. Diese Formationsprozesse werden im Sinne einer Gebäudebiographie in Kapitel 2 interpretiert. In Kapitel 4 werden die bautechnischen Details der Architektur und der Konstruktionsprozesse dargelegt. Die Verortung und Kartierung der 750 Schriftartefakte erfolgt in Kapitel 5. Die (sekundäre) Ablagerung des größten zusammengehörigen Fundes von Schriftartefakten stammt aus Raum YV; sie wird nach dem prominentesten Archivherrn das „Archiv des Šulmu-šarri“ genannt. Im Kontext mit dem Ende der Hauptnutzung (GNP 4) sind in Raum XX vier assyrische Keilschrifttafeln abgelagert worden, die auf die Jahre drei und fünf des babylonischen Königs Nebukadnezar II (604-562 v.Chr.) datiert sind (vgl. BATSH 6). Das kulturhistorische Fazit dieses überaus reichhaltigen archäologischen Befundes wird in Kapitel 6 gezogen: Demnach ist das Rote Haus eine Eliteresidenz, die von dem hochrangigen „Beauftragten“ des Königs Assurbanipal (668–631 v.Chr.), Šulmu-šarri, im dritten Viertel des siebten Jahrhunderts v.Chr. errichtet und über den Zusammenbruch des assyrischen Weltreiches im Jahr 612 v.Chr. hinaus durchgängig bewohnt war bis ein Feuer um die Mitte des sechsten Jahrhunderts v.Chr. große Teile des Gebäudes zerstörte. Die Nachnutzungsphasen GNP 5-14, in denen weniger zerstörte Teile des Gebäudes zeitweise wieder bewohnt wurden, fallen in die Zeit der achämenidischen Vorherrschaft (ab 539 v.Chr.). Im fünften Jahrhundert v.Chr. wurde das Gebäude endgültig aufgelassen.
Weniger anzeigenVon den 677 in der Grabungsstelle „Gebäude P“ des Grabungsabschnitts „Tell (Zitadelle)“ registrierten Schriftartefakten in mittelassyrischer Sprache und Schrift (s. Tabelle 04.02 in BATSH 12) werden 363 in vier Bänden (BATSH 4, BATSH 9, BATSH 10 i.V., BATSH 18) ediert. In Verbindung mit dem archäologischen Kontext, der in BATSH 12, Kap. 02, 04, 12 und 18 dokumentiert und interpretiert wird, entsteht ein Bild von der Entstehung der Stadt Dūr-Katlimmu, ihrer Geschichte, Funktion und Bedeutung im 13. Jahrhundert v.Chr. und darüber hinaus. In diesem Band werden 106 Schriftartefakte in mittelassyrischer Sprache in Kopie, Umschrift und Übersetzung ediert. Sie befassen sich mit der Beauftragung von Hirten und deren Abrechnung über Herden von Rindern, Eseln und Kleinvieh, sowie mit den Erträgen von Feldern mit Gerste, Weizen und Sesam, die in diesem ariden Gebiet zum Teil nur mit Bewässerung erreicht werden konnten aber zeitweilig auch durch den Einfall von Feinden oder durch Unwetter bedroht waren. Sie gewähren erstmals Einblicke in die landwirtschaftliche Produktion und Verwaltung der assyrischen Krongüter in der Provinzstadt Dūr-Katlimmu während der Regierungszeiten der Könige Salmanassar I und Tukulti-Ninurta I (1263–1197 v. Chr.).
Weniger anzeigenIn dem zweiten Band des interdisziplinären Forschungsprojektes zur „Rekonstruktion der Umwelt und Subsistenz am Habur im Spätholozän“ (zum ersten Band s. BATSH 1) werden in fünf Beiträgen zunächst weitere Daten zum regionalen Ist-Zustand präsentiert: Geologie (W. Schöler), Bodenbeschaffenheit (U. Smettan), Säugetierfauna (D. Kock), Fischfauna (F. Krupp/W. Schneider) und Amphibien und Reptilien (H. Martens). Darauf folgen (zum Teil umfangreiche) Studien zur Rekonstruktion der Umwelt und Subsistenz der assyrischen Stadt Dūr-Katlimmu anhand ausgegrabener Reste von Tierknochen (C. Becker), Samen (W. van Zeist), Holzkohlen (H. Kürschner) und menschlichen Skelettfunden (H. Schutkowski). Regionale, auf den Unteren Ḫābūr bezogene archäologische Beobachtungen zur Vorratshaltung im 3. Jtsd.v.Chr. (P. Pfälzner), zur Bewässerungstechnik (M. Fales) und zu den Siedlungsstrukturen der neuassyrischen Zeit (D. Morandi Bonacossi) treten hinzu. Den Abschluss bildet eine politisch-historische Bewertung der anthropogenen Überformung des Ḫābūr Gebietes durch die assyrische Stadt Dūr-Katlimmu (1300-539 v.Chr.) im Vergleich zu der dadurch gesteigerten Lebensqualität und wirtschaftlichen Sicherheit (H. Kühne).
Weniger anzeigenDie Grabungsstelle „Rotes Haus“ liegt im Grabungsabschnitt „Mittlere Unterstadt II“. Das von 1992 bis 2000 vollständig ausgegrabene Gebäude „Rotes Haus“ nimmt eine Fläche von 5400 m² ein. Die vorläufige stratigraphische Analyse (s. dazu abschließend BATSH 11) ließ Nutzungsphasen und Formationsprozesse erkennen, die in sog. Fundbereichen zusammengefasst wurden (Kap. 2, Tab. 15; für eine Konkordanz der Fundbereiche mit den Räumen und den Erdeinheiten s. BATSH 11, 428-429). Aus dem über 300.000 Scherben umfassenden keramischen Fundmaterial wurden 51767 Stücke aus Fundstellen auf Fußböden ermittelt, warentypologisch bestimmt und statistisch ausgewertet. 32629 Stücke waren durch eine Brandzerstörung am Ende der Gebäude-Hauptnutzungsphase GNP 4 zeitgleich abgelagert worden (Fundbereich 4). Mit ihnen sind vier assyrische Keilschrifttexte vergesellschaftet, die in die Regierungsjahre drei und fünf des babylonischen Königs Nebukadnezar II (604-562 v.Chr.) datiert sind (s. BATSH 6). Sie beweisen, dass das Rote Haus über den spektakulären Fall des assyrischen Weltreiches (612 v.Chr.) hinweg durchgängig bewohnt war bis ein Feuer um die Mitte des sechsten Jahrhunderts v.Chr. große Teile des Gebäudes zerstörte. Die Nachnutzungsphasen der weniger zerstörte Teile des Gebäudes (Fundbereich 3) fallen in die Zeit der achämenidischen Vorherrschaft (ab 539 v.Chr.); im fünften Jahrhundert v.Chr. wurde das Gebäude endgültig aufgelassen. Auf der Grundlage von 7910 diagnostischen Scherben und Gefäßen wird eine warenspezifische Formanalyse durchgeführt (Kap. 3). Die Bestimmung der Warenkategorien baut auf Ergebnissen archäometrischer Untersuchungen zur Herstellungstechnologie auf, die in zwei Beiträgen gesondert dargelegt sind (G. Schneider und M. Daszkiewicz, E. Bobryk, G. Schneider). Der Vergleich mit sämtlichen Referenzorten Nordmesopotamiens (Kap. 4) führt zu einer Neubewertung der Keramikentwicklung (Kap. 5): Entgegen der vorherrschenden Meinung kann eine Kontinuität der neuassyrischen Keramik bis ins 5. Jahrhundert v.Chr. nachgewiesen werden. Erstmalig liegt mit diesem Band ein fest datierter, stratifizierter und quantitativ ausgewerteter Keramikkomplex vor, der für die Endzeit des Assyrischen Weltreiches (7. Jahrh.v.Chr.), des darauffolgenden spätbabylonischen Reiches (bis 539 v.Chr.) und der Zeit bis in das 5. Jahrh.v.Chr. in Nordmesopotamien kennzeichnend ist.
Weniger anzeigenDer Band enthält die Edition von 205 Keilschriftartefakten in neuassyrischer Sprache und Schrift, die in den Jahren von 1982 bis 2000 in Tall Šēḫ Ḥamad, der assyrischen Stadt Dūr-Katlimmu, ausgegraben wurden. Die auf ihnen befindlichen aramäischen Beischriften sind von W. Röllig bearbeitet worden. Das einzige Fragment aus dem Abschnitt Tell/Zitadelle (Nr. 001) ist inzwischen als ein (älterer) Ḫana-Text identifiziert worden (Frahm, N.A.B.U. 2020,1). Alle anderen Tafeln stammen aus den Ausgrabungsabschnitten „Nordost Ecke der Unterstadt II“ und „Mittlere Unterstadt II“, namentlich aus den Ausgrabungsstellen „Neuassyrische Residenzen“ und „Rotes Haus“. Mit ihrer Auffindung waren häufig so genannte „dockets“ in aramäischer Sprache und Schrift vergesellschaftet, die W. Röllig in BATSH 17 editiert hat. Eine vollständige Liste aller in der Ausgrabung registrierten Schriftartefakte aus Neuassyrischer Zeit – einschließlich der nicht publizierten – ist in BATSH 11, 410-423 veröffentlicht. K. Radner hat 14 weitere Keilschriftfragmente, die in den Jahren 2003-2009 ausgegraben wurden, in „Studia Chaburensia“ 1, 2010, 175-186 vorgelegt. Der größte Teil der Keilschrifttexte sind Kaufverträge aus dem 7. Jahrhundert v.Chr.; einige wenige Exemplare stammen aus älterer Zeit. Eine weitere kleine Textgruppe sind Prozessakten. Im Vergleich zu Zentral-Assyrien sind erstaunlich wenige Schuldscheine in Keilschrift belegt. Dies findet seine Erklärung in den zahlreichen aramäischen Texten, die dieser Gruppe zuzuordnen sind. Das wiederum wirft ein Schlaglicht auf die tatsächlichen Verhältnisse in den westlichen Reichsgebieten, in denen die Bevölkerung aramäisch sprach und die Schreiber die Keilschrift wie die aramäische Buchstabenschrift beherrschten.
Weniger anzeigenIm Grabungsabschnitt „Mittlere Unterstadt II“ sind insgesamt 732 Grabkomplexe eines parthisch-römischen Gräberfeldes (Friedhofs) ausgegraben worden. Sie sind einschließlich der anthropologischen Untersuchungen in den Bänden BATSH 5, 13-1 und 13-2 publiziert. Der abschließenden Bewertung von B. Wehry zufolge (BATSH 13-2) wurde das Gräberfeld in vier Zeitstufen vom Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis ins 3. Jahrhundert n.Chr. belegt. Zusammen mit den gleichzeitigen Siedlungsbefunden im Grabungsabschnitt Tell/Zitadelle (BATSH 2) entsteht das seltene Ensemble einer Stadt und eines Gräberfeldes, das mit dem Ortsnamen „Magdala“ identifiziert werden kann. Mit Blick auf die bekannten eher dürftigen schriftlichen und materiellen Zeugnissen trägt das Ensemble „Stadt und Friedhof von Magdala“ erheblich zu unser Kenntnis über parthisch-römische Berührungen im umkämpften Grenzbereich am Habur und am Mittleren Euphrat bei. In diesem Band werden die archäologischen Befunde von 313 Grabkomplexen vorgelegt (M. Novák und A. Oettel, Kap. X). M. Novák typologisiert die Gräber (Kap. II), A. Oettel die Beigaben (Kap. III), und C. Römer handelt die Keramik ab (Kap. IV). Daraus ergibt sich eine erste chronologische Bewertung (M. Novák und A. Oettel, Kap. V). In Kap. VI folgt dann die Darlegung der Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen von C. Witzel, H. Schutkowski und B. Ehlken. Auf der Grundlage dieser beiden Eckpfeiler nehmen M. Novák und A. Oettel eine kultursoziologische Interpretation (Kap. VII) und eine Einordnung in den kulturhistorischen Kontext vor (Kap. VIII), in dem die Bedeutung für Nordmesopotamien diskutiert wird.
Weniger anzeigenVon den 677 in der Grabungsstelle „Gebäude P“ des Grabungsabschnitts „Tell (Zitadelle)“ registrierten Schriftartefakten in mittelassyrischer Sprache und Schrift (s. Tabelle 04.02 in BATSH 12) werden 363 in vier Bänden (BATSH 4, BATSH 9, BATSH 10 i.V., BATSH 18) ediert. In Verbindung mit dem archäologischen Kontext, der in BATSH 12, Kap. 02, 04, 12 und 18 dokumentiert und interpretiert wird, entsteht ein Bild von der Entstehung der Stadt Dūr-Katlimmu, ihrer Geschichte, Funktion und Bedeutung im 13. Jahrhundert v.Chr. und darüber hinaus. In diesem Band sind 29 Briefe sowie 15 Tontafelhüllen ediert. Als Empfänger oder Absender der Briefe fungiert ein gewisser Aššur-iddin. Dieser in bisherigen historischen Quellen Unbekannte kann als Spross einer Seitenlinie des Königshauses identifiziert werden. Seine Karriere ist eng mit der Stadt Dūr-Katlimmu verbunden. Unter König Tukulti-Ninurta I (1233-1197 v.Chr.) nimmt er die hochrangige Position eines Großwesirs mit Sitz in Dūr-Katlimmu ein. Seine Amtsbefugnis erstreckt sich über das neu eroberte Land Hanigalbat, das sich bis an die Grenze des Hethitischen Reiches ausdehnt. Sein Aufgabenbereich bestand darin diese Region zu kontrollieren, zu schützen und zu verwalten. Wir lernen seine Untergebenen kennen und werden über zahlreiche Affären informiert. Eine andere Aktion steht in Verbindung mit dem Konflikt Assyriens mit dem kassitischen Babylonien; der besiegte König Kastiliaš IV und seine Entourage besuchen die Stadt Dūr-Katlimmu als Gefangene des assyrischen Königs. Zahlreiche Toponyme erhellen die Kenntnis der historischen Geographie der Region und der Ausdehnung der politischen Kontrolle im westlichen Reichsgebiet.
Weniger anzeigenDas in dieser Arbeit verwendete Material stammt aus Kontexten der Ausgrabungen Tall Šēḫ Ḥamad / Dūr-Katlimmu, Tall Bderi und Tall Brak, die mit absolut datierbaren Schriftartefakten des 13., 11. und 14. Jahrhunderts v.Chr. vergesellschaftet waren. Nach der Einleitung (Kap. I) wird in Kap. II die methodische Herangehensweise diskutiert und festgelegt, zu der ein eigens entwickeltes Computerprogramm gehört. Eine Klassifikation der Waren- und Formtypen erfolgt in Kap. III. In Kap. IV wird das Material in seinem jeweiligen archäologischen Kontext diskutiert, was im Fall von Tall Šēḫ Ḥamad zu der Einteilung der mittelassyrischen Keramikstufen mA I bis III und zu der These einer standardisierten „offiziellen“ und einer „häuslichen“ Keramik in der mittelassyrischen Zeit (s. auch Kap. VII) führt. Die Verbreitung der mittanischen und mittelassyrischen Keramik in Nord-Mesopotamien in ihren jeweiligen archäologischen Kontexten wird in Kap. V dargelegt. In Kap. VI werden die Argumente für eine absolut-chronologische Zuweisung der archäologischen Kontexte der Keramik aus den Ausgrabungen Tall Šēḫ Ḥamad, Tall Bderi und Tall Brak diskutiert. Das abschließende Kap. VII widmet sich Fragen der Keramikökonomie. Ausgehend von einer heterogenen Befundlage der spätbronzezeitlichen Gebrauchskeramik Nord-Mesopotamiens, die einer typologischen und chronologischen Struktur entbehrte, zeigt diese Arbeit erstmalig eine kohärente Entwicklung und Verwendung der Gebrauchskeramik des 14. bis 11. Jahrhunderts v.Chr. auf.
Weniger anzeigenIn dem „Ausgrabungsabschnitt Tell (Zitadelle)“ waren zwei Grabungsstellen angelegt worden, „Westhang“ und „Gebäude P“. Die Grabungsstelle „Westhang“ war ein Stufenschnitt, der die Siedlungsabfolge von 30 „Schichten“ von der Hügeloberkante („Schicht“ 0) bis zur „Schicht“ 29 generierte. Die Grabungsstelle „Gebäude P“ war dagegen eine Flächengrabung. Vorangestellt sind eine Einführung in die methodischen Grundlagen und in das Grundverständnis der Ausgrabung (H. Kühne) sowie eine Kurzbeschreibung der Zielsetzungen, Verläufe und vorläufigen Ergebnisse der Kampagnen 1978-1984 und 1987-1988 (H. Kühne). R. Bernbeck und P. Pfälzner analysieren die stratigraphische Abfolge der Grabungsstelle „Westhang“ wie sie sich nach den Kampagnen 1978-1981 darstellte. Mit der Einbindung der Architekturbefunde nach den Ausgrabungen 1987-1988 kommt M. Novák zu einer leicht differenzierten Siedlungsabfolge. Die folgenden Beiträge von R. Bernbeck und A. Oettel sind den Kleinfunden dieser Kampagnen gewidmet. Einzelabhandlungen zu den Glasgefäßen (C. Römer-Strehl), den Münzen (A. Oettel) und der Statuette des Herakles (S.B. Downey) folgen. Ein umfangreicherer Beitrag ist der Keramik (C. Römer-Strehl) gewidmet, der auf eine Dissertation zurückgeht. Nach einer Behandlung der aramäischen Gefäßaufschriften (W. Röllig) und der Identifizierung des antiken Namens von Tall Šēḫ Ḥamad mit Magdala (H. Kühne/ A. Luther) folgen zwei kulturhistorische Abhandlungen von A. Oettel und A. Luther. Den Abschluss bildet ein Kurzbericht über das islamische Heiligtum des Šēḫ Ḥamad und das rezente Gräberfeld auf der Kuppe des Hügels (M. Novák).
Weniger anzeigenDas interdisziplinäre Forschungsprojekt „Rekonstruktion der Umwelt und Subsistenz am Ḫābūr im Spätholozän“ war mit fehlenden Daten zum örtlichen Ist-Zustand der Umwelt konfrontiert (H. Kühne). Folglich legen vier Beiträgen aktuelle Daten zur Geomorphologie (P. Ergenzinger), Landnutzung (H. Hopfinger), rezenten Fauna (F. Krupp/W. Schneider) und zur aktuellen Vegetation (W. Frey/H. Kürschner) vor. Die Zusammenschau dieser Daten mit den Ergebnissen analysierter Pollen-Bohrungen (W. Gremmen/S. Bottema) sowie ausgegrabener Tierknochen (C. Becker), Holzkohlen (W. Frey/C. Jagiella/H. Kürschner) und Mollusken (D. Reese) generiert erste Eindrücke von der Umwelt zur assyrischen Zeit (13.-6. Jahrh.v.Chr.). Diese erweisen sich dem hypothetischen Urzustand wesentlich näherstehend als dem degenerierten Ist-Zustand unter nahezu gleichgebliebenen klimatischen Voraussetzungen. Die Ursache dafür ist die jahrhundertelange anthropogene Übernutzung des Biotops, zu der ein neu entdeckter überregionaler schiffbarer Kanal (P. Ergenzinger/H. Kühne) beigetragen hat, dessen Anlage auf die mittelassyrische Zeit des späten 13. Jahrhunderts v.Chr. zurückgeht und dessen vollständige Nutzbarkeit in der frühen Neuassyrischen Zeit erreicht wurde. Der Kanal potenzierte den Bewässerungsfeldbau, die Beförderung von Waren und Menschen und das Wachstum der Bevölkerung.
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