Die Grabungsstelle „Rotes Haus“ liegt im Grabungsabschnitt „Mittlere Unterstadt II“ und umfasst eine Fläche von 7100 m². Davon nehmen das von 1992 bis 2010 vollständig ausgegrabene Gebäude „Rotes Haus“ 5200 m² und angrenzende Bauten und Freiflächen im Süden und Osten die restliche Fläche ein. Sein Name wurde aus den auffällig rot getünchten Innenwänden einiger Räume abgeleitet. Insgesamt konnten 14 Gebäudenutzungsphasen (GNP) festgestellt werden. Sie untergliedern sich in die Hauptnutzungsphasen GNP 1-4 und in die Nachnutzungsphasen GNP 5-14. Am Ende der Hauptnutzungsphase GNP 4 bestand das Gebäude aus 85 Räumen, die sich um fünf Innenhöfe lagerten. Die Grabungsstelle ist konsequent nach der in dem Projekt entwickelten Methode der nach Erdbeschaffenheit definierten und dreidimensional eingemessenen „Fundstellen“ ausgegraben worden. Für die Auswertung standen insgesamt 4957 Fundstellen und 2455 Installationen zur Verfügung. Sie umfassen alle Erdablagerungen, die sich vom Zeitpunkt der Fertigstellung des Gebäudes bis zu seiner Ausgrabung akkumuliert haben. Kapitel 3 ist ein in Prosa gefasster Katalog der Fundstellen von 128 Vertikalsequenzen der Raumeinheiten des Hauses, die über die Durchgänge korreliert werden konnten. Diese Formationsprozesse werden im Sinne einer Gebäudebiographie in Kapitel 2 interpretiert. In Kapitel 4 werden die bautechnischen Details der Architektur und der Konstruktionsprozesse dargelegt. Die Verortung und Kartierung der 750 Schriftartefakte erfolgt in Kapitel 5. Die (sekundäre) Ablagerung des größten zusammengehörigen Fundes von Schriftartefakten stammt aus Raum YV; sie wird nach dem prominentesten Archivherrn das „Archiv des Šulmu-šarri“ genannt. Im Kontext mit dem Ende der Hauptnutzung (GNP 4) sind in Raum XX vier assyrische Keilschrifttafeln abgelagert worden, die auf die Jahre drei und fünf des babylonischen Königs Nebukadnezar II (604-562 v.Chr.) datiert sind (vgl. BATSH 6). Das kulturhistorische Fazit dieses überaus reichhaltigen archäologischen Befundes wird in Kapitel 6 gezogen: Demnach ist das Rote Haus eine Eliteresidenz, die von dem hochrangigen „Beauftragten“ des Königs Assurbanipal (668–631 v.Chr.), Šulmu-šarri, im dritten Viertel des siebten Jahrhunderts v.Chr. errichtet und über den Zusammenbruch des assyrischen Weltreiches im Jahr 612 v.Chr. hinaus durchgängig bewohnt war bis ein Feuer um die Mitte des sechsten Jahrhunderts v.Chr. große Teile des Gebäudes zerstörte. Die Nachnutzungsphasen GNP 5-14, in denen weniger zerstörte Teile des Gebäudes zeitweise wieder bewohnt wurden, fallen in die Zeit der achämenidischen Vorherrschaft (ab 539 v.Chr.). Im fünften Jahrhundert v.Chr. wurde das Gebäude endgültig aufgelassen.
Extending to 7100 square meters the excavation section ‘Rotes Haus’ is situated in the excavation unit ‘Central Lower Town II’. Excavated from 1992 to 2010 and including neighboring open-space areas and smaller buildings in the East and South the building ‘Rotes Haus’ covers an area of 5200 square meters. Because of the conspicuously red tinted walls of some rooms the building was dubbed ‘Red House’. A total of 14 occupation phases (GNP) were asserted. They are subdivided in four main occupation phases (GNP 1-4) and ten post-occupation phases (GNP 5-14). Arranged around five inner courtyards the building consisted of 85 rooms at the end of GNP 4. Defined by the texture of the debris and leveled three-dimensionally the excavation was conducted consistently along the self-developed methodical lines of ‘Fundstellen’. Covering the debris deposits from the time of the completion of the construction of the Red House to the time when it was excavated, 4957 ‘Fundstellen’ and 2455 installation were available for the evaluation of the archaeological record. Written in prose chapter 3 is a catalogue of the ‘Fundstellen’ of the 128 vertical sequences of the room units that were correlated via the door sections. In terms of a biography of the Red House these formation processes are interpreted in chapter 2. Chapter 4 adds the technical details of the architecture and of the construction processes. In chapter 5 the localization of the 750 written artefacts is discussed and mapped. The (secondary) deposit of the most numerous related written artefacts stems from room YV; according to the most prominent person mentioned it was dubbed the ‘archive of Šulmu-šarri’. Contextualized with the end of the main occupation phase (GNP 4) four Assyrian cuneiform texts were deposited in room XX dating to the regnal years three and five of the Babylonian king Nebukadnezar II (604-562 BC), cf. BATSH 6. The cultural-historical conclusions of this exceedingly rich archaeological record are drawn in chapter 6: Thus, the Red House was an elite-residence, constructed in the third quarter of the seventh century BC by the high ranking ‘agent’ of king Assurbanipal (668–631 BC), Šulmu-šarri, and occupied continuously beyond the collapse of the Neo-Assyrian world-empire in 612 BC until large parts of it were destroyed by fire around the middle of the sixth century BC. Re-occupying the less destroyed parts of the Red House, the post-occupation phases GNP 5-14 date to the time of the Achaemenide empire after 539 BC. At some point during the fifth century BC the Red House was deserted.