dc.contributor.author
Häsner, Bernd
dc.date.accessioned
2018-06-07T17:17:21Z
dc.date.available
2005-08-24T00:00:00.649Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3640
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7840
dc.description
0. Titelblatt, Danksagung, Zusammenfassung und Inhalt"
1. Einleitung:"The reader's neck brought into danger by a description" 1
2. Metaleptische Transgressionen: Erläuterung eines narratologischen Begriffs 13
2.1. Metalepsen als narrative Intrusionen und pseudo-performative Erzählakte
13
2.2 Zum Verhältnis von Metalepse und rhetorischer evidentia 22
2.3 Metalepsen als Fiktionssignale 27
3 Zur Genese, Typologie und Funktion narrativer Metalepsen: Versuch einer
systematischen Beschreibung 32
3.1 Narrative Metalepsen und die Erzähltechnik des entrelacement 32
3.2 Die Genese metaleptischer Erzählweisen aus dem Geist erzählerischer
Lakonie 36
3.3 Kategorien und Parameter der Beschreibung: Amplifikation, Akzentuierung,
Expandierung Frequenz, Rekurrenz 40
3.4 Transgressive Strangwechselformeln im Orlando Furioso 43
3.5 Varianten und Amplifikationen der transgressiven Strangwechselformularik
in der narrativen Prosaliteratur der Neuzeit 51
3.5.1 Expandierung des Paradigmas: Italo Calvino, Il cavaliere inesistente 64
3.5.2 Semantische Akzentuierung des Paradigmas: Transgressives
Figurenbewußtsein in E.T.A. Hoffmanns Prinzessin Brambilla 72
3.6 Nicht-metaleptische oder 'fantastische' Transgressionen: Einige Beispiele
81
3.6.1 Pirandellos personaggio senza autore 81
3.6.2 Die Fiammetta-Episode im Orlando Furioso 87
3.6.3 Zu einigen Transgressionen in Cervantes` Don Quijote 94
3.7 Schlußfolgerungen und Probleme 100
3.7.1 Entrelacement und Metalepsen als Subjektivierungsphänomene 101
3.7.2 Andere Derivationen metaleptischer Erzählweisen 112
4 Ariosts Orlando Furioso: Geschichte als Metalepse 118
4.1 Zwischen Enkomiastik und Aleatorik: Der Erzähler als Genealoge 118
4.2 Poetik und Kosmologie: Astolfos Mondreise 126
5 Literaturverzeichnis 144
5.1 Primärtexte 144
5.2 Sekundärliteratur 146
dc.description.abstract
Der von Genette in die narratologische Systematik eingeführte Begriff der
Metalepse wird hier enger gefaßt als bei Genette selbst und ausschließlich
solchen Erzählweisen vorbehalten, die ein Verhältnis der Simultaneität
zwischen erzählendem discours und erzählter histoire behaupten und die man
deshalb als pseudo-performativ charakterisieren kann. Derartige Erzählweisen
stehen in einem originären Zusammenhang mit der Erzähltechnik des
entrelacement, die sich in der französischen mittelalterlichen Epik
ausgebildet und dann vor allem im italienischen romanzo weiter diversifiziert
hat. Die textile Metapher des entrelacement benennt eine Formularik, die den
Wechsel zwischen verschiedenen Strängen einer Erzählung anzeigt. Konstitutiv
für diese Formularik ist die Fokussierung auf den Erzählvorgang selbst und auf
den Erzähler als dem Organisator polyzentrischer Erzählwelten. Metalepsen
entstehen zunächst als vereinfachte Varianten von entrelacement-Formeln, indem
sie deren verbum narrandi einsparen. Die semantischen Implikationen dieser
syntaktischen Reduktion sind indessen spektakulär: Der Erzähler spricht jetzt
nicht mehr über das erzählte Geschehen als ein vergangenes, sondern scheint in
unmittelbare 'szenische' Interaktion mit ihm zu treten. Der erzählten Welt
wird damit, und sei es auch nur ironisch, ein Prädikat der Konsubstantialität
mit der erzählenden Welt zugewiesen. Während nun rudimentäre Metalepsen
weitgehend in ihrer histoire-integrativen Funktion aufgehen und ihr
paradoxales Sinnpotential gleichsam stumm bleibt, wird dieses Sinnpotential in
aufwendigeren Varianten sukzessive aktualisiert; schließlich kann es die
Umrisse einer Poetik annehmen, die das Verhältnis von Fiktion und Wirklichkeit
in Frage stellt oder jener sogar höheren epistemischen Rang zuspricht als
dieser.
Dieser Prozeß einer Erschließung metaleptischer Sinnressourcen wird zunächst
an Beispielen aus Ariosts Orlando Furioso sowie einem größeren Korpus
neuzeitlicher Erzählliteratur dokumentiert und analysiert. Eine ausführliche
Interpretationsskizze des Orlando Furioso soll schließlich die komplexen
dichtungsprogrammatischen Valenzen metaleptischer Konfigurationen an einem
konkreten Beispiel aufzeigen: In Ariosts romanzo fungieren Metalepsen als
kleinste Einheiten einer Paradigmatik, die ihre paradoxe Logik auf
verschiedenen Strukturebenen des Textes durchspielt. Der Orlando Furioso gibt
sich als ein genealogisches Epos in der Tradition der Aeneis und beansprucht,
die Deszendenz des Herrscherhauses der Este zu besingen. Die Applikation
metaleptischer Erzählweisen auf ein genealogisches Sujet hat freilich brisante
Konsequenzen: An die Stelle der Vorsehung, die in der Aeneis das erzählte
Geschehen leiten soll und als deren bloßer Sekretär Vergils epischer Sänger
sich darstellt, tritt bei Ariost dieser Sänger selbst. Anders als das
Augusteische Rom erscheint das Ferrara der Este nicht mehr als telos
providentieller Fügungen, sondern als Derivat einer Vorgeschichte, die von
einem unzuverlässigen Erzähler generiert und kontrolliert wird. Was zunächst
als politisch verfängliche, aber zugleich fiktionsironisch suspendierte
narrative Praxis Gestalt annimmt, wird in der sogenannten Mondepisode zu einer
Poetik extrapoliert, die den Dichter als eigentlichen Schöpfer der Geschichte
einsetzt. Diese Poetik gewinnt ihre Konturen nicht zuletzt über profanierende
Reminiszenzen theologischer und astrologischer Theoreme, die ebenfalls
Zeichenrelationen vorsehen, in denen das Verhältnis von res und verba
zugunsten einer Priorität letzterer umgekehrt ist und die insofern Metalepsen
strukturell ähnlich sind.
de
dc.description.abstract
In this book, I argue that the term of metalepsis should be exclusively
reserved for those modes of narration, which postulate relations of
simultaneity between narrative discours and narrated histoire. I show how such
modes of narration emerge in the context of the French medieval literature of
entrelacement and then develop manyfold variations, above all, in the Italian
romanzo. Then, analyzing Ariosto`s Orlando Furioso and a extensive corpus of
modern narrative texts from Fielding to Calvino, I trace the gradual
amplification of the paradoxical meaning of metalepsis, culminating in the
formulation of a poetics of metalepsis: the metalepsis not only undermines the
hierarchical relation between fiction and reality but even confers to fiction
a higher epistemic status than to reality.
An interpretation of the Orlando Furioso finally illustrates these general
considerations: Ariosto applies the paradoxical logic of metaleptical
narration to a genealogical subject, the descent of the Este dynasty. Whereas,
in the Aeneis, Providence conducts the narrated events, in Ariosto`s work its
place is taken by the narrator himself. Therefore, in contrast with Augustus'
Rome, the Ferrara of the Este does not appear any longer as a providential
telos but as a mere derivative of a prehistory that is generated and
controlled by the narrator.
In the so-called lunar episode, this narrative practice takes on the form of a
poetological programm that declares the poet the real creator of history. This
poetics is largely based on allusions to theological and astrological
theorems, which also postulate semiotic relations in which the hierarchy of
res and verba is reversed in favour of a priority of the latter and which,
from that point of view, are structurally similar to metalepsis.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Orlando Furioso
dc.subject.ddc
400 Sprache::400 Sprache::400 Sprache
dc.title
Metalepsen: Zur Genese, Systematik und Funktion transgressiver Erzählweisen
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Klaus W. Hempfer
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Joachim Küpper
dc.date.accepted
2001-12-14
dc.date.embargoEnd
2005-08-25
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-2005002395
dc.title.translated
Metalepsis: Origins, Systematics, and Functions of a Transgressive Mode of
Narration
en
refubium.affiliation
Philosophie und Geisteswissenschaften
de
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FUDISS_thesis_000000001782
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http://www.diss.fu-berlin.de/2005/239/
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