Hintergrund und Zielstellung: Die mit Globalisierung einhergehenden Veränderungen haben einschneidende Wirkungen auf die Gesundheit weltweit. Auf internationaler Ebene wird daher zunehmend die Aufnahme von Global Health in die Ausbildung der Gesundheitsberufe diskutiert. In Deutschland gab es bislang keine Untersuchungen zur Ausbildungssituation in Global Health. Primäre Ziele der Publikationen I und II waren die Bestimmung von Ausbildungsbedürfnissen, -defiziten sowie des potentiellen Nutzens der Lehre in Global Health. Primäres Ziel der Publikation III war die erstmalige Formulierung von Merkmalen und Indikatoren im Sinne eines Rahmenkonstrukts für die Lehre in Global Health. Methodik: Zur Analyse der Ausbildungssituation (Publikationen I und II) wurde eine bundesweite Querschnittsstudie mittels eines strukturierten, web- basierten Fragebogens unter Medizinstudierenden aller Studienabschnitte durchgeführt. Zur Bestimmung der Ausbildungsbedürfnisse wurden studienbezogene Auslandsaufenthalte, die Vorbereitung vor Auslandsaufenthalten, Zielländer, Teilnahme an Kursen zu Global Health- und Tropenmedizin, die Nachfrage nach Lehrangeboten zu Global Health und deren Verfügbarkeit an den jeweiligen Fakultäten erfasst. Zur Bestimmung der Ausbildungsdefizite wurde eine objektive und subjektive Bewertung des Wissenstands zu ausgewählten Global Health Themen durchgeführt. Die Erfassung des potentiellen Nutzens der Lehre in Global Health erfolgte anhand einer Wichtung der Bedeutung ausgewählter sozialer Determinanten der Gesundheit in der Lehre. Die Formulierung der Merkmale und Indikatoren des Rahmenkonstrukts für die Lehre in Global Health (Publikation III) erfolgte durch Deduktion, aufbauend auf eigenen Vorarbeiten und der existierenden Primärliteratur. Ergebnisse: In die Analyse der Ausbildungssituation (Publikationen I und II) gingen 1126 ausgefüllte Fragebogen ein. 65,0% der Befragten über dem 9. Fachsemester gaben mindestens einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt an. 36,0% der Befragten mit Auslandserfahrung absolvierten ihre studienbezogenen Auslandsaufenthalte in einem „Entwicklungsland“. 79,0% der angegebenen Arten der Vorbereitung fielen in die Kategorie „Literaturstudium“. 87,8 %, bzw. 72,6% der Befragten im 9.-12. Fachsemester hatten noch nie einen Global Health-Kurs, bzw. Tropenmedizin-Kurs absolviert. 94,0% der Befragten befürworteten die Einrichtung von Lehrangeboten zu Global Health. Sozialen Determinanten der Gesundheit wurde in Abhängigkeit vom Mobilitätsmuster, der Teilnahme an Global Health-Kursen sowie (teilweise) Kursen der Tropenmedizin eine signifikant höhere Bedeutung beigemessen. Das entwickelte Rahmenkonstrukt für die Lehre in Global Health (Publikation III) formuliert für Gesundheitsberufe einen theoretischen Rahmen zur handlungsorientierten Auseinandersetzung mit Global Health und stellt für Monitorings- und Evaluationzwecke zehn Indikatoren für empirische Analysen zur Verfügung. Schlussfolgerung: Durch die Querschnittsstudie (Publikationen I und II) konnte in der Stichprobe eine ausgeprägte Mobilität belegt werden. Die Teilnahme der Befragten an formalen Vorbereitungskursen für ihre Auslandsaufenthalte ist verschwindend gering. In der Stichprobe ließen sich eine hohe Unzufriedenheit mit dem bestehenden Lehrangebot zu Global Health sowie eine hohe Nachfrage nach entsprechenden Lehrangeboten erkennen. Hinsichtlich des potentiellen Nutzens der Lehre in Global Health konnten wir feststellen, dass eine höhere Wichtung von sozialen Determinanten der Gesundheit nicht nur mit Aufenthalten in „Entwicklungsländern“, sondern auch jeweils mit Kursexpositionen zu Global Health und (teilweise) Tropenmedizin assoziiert ist. Hierin liegt bisher ungenutztes Potenzial von Synergieeffekten bei der Entwicklung von Lehrangeboten, die auf die Förderung der studentischen Auseinandersetzung mit sozialen Determinanten der Gesundheit abzielen. Die Querschnittsstudie lieferte widersprüchliche Aussagen zur Verfügbarkeit von Lehrangeboten zu Global Health an medizinischen Fakultäten. Ausschlaggebend hierfür waren möglicherweise die heterogene Nutzung des Begriffs „globale Gesundheitsthemen“ sowie der damit einhergehende subjektive Spielraum bei der Beantwortung der entsprechenden Frage zur Kursverfügbarkeit. Somit limitierten die fehlende einheitliche Definition von Global Health sowie der fehlende Konsens über die Lehrinhalte die Möglichkeiten empirischer Untersuchungen in diesem Bereich. Durch das in Publikation III erarbeitete Rahmenkonstrukt für die Lehre in GH wurden eindeutige Merkmale der Lehre in GH identifiziert und Limitationen gängiger Diskurse zu „Globalität“ behoben. Dadurch könnten die analytischen Probleme der Ausbildungsforschung in diesem Bereich überwunden und international vergleichbare Daten generiert werden.
The globalisation process has implications for individual and population health worldwide. The implementation of global health in health professional education is thus increasingly becoming a subject of international debates. In Germany, the status of global health education has not been analysed yet. The primary objectives of publication I and II were to assess the educational needs or demands of medical students, as well as the educational deficits and potential benefits involved in global health education. The primary objective of publication III was to propose a framework conceptualising global health education in practice, and to guide the evaluation and monitoring of educational interventions through a set of key indicators that characterise the field. Methods: To assess the educational landscape (publication I and II) a cross-sectional study was conducted among medical students in Germany using a semi-structured, web-based questionnaire. To assess the educational needs we captured students' international health elective patterns, preparation before electives, destination countries, participation in courses of global health and tropical medicine, as well as the demand for and availability of courses in global health. Educational deficits were assessed by means of both a subjective and objective assessment of students' knowledge in selected global health issues. Potential benefits involved in global health education were captured by the importance students place on learning about selected social determinants of health. The characteristics and indicators of the global health education framework (publication III) were deduced from the existing literature and previous works of the author. Results: We received 1126 completed questionnaires (publication I and II). 65.0% of the 5th and 6th year students (terms 9 and above) declared at least one international health elective. 36.0% of all students who had been abroad completed their electives in developing countries. 79.0% of all modes of prepartion were 'literature studies'. 87.8% (vs 72.6%) of all 5th and 6th year students had never participated in a global health (vs tropical medicine) course. 94.0% of all students endorsed the introduction of global health education in their curricula. The importance placed on social determinants of health was significantly associated with mobility patterns, participation in courses of global health and (partially) tropical medicine. The global health education framework (publication III) provides an action-oriented construct for a bottom-up engagement with global health by the health workforce, as well as ten indicators for use in monitoring and evaluation. Conclusion: Students in the sample (publication I and II) were highly mobile during their studies. Formal preparation beyond self-study was virtually non-existent among our sample. We found a high dissatisfaction with the existing amount of global health learning opportunities and a high demand thereof. The importance placed on social determinants of health was not only associated with mobility patterns, but also with the exposure to courses in global health and (partially) tropical medicine. Educational interventions aimed at fostering students’ engagement with social determinants could make use of yet untapped synergy effects involved in these exposures. The analysis yielded contradictory results regarding the prevalence of global health education at the faculty level, which might be a consequence of heterogenous interpretations of the term 'global health issues' when respondents answered questions regarding the course prevalence. The lack of a common definition of the term global health and the lacking consensus on the content of education in this field turned out to be an obstacle for empirical enquiries. The global health education framework (publication III) identifies characteristics of education in this field and common limitations in discussions about 'globality'. The framework might thus help to overcome analytical problems related to research on global health education and to generate internationally comparable data in this field.