Die Frage nach emotionalen Unterschieden zwischen Männern und Frauen beschäftigt die Wissenschaft nach wie vor und gibt ihr immer wieder Rätsel auf. Es scheint, dass Männer und Frauen Emotionen unterschiedlich wahrnehmen, verarbeiten und auf sie reagieren. Die vorliegende Studie untersuchte geschlechterspezifische Unterschiede von ereigniskorrelierten Potentialen (EKP) im Elektroenzephalogramm (EEG) nach visueller emotionaler Stimulation. Der Experimentalaufbau bestand aus zwei Untersuchungsabschnitten. Zuerst wurde der gesamte Probandenpool auf Amplitudenunterschiede zwischen den einzelnen emotionalen Stimuli getestet. Anschließend stand der Vergleich zwischen Männern und Frauen bezüglich der Reaktionen auf jeweils einen bestimmten Stimulus im Vordergrund. Die Probanden/-innen (20 Männer und 20 Frauen) sahen insgesamt 320 Emotionen induzierende Abbildungen, die aus dem International Affective Picture System (IAPS) entnommen und in sechs Stimuluskategorien unterteilt wurden: „Erotik“, „negativ“, „neutral“, „positiv“, „sehr negativ“ und „sehr positiv“. Während des passiven Anschauens wurde das erwähnte EEG abgeleitet, aus welchem später die ereigniskorrelierten Potentiale mit Hilfe der Mittelungstechnik herausgefiltert wurden. Die Auswertung bezog sich auf drei Komponenten der ereigniskorrelierten Potentiale: p200, n200 und p300. Zu jedem der drei Messzeitpunkte wurde für jeden Probanden die Maximalamplitude bestimmt, die für die weitere Auswertung genutzt wurde. Im ersten Untersuchungsabschnitt zeigte sich, dass im gesamten Probandenpool, also unabhängig vom Geschlecht, alle Stimuli signifikant unterschiedlich zum Stimulus „neutral“ waren. Die größten Amplituden wurden jeweils für die Stimuli „Erotik“ und „sehr negativ“ gemessen, während „neutrale“ und „positive“ Stimuli die kleinsten Amplituden auslösten. Im zweiten Untersuchungsabschnitt lag der Schwerpunkt im geschlechterspezifischen Vergleich der Reaktionen auf den jeweiligen Stimulus. Es zeigten sich sowohl zum Zeitpunkt p200, als auch bei n200 signifikante Unterschiede für die Stimuli „Erotik“ und „sehr negativ“. In beiden Fällen waren stärkere Reaktionen für die männlichen Probanden zu messen. Für die Komponente p300 konnten keine signifikanten Reaktionsunterschiede zwischen den Geschlechtern fetsgestellt werden. Die beschriebenen Signifikanzen wurden alle an temporalen und frontalen Elektrodenpositionen gemessen. Die vorliegende Studie konnte zum Einen zeigen, dass die einzelnen Stimuluskategorien signifikant unterschiedlich zueinander waren und zum Anderen, dass geschlechterspezifische Unterschiede in der Reizverarbeitung visueller emotionaler Stimuli bestehen. Diese waren nur in unbewussten Verarbeitungsschritten (bis 300 ms) messbar und existierten in Kortexarealen, die eine wichtige Funktion in der Emotionsverarbeitung einnehmen. Es scheint, dass mit der bewussten Wahrnehmung (ab 300 ms) eine Reizbewertung eintritt, in der sich männliche und weibliche Teilnehmer/-innen in unserer Studie scheinbar in ihren Reaktionen angeglichen haben.
There is increasing evidence for different quantity of cognition, processing and reaction of emotions between men and women. In the last decades few studies were performed to investigate gender differences in emotional processing. The present sudy investigated gender differences of Event Related Potentials (ERPs) as reaction of visual emotional stimulation. The study is composed of two parts: First, differences between categories of visual stimuli without gender specification were measured. Second, differences in ERPs as reaction of a specific visual stimulus between men and women were recorded. Participants (20 men and 20 women) were stimulated with 320 emotion inducing pictures originated from the International Affective Picture System (IAPS). The pictures were divided into six categories of stimuli: “erotic”, “negative”, “neutral”, “positive”, “high negative” and “high positive”. While passively viewing of these pictures an electroencephalogram (EEG) was recorded. The ERPs were calculated from the electroencephalogram using the averaging method. Three components of the ERPs were analysed: p200, n200 and p300. For every timepoint the maximum amplitude was measured. In the first part of this study we could show that all stimuli were significant different to the “neutral” stimulus. The highest amplitudes were measured after visual stimulation with “erotic” and “high negative” pictures whereas “neutral” and “positive” stimuli showed the lowest amplitudes. In the second part we focused on the comparison of male and female reactions to the stimuli “erotic” and “high negative”. There were significant differences for the timepoints p200 and n200 but not for p300. In both cases the male probands showed higher amplitudes. The described differences were measured on temporal and frontal electrode sites. We showed that there were significant differences between the reactions to the single stimuli within the whole group of probands. Furthermore, we found gender specific differences in the processing after visual emotional stimulation. These were measured in unconscious processing (p200 and n200) and were found in cortex areas, which have key functions in emotional processing. A conscious cognition measured at timepoint p300 might lead to a stimulus evaluation in which male and female probands adapt theire reactions to each other.