Die ersten Lehrwerke für moderne Fremdsprachen, die zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert in Europa gedruckt wurden, sind in vielfacher Hinsicht ein lohnender Untersuchungsgegenstand: Nicht nur das sprachliche, metasprachliche und didaktische Wissen, sondern auch Teile des Weltwissens jener Zeit können anhand dieser Werke rekonstruiert werden. Der Umgang mit Mehrsprachigkeit und die damaligen Vorstellungen von Didaktik geraten in den Blick und damit die Frage nach den Formen und Prinzipien der Vermittlung sprachlichen Wissens. Die Texte bilden zudem eine interessante Quellengattung für die Untersuchung der Prinzipien von historischer sprachlicher Variation und von Sprachwandel generell. In diesem Kontext stellt sich auch die Frage nach dem Verhältnis von sprachlicher Realität und vermitteltem sprachlichem Wissen. Der von Julia Hübner und Horst J. Simon herausgegebene Band versammelt aus unterschiedlichen Perspektiven verfasste Beiträge, die neben dem Potential der Lehrwerke für die Analyse grammatischer, pragmatischer, soziolinguistischer und wissensgeschichtlicher Fragestellungen auch die Herausforderungen bei der Arbeit mit dem Material aufzeigen.
Weniger anzeigenThis volume examines the potential of the confessionalization concept for the purposes of a history of knowledge regarding the clerical milieus of the early modern Greek Orthodox Church. Its point of departure is an understanding of confessionalization processes as an epistemic challenge that opened up a field of inter-confessional communication. On the one hand, communication born out of this epistemic challenge – and Orthodoxy’s need to articulate novel, authoritative positions in order to respond – resulted in epistemic movements that shaped confessional boundaries, intellectual profiles and academic curricula. In this sense, confessionalization functioned as knowledge transfer. On the other hand, confessionalization may be perceived as the very context of an unfolding communication process that triggered knowledge mobility in a wide range of epistemic fields, beyond the strictly theological: confessionalization and knowledge transfer. The volume comprises studies on conflict, negotiation and modification of knowledge, on interpersonal networks and networks of books, on genres and discourses in motion, on materialities and medialities of knowledge transfer, on accommodation strategies and institution-building processes in the Greek Orthodox Church, and, last but not least, on fluent confessional identities and trans-confessional discourses in clerical milieus.
Weniger anzeigenDas Mittelalter und die Frühe Neuzeit gelten – teilweise aus unterschiedlichen Gründen – als ‚Zeitalter des Geheimnisses‘ und werden damit von der Moderne als einer ‚entzauberten‘ Epoche abgegrenzt. Wissenschaftliche, theologische und literarische Texte bilden die wesentliche Basis für diese Auffassung. Die Gralszene aus Wolframs von Eschenbach Parzival zum Beispiel stellt für das ‚geheimnisvolle Mittelalter‘ ein Paradebeispiel dar, ebenso die Gattungen der Mystik, das ‚Mysterienspiel‘ oder die Alchemie. In den Mikroanalysen, welche die Beiträge des von Jutta Eming und Volkhard Wels herausgegebenen Bands bieten, geht es nicht darum, diese Paradigmen weiter zu entfalten, sondern um detaillierte Analysen dessen, was auf synchroner und systematischer Ebene konkret unter ‚Geheimnis‘ und ‚Rätsel‘ zu verstehen ist. Leitend dafür ist eine wissensgeschichtliche Fragestellung nach den Formen und den Gründen für Darstellungsmodi von Rätsel oder Geheimnis sowie nach den Funktionen, welche diese für Literatur und Kultur der Vormoderne übernehmen. Es geht nicht darum, die große Erzählung vom Geheimnis als einer Epochensignatur fortzuschreiben, sondern um eine Bestimmung von Geheimnis und Rätsel als Wissensformen und als ästhetische Strategien, mit anderen Worten, als Formen der Darstellung.
Weniger anzeigenNegationen prägen Prozesse des Wissenswandels nicht nur, indem sie zu einem Aussortieren beitragen, Entwicklungen abbrechen und Platz für Neues schaffen, sondern auch durch ihnen innewohnende epistemische Potentiale. Der von Şirin Dadaş und Christian Vogel herausgegebene Band widmet sich in 17 Beiträgen diesen Dynamiken der Negation, die sich als konstitutiv für das vermittelte Wissen erweisen bzw. die Vermittlung von Wissen mitgestalten. Die Untersuchungen rücken die vielfältigen Impulse der Negation für wissensgeschichtliche Forschungen in den Blick. Es geht weniger um ein Scheitern von Transferprozessen oder um die Absenz von Wissen als um wissensgenerierende Dimensionen der Negation. Das Erkenntnisinteresse der Beiträge, die einen Untersuchungszeitraum von mehr als 2000 Jahren umfassen, richtet sich auf Wissensformen, die sich der Definition entziehen, sich nicht diskursivieren lassen oder Grenzen des Wissbaren anzeigen. Dabei wird den epistemischen Geltungsansprüchen und spezifischen Darstellungsweisen eines solchen ‚(Nicht)Wissens‘ nachgegangen. Zugleich stehen jene Negationen im Fokus, die als Ausschluss, Auflösung, Schweigen oder Zerstörung zur Wissensvermittlung dazugehören und sich derart als Ausprägungen eines ‚negativen Transfers‘ beschreiben lassen.
Weniger anzeigenDer von Nora Schmidt, Nikolas Pissis und Gyburg Uhlmann herausgegebene Band widmet sich der Frage, wie Wissen zwischen verschiedenen Akteuren ausgetauscht wird: wie es den Besitzer wechselt, wie es einen Ort verlässt und von einer Zeit in eine andere wandert. Der Austausch von Wissen hat mit ökonomischen, technischen, materialen und wissenschaftlichen Prozessen zu tun, lässt sich aber auf keinen von ihnen reduzieren. Die Autorinnen und Autoren des Bandes arbeiten daher mit dem Konzept der Wissensoikonomien: Im Zentrum steht die Vielschichtigkeit der Beziehungsgeflechte und Austauschbeziehungen von Menschen und Materialien, Medien, sozialen Praktiken, Traditionen und Institutionen. Ausgehend von der Beobachtung, dass Transfer von Wissen sich in einer Vielzahl von Modalitäten und Geschwindigkeiten, unter sehr unterschiedlichen Bedingungen und teils über sprachliche, geographische und soziale, religiöse und andere identitätsspezifische Grenzen hinweg ereignet, geht das Konzept der Wissensoikonomien der Frage nach, wann solche Wissensbewegungen selbst systembildenden Charakter erhalten. Damit beschreiben Wissensoikonomien ein Spannungsfeld zwischen Ordnung und Transgression. In sechzehn einzelnen Fachbeiträgen werden komplexe Aushandlungsprozesse von Wissen in unterschiedlichen vormodernen Kulturen vom Alten Ägypten, über die verschiedenen antiken Kulturen des Mittelmeerraums, China und Korea bis in die Frühe Neuzeit aufgezeigt.
Weniger anzeigenDigitale Bilder sind in Zeiten des Internets, der Mobiltelefonie und der sozialen Medien fest in der Lebenswelt zahlreicher Menschen verankert. Auch in den unterschiedlichen Geisteswissenschaften ist die Nutzung von digitalen Bildern als Forschungsmaterial an vielen Stellen zum Alltag geworden. In Bilddaten in den Digitalen Geisteswissenschaften wird mit einer Auswahl von Anwendungsfällen und Lösungsansätzen aus Informatik und Informationswissenschaft, Architektur- und Kunstgeschichte, Philologie und Medienwissenschaft eine Bandbreite der je nach Disziplin und Gegenstand variierenden Anforderungen dargestellt, wobei auch zunächst eher technisch anmutende Aspekte betrachtet werden. In drei Abschnitten werden digitale Verfahren und ihre Anwendungen in einzelnen Teilgebieten der Geisteswissenschaften behandelt. Obwohl sich die einzelnen Beiträge in unterschiedlichem Maße auf informatische und geisteswissenschaftliche Interessen, Ansätze, Verfahren und Details konzentrieren, verweisen sie immer auch auf den jeweils anderen Aspekt, sodass sich die Fächer in diesen Darstellungen einander annähern. Bilder werden dabei nicht nur als Gegenstände von Wissen betrachtet, sondern sie werden in ihrer Relevanz für die Genese, die Repräsentation und die Dissemination von Wissen untersucht.
Weniger anzeigenModelle dienen der Bewältigung epistemologischer Risiken. Sie machen das Unwägbare wägbar, gewähren Zugriff auf das Potentielle und Kontingente, vermitteln zwischen der Faktizität des Gegebenen und der sie erfassenden Theoriebildung. Eben weil Modelle Bedeutung erst im dynamischen Zusammenspiel mit ihrer epistemischen Umgebung erhalten, stellt sich die Frage, inwiefern historische Modellbildung und -anwendung durch differierende ästhetische, kulturelle oder politische Momente geprägt sind, welche ihre jeweilige Transfer- und Vermittlungsfunktion mitbestimmen. Von einem solch nichtontologischen, kontextabhängigen Modellbegriff ausgehend, diskutiert der interdisziplinär angelegte Sammelband die materiellen und historischen Verfasst- und Bedingtheiten von Modellen und Modellvorstellungen. Die hier versammelten historischen Miniaturen beleuchten nicht nur das Verhältnis von Modell und Risiko, sondern werfen zugleich Schlaglichter auf den in wissenshistorischer Perspektive vergleichsweise vernachlässigten Gebrauch von Modellen in Kulturen der Vormoderne.
Weniger anzeigenThis volume aims to shed new light on the ways in which science was institutionalized and the central role played by university culture at reformed universities in the early modern period. It particularly explores the relationship between the Aristotelian legacy in Protestant centers of learning and the new natural knowledge which emerged from the mid-sixteenth to the mid-seventeenth century. Within the university context, Aristotelianism proved to be a dynamic tradition which we would term a ‘mobile episteme’ in line with the research program of the Collaborative Research Centre Episteme in Motion and the ERC endeavor EarlyModernCosmology (Horizon 2020, GA 725883). The transformation of academic science depended on its circulation in institutional and intellectual networks. The transfer and exchange of knowledge always implied its reformulation and often its deep alteration as well, even in those cases in which the explicit intention of the historical actors was to preserve and secure a received canon of knowledge, such as the corpus Aristotelicum or the Scholastic style of thought. As a matter of fact, the cross-pollination between ‘early’ forms of knowledge and ‘modern’ perspectives produced changes of content, theory, and experience. The fields that underwent major hybridizations and shifts range from astronomy to astrology, medicine, theories of the soul, alchemy, physics, and biology. Because methodologies were revised throughout this process, later instantiations of method, including rhetoric, epistemology, and theories of argumentation must be reevaluated within the terms of this transformative episteme.
Weniger anzeigenSchriften zur Oeconomia definieren ein weitverbreitetes Genre frühneuzeitlicher Unterweisungsliteratur, deren Erfolg auf dem Versprechen basiert, ein Wissen zu vermitteln, das den Lesern die rechte Führung der Hauswirtschaft und der Familie ermöglicht. Bezugspunkt sämtlicher Diskurse ist dabei das Haus, das als stabile Institution des ordo für die Geltung des mit ihm assoziierten Wissens bürgt. Aufgrund dieser selbstgegebenen Stabilitätsanmutung wurde die Ökonomie-Literatur in der Forschung häufig als etwas rezipiert, das sich von der Antike bis in die Frühe Neuzeit in seinen Grundzügen nur wenig verändert habe. Dieses Bild gilt es insofern zu hinterfragen, als ein genauerer Blick auf die Texte zeigt, dass auch dort, wo Wissen in der Tradition stabil erscheint, Bewegung und Wandel herrschen. Der Band widmet sich offenen wie subkutanen Bewegungen ökonomischen Wissens in der frühneuzeitlichen Literatur Frankreichs, Englands, Italiens und des deutschsprachigen Raums. Ausgehend davon, dass die Frage nach dem Status und der Funktion ökonomischen Wissens der Frühen Neuzeit von jener nach den Verfahren seiner Diskursivierung nicht zu trennen ist – gleich, ob es dabei um die Iteration traditioneller Wissenselemente der christlich- aristotelischen oeconomia Lehre geht oder um die Integration anderer Wissensformen und -diskurse, beispielsweise die eines frühneuzeitlichen Erfahrungs- und Handlungswissens, dessen Status im Verhältnis zur Überlieferung erst ausgehandelt werden muss. Der Band führt literatur- und wissensgeschichtliche Perspektiven zusammen und versucht, diskursiven, sozio-politischen, religiösen und genderspezifischen Bedingtheiten des Wissenstransfers gleichermaßen Rechnung zu tragen.
Weniger anzeigenKunstvolle Verse ist einer neuen Interpretation der „Poeterey“ (1624) von Martin Opitz gewidmet, also der ‚Entdeckung‘ des Prinzips der Stammsilbenbetonung und der Einführung einer alternierenden Metrik. In der Untersuchung von Volkhard Wels wird die Versreform dabei nicht wie in vielen literarhistorischen Darstellungen isoliert beschrieben, sondern in den Kontext ähnlicher Reformbestrebungen eingebettet, vor allem aber in einen europäischen Rahmen gestellt. Ihre Vorläufer genauso wie ihre Rezeption und Weiterentwicklung in den folgenden Jahrzehnten werden an den Quellen verfolgt. Auch das metrische Wissen aus der „Poetery“ wird im Rahmen einer Wissensgeschichte dieser Zeit betrachtet. Es wird sowohl in seinen sozialhistorischen wie in seinen musik-, sprach- und stilgeschichtlichen Kontexten beschrieben. Sogar die konfessionellen Auseinandersetzungen der Epoche spiegeln sich in der Verstechnik. Wels verfolgt durchgängig auch die tatsächliche Umsetzung der Regeln in der Dichtung und illustriert sie an zahlreichen Beispielen. Auf diese Weise liefert das Buch wichtige Bausteine für eine Geschichte der Dichtung im 17. Jahrhundert und gibt abschließend einen Ausblick auf die Verstechniken des 18. Jahrhunderts, wie sie mit den Namen von Klopstock und Herder verbunden sind.
Weniger anzeigenDie Vielschichtigkeit des lat. Terminus gratia zwischen Anmut, Gnade und Gabe manifestiert sich in der Vormoderne in den bildenden Künsten, in Dichtung, Rhetorik und Ästhetik wie auch in philosophisch-theologischen Auseinandersetzungen. Die unterschiedlichen Bedeutungszuweisungen machen deutlich, dass und wie sich Sinnschichten überlagern, wie sie ineinander spielen und einen Transfer von Wissen beschreibbar machen, der auf ein Konzept ästhetischer Erfahrung führt. Gratia ist konnotiert mit dem Charakter von Gabe, aber gleichzeitig mit einer spezifischen Empfänglichkeit und Urteilsfähigkeit. Ihre Konzeptualisierungen weisen auf diese changierende, sich der Fassbarkeit verweigernde Dimension, die als affizierende Kraft erfahrbar wird. Diese Unbegrifflichkeit provoziert geradezu, dass gratia in unterschiedlichen materialen Gestaltwerdungen, medialen Darbietungsweisen wie diskursiven Formationen reflektiert wird bzw. zur Erscheinung gelangt. Der breiten Diffusion des Begriffs entsprechend situieren sich die in diesem Band vereinten Beiträge im Gebiet von Rhetorik, Kunsttheorie, Theologie und Philosophie sowie Kunst- und Dichtungspraxis. Sie zeigen, wie gratia in produktionsästhetische Debatten Eingang findet bzw. rezeptions- und wirkungsästhetische Fragen bestimmt. Mit den Darstellungsformen der gratia kommen zudem künstlerische Praktiken, poetologische Verfahren und ästhetische Strategien in den Blick.
Weniger anzeigenDen weitverbreiteten Rechtssystemen der Spätantike, namentlich dem römisch-byzantinischen, zoroastrisch-sasanidischen, islamischen, rabbinischen und kanonischen (christlich-nestorianischen) Recht ist gemein, dass sie eine differenzierte Fachsprache und technische Termini entwickelt haben. Innerhalb des jeweiligen Gefüges erfüllen diese eine stabilisierende Funktion, weisen aber auch in ihrer historischen Entwicklung und in der Interaktion mit anderen Rechtssystemen inhaltliche Veränderungen auf, die sich wiederum auf weitere Merkmale auswirken können. Die Beiträge in diesem Band befassen sich mit Transferprozessen in traditionsbezogenen Rechtssystemen und fokussieren dabei auf die Entwicklung und Auswirkung der in den Textquellen gebrauchten Fachsprache. Anhand von konkreten Beispielen untersuchen die Autoren endogene wie auch exogene Faktoren des Rechtstransfers von Begriffen, Ideen und Argumentationsfiguren als Formen von Wissenstransfer. Während die Beiträge zum römisch-byzantinischen Recht von Johannes Platschek und Thomas Rüfner sowie zum rabbinischen Recht von Ronen Reichman Rezeption, Transformation und Rekontextualisierung von Rechtsbegriffen innerhalb eines Systems betrachten, beleuchten die Untersuchungen zum zoroastrischen, jüdischen, nestorianisch-christlichen und islamischen Recht von Iris Colditz, János Jany, Benjamin Jokisch und Richard Payne diese Transferprozesse im Wechselspiel der Systeme.
Weniger anzeigenThe use of writing for the preservation and transmission of administrative, scientific, literary and sacred knowledge has a long history. From the third millennium BCE on, many forms of social processes – intellectual, religious, political and others – have been increasingly materialized in the form of a variety of document types (tablets, bones, papyri, scrolls, parchments, books). Some of them were collected in archives or libraries that were dependent on royal palaces, governmental institutions and temples but also in private contexts. The publication Collect and Preserve assembles a number of studies devoted to material aspects of collecting texts in ancient Egypt, Mesopotamia, Qumran, Medieval Japan, and Korea under the Chosŏn-Dynasty (1392–1910).
Weniger anzeigenThis volume brings together a group of scholars from different fields within Jewish studies who deal with Jewish medical knowledge in ancient and medieval time from a comparative perspective. Based on various methodological and theoretical questions, they address strategies of interaction with earlier Jewish traditions and with other fields of rabbinic discourse (e.g. law, theology, ethics), while exploring the complex interplay between literary forms and the knowledge conveyed. The studies trace the ways of transmission, transformation, rejection, modification and invention of pertinent knowledge in Jewish traditions and beyond by examining broader contexts and points of contact with medical ideas and practices in surrounding cultures (Ancient Near Eastern, Graeco-Roman, Byzantine, Persian-Iranian, early Christian, Syriac, Coptic, Arabic and Islamic). Such a twofold perspective allows for assessing particularities of the medical discourse within Jewish history, while probing its transcultural interactions with other medical traditions. These studies may serve as a starting point for further inquiries into the role of these exchanges and entanglements, not only within a broader history of medicine, sciences and knowledge, but also for the history of premodern cultures and religions at large.
Weniger anzeigenMarsilio Ficino gilt als Zentralgestalt des italienischen Renaissance-Platonismus. Mit Übersetzungen der Dialoge Platons, der Schriften Plotins und des Corpus Hermeticum sowie durch eine theoretische Verknüpfung von antiker Philosophie mit christlicher Religion hat er einen unübersehbar großen Einfuss auf die europäische Wissenschafts- und Geistesgeschichte ausgeübt. Im Zentrum seines Theorie-Gebäudes steht ein komplexes Konzept von Magie, dessen Konstruktion bis heute erforscht wird. Es hat dem Band den Titel gegeben, dessen Themen sich Ficinos intellektuellem Horizont entsprechend jedoch in eine Vielzahl weiterer Aspekte ausdifferenzieren. Diese literarisch-künstlerischen, literaturwissenschaftlichen, wissenschaftshistorischen und philosophisch-theologischen Implikationen von Ficinos Schriften werden paradigmatisch und vergleichend behandelt. Mit dem Forschungsprogramm des SFB 980 ist zugleich ein analytischer Rahmen vorgegeben, mit dem an wissenshistorische Neu-Positionierungen angeknüpft werden kann. Es verspricht, neue Bereiche von Ficinos Einfluss zu erschließen und Kontinuität, Verlauf und Logik von Wissenstransfers genauer abzubilden als durch die bislang zumeist allgemein hypostasierte ‚europäische Rezeption’ seiner Arbeiten.
Weniger anzeigenBoethius fasst im 6. Jahrhundert den Plan, sämtliche Werke Aristoteles’ und Platons ins Lateinische zu übersetzen und mit Kommentaren zu versehen. Die Motivation für dieses Projekt liegt in seiner Einsicht in die bildungstheoretischen Grundlagen des Platonismus und des Aristotelismus begründet, die ihm auch als Maßstab für seine ethischen Erkenntnisse und sein pädagogisch orientiertes Schaffen dienen. Darüber hinaus liefert seine Sorge um die Anschlussfähigkeit dieser Bildungstradition an die gesellschaftlichen Bedingungen im lateinischsprachigen Raum seiner Zeit den entscheidenden Impuls. Ziel dieses Buches ist es, Boethius’ Übersetzungsprojekt in die verschiedenen Ebenen der mit diesem Projekt verbundenen Wissenstransfers aufzuschlüsseln und sowohl die Inhalte als auch die Bedingungen dieser Transfers aufzuzeigen. Die Übersetzungen im engeren Sinne sind hierbei nur ein Teil des Wissenstransfers. Denn mit Blick auf die Sorge um eine gelingende Vermittlung der Inhalte für die verschiedenen Niveaustufen seines Zielpublikums stellen die Kommentierungen und die Maßnahmen der didaktischen Vermittlung einen integralen Bestandteil seines Übersetzungsprojekts und damit weitere Wissenstransferebenen dar. Die Vorgehensweisen bei diesen verschiedenen Aspekten der Übersetzung wiederum finden ihre Grundlage in den sprachphilosophischen und seelentheoretischen Einsichten, die für Boethius’ Konzeption einer gelingenden Vermittlung verantwortlich sind. Die Theorie der Sprache, die Boethius in seiner Bearbeitung der aristotelischen Schrift Peri hermêneias (bzw. De interpretatione) ins Lateinische überträgt, bildet damit zugleich die Grundlage für die Praxis seiner Übertragung.
Weniger anzeigen'Spätantike‘ ist nicht nur ein hochgradig ambivalenter Begriff in der europäischen Wissenschaftsgeschichte. Lange Zeit bezeichnete er eine Epoche, die durch den Niedergang einer ehemals blühenden antiken Hochkultur geprägt war. In den letzten drei Jahrzehnten ist die Spätantike zunehmend zu einem internationalen und interdisziplinären Forschungsprojekt geworden, und ein Durchbruch zu einer inklusiveren Sicht zeichnet sich ab. Die Autoren dieses Bandes setzen sich aus ihrer jeweiligen Fachperspektive heraus mit spätantiken Wissensformen und -beständen in der formativen Phase des Islams auseinander und führen den Lesern auf diese Weise unterschiedliche Reflexionen von Antiken im unmittelbaren und weiteren Umfeld des Korans vor Augen. Soziale Praktiken, Textkulturen und Materialitäten rücken dabei gleichermaßen in den Blick; historiografische Modelle werden hinterfragt und neu perspektiviert. Statt ‚Spätantike‘ als eine Epoche zu fassen, die mit der Verkündigung des Korans ihr Ende findet, wird diese neu als ein ‚Denkraum‘ konturiert, in dem Religionen, Sprachen, Institutionen und soziale Praktiken in vielfältigen Beziehungen stehen. In einem so aufgespannten epistemischen Raum vollzieht sich Wissenswandel innerhalb komplexer Netzwerke. Die frühislamischen Wissensbestände werden so, anders als die Forschung zum Koran und den frühislamischen Wissenschaften lange postulierte, als Teil des spätantiken Denkraums erkennbar.
Weniger anzeigenIn both ancient tradition and modern research Pythagoreanism has been understood as a religious sect or as a philosophical and scientific community. Numerous attempts have been made to reconcile these pictures as well as to analyze them separately. The most recent scholarship compartmentalizes different facets of Pythagorean knowledge, but this offers no context for exploring their origins, development, and interdependence. This collection aims to reverse this trend, addressing connections between the different fields of Pythagorean knowledge, such as eschatology, metempsychosis, metaphysics, epistemology, arithmology and numerology, music, dietetics and medicine as well as politics. In particular, the contributions discuss how the Pythagorean way of life related to more doctrinal aspects of knowledge, such as Pythagorean religion and science. The volume explores the effects of this interdependence between different kinds of knowledge both within the Pythagorean corpus and in its later reception. Chapters cover historical periods from the Archaic Period (6th century BC) to Neoplatonism, Early Christianity, the European and Arabic Middle Ages, and the Renaissance through to the Early Modern Period (17th century AD). Contributions by E. Afonasin, L. Arcari, D. Baltzly, A. Barker, H. Bartoš, A. Bernabé, J. Bremmer, L. Brisson, F. Casadesús, M. Catarzi, S. Chrysakopoulou, G. Cornelli, E. Cottrell, S. Galson, M. Giangiulio, T. Iremadze, A. Izdebska, C. L. Joost-Gaugier, S. Kouloumentas, B. La Sala, R. McKirahan, C. Montepaone, H.-P. Neumann, A. Palmer, A. Provenza, I. Ramelli, D. Robichaud, B. Roling, W. Schmidt-Biggemann, E. Spinelli, I. F. Viltanioti, and L. Zhmud.
Weniger anzeigenDer Band widmet sich religiösem Wissen in der Dichtung der Frühen Neuzeit, wobei der historische Schwerpunkt auf dem 17. und dem frühen 18. Jahrhundert liegt. Im Sinne des Sonderforschungsbereichs „Episteme in Bewegung“ steht im Mittelpunkt die Frage, wie der Funktionswandel des religiösen Wissens, der sich in dieser Dichtung vollzieht, zu beschreiben ist. Von besonderer Bedeutung ist dabei die in der Literaturwissenschaft seit Langem debattierte These, dass die ‚Subjektivität‘ als Kennzeichen der im selben Zeitraum entstehenden Gattung der ‚Lyrik‘ sich in der geistlichen Dichtung der Frühen Neuzeit ankündige. Die Frage, in welcher konkreten Form tatsächlich von einer solchen Bewegung die Rede sein kann, gehört, genauso wie diejenige, ob und, wenn ja, in welchem Sinne diese Bewegung als Säkularisierung aufgefasst werden kann, zu den wiederkehrenden Themen des Bandes. Im Einzelnen diskutieren die Beiträge die frömmigkeitsgeschichtlichen Voraussetzungen der geistlichen Dichtung und die Wirkung, die man von dieser Dichtung erwartete, genauso wie ihre konfessionsspezifischen Ausprägungen, ihre poetischen und rhetorischen Gestaltungsprinzipien, die Bedeutung antiker Mythologie und Religion, den Einfluss von Deismus und Pantheismus sowie die Frage nach den Anfängen der ‚Naturlyrik‘. Im Fokus des gleichermaßen literaturwissenschaftlichen wie religionshistorischen Zugriffs stehen – neben Korpora wie den kirchlichen Gesangbüchern – Dichter wie Friedrich von Spee, Andreas Gryphius, Catharina Regina von Greiffenberg, Daniel von Czepko, Daniel Casper von Lohenstein, Johann Christian Günther, Barthold Heinrich Brockes, Albrecht von Haller, die galanten Dichter und die Autoren des „Parnassus Boicus“.
Weniger anzeigenDem Forschungsprogramm des Sonderforschungsbereichs 980 „Episteme in Bewegung“ entsprechend, widmen sich die Beiträge des Bandes unterschiedlichen Transfers zwischen den Wissensbereichen der Magie, der Alchemie und der Dichtung vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit. Dabei stehen ‚Schreibweisen‘ als die jeweiligen Formen der Darstellung von Wissen im Zentrum des Interesses. Magische und alchemische Texte haben in der Geschichte einen ebenso exklusiven wie prekären Status und bedienen sich daher häufig Verfahren der sprachlichen Verschlüsselung. Aus heutiger Perspektive können diese Verfahren als literarische charakterisiert werden; im historischen Kontext haben sie eigene Funktionen, die teilweise erst noch bestimmt werden müssen. Darüber hinaus ist magisches und alchemisches Wissen vielfach in die Literatur überführt worden und hat dabei wiederum formale und inhaltliche Veränderungen erfahren. Der Band widmet sich damit der doppelten Fragestellung, wie Wissen über Magie und Alchemie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vermittelt wird und auf welche Weisen gerade literarische Texte dieses Wissen spiegeln, verarbeiten und modifizieren.
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