Modelle dienen der Bewältigung epistemologischer Risiken. Sie machen das Unwägbare wägbar, gewähren Zugriff auf das Potentielle und Kontingente, vermitteln zwischen der Faktizität des Gegebenen und der sie erfassenden Theoriebildung. Eben weil Modelle Bedeutung erst im dynamischen Zusammenspiel mit ihrer epistemischen Umgebung erhalten, stellt sich die Frage, inwiefern historische Modellbildung und -anwendung durch differierende ästhetische, kulturelle oder politische Momente geprägt sind, welche ihre jeweilige Transfer- und Vermittlungsfunktion mitbestimmen. Von einem solch nichtontologischen, kontextabhängigen Modellbegriff ausgehend, diskutiert der interdisziplinär angelegte Sammelband die materiellen und historischen Verfasst- und Bedingtheiten von Modellen und Modellvorstellungen. Die hier versammelten historischen Miniaturen beleuchten nicht nur das Verhältnis von Modell und Risiko, sondern werfen zugleich Schlaglichter auf den in wissenshistorischer Perspektive vergleichsweise vernachlässigten Gebrauch von Modellen in Kulturen der Vormoderne.
View lessThis volume aims to shed new light on the ways in which science was institutionalized and the central role played by university culture at reformed universities in the early modern period. It particularly explores the relationship between the Aristotelian legacy in Protestant centers of learning and the new natural knowledge which emerged from the mid-sixteenth to the mid-seventeenth century. Within the university context, Aristotelianism proved to be a dynamic tradition which we would term a ‘mobile episteme’ in line with the research program of the Collaborative Research Centre Episteme in Motion and the ERC endeavor EarlyModernCosmology (Horizon 2020, GA 725883). The transformation of academic science depended on its circulation in institutional and intellectual networks. The transfer and exchange of knowledge always implied its reformulation and often its deep alteration as well, even in those cases in which the explicit intention of the historical actors was to preserve and secure a received canon of knowledge, such as the corpus Aristotelicum or the Scholastic style of thought. As a matter of fact, the cross-pollination between ‘early’ forms of knowledge and ‘modern’ perspectives produced changes of content, theory, and experience. The fields that underwent major hybridizations and shifts range from astronomy to astrology, medicine, theories of the soul, alchemy, physics, and biology. Because methodologies were revised throughout this process, later instantiations of method, including rhetoric, epistemology, and theories of argumentation must be reevaluated within the terms of this transformative episteme.
View lessSchriften zur Oeconomia definieren ein weitverbreitetes Genre frühneuzeitlicher Unterweisungsliteratur, deren Erfolg auf dem Versprechen basiert, ein Wissen zu vermitteln, das den Lesern die rechte Führung der Hauswirtschaft und der Familie ermöglicht. Bezugspunkt sämtlicher Diskurse ist dabei das Haus, das als stabile Institution des ordo für die Geltung des mit ihm assoziierten Wissens bürgt. Aufgrund dieser selbstgegebenen Stabilitätsanmutung wurde die Ökonomie-Literatur in der Forschung häufig als etwas rezipiert, das sich von der Antike bis in die Frühe Neuzeit in seinen Grundzügen nur wenig verändert habe. Dieses Bild gilt es insofern zu hinterfragen, als ein genauerer Blick auf die Texte zeigt, dass auch dort, wo Wissen in der Tradition stabil erscheint, Bewegung und Wandel herrschen. Der Band widmet sich offenen wie subkutanen Bewegungen ökonomischen Wissens in der frühneuzeitlichen Literatur Frankreichs, Englands, Italiens und des deutschsprachigen Raums. Ausgehend davon, dass die Frage nach dem Status und der Funktion ökonomischen Wissens der Frühen Neuzeit von jener nach den Verfahren seiner Diskursivierung nicht zu trennen ist – gleich, ob es dabei um die Iteration traditioneller Wissenselemente der christlich- aristotelischen oeconomia Lehre geht oder um die Integration anderer Wissensformen und -diskurse, beispielsweise die eines frühneuzeitlichen Erfahrungs- und Handlungswissens, dessen Status im Verhältnis zur Überlieferung erst ausgehandelt werden muss. Der Band führt literatur- und wissensgeschichtliche Perspektiven zusammen und versucht, diskursiven, sozio-politischen, religiösen und genderspezifischen Bedingtheiten des Wissenstransfers gleichermaßen Rechnung zu tragen.
View lessKunstvolle Verse ist einer neuen Interpretation der „Poeterey“ (1624) von Martin Opitz gewidmet, also der ‚Entdeckung‘ des Prinzips der Stammsilbenbetonung und der Einführung einer alternierenden Metrik. In der Untersuchung von Volkhard Wels wird die Versreform dabei nicht wie in vielen literarhistorischen Darstellungen isoliert beschrieben, sondern in den Kontext ähnlicher Reformbestrebungen eingebettet, vor allem aber in einen europäischen Rahmen gestellt. Ihre Vorläufer genauso wie ihre Rezeption und Weiterentwicklung in den folgenden Jahrzehnten werden an den Quellen verfolgt. Auch das metrische Wissen aus der „Poetery“ wird im Rahmen einer Wissensgeschichte dieser Zeit betrachtet. Es wird sowohl in seinen sozialhistorischen wie in seinen musik-, sprach- und stilgeschichtlichen Kontexten beschrieben. Sogar die konfessionellen Auseinandersetzungen der Epoche spiegeln sich in der Verstechnik. Wels verfolgt durchgängig auch die tatsächliche Umsetzung der Regeln in der Dichtung und illustriert sie an zahlreichen Beispielen. Auf diese Weise liefert das Buch wichtige Bausteine für eine Geschichte der Dichtung im 17. Jahrhundert und gibt abschließend einen Ausblick auf die Verstechniken des 18. Jahrhunderts, wie sie mit den Namen von Klopstock und Herder verbunden sind.
View lessDie Vielschichtigkeit des lat. Terminus gratia zwischen Anmut, Gnade und Gabe manifestiert sich in der Vormoderne in den bildenden Künsten, in Dichtung, Rhetorik und Ästhetik wie auch in philosophisch-theologischen Auseinandersetzungen. Die unterschiedlichen Bedeutungszuweisungen machen deutlich, dass und wie sich Sinnschichten überlagern, wie sie ineinander spielen und einen Transfer von Wissen beschreibbar machen, der auf ein Konzept ästhetischer Erfahrung führt. Gratia ist konnotiert mit dem Charakter von Gabe, aber gleichzeitig mit einer spezifischen Empfänglichkeit und Urteilsfähigkeit. Ihre Konzeptualisierungen weisen auf diese changierende, sich der Fassbarkeit verweigernde Dimension, die als affizierende Kraft erfahrbar wird. Diese Unbegrifflichkeit provoziert geradezu, dass gratia in unterschiedlichen materialen Gestaltwerdungen, medialen Darbietungsweisen wie diskursiven Formationen reflektiert wird bzw. zur Erscheinung gelangt. Der breiten Diffusion des Begriffs entsprechend situieren sich die in diesem Band vereinten Beiträge im Gebiet von Rhetorik, Kunsttheorie, Theologie und Philosophie sowie Kunst- und Dichtungspraxis. Sie zeigen, wie gratia in produktionsästhetische Debatten Eingang findet bzw. rezeptions- und wirkungsästhetische Fragen bestimmt. Mit den Darstellungsformen der gratia kommen zudem künstlerische Praktiken, poetologische Verfahren und ästhetische Strategien in den Blick.
View lessDen weitverbreiteten Rechtssystemen der Spätantike, namentlich dem römisch-byzantinischen, zoroastrisch-sasanidischen, islamischen, rabbinischen und kanonischen (christlich-nestorianischen) Recht ist gemein, dass sie eine differenzierte Fachsprache und technische Termini entwickelt haben. Innerhalb des jeweiligen Gefüges erfüllen diese eine stabilisierende Funktion, weisen aber auch in ihrer historischen Entwicklung und in der Interaktion mit anderen Rechtssystemen inhaltliche Veränderungen auf, die sich wiederum auf weitere Merkmale auswirken können. Die Beiträge in diesem Band befassen sich mit Transferprozessen in traditionsbezogenen Rechtssystemen und fokussieren dabei auf die Entwicklung und Auswirkung der in den Textquellen gebrauchten Fachsprache. Anhand von konkreten Beispielen untersuchen die Autoren endogene wie auch exogene Faktoren des Rechtstransfers von Begriffen, Ideen und Argumentationsfiguren als Formen von Wissenstransfer. Während die Beiträge zum römisch-byzantinischen Recht von Johannes Platschek und Thomas Rüfner sowie zum rabbinischen Recht von Ronen Reichman Rezeption, Transformation und Rekontextualisierung von Rechtsbegriffen innerhalb eines Systems betrachten, beleuchten die Untersuchungen zum zoroastrischen, jüdischen, nestorianisch-christlichen und islamischen Recht von Iris Colditz, János Jany, Benjamin Jokisch und Richard Payne diese Transferprozesse im Wechselspiel der Systeme.
View lessMarsilio Ficino gilt als Zentralgestalt des italienischen Renaissance-Platonismus. Mit Übersetzungen der Dialoge Platons, der Schriften Plotins und des Corpus Hermeticum sowie durch eine theoretische Verknüpfung von antiker Philosophie mit christlicher Religion hat er einen unübersehbar großen Einfuss auf die europäische Wissenschafts- und Geistesgeschichte ausgeübt. Im Zentrum seines Theorie-Gebäudes steht ein komplexes Konzept von Magie, dessen Konstruktion bis heute erforscht wird. Es hat dem Band den Titel gegeben, dessen Themen sich Ficinos intellektuellem Horizont entsprechend jedoch in eine Vielzahl weiterer Aspekte ausdifferenzieren. Diese literarisch-künstlerischen, literaturwissenschaftlichen, wissenschaftshistorischen und philosophisch-theologischen Implikationen von Ficinos Schriften werden paradigmatisch und vergleichend behandelt. Mit dem Forschungsprogramm des SFB 980 ist zugleich ein analytischer Rahmen vorgegeben, mit dem an wissenshistorische Neu-Positionierungen angeknüpft werden kann. Es verspricht, neue Bereiche von Ficinos Einfluss zu erschließen und Kontinuität, Verlauf und Logik von Wissenstransfers genauer abzubilden als durch die bislang zumeist allgemein hypostasierte ‚europäische Rezeption’ seiner Arbeiten.
View lessBoethius fasst im 6. Jahrhundert den Plan, sämtliche Werke Aristoteles’ und Platons ins Lateinische zu übersetzen und mit Kommentaren zu versehen. Die Motivation für dieses Projekt liegt in seiner Einsicht in die bildungstheoretischen Grundlagen des Platonismus und des Aristotelismus begründet, die ihm auch als Maßstab für seine ethischen Erkenntnisse und sein pädagogisch orientiertes Schaffen dienen. Darüber hinaus liefert seine Sorge um die Anschlussfähigkeit dieser Bildungstradition an die gesellschaftlichen Bedingungen im lateinischsprachigen Raum seiner Zeit den entscheidenden Impuls. Ziel dieses Buches ist es, Boethius’ Übersetzungsprojekt in die verschiedenen Ebenen der mit diesem Projekt verbundenen Wissenstransfers aufzuschlüsseln und sowohl die Inhalte als auch die Bedingungen dieser Transfers aufzuzeigen. Die Übersetzungen im engeren Sinne sind hierbei nur ein Teil des Wissenstransfers. Denn mit Blick auf die Sorge um eine gelingende Vermittlung der Inhalte für die verschiedenen Niveaustufen seines Zielpublikums stellen die Kommentierungen und die Maßnahmen der didaktischen Vermittlung einen integralen Bestandteil seines Übersetzungsprojekts und damit weitere Wissenstransferebenen dar. Die Vorgehensweisen bei diesen verschiedenen Aspekten der Übersetzung wiederum finden ihre Grundlage in den sprachphilosophischen und seelentheoretischen Einsichten, die für Boethius’ Konzeption einer gelingenden Vermittlung verantwortlich sind. Die Theorie der Sprache, die Boethius in seiner Bearbeitung der aristotelischen Schrift Peri hermêneias (bzw. De interpretatione) ins Lateinische überträgt, bildet damit zugleich die Grundlage für die Praxis seiner Übertragung.
View less'Spätantike‘ ist nicht nur ein hochgradig ambivalenter Begriff in der europäischen Wissenschaftsgeschichte. Lange Zeit bezeichnete er eine Epoche, die durch den Niedergang einer ehemals blühenden antiken Hochkultur geprägt war. In den letzten drei Jahrzehnten ist die Spätantike zunehmend zu einem internationalen und interdisziplinären Forschungsprojekt geworden, und ein Durchbruch zu einer inklusiveren Sicht zeichnet sich ab. Die Autoren dieses Bandes setzen sich aus ihrer jeweiligen Fachperspektive heraus mit spätantiken Wissensformen und -beständen in der formativen Phase des Islams auseinander und führen den Lesern auf diese Weise unterschiedliche Reflexionen von Antiken im unmittelbaren und weiteren Umfeld des Korans vor Augen. Soziale Praktiken, Textkulturen und Materialitäten rücken dabei gleichermaßen in den Blick; historiografische Modelle werden hinterfragt und neu perspektiviert. Statt ‚Spätantike‘ als eine Epoche zu fassen, die mit der Verkündigung des Korans ihr Ende findet, wird diese neu als ein ‚Denkraum‘ konturiert, in dem Religionen, Sprachen, Institutionen und soziale Praktiken in vielfältigen Beziehungen stehen. In einem so aufgespannten epistemischen Raum vollzieht sich Wissenswandel innerhalb komplexer Netzwerke. Die frühislamischen Wissensbestände werden so, anders als die Forschung zum Koran und den frühislamischen Wissenschaften lange postulierte, als Teil des spätantiken Denkraums erkennbar.
View lessIn both ancient tradition and modern research Pythagoreanism has been understood as a religious sect or as a philosophical and scientific community. Numerous attempts have been made to reconcile these pictures as well as to analyze them separately. The most recent scholarship compartmentalizes different facets of Pythagorean knowledge, but this offers no context for exploring their origins, development, and interdependence. This collection aims to reverse this trend, addressing connections between the different fields of Pythagorean knowledge, such as eschatology, metempsychosis, metaphysics, epistemology, arithmology and numerology, music, dietetics and medicine as well as politics. In particular, the contributions discuss how the Pythagorean way of life related to more doctrinal aspects of knowledge, such as Pythagorean religion and science. The volume explores the effects of this interdependence between different kinds of knowledge both within the Pythagorean corpus and in its later reception. Chapters cover historical periods from the Archaic Period (6th century BC) to Neoplatonism, Early Christianity, the European and Arabic Middle Ages, and the Renaissance through to the Early Modern Period (17th century AD). Contributions by E. Afonasin, L. Arcari, D. Baltzly, A. Barker, H. Bartoš, A. Bernabé, J. Bremmer, L. Brisson, F. Casadesús, M. Catarzi, S. Chrysakopoulou, G. Cornelli, E. Cottrell, S. Galson, M. Giangiulio, T. Iremadze, A. Izdebska, C. L. Joost-Gaugier, S. Kouloumentas, B. La Sala, R. McKirahan, C. Montepaone, H.-P. Neumann, A. Palmer, A. Provenza, I. Ramelli, D. Robichaud, B. Roling, W. Schmidt-Biggemann, E. Spinelli, I. F. Viltanioti, and L. Zhmud.
View lessDer Band widmet sich religiösem Wissen in der Dichtung der Frühen Neuzeit, wobei der historische Schwerpunkt auf dem 17. und dem frühen 18. Jahrhundert liegt. Im Sinne des Sonderforschungsbereichs „Episteme in Bewegung“ steht im Mittelpunkt die Frage, wie der Funktionswandel des religiösen Wissens, der sich in dieser Dichtung vollzieht, zu beschreiben ist. Von besonderer Bedeutung ist dabei die in der Literaturwissenschaft seit Langem debattierte These, dass die ‚Subjektivität‘ als Kennzeichen der im selben Zeitraum entstehenden Gattung der ‚Lyrik‘ sich in der geistlichen Dichtung der Frühen Neuzeit ankündige. Die Frage, in welcher konkreten Form tatsächlich von einer solchen Bewegung die Rede sein kann, gehört, genauso wie diejenige, ob und, wenn ja, in welchem Sinne diese Bewegung als Säkularisierung aufgefasst werden kann, zu den wiederkehrenden Themen des Bandes. Im Einzelnen diskutieren die Beiträge die frömmigkeitsgeschichtlichen Voraussetzungen der geistlichen Dichtung und die Wirkung, die man von dieser Dichtung erwartete, genauso wie ihre konfessionsspezifischen Ausprägungen, ihre poetischen und rhetorischen Gestaltungsprinzipien, die Bedeutung antiker Mythologie und Religion, den Einfluss von Deismus und Pantheismus sowie die Frage nach den Anfängen der ‚Naturlyrik‘. Im Fokus des gleichermaßen literaturwissenschaftlichen wie religionshistorischen Zugriffs stehen – neben Korpora wie den kirchlichen Gesangbüchern – Dichter wie Friedrich von Spee, Andreas Gryphius, Catharina Regina von Greiffenberg, Daniel von Czepko, Daniel Casper von Lohenstein, Johann Christian Günther, Barthold Heinrich Brockes, Albrecht von Haller, die galanten Dichter und die Autoren des „Parnassus Boicus“.
View lessDem Forschungsprogramm des Sonderforschungsbereichs 980 „Episteme in Bewegung“ entsprechend, widmen sich die Beiträge des Bandes unterschiedlichen Transfers zwischen den Wissensbereichen der Magie, der Alchemie und der Dichtung vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit. Dabei stehen ‚Schreibweisen‘ als die jeweiligen Formen der Darstellung von Wissen im Zentrum des Interesses. Magische und alchemische Texte haben in der Geschichte einen ebenso exklusiven wie prekären Status und bedienen sich daher häufig Verfahren der sprachlichen Verschlüsselung. Aus heutiger Perspektive können diese Verfahren als literarische charakterisiert werden; im historischen Kontext haben sie eigene Funktionen, die teilweise erst noch bestimmt werden müssen. Darüber hinaus ist magisches und alchemisches Wissen vielfach in die Literatur überführt worden und hat dabei wiederum formale und inhaltliche Veränderungen erfahren. Der Band widmet sich damit der doppelten Fragestellung, wie Wissen über Magie und Alchemie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vermittelt wird und auf welche Weisen gerade literarische Texte dieses Wissen spiegeln, verarbeiten und modifizieren.
View lessInstitutionen geraten normalerweise gerade nicht in den Blick, wenn es um Prozesse des Wissenswandels geht. Vielmehr ist es eine weithin geteilte Überzeugung, dass Wandel wenn, dann stets nur außerhalb dieser Kreativitätsblockierer stattfindet. Nun ist aber gerade dort, wo vermeintlich rigide und stur am Überkommenen festgehalten wird, stets auch Wandel feststellbar. Ganz offensichtlich bringen also Praktiken, die auf Wiederholung gepolt sind und so institutionelle Zusammenhänge stabilisieren sollen, zugleich auch Veränderung hervor. Dieses Zusammenspiel von Wiederholung und Veränderung wird in diesem Sammelband mit dem Begriff der ‚Iteration‘ gefasst. Die Autorinnen und Autoren zeigen anhand einer breiten Palette historischer Fallbeispiele, welche Varianten des Wechselspiels von Wiederholung und Wandel zu beobachten sind und welche Befunde sich daraus für eine transdisziplinäre Wissensgeschichte ergeben. Der Band eröffnet die Reihe „Episteme in Bewegung. Beiträge zu einer transdisziplinären Wissensgeschichte“, in der die Ergebnisse der Zusammenarbeit im Sonderforschungsbereich 980, der an der Freien Universität Berlin angesiedelt ist, präsentiert werden.
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