Ziel der Arbeit war es, die veterinären Arzneimittelbilder (AMB) der homöopathischen Arzneien Arsenicum album, Atropa belladonna, Lachesis muta, Strynchnos nux vomica und Pulsatilla pratensis hinsichtlich der Herkunft ihrer Symptome (veterinär/ human) zu untersuchen und eine Aussage über die Grundlage der aktuellen AMB dieser Arzneien in der Veterinärhomöopathie zu treffen. Die Ergebnisse wurden unter verschiedenen Aspekten betrachtet und diskutiert. Die zur Auswertung herangezogene Literatur wurde gesichtet und die ausgewählten Arzneimittelsymptome auf das Vorhandensein oder Fehlen einer humanhomöopathischen Entsprechung untersucht. Bei der Bestimmung der Herkunft wurden Symptome, für die eine solche Entsprechung gefunden wurde und die nicht bei einer Arzneimittelprüfung (AMP) Genzkes beobachtet wurden, als Symptome humanhomöopathischer Herkunft geführt. Symptome, die von Genzke bei einer AMP beobachtet wurden und Symptome, für die keine humanhomöopathische Entsprechung gefunden werden konnte (Eingang in die veterinären AMB aufgrund praktischer Erfahrungen bei der Behandlung kranker Tiere), wurden als Symptome veterinären Ursprungs behandelt. Wurde ein Symptom von mehreren Autoren genannt, wurde die Chronologie der jeweiligen Nennungen berücksichtigt. Zur Darstellung der historischen Entwicklung der veterinären AMB wurde zwischen Symptomen, die nur in der Literatur vor oder nach 1950 genannt werden und Symptomen, die sowohl vor als auch nach 1950 genannt werden, unterschieden. Ergebnisse der Auszählung der Symptomlisten (AMB) Die Symptome der veterinären AMB wurden nach den oben genannten Kriterien ausgezählt und die Ergebnisse miteinander verglichen; Angabe in Prozent (gerundet auf ganze Zahlen) bezogen auf die Gesamtheit der Symptome (N=100%). Historische Zuordnung der Symptome Bei den AMB von Arsenicum, Belladonna, Nux vomica und Pulsatilla stammten 40-46% der Symptome aus der Literatur vor 1950, 44-49% aus der Literatur nach 1950; 10-11% werden sowohl vor als auch nach 1950 genannt. Bei dem AMB von Lachesis verschob sich die Verteilung deutlich zugunsten der Symptome aus der Literatur nach 1950 (89%). Diese Abweichung lässt sich durch die im Vergleich zu den anderen Mitteln späte Einführung als homöopathische Arznei erklären. Vorhandensein oder Fehlen humanhomöopathischer Verweise Der Anteil an Symptomen mit humanhomöopathischem Verweis überwog bei allen Arzneien mit 80-84% deutlich gegenüber dem Anteil ohne Verweis. Einfluss von Genzke auf die veterinären AMB Der Anteil der Symptome, die von Genzke genannt werden, lag bei 18-34%, der Anteil der AMP-Symptome bei 3-14%. Der Anteil der AMP- Symptome, die auch nach 1950 genannt werden, lag bei 1-4%. Auswertung der veterinären AMB hinsichtlich der Herkunft der Symptome Die ausgezählten Symptome wurden in sechs Gruppen eingeteilt, wobei sowohl die Herkunft als auch der Zeitraum, über den die Symptome aufgeführt werden, berücksichtigt wurde. Den sechs Gruppen wurden verschiedene Wertigkeiten zugeordnet, wodurch sich eine Rangfolge (Ränge 1-6) ergab, die eine Aussage über die Grundlage der veterinärhomöopathischen AMB (Herkunft der Symptome) der untersuchten Arzneien erlaubte. Grundlage der veterinären AMB bildeten die Symptome veterinären Ursprungs (AMP, praktische Erfahrungen) der Ränge 1-3 (11-16%) und die Symptome humanhomöopathischer Herkunft der Ränge 4-5 (43-46%). Die Symptome aus dem Rang 6 (Symptome unterschiedlicher Herkunft aus der Literatur vor 1950; 40-46%) waren für die aktuellen AMB ohne Bedeutung. Wurden nachfolgend die Symptome der Ränge 1-5 als Gesamtheit der Symptome der aktuellen AMB definiert, ergab sich eine Aufteilung in Symptome veterinären Ursprungs (17-26%) und Symptome humanhomöopathischer Herkunft (74-83%). Schlussfolgerung Derzeit basiert die Arzneimittelwahl in der Veterinärhomöopathie auf der Grundlage von AMB, die überwiegend Symptome humanhomöopathischer Herkunft beinhalten. Obwohl einige Symptome eines AMB bei Mensch und Tier vermutlich ähnlich sind, sind die Feinheiten, welche für die Arzneimittelwahl entscheidend sind, bei Mensch und Tier unterschiedlich. Eine Übertragbarkeit von Symptomen vom Mensch auf das Tier (und zwischen den einzelnen Tierarten) wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich beurteilt. Die Frage, ob und unter welchen Umständen eine solche Übertragung möglich ist, konnte anhand des vorliegenden Datenmaterials nicht abschließend beantwortet werden. Die Frage scheint zudem (emotional) eng gekoppelt mit dem Verlangen nach AMP an Tieren. Obwohl ausführliche AMP an Tieren nach den Richtlinien der modernen Methodik eine Möglichkeit wären, veterinäre AMB unabhängig von der Humanhomöopathie zu entwickeln bzw. zu festigen, wurden derartige AMP bisher in größerem Umfang nicht durchgeführt. In der Praxis werden diesem Vorhaben durch den dazu notwendigen Aufwand Grenzen gesetzt, außerdem sind (auch in der Humanhomöopathie) noch Fragen hinsichtlich der Methodik offen. Symptome, die aufgrund praktischer Erfahrungen homöopathisch behandelnder Tierärzte in die veterinären AMB einfließen, erscheinen aufgrund der bisherigen Feststellungen von besonderer Bedeutung. Es erscheint sinnvoll, durch Sammlung sorgfältig dokumentierter Kasuistiken (d.h. nachvollziehbare Arzneimittelwahl anhand der erhobenen Befunde, genaue Beschreibung des Krankheitsverlaufs, Symptomauslöschung, Auftreten neuer Symptome...) und systematische Erfassung der so gewonnenen Symptome, die veterinärhomöopathischen AMB abzusichern. Dabei sollte auf größtmögliche Transparenz hinsichtlich der Herkunft der Symptome und Häufigkeit oder Stärke ihres Auftretens geachtet werden. Ein solches Vorgehen könnte zur Entstehung einer dynamischen, ständig aktualisierten Arzneimittellehre bzw. Materia Medica in der Tiermedizin führen.
Title: Principles of homeopathic remedy pictures in veterinary medicine - historic roots and current applications in practice - instancing Arsenicum album, Atropa belladonna, Lachesis muta, Strychnos nux vomica and Pulsatilla pratensis The objective of this research was to analyse veterinary remedy pictures (RP) of the homeopathic remedies Arsenicum album, Belladonna, Lachesis, Nux vomica and Pulsatilla with regard to the origin of their respective symptoms (veterinary / human) and to make a statement about the current RP of these remedies in veterinary homeopathy. The results of the research were analysed and discussed under different aspects. Literature was sorted through and the chosen symptoms were searched for the existence or absence of a human homeopathic reference. To exactly pinpoint their origin, the symptoms which have a human homoeopathic equivalent and which have not been observed by Genzke at a proving were referenced as human homoeopathic derived symptoms. Symptoms observed by Genzke during a proving were referenced as veterinary-symptoms. Symptoms without a human homoeopathic counterpart were treated likewise. A symptom quoted by several authors was chronologically referenced. To illustrate the historic development of veterinary remedy pictures, symptoms were divided in groups mentioned only before 1950, after or before and after 1950. Results of the count of the lists of symptoms (remedy pictures) The symptoms of the veterinary remedy pictures were counted with regard to the mentioned criteria and the results were compared. Numbers are expressed as a percentage (rounded to the next integer) in relation to the totality of symptoms (N=100%). Historical referencing of the symptoms The remedy picture of Arsenicum, Belladonna, Nux vomica und Pulsatilla are mentioned 40 to 46% of the time in literature before 1950 only, 44-49% are mentioned in literature only after 1950; 10-11% are mentioned before 1950 and after 1950 as well. The remedy picture of Lachesis moved the chronological distribution of symptoms significantly towards recent symptoms. This divergence is explained by the late introduction of Lachesis as a homoeopathic remedy. Presence or Absence of human homeopathic references The percentage of symptoms with a human homeopathic reference was with 80-84% much larger than the group of symptoms without a human homeopathic reference. Influence of Genzke to homoeopathic provings The percentage of symptoms mentioned by Genzke is 18-34%, the percentage of Symptoms observed during a proving is 3-14%. The percentage of Proving-Symptoms mentioned by Genzke found in literature after 1950 was 1-4%. Analysis of the veterinary remedy pictures with regard to the origin of their symptoms The examined symptoms were divided in six groups taking into account their origin and the period of time they were mentioned as well. Ranks of value were assigned to the groups (Rank 1-6) providing a ranking that made the analysis of the base of recent veterinary remedy pictures possible. The basis of veterinary remedy pictures consists of veterinary symptoms (proving, practical experience) of the ranks 1-3 (11-16%) and the symptoms with human homeopathic reference of the ranks 4-5 (43-46%). Symptoms of rank 6 (symptoms mentioned before 1950: 40-46%) have no impact on the current remedy picture. Defining afterwards the symptoms of ranks 1-5 as the totality of symptoms of recent remedy pictures, 17-26% were of veterinary origin whereas 74-83% of the symptoms derived from human homeopathic origins. Conclusion Today s selection of veterinary remedies is based on remedy pictures mainly containing symptoms of human homoeopathic origin. Although some symptoms of a RP are similar on humans and animals, the details, which are critical for the remedy choice, are different. The transfer of symptoms from human to animal (and between different animal species) is being judged differently by varying authors. The question whether and under what circumstances a transfer is possible, could not be answered conclusively with the data on hand. Moreover the question seems (emotionally) linked to the demand for remedy provings on animals. Although detailed provings on animals based on guidelines of modern methodology are a possibility to develop veterinary remedy pictures independently from human homoeopathy, such provings haven t been carried out in large scale. In practice, the carrying out of this plan would be limited by the tremendous amount of resources required. Additionally, questions pertaining to the systematic of homoeopathy (in human homoeopathy, too) are still unanswered. Symptoms integrated into veterinary remedy pictures because of practical experiences of homoeopathic veterinarians appear to be especially important in the light of the conclusions drawn. It seems prudent to back up the homoeopathic remedy pictures through the collection of carefully documented cases (i.e. comprehensible choice of remedies because of the diagnosis, precise description of the course of the disease and the appearance and disappearance of symptoms) and systematic recording of the recognized symptoms. The greatest possible accuracy with regard to the origin and the frequency and strength of the symptoms should be taken. Such a procedure might lead to the creation of a constantly updated remedy theory or materia medica in veterinary practice.