Objektepistemologien fragen nach dem ‚Was‘, dem ‚Wie‘, dem ‚Warum (so)‘ und dem ‚Wozu‘von vergangenen und gegenwärtigen Diskursen zu, Konzeptualisierungen von und Hand-lungsroutinen an, mit und infolge von Dingen. In ihrem Zentrum stehen das Wissen überdie Dinge mit den darin vielfach implizit enthaltenen Konzeptualisierungen von Dingensowie der Zusammenhang zwischen diesem Dingwissen und der epistemischen oder szien-tifischen Praxis. Dabei erweisen sich die in der Dingpraxis ausgedrückten Zuschreibungenan Dinge als variabel, differentiell und temporär. Der Beitrag führt in den innovativen,transdisziplinären Forschungsraum der Objektepistemologien ein und kontextualisiert ihntheoriegeschichtlich. Außerdem bietet er einen Überblick über die weiteren Beiträge desSammelbandes.
Weniger anzeigenDie sozial- und kulturwissenschaftliche Bewertung der Dinge, ihres epistemischen Status sowie ihres Stellenwerts im Rahmen sozialer Praktiken und damit für das Soziale insgesamt hat in den letzten drei Jahrzehnten eine bemerkenswerte Dynamik entfaltet und eine radikale theoretische Weiterentwicklung vollzogen. In der aktuellen theoretischen Debatte über die Dinge wird dabei insbesondere die Variabilität und Instabilität der sozialen Praxis sowie die ‚Ambivalenz der Dinge‘ betont. Objektepistemologien widmen sich der Frage, wie genau multiple und variable Objektidentitäten in der epistemischen Praxis entstehen und wie sie ihrerseits auf diese Praxis zurückwirken. Handlungsoptionen an, mit oder infolge von Dingen besitzen jedoch stets auch eine soziale, wirtschaftliche, politische sowie eine ethische Dimension, die ebenfalls wissensbasiert ist und deren Prämissen es gleichermaßen zu klären gilt. Die Texte des vorliegenden Bandes stellen den Versuch dar, das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis zwischen Dingen und Wissen aufzudecken und in verschiedenen Erscheinungsformen zu analysieren. Dadurch umreißen sie den transdisziplinären Forschungsraum der Objektepistemologien und stellen sein wissenschaftliches Potential unter Beweis.
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