Pilgerfahrten sind ein wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Identität der indischen Händlerkaste der Jains, da diese über kein eigenes Gebiet verfügen. Die größtenteils zu Fuß stattfindende jährliche Gruppenpilgerschaft versammelt Hunderte oder sogar Tausende von Pilgern, die bereitwillig körperliche Schmerzen, Hunger und Durst auf sich nehmen, um dem Gründer ihrer Religion zu huldigen. Nach tagelanger Wanderung durch spärlich besiedelte Landstriche, machen sich die Pilger auf den Weg in das Shatrunjaya Gebirge mit seinen 108 Tempeln und ca. 1000 kleineren Schreinen. Dieser Tempelkomplex ist konzipiert als einer der wenigen Plätze der Unendlichkeit in einem sich immer wandelnden Universum. Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Aufbau, der Organisation und rituellen Performanzen während der Pilgerfahrt, mit der Frage, welche Vorstellungen vom Universum ihr zugrunde liegen, und mit der ständigen Bestätigung der Jain Identität durch die Verehrung ihrer Vorfahren und spirituellen Gründer.