Bei knapper werdenden finanziellen Ressourcen ist es besonders wichtig zu wissen, welche ge- sellschaftlichen Lasten für die Bevölkerung durch Sucht zu tragen sind. Berechnet wurden die direkten und indirekten Kosten alkoholbezogener Krankheiten in Deutschland für die Mitte der 90-er Jahre. Datengrundlage sind umfangreiche Statistiken (z.B. Todesursachenstatistik, Krankenhausdiagno- sestatistik, Arbeitsunfähigkeit, Rehabilitation, Rentenzugang) und weitere Erhebungen zur Be- völkerungsstruktur und Erwerbstätigkeit, Einkommenssituation, zum Sterbegeschehen (Sterbeta- fel), aber auch zur Sozialhilfe und Suchthilfe. Die Berechnungsmethoden sind vergleichbar mit denen internationaler Studien aber auch zu anderen Krankheitskostenstudien in Deutschland. Insgesamt wurden über 90 alkoholassoziierte Krankheiten berücksichtigt. Für die Schätzung der indirekten Kosten wurde ein Humankapitalansatz gewählt, bei dem auch nichtmarktwirtschaftli- che Kosten berücksichtigt werden konnten. Die direkten Kosten wurden weitgehend durch den top-down Ansatz berechnet. Für die Kosten der Morbidität wurde ein spezieller Umsteigeschlüs- sel erstellt, der es ermöglicht alters- und geschlechtspezifisch alkoholbezogene Diagnosen aus 3stelligen ICD-9 zu schätzen. Die Volkswirtschaft wird jährlich mit 40 Mrd. DM durch alkoholassoziierte Krankheiten be- lastet. Dies sind 1,13% des Bruttosozialprodukts. Von den indirekten Kosten mit 24 Mrd. DM entsteht der größte Ressourcenverlust mit 14 Mrd. DM durch vorzeitige Mortalität der jährlich 42000 an alkoholbezogenen Krankheiten Verstorbenen. Die Frühberentung ist der zweithöchste Ressourcenverlust; es folgt die Arbeitsunfähigkeit. Die direkten Kosten, also der Ressourcen- verbrauch verursachen 15 Mrd. DM bzw. fast 40% der Gesamtkosten. Von diesen sind die Kran- kenhausbehandlung, die vorbeugenden und betreuenden Maßnahmen und die ambulante Be- handlung die Hauptpositionen. Für die betrachteten Jahre 1993 bis 1995 konnten keine wesentlichen Trends ausgemacht wer- den, so dass von einer relativen Konstanz der Problematik ausgegangen werden kann. Männer sind für den erheblichen Teil der Kosten verantwortlich, da sie nicht nur häufiger ein riskantes und gefährliches Trinkverhalten zeigen, sondern auch über ein durchschnittlich höheres Ein- kommen verfügen. Sogar für die direkten Kosten wie bei der Rehabilitation werden für Männer pro stationärer Rehabilitationsleistung mehr Mittel eingesetzt als für Frauen. Altersgruppenspezifische Auswertungen zu Mortalität und Morbidität zeigen auf, dass der Schwerpunkt bei Konsumenten im mittleren Lebensalter liegt. Schon für die jüngere Bevölke- rung muss mit gravierenden gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen gerechnet werden. Aus einer ökonomischen Perspektive betrachtet sollten spezifische Ziele benannt und unterstüt- zende Maßnahmen insbesondere für junge Menschen ergriffen werden, um in Zukunft die hohen gesellschaftlichen Kosten reduzieren zu können.
In view of limited financial resources it is most important to know the welfare costs of addiction. The direct and indirect costs of alcohol-related diseases in Germany during the mid-90s have been calculated. A large number of different data sources were included into the analysis: cause-of-death statis- tics, hospital diagnosis statistics, inability to work, rehabilitation, retirement data, and other sur- veys concerning population structure and work, income situation, mortality (life table) as well as social welfare assistance and addiction help, and others. Calculation methods are comparable to international studies and other disease cost studies in Germany. Overall more than 90 alcohol- related diseases were considered. For the estimation of the indirect costs a human capital method that includes non-market costs was chosen. Direct costs were calculated by using the top-down method. For the costs of morbidity, a special transformation key was designed which allows for the estimation of age- and gender-specific alcohol-related diagnosis from three-digit ICD-9. The national economy is burdened with 40 billion DM due to alcohol-related diseases. This rep- resents 1.13% of the gross national product. Of the total indirect costs, amounting to 24 billion DM, the greatest loss of resources, 14 billion DM, arises from the 42,000 premature deaths due to alcohol-related diseases. Early retirements account for the second highest loss of resources, followed by inability to work. Direct costs, i.e. the consumption of resources, account for 15 billion DM of the overall costs (40%). Of these, hospital treatment, preventive and assisting measures, and outpatient treatment are the main items. For the years under consideration, 1993-1995, no major trends could be determined. Therefore, the situation seems to be comparatively stable. The major part of the costs is incurred by men, because they not only show more risky and more dangerous drinking behaviour but usually have a higher income than woman. Even for direct costs, like rehabilitation costs, more money per case also has been spent for men than for women. Age-specific analyses concerning mortality and morbidity identified middle-aged consumers as the main group at risk. But also for younger members of the population severe health and eco- nomic consequences have been demonstrated. From an economic point of view, specific goals, including supporting measures especially for young people, should be set in order to reduce the high social costs in the future.