Auf der Grundlage der Produktions- und Verbrauchsdaten von 182 umweltgefährdenden Industriechemikalien wird der Zusammenhang von staatlicher Regulation und ökologisch vorteilhaftem Strukturwandel in der Chemieindustrie untersucht. Gefragt wird nach den Ursachen des Verbrauchsrückgangs von rund einem Drittel der untersuchten Stoffe. Die Untersuchung ist keine herkömmliche Top-down-Analyse aus der ‘Gesetzgeberperspektive’. Vielmehr wird von den Wirkungen zu den Ursachen zurückgefragt, ein Ansatz, der für die Dynamik und Breite staatlicher wie nichtstaatlicher Einflußfaktoren bewußt offen ist. Dabei ergibt sich eine überraschend geringe Bedeutung direkter Staatsinterventionen bei der Rückentwicklung bzw. Substitution der untersuchten Gefahrstoffe. Das zeigt sich u.a. daran, daß Eingriffe in vielen Fällen erst post factum erfolgen, z.B. nach Einstellung der Produktion. Nur 40% der direkt regulierten Gefahrstoffe haben einen rückläufigen Verbrauch, andere regulierte Chemikalien zeigen eine stabile oder steigende Produktion. Informationelle Instrumente, wie die öffentliche Definition von Umwelt- und Gesundheitsgefahren, scheinen dagegen von großer Bedeutung. Offenbar hatte nicht die direkte Maßnahme am Ende langwieriger Willensbildungsprozesse, sondern eben dieser vorgängige Ziel- und Willensbildungsprozeß selbst den entscheidenden Einfluß auf den Rückgang. Dieser Mechanismus wird in Fallstudien illustriert. Abschließend wird eine modellhafte Darstellung typischer Einflußabläufe formuliert und politisch-praktisch interpretiert.