Die Arbeit analysiert aus Zukunftsforschungsperspektive die Tätigkeit der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität” des Deutschen Bundestages. In dieser Kommission behandelten 17 Abgeordnete und 17 Sachverständige von Januar 2011 bis April 2013 Fragen zu neuen Wohlstandsindikatoren und nachhaltigem Wirtschaften. Die Zukunftsrelevanz dieser Themen, die systematische Arbeitsweise der Kommission sowie der gegenwärtig noch fehlende Konsens über seriöse Zukunftsforschung waren die Motivation für die Leitfrage der Arbeit: Inwiefern betreibt die sogenannte „Wachstumsenquete” gute Zukunftsforschung? Mit Hilfe einer Auswertung der theoretischen Literatur geht die Arbeit zunächst auf die Merkmale guter Zukunftsforschung ein. Eine Analyse zahlreicher Dokumente zur Einsetzung der Enquete-Kommission, ihrer Sitzungsprotokolle und insbesondere ihres Abschlussberichts einschließlich der umfangreichen Sondervoten zeigt ein heterogenes Bild der Enquete als hypothetischem Forschungsprojekt. Grundannahmen zur Natur der Zukunft sind widersprüchlich und es fehlt an konkreten Handlungsaufforderungen oder Visionen. Dafür liefert die Enquete – anders als viele Zukunftsstudien – für mündige Leserinnen detaillierte Informationen über einen Dissens, bei Transparenz der vertretenen Positionen. Die Kopplung von Wissen mit Gestaltungsmacht im Rahmen eines pragmatistischen Modells der Politikberatung kann der Zukunftsforschung möglicherweise wichtige Informationen über zukünftig plausible Gesetzgebung liefern. Zudem steht die Enquete als politisches Gremium bei mangelnder Repräsentativität unter Rechtfertigungsdruck. Diese ihr eigenen Merkmale können für die Objektivitätsdebatte in der Zukunftsforschung von Bedeutung sein und gegebenenfalls neue partizipativ-transdisziplinäre Forschungsdesigns inspirieren.