Aus dem Vorwort: Die Idee von einer weltlichen, aber für Religionen offenen „Zivilreligion“ bedarf einer entsprechenden zivilen Weltanschauung und eines dazu passenden zivilen Menschenbildes. Der Titel umschreibt die zwei Modelle, die es dazu zu verfolgen gilt. Sie lauten „Mittelwelt“ und „Drei-Drittel-Mensch“. Dabei kann es nicht, und darf es auch nicht einmal, darum gehen, zwei perfekte einzelne Lehren zur Welt und zum Menschen zu entwickeln, falls es denn überhaupt möglich wäre, sie auszuarbeiten. Vielmehr sind solche Antworten anzubieten, die die „vorherrschenden“ Ideen und Modellen aufgreifen, wie etwa für die Metapher von der „Mittelwelt“ den Dualismus von Sein (Natur, Konkretheit etc.) und Sollen (Idealen, Abstrakten etc.). Die bereits vorherrschenden einzelnen Antworten gilt es dann dazu in der Form eines „westlichen Konsens“ sinnvoll zu bündeln. Wissenschaftler mögen es mit guten Gründen als rein rational erachten, was sie in ihren einzelnen Wissenschaften zu bieten haben, und es entrüstet ablehnen, für ihr jeweiliges Gebiet von einer „Zivilreligion“ zu sprechen. Aber wie sieht es mit der „Gesamtheit der Wissenschaften“ aus? Kein Wissenschaftler dürfte heute ernsthaft erklären, als Universalgelehrter alles selbst begreifen und deuten zu können. Und falls doch, was ist dann mit der Mehrheit der anderen Menschen? Was gilt aus dem Blickwinkel des gebildeten Demokraten? Wir alle „glauben“ den groben Leitlinien der jeweiligen Experten, die untereinander auch selbst kaum einen Konsens erreichen können. Wir beugen uns dabei einerseits und mit den Wissenschaftern den großen, vagen und semireligiösen Ideen der Vernunft und der Weltgesetze und andererseits der Einsicht in unsere Unvollkommenheit. Zudem sind wir als alltägliche Entscheider und würdige Träger der Grund- und Menschenrechte gehalten, uns ein höchsteigenes Bild von der Welt und auch von uns selbst zu zimmern, und zwar eines, das auch die Realität mit einbezieht. Dazu „vertrauen“ wir auf unsere „Bildung“ und auf unsere Erfahrungen mit der Um11 welt und mit anderen Menschen. Diese Art von „humanem Pragmatismus“ spielt also neben den Natur- und Geisteswissenschaften irgendeine „dritte“ Rolle. Mit dieser erneut erweiterten 3. Auflage habe ich versucht, das Bild von der Mittelwelt noch fester in der Philosophie zu verankern und unter anderem auf den verwandten phänomenologischen Begriff der „Lebenswelt“ hingewiesen, von dem allerdings vor allem der vorwissenschaftliche und damit „zivile“ Grundgedanke zu betonen ist. Außerdem waren die beiden großen Modelle der „Mittelwelt“ und des „Drei-Drittel-Menschen“ an einigen Stellen noch etwas feiner zu schärfen.