Polytraumatisierte Patienten unterliegen einer erhöhten Letalität an MODS, SIRS und Sepsis. Adhäsionsmoleküle sind an den immunologischen Vorgängen (Leukozyten- und Endothelaktivierung) in einem frühen Stadium beteiligt. Ziel der Studie war es, die Selektine im frühen Verlauf nach Polytrauma zu beschreiben, um dem Kliniker Entscheidungshilfen zu geben, sehr frühzeitig Komplikationen im Heilverlauf entgegenzuwirken. Patienten und Methoden Bei 51 polytraumatisierten Patienten wurden je zehn Blutproben entnommen (vom Unfallort bis zum sechsten posttraumatischen Tag). Die Proben wurden unmittelbar durchflusszytometrisch auf die Exprimierung des L-Selektin auf B- und T-Zellen, Monozyten und PMN untersucht. Zusätzlich erfolgte nach dem gleichen Zeitraster die Messung des löslichen sE-, sP- und sL-Selektin mittels ELISA Technik. Zur Berechnung von Gruppenunterschieden wurde das Patientenkollektiv (ISS >16) entsprechend ihrer Einstufung in verschiedene Scoresysteme eingeteilt. Untersucht wurden hierbei der ISS, der PTS, der APACHE II, der SAPS II und der MODS-Score. Ferner wurden die Menge an Bluttransfusionen sowie die initialen Kreislaufwerte der Patienten untersucht und gewichtet. Ergebnisse Am dritten, vierten und fünften Tag nach Trauma ist das sL-Selektin signifikant erhöht bei Patienten mit MODS. Bei Patienten mit initial instabilen Kreislaufwerten ist das sL-Selektin am dritten und vierten Tag signifikant erhöht. Benötigen Patienten innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Unfall mehr als sechs EKs, so ist das sL-Selektin eine Stunde nach dem Unfall bereits signifikant erniedrigt. Ebenfalls eine Stunde nach dem Unfall korrelieren niedrige sL-Selektin- Spiegel mit einem letalen Ausgang. Lag der ISS > 30, so waren die sE-Selektin- Spiegel nach einer Stunde signifikant niedriger. Ein tödlicher Ausgang des Traumas korrelierte ebenfalls mit erniedrigten sE-Selektin- Spiegeln eine Stunde nach Trauma. Bei Patienten mit initial instabilen Kreislaufwerten ist das sE-Selektin am vierten und fünften Tag erhöht. Ebenso erhöht ist das sE-Selektin am vierten und sechsten Tag bei Patienten >5 Punkte im MODS-Score. Erhöhte sP-Selektin- Werte und eine signifikant erhöhte Exprimierung des CD62L auf Monozyten fanden sich nach einer Stunde bei den Patienten, die am nächsten Tag im SAPS II schlechter eingestuft wurden. Auf B-Lymphozyten ist die Exprimierung nach 24 Stunden höher bei den Patienten mit mehr Transfusionen, auf T-Lymphozyten und Monozyten nach sechs Tagen. Bereits vier Stunden nach dem Trauma korreliert das CD62L auf den T Zellen mit dem Outcome, da bei den im Folgenden Verstorbenen niedrigere Hauptfluoreszenzwerte gemessen werden.
Soluble and cell linked selectins early after multiple injury Multiple injured patients suffer from an increased mortality due to multiple organ dysfunction (MODS), systemic inflammatory response syndrome and sepsis. Adhesion molecules are partners of this early immunological response (activation of endothelial cells and leukocytes). This study was aimed to describe the changes in the selectin levels (cell linked: CD62L on pmn, T-lymphocytes, B-lymphocytes and monocytes; soluble CD62L, soluble CD62E and soluble CD62P) early after multiple trauma to give a tool to the clinician to facing the possible complications. Patients and methods Fifty-one with Injury Severity Score (ISS) >or=to 16 were studied. Arterial blood samples were collected serially after injury. The staining of leukocyte surface adhesion molecules was performed with antibodies against L-selectin . Positive cell count and mean fluorescence intensity were determined by flow cytometry. Soluble L-selectin, soluble E-selectin and soluble P-selectin were measured using enzyme-linked immunosorbent assay. Results sL-selectin is increased in patients with MODS on day three, four and five after trauma and in patients with shock on day three and four. In patients, who needed more than six blood transfusions and within the first 24 hours after trauma and in patients who died, sL-selectin is significantly decreased already one hour after the injury. In patients who died and in patients with an ISS >30 the sE-selectin levels were significantly decreased one hour after trauma. In patients with initial shock the sE- selectin levels were increased on day four and five as well as in patients with >5 points in the MODS-score. Four hours after trauma, the mean fluorescence of CD62L on T-lymphocytes correlates with the outcome.