This Working Paper analyzes the literary and art historical choices made by Marco Boschini (1602–1681) in Carta del Navegar Pitoresco (Venice, 1660). It places the author and his work in the cultural context of the two eminent Venetian learned academies with which he was affiliated, namely the Accademia Delfica and the Accademia de’ Incogniti. A painter, engraver, cartographer, and producer of glass pearls, Boschini embodied the hybrid intellectual culture associated with such institutions in seventeenth-century Italy. Among other things, this culture was reflected in his decision to write the Carta in the Venetian vernacular and to engage with disciplines such as literature and alchemy. The work therefore provides an ideal vehicle for investigating the influence of learned academies on early modern intellectual culture.
View lessDas Teilprojekt 01 der Forschergruppe Diskursivierungen von Neuem rekonstruiert die konkurrierenden Neuerungsansprüche im Minnediskurs des deutschsprachigen Mittelalters. Michel Beheim galt bereits seinen Zeitgenossen im 15. Jahrhundert als eine Art Übergangsfigur: Er gab die Profession als Weber auf und stellte sich als Hofsänger in den Dienst verschiedener Herrscher. Beheim inszenierte sich als nachmaister berühmter hochmittelalterlicher Sänger, beanspruchte für sich eine ‚neue‘ Meisterschaft und kritisierte insbesondere die städtischen Meistersänger scharf. Das vorliegende Working Paper 15 behandelt die spannungsreichen Neuerungsdynamiken bei Michel Beheim in drei Untersuchungsfeldern: Erstens zeichnen sich seine Textfakturen durch Gattungshybridisierungen und Diskursinterferenzen aus. Er durchsetzt seine Lieder zweitens mit texttheoretischen Reflexionen und einer Selbstinszenierung, in welcher er die Rezipienten mit performativen Selbstwidersprüchen konfrontiert. Drittens strebt Beheim eine geschlossene Werkkonstitution an und sichert seine Lieder durch die selbst vorgenommene Tradierung. Ziel ist, die Dynamik von ‚alt‘ versus ‚neu‘ bei Beheim für die genannten Beobachtungsfelder hinweg zu beschreiben und in einer überlieferungsbezogenen, poetologischen und textpragmatischen Argumentation zusammenzuführen.
View lessDas Teilprojekt 05 der FOR 2305 (Canto l’arme pietose. Hybridisierungen von ‚alt‘ und ‚neu‘ in Epos und Epostheorie des Secondo Cinquecento), möchte gängige hermeneutische Purifikationen poetischer Dynamiken, welche z.B. das Verhältnis von romanzo und poema oder von ‚Humanismus‘ und ‚Gegenreformation‘ betreffen, einer Revision unterziehen. Mit Fokus auf Torquato Tasso soll gefragt werden, ob sich in den betreffenden Zusammenhängen anstelle von Dichotomien nicht auch Hybridisierungen beobachten lassen. Die zentrale These des Teilprojekts lautet, dass ‚alte’ und ‚neue’ Diskurse bei Tasso in einem Spannungsverhältnis von Rückversicherung und Traditionsbruch nicht nur miteinander konkurrieren, sondern dass sie sich mit dem Ziel einer umfassenden Integration gegenseitig durchdringen. Dieser Ansatz ist auf der Abschlusstagung der FOR („Multitemporalitäten, Heterochronien, novantiquitates“) am 4. und 5. April 2019 mit einem auswärtigen Respondenten, Federico Di Santo, diskutiert worden. Das vorliegende Working Paper gibt den betreffenden Austausch wider; wesentliche Bereiche sind die Beziehung von romanzo, poema und epopeia sowie die Anwendbarkeit der Hybridisierungs-Kategorie, vor allem mit Blick auf Tassos Darstellung von pagani und cristiani.
View lessIn diesem Working Paper soll gezeigt werden, dass William Shakespeares Tempest die Genese des Shakespeareschen Modells literarischer Autorschaft auf die Bühne bringt, indem die Konstruktion verschiedener Geschichten ausstellt wird, mit deren Hilfe das dynastische-soziale und das ästhetisch Neue in fortschrittsteleologische Erzählungen eingepasst werden. Solche Novationsgeschichten schließen auch Shakespeares Autorschaftsmodell selbst ein, das sich – unter nur scheinbarer Auslassung des Mittelalters – direkt von der Antike in die ‚Gegenwart‘ herleitet. Dabei unterlaufen die direkten Bezugnahmen auf Fragen der Zeit und die sich in Gattungssignaturen manifestierenden zeitliche Setzungen allerdings die ständig ausgestellte ‚chronologische‘ Neuheit. Das Stück stellt fortschrittsteleologische Geschichtsschreibung vor allem dadurch in Frage, dass es chronologisch-lineare Zeitverläufe lediglich über die Auflösung und Hybridisierung von Zeitlichkeiten konstruiert. Im Tempest sind es gerade die mit dem Mittelalter assoziierten Figuren, die das Projekt der Chronologie implodieren lassen; und dies in einer Weise, die zeigt, dass Chronologien und Teleologien paradoxerweise nur über ihre Dekonstruktion herzustellen sind.
View lessZiel des Teilprojekts 04 der Forschungsgruppe Diskursivierungen von Neuem ist es zu zeigen, dass es in der italienischen Kunstliteratur der Frühen Neuzeit plurale Denk- und Argumentationsfiguren für ‚das Neue‘ und die Relationierung von Vergangenheit und Gegenwart in den Künsten gab, die in ihrer Diversität bislang erst in Ansätzen wahrgenommen wurden. Während bezüglich der Konstruktion des Vergangenen und der auf ihr basierenden Entwürfe des Gegenwärtigen in der Forschung Giorgio Vasaris Kunstgeschichtskonstrukt große Aufmerksamkeit erhielt, das die Entwicklung ‚der Kunst‘ vom ausgehenden Mittelalter bis zur Hochrenaissance auf der Basis normativ gesetzter Kategorien als lineare Fortschrittsgeschichte bestimmt hat, geht es in diesem Projekt um die zeitgenössischen Antworten darauf, d.h. im Prinzip um die historische Dekonstruktion des progressiven Geschichtsmodells Vasaris in der venezianischen Kunsttheorie. Wie im vorliegenden Working Paper ausgeführt wird, betreibt diese im 16. Jahrhundert besonders reflektiert Lodovico Dolce in seinem Dialogo della pittura von 1557. Er setzt explizit die Pluralität, Relativität und Subjektivität im Urteil gegen den emphatischen Wahrheitsanspruch Vasaris. Indem er darüber hinaus das diskursive Potential der Gattung des Dialogs kalkuliert gegen die lineare und monologische Argumentation Vasaris in der Gattung des Traktats ausspielt, führt er die Vielfalt der künstlerischen Möglichkeiten wie auch des ‚Neuen‘ den Leser*innen regelrecht vor Augen.
View lessUngefähr in der Mitte des 17. Jahrhunderts ereignet sich im wissenschaftlichen Weltbild ein paradigmatischer Umschwung in der Auffassung über die Intelligenz der Tiere. Die aristotelische Lehrmeinung über die anima sensitiva, die den nicht vernunftbegabten Lebewesen innewohnt, wird durch mechanistische Vorstellungen eines bloß materiellen spiritus und insbesondere durch die cartesianische Philosophie angefochten. In den heiß geführten Debatten der Zeit spielt die Poesie und besonders das Lehrgedicht eine besondere Rolle: es liefert schon seit der Antike exempla der animalischen Verstandesleistungen, die als Beweise für die Beseeltheit der Tiere angeführt werden. Hierbei treffen nicht nur zwei Weltanschauungen, die hylemorphistische und die mechanistische, aufeinander, sondern auch zwei Arten der Beweisführung: die eine konzentriert sich auf die nüchterne Beschreibung der anatomisch-mechanischen Prozesse, die andere erzählt das von menschenähnlichen Emotionen und Motiven geprägte Leben und Handeln der Tiere. Das vorliegende Working Paper verfolgt die Spur dieser Debatte in frühneuzeitlicher Jagd- und Lehrdichtung, die ihre Beweiskraft zur Verteidigung der animalischen Intelligenz aus einer bis in die Antike reichenden Tradition der Tierbeschreibungen schöpft. Es beleuchtet die Bedeutung der ‚alten‘ literarischen Gattung in Bezug auf eine ‚neue‘ wissenschaftliche Problemstellung und verdeutlicht, vor welche Schwierigkeiten die Beschränkung der Wissenschaftssprache auf einen immer unpersönlicheren und sachlicheren Duktus die wissenschaftliche Dichtung stellte.
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