Die Dissertation beschäftigt sich mit der Chat-Kommunikation von Kindern und Jugendlichen im Webchat "Europachat". Anhand der erhobenen Daten wird die neue, computervermittelte Kommunikationsform mit ihren Besonderheiten untersucht. Die "normale" gesprochene Sprache und die Chat-Kommunikation weisen sowohl Ähnlichkeiten wie auch Unterschiede hinsichtlich ihrer sprachlichen Strukturen auf. In wieweit die Chat-Kommunikation als Form der Konversation gelten kann, die mit den entsprechenden \- für die gesprochene Sprache entwickelten und bewährten - Methoden analysiert werden kann (z.B. der für diese Arbeit favorisierten ethnomethodologischen Konversationsanalyse), ist ungeklärt. Die Dissertation befasst sich mit dieser Frage. Es werden exemplarisch sowohl eine qualitative Auswertung von Begrüßungssequenzen als auch eine quantitative Auswertung der im selben Chat verwandten chat- spezifischen Sprachmittel vorgenommen. Beide Auswertungen ermöglichen in Zusammenhang mit der Literatur zum Thema eine Beantwortung der Frage nach der Anwendbarkeit der Konversationsanalyse bei Chat-Kommunikation. Die im Rahmen der Arbeit durchgeführte konversationsanalytische Untersuchung basiert auf 21 Logfiles des Chat-Raumes "Entrée" des Europachat. Zu den Erhebungszeitpunkten wurde der Chat berlinweit von verschiedenen Jugendeinrichtungen genutzt. Anhand der Logfiles wird die offene Frage gestellt: Nach welchen interaktiven Regeln gestaltet sich die Kommunikation von Kindern und Jugendlichen beim Chatten? Im Anschluss an eine allgemeine Auswertung der Daten hinsichtlich der Nutzung des Chats von Kindern und Jugendlichen wird der analytische Fokus auf die Phase der Gesprächseröffnungen gelegt. Die "Chat-Raum-Eintritts-Phase (CEP)" wird hierbei als Untersuchungseinheit gewählt. Anhand von 127 CEP-Sequenzen, die als "allgemeine Begrüßungen" kategorisiert wurden, wird mit Hilfe der Konversationsanalyse untersucht, ob die Begrüßungen im Chat dem Prinzip der Paarsequenzierung (engl.: "adjacency pairs") folgen. Die Analyse zeigt, dass die Begrüßungssequenzen nicht dem Prinzip der Paarsequenzierung entsprechen, sondern eine andere wichtige funktionale Rolle innerhalb der Gesprächsorganisation der Chat-Kommunikation einnehmen. Es wird gezeigt, dass die allgemeinen Begrüßungen die Funktion eines gesprächsinitiatorischen, aufmerksamkeitsgewinnenden Schrittes haben. Ergänzend zu der qualitativen konversationsanalytischen Untersuchung der Gesprächsstrukturen wird die Frage nach den von Kindern und Jugendlichen eingesetzten Formen bzw. Sprachmitteln behandelt. Die Logfiles werden auf quantitativer Ebene im Hinblick auf die Benutzung von graphostilistischen Formen (v.a. Emoticons), den Gebrauch von Akronymen und den Einsatz von Äußerungen in Asterisken analysiert. Die Kinder und Jugendlichen lassen vor allem Emoticons und Äußerungen in Asterisken in ihre Chat-Kommunikation einfließen. Akronyme werden kaum eingesetzt. Im Anschluss an die empirischen Auswertungen wird in der Dissertation die Frage diskutiert, ob die Chat-Kommunikation eine Form von Konversation ist, deren Strukturen sich mit Hilfe der Konversationsanalyse herausarbeiten lassen. Als Ergebnis wird festgehalten, dass eine effektive Anwendung nur bedingt möglich ist.
The dissertation focuses on the chat communication of children and adolescents in the webchat "Europachat". The new computer-mediated communication and its details is studied. Regular spoken lanugage and chat communication have a lot of similarities as well as differences concerning their linguistic structures. The question - whether chat communication can be regarded as a form of conversation which can be analysed by methods developed and approved for spoken conversation (e.g. the ethnomethodological conversation analysis) - is unanswered. The thesis deals with that problem. A qualitative, exemplary analysis of greeting sequences as well as a quantitative analysis of the chat -specific linguistic features within the same chat is undertaken. Both studies together with the discussed literature about the topic make an anwer to the above-mentioned question feasible. The conversation analysis which has been done within the framework of the dissertation is based on the empirical data of 21 logfiles of the chat room "Entrée" of the "Europachat". The chat was visited by members of several Berlin youth institutions at the time of data collection. With regard to the logfiles the open question is raised: According to which interactive structures or rules is the chat communication of children and adolescents organised? After a general examination of the data with regard to the usage of the chat room by the children and adolescents, the analytical focus is laid on the phase of conversational beginnings. The "chat room entry phase (CEP)" is chosen as analytical unit. 127 CEP sequences which have been categorized as "general greetings" are studied by the means of conversation analysis. It is analysed whether the greeting sequences in chat communication follow the principle of adjacency pairing. It is shown that the general greetings are not organised according to the known structure of adjacency pairs but that they have another important function within the organisation of chat communication. The general greetings function as attention catcher and talk initiator. Supplementary to the qualitative conversation analysis, a quantitative study is done which deals with the question of the linguistic features used within the chat communication. The logfiles are analysed with regard to the use of graphostilistic means (especially emoticons), the use of acronyms and the use of utterances in asterisks. The children and adolescents make use of emoticons and utterances in asterisks in particular. Acronyms are rarely chosen. Finally the dissertation discusses the problem whether chat communication is a form of conversation the structures of which can be worked out by means of conversation analysis. It is concluded that an effective application is possible only conditionally.