Das SPI-Modell des Selbst (z.B. Hannover & Kühnen, 2002; Hannover, Pöhlmann, Roeder, Springer & Kühnen, 2005a; Kühnen, Hannover & Schubert, 2001; Kühnen & Hannover, 2003) beschreibt den Einfluss independenten und interdependenten Selbstwissens auf die Informationsverarbeitung und spezifiziert die kognitiven Funktionen, mittels derer Information stärker kontextunabhängig bzw. abhängig verarbeitet wird. Es bildet den theoretischen Rahmen der vorliegenden Arbeit, die zu klären versucht, inwieweit sich independentes und interdependentes Selbstwissen auf den Aufbau mentaler Repräsentationen als wesentlicher Komponente des Informationsverarbeitungs-Prozesses und Grundlage von Gedächtnisinhalten auswirkt. Es wird erwartet, dass independente Personen Informationen kontextunabhängig und umgekehrt interdependente Personen Informationen kontextabhängig im Gedächtnis organisieren. Die Kontextabhängigkeit der Gedächtnisrepräsentation sollte sich in unterschiedlicher Weise darstellen. Deshalb wurden drei mögliche Facetten mentaler Repräsentationen herausgegriffen und analysiert: a) die Kontextspezifität mentaler Repräsentationen, die während des Textverstehensprozesses aufgebaut werden, b) der Abstraktionslevel mentaler Repräsentationen von Ereignissen, erfasst über die Breite von Kategorien und c) die Kontextgebundenheit abstrakter mentaler Repräsentationen. In drei Studien wurden Häufigkeitsdaten und Reaktionszeiten chronisch independenter und interdependenter Probanden erhoben. Es zeigte sich, dass independente Personen kontext-unspezifische, d.h. auf das Wesentliche reduzierte Textrepräsentationen aufbauten, Ereignisse abstrakt anhand breiter Kategorien repräsentierten und ihre abstrakten Repräsentationen auf kontextabstrahierten Assoziationen zwischen Objekten beruhten. Umgekehrt bauten Interdependente kontextspezifische, d.h. detaillierte und gleichzeitig komplexe Textrepräsentationen auf, repräsentierten Ereignisse stärker konkret, indem sie schmale Kategorien bildeten und bauten abstrakte Repräsentationen auf, die sich in kontextbezogenen Assoziationen zwischen Begriffen gründeten. Diese Befunde unterstützten die Annahme der unterschiedlichen Kontextabhängigkeit mentaler Repräsentationen in Abhängigkeit von independentem und interdependentem Selbstwissen. Gleichzeitig ließ sich die Kontextabhängigkeit mentaler Repräsentationen spezifizieren. Die Befunde wurden abschließend mit Blick auf die Erforschung von Gedächtnisstrukturen und ihre Implikationen für die Selbstkonzeptforschung diskutiert.
The Semantic-Procedural Interface Model of the Self (i.e. Hannover & Kühnen, 2002; Hannover, Pöhlmann, Roeder, Springer & Kühnen, 2005a; Kühnen, Hannover & Schubert, 2001; Kühnen & Hannover, 2003) describes the influence of independent and interdependent self-knowledge on information-processing and specifies the cognitive functions that initiate a context-dependent or context-independent processing mode. In my thesis, I used the SPI-model in order to explain how these two kinds of self-knowledge influence the construction of mental representation as the basis for memory organization. People with independent self-construal (independents) are predicted to arrange information in a context-independent way, while people with interdependent selves (interdependents) will organize information more context-dependently. Due to the complexity of the term mental representation the degree of context-dependency should show in different ways. Hence, three distinct facets were singled out and analyzed: a) the context-specifity of mental representations while text-comprehension b) the abstraction-level of mental representations of social events and c) the context-relatedness of abstract mental representations. In three studies I assessed frequencies and reaction times of independents and interdependents. Independents built context- unspecific mental representations of texts including the essential information, they created abstract representations of social events in form of broad categories and produced context-abstracted associations between objects. Vice versa, interdependents built context-specific text representations that were detailed and complex, they constructed concrete mental representations of social events while forming narrow categories and represented in their abstract representations context-related associations between objects. The results are in line with the assumption that independent and interdependent self-knowledge influence the degree of context-dependency of mental representations. At the same time it was possible to specify the context- dependency of mental representations.