Das Ziel dieser Untersuchung ist es, die Totalitarismustheorie Eric Voegelins herauszuarbeiten. Dies geschieht in drei Schritten: Zuerst wird Voegelins Analyse der totalitären oder wenigstens totalitarismusanfälligen Ideologien des Nationalsozialismus und Kommunismus dargestellt. Voegelin sah in diesen Modellen der Welterklärung strukturelle Analogien zur antiken Gnosis. Die modernen wie die antike Denkströmung vertraten seiner Ansicht nach ein universelles System der Welterklärung, das einen Erlösungsgedanken verfocht. Aufgrund des Umstandes, dass das von Voeglin so bezeichnete „Ordnungswissen“ der Religion und der Philosophie in einer vom naturwissenschaftlichen Weltbild geprägten Zeit weitgehend in Vergessenheit geraten war, und auch aufgrund der politischen Orientierungslosigkeit weiter Teile des Volkes konnten die Nationalsozialisten und die Kommunisten totalitäre Regime errichten. Entscheidend für den Aufstieg des Totalitarismus war für Voegelin auch der Umstand, dass die Institutionen der modernen Gesellschaft nicht mehr geeignet waren, ein Korrektiv zu den totalitären Regimen zu bilden und die Menschen zu schützen. Die Grausamkeit dieser Regime, die den Menschen Voegelins Ansicht nach jede Menschlichkeit raubten, war auf ihre Ideologiegetriebenheit zurückzuführen. Eine Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen des Voegelinschen Erklärungsansatzes wird im Rückgriff auf die Totalitarismustheorie von Hannah Arendt vorgenommen, die hier ebenfalls dargestellt wird.
In this dissertation I intend to lay out and summarize Eric Voegelin´s theory of totalitarianism. The totalitarian ideologies of Communism and National Socialism, Voegelin argues, are very similar to the ancient religious- intellectual movement of gnosticism. Both modern and ancient intellectual movements claim to explain history as a whole, and a concept similar to the Christian one of „parousia“ plays a very important role in them. The totalitarian movements rose to power, Voegelin further argues, because the anti-totalitarian influences in the contemporary societies were weak: These influences were (1) the „knowledge of order“, a specifically Voegelinian concept of religious and philosophical knowledge that refers to social and political order and which Voegelin connects to the ancient Greek concept of „nous“, (2) the „common sense“, which was especially weak in the German society of the 1930s and (3) the failure of institutions, which, according to Voegelin, are supposed to be a corrective against totalitarianism. According to Voegelin, the weakness and failure of these anti-totalitarian influences led to the rise of the totalitarian movements. An evaluation of the strengths and weaknesses of Voegelin´s theory is undertaken in dialogue with Hannah Arendt´s theory of totalitarianism, which is also outlined in this dissertation.