Der Einfluß des Geschlechts auf den Verlauf der Sepsis und das Therapieergebnis ist nicht hinreichend geklärt. Während tierexperimentelle Untersuchungen einen Überlebensvorteil für das weibliche Geschlecht postulieren, liefern klinische Studien zum Teil diametral unterschiedliche Resultate. Für Frauen wird sowohl eine höhere als auch niedrigere Mortalität, in anderen Studien gar keine Assoziation zwischen Geschlecht und Behandlungserfolg festgestellt. Das primäre Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung der intensivstationären Mortalität und Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei einer standardisierten leitliniengerechten antibiotischen Therapie. In einer Analyse prospektiv erhobener Daten auf 5 Intensivstationen wurden Intensivpatienten mit einem intensivstationären Aufenthalt von über 36 Stunden untersucht. Eingeschlossen wurden 327 Patienten, die die Kriterien einer Sepsis nach der S2-Leitlinie der Deutschen Sepsis-Gesellschaft erfüllten. Die Mortalität in der Gruppe der Frauen war höher (23,1% vs. 13,7%, p=0,037), bei gleicher Dauer der Intensivtherapie und der invasiven Beatmung. Die durchgeführte Therapie unterschied sich nicht zwischen den Geschlechtergruppen. Keine Unterschiede bestanden ebenfalls bei den durchgeführten Eingriffen und Aufnahme-Scores zur Schweregradbeurteilung. Frauen waren im Mittel 6 Jahre älter und hatten häufiger eine immunsuppressive Vormedikation. In der Männerkohorte wurde häufiger ein Alkohol- und Drogenabusus, sowie Gefäßerkrankungen festgestellt. Bei der multivariaten Analyse wurde das weibliche Geschlecht als ein unabhängiger Risikofaktor für intensivstationäre Sterblichkeit identifiziert. Zusammengefasst ergab sich unter gleichen Therapiebedingungen eine höhere Mortalität bei weiblichen Patienten trotz gleicher Werte der intensivmedizinischen Scores. Ein möglicher Grund hierfür ist die unterschiedliche klinische Ausprägung der Erkrankung bei Frauen und Männern sowie eine Maskierung der Schwere der Sepsis beim weiblichen Geschlecht durch die in den tierexperimentellen Untersuchungen beschriebenen Mechanismen der Immunmodulation. Diese wird auch von den üblichen Scoresystemen zur Beurteilung der Krankheitsschwere nicht erfasst. Bei der Entwicklung von Scores sollte dem Geschlechtsfaktor eine größere Beachtung geschenkt werden, eine geschlechtsspezifische Validierung und Korrektur der Scores erscheint notwendig.
Despite data from experimental animal studies that suggest an advantage for women regarding mortality from severe infections and sepsis, clinical trials provided inconsistent results. Some studies reported improved outcome for women, others for men or no relationship between mortality and gender was found. The primary objective of this study was the assessment of ICU mortality and gender-related differences regarding to standardised guideline-based antibiotic therapy. In this prospective study patients from 5 ICUs were screened and 327 adult patients (197 males and 130 females) with a minimum ICU length of stay of 36 hours and meeting the criteria for sepsis according to the S2-guideline of the German Sepsis Society (Deutsche Sepsis-Gesellschaft) were included. Overall mortality was significantly higher for women (23.1% vs. 13.7%, p=0.037), without differences in length of ICU stay or duration of mechanical ventilation. There were no differences in the provided level of care. There were no differences seen in the type of surgery performed or in the scores assessing the severity of illness. Mean age in the female group was 6 years higher and women were more often immunosuppressed but less likely to abuse drugs or alcohol. Co-morbidities did not differ between groups except vascular diseases being significantly more often seen in men. After adjustment for confounding variables in multivariate analysis female gender remained an independent risk factor for ICU mortality. In summary mortality was higher in female patients despite equal level of care and severity of illness. A possible explanation might be that severity of disease in women was masked through the immune modulating mechanisms of sex hormones that have been described in animal studies and which are not reflected by the usual scoring systems. The higher mortality in female patients was not predicted by the severity of illness scores. Further investigations are to be conducted and different severity of illness scores for male and female sex may be necessary.