Siegfried Kracauers "Theorie des Films" ist meist als normative Systematik des Mediums rezipiert worden. Eine kritische Rekonstruktion seiner Reflexionen zum Film vor dem Exil macht es möglich, den phänomenologischen Ansatz in seinem späten Filmbuch sichtbar zu machen, die in dem unvollendeten Geschichtsbuch noch klarer werden. Kracauer sieht Film als eine Erweiterung der Möglichkeiten der Fotografie, den Betrachter mit dem Alltagsleben der Erdenbewohner vertraut zu machen. Als Entfremdungsform des Blicks zielt Film darauf, eine Wiederaneignung und Nähe zur Realität hinter den Bildern zu ermöglichen. Wie alle historischen Dokumente und Konzepte müssen auch bewegte Bilder einer kritischen Prüfung ihrer Gültigkeit unterzogen werden.
Siegfried Kracauers "Theory of Film" has been widely received as a normative systematic approach. Reconstructing the reflexions on the medium before he went into exile helps to realise the phaenomenological traces of his late book on the film, which are further developed in his last unfinished book on history. Kracauer takes the film as an extension of photography, which enables the viewer to understand better the everyday life of people of the world. A means of alienation, film points toward a reclaiming of and a nearness to reality behind the pictures. Like all historical documents and concepts moving pictures demand a critical assessment of their validity.