Im Mittel leiden 7,22 % aller über 65jährigen an einer Demenz. In den schwersten Stadien ist die Fähigkeit zur verbalen Kommunikation stark eingeschränkt. Dies erschwert die Schmerzeinschätzung, die auf der Selbstauskunft des Betroffenen beruht. Bei Menschen mit schwerer Demenz ist eine Befragung nicht mehr möglich. In der vorliegenden Arbeit wird über die Entwicklung der deutschen Fassung der französischen ECPA – Skala (Echelle comportemental de la douleur pour personnes âgées non communicantes) zur Schmerzeinschätzung bei Menschen mit schwerer Demenz und Untersuchungen zu deren Konstruktvalidierung berichtet. Das auf Deutsch BISAD (Beobachtungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit Demenz) genannte Instrument beruht auf der strukturierten Beobachtung des Verhaltens des Betroffenen durch Pflegefachpersonen. Es wurde geprüft inwieweit BISAD-Scores mit folgenden Schmerzkorrelaten korrelierten: 1. Selbstauskunft; 2. Herausfordernde Verhaltensweisen; 3. Schmerzspezifische Mimik; 4. Vorliegen schmerzverursachender Erkrankungen. Es wurde darüber hinaus unterschieden zwischen einer Situation mit wenig Bewegung und einer Situation mit viel Bewegung, da davon auszugehen ist, dass die vor allem zu vermutenden chronischen Schmerzen in der Bewegungssituation exazerbieren. Im Rahmen einer Gelegenheitsstichprobe nahmen 149 Personen aus 27 Heimen an der Studie teil. Sie hatten im Mittel ein Alter von 83,9 Jahren und waren zu 83,2 % weiblichen Geschlechts. 53,7 % hatten eine Demenz im Stadium 6 und 45,6 % im Stadium 7 nach Reisberg. Bei 49 % der Teilnehmer lag eine schmerzverursachende Erkrankung vor. Der BISAD-Score lag in der Bewegungssituation signifikant höher als in der Ruhesituation, ebenso bei den Personen die eine schmerzverursachende Erkrankung aufwiesen. Bei der geringen Anzahl Teilnehmer (n = 23 bzw. n = 24) die selbst Auskunft zu Schmerzen geben konnten, zeigten sich signifikant höhere BISAD-Scores bei denjenigen, die Schmerzen angaben. In der Bewegungssituation ergab sich eine signifikante, schwach positive Korrelation zwischen den logarithmierten BISAD-Scores und der Anzahl sowie der Intensität der schmerzspezifischen Mimik. Insgesamt zeigten die Teilnehmer jedoch eine eher schwache mimische Aktivität. Auch verbal- aggressives Verhalten war signifikant positiv mit dem logarithmierten BISAD- Score in Bewegung korreliert. Die interne Konsistenz für den BISAD lag in der Ruhesituation bei Alpha = 0,647 und in der Bewegungssituation bei Alpha = 0,658. Die Ergebnisse der Validitätsprüfung stützen die Annahme, dass BISAD Konstruktvalidität besitzt. Die eher schwache interne Konsistenz deutet darauf hin, dass Veränderungen an der Skalenstruktur erforderlich sind. Hinsichtlich der Mimikanalyse liegt der Schluss nahe, dass die Mimik in schweren und schwersten Demenzstadien weniger gut zur Einschätzung von Schmerzen geeignet sein könnte als in frühen und mittleren Stadien.
On average 7,22 % of all persons aged 65 or over suffer from dementia. In the severe stages of the disease, verbal communication becomes significantly impaired. Pain assessment, which relies on self-report, becomes impossible. This study reports the development and testing of a German version of the French ECPA scale (Echelle comportemental de la douleur pour personnes âgées non communicantes) for pain assessment in persons with severe dementia. The instrument, named BISAD (Beobachtungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit Demenz) in German, is based on the assessment of patient's pain behaviours by nurses. To test for construct validity, the correlation between BISAD scores and other pain indicators was investigated, including: 1. self-report; 2. challenging behaviours; 3. pain specific facial expressions; 4. prevalence of painful diseases. Furthermore two situations were compared per patient, one that involved little movement and one that involved significant movement. It is expected that movement will exacerbate chronic pain and will cause pain behaviours that could not be observed at rest. A convenience sample of 149 persons (mean age 83,9 years, 83,2 % female) was recruited from 27 nursing homes. 53,7 % suffered from dementia stage 6 and 45,6 % from stage 7 according to the Reisberg scale. 49 persons had a pain causing disease. BISAD scores in the high movement situation were significantly higher than in the low movement situation as were BISAD scores of those who suffered from a painful disease. Of the few participants who were able to give self-report (n = 23 / n = 24) those who reported pain scored higher on BISAD. In the high movement situation a significant but weak positive correlation between BISAS scores (log) and the number as well as the intensity of pain specific facial expressions was observed. All in all participants showed reduced facial activity though. Verbally aggressive behaviours showed a significant positive correlation with BISAD scores (log) in the high movement situation. Internal consistency for BISAD was at alpha = 0,647 (low movement) and alpha = 0,658 (high movement). Results support the assumption that BISAD posses construct validity. Weak internal consistency indicates that changes to the structure of the scale are necessary. Analysis of facial expressions may indicate that in severe stages of dementia facial expressions might not be as valid an indicator for pain as in earlier disease stages.