Autoantikörper gegen Erythrozyten können einfach zu diagnostizieren sein. Zumeist sind Techniken ausreichend, deren Grundprinzip seit über 60 Jahren bekannt ist. Die Pathophysiologie der Autoimmunisierung hingegen ist weniger bekannt. Klinische Erfahrungen legen nahe, daß Autoantikörper gegen Erythrozyten ätiologisch keine einheitliche Entität darstellen und in Autoantikörper bei autoimmunhämolytischer Anämie unterschieden werden können sowie in begleitende Autoantikörper, die im Rahmen unterschiedlicher Immunisierungen beobachtet werden können. Die vorgestellten Arbeiten zeigen, daß die Immunisierung gegen fremde Antigene mit der Bildung von Alloantikörpern der wesentliche Risikofaktor für die Entstehung dieser Autoantikörper ist. Erythrozytäre Alloantikörper sind bei Patienten mit erythrozytären Autoantikörpern 22-fach prävalenter, und die Alloimmunisierung erklärt die Autoimmunisierung bei 81% dieser Patienten. Für diese begleitenden Autoantikörper kann eine niedrige Antigenspezifität und Kreuzreaktivität zu Beginn der Alloimmunisierung erklärend sein. Autoantikörper sind mit bestimmten Alloantikörpern assoziiert. Anhand der normalisierten Odds ratio (NOR) läßt sich dies für das RHCE-Protein (NOR 1,6) und für Glykophorin B mit dem S/s-Polymorphismus zeigen, das mit ersterem in einem Komplex assoziiert ist (NOR 2,7). Dieser Zusammenhang ist plausibel, wenn während der Immunisierung Epitopausbreitung stattfindet. Für die erythrozytäre Autoimmunisierung sind Veranlagung und konstitutive Kostimulation wie die SIRP-alfa–CD47-Interaktion nur von untergeordneter Bedeutung. Vielmehr können bei der kontextgebundenen Toleranzüberwindung bei begleitenden Autoantikörpern im Rahmen von Allo- oder Medikamentenimmunisierungen triggerende „Gefahrensignale“ von Bedeutung sein, die bei medizinischen Eingriffen vorliegen können, die zur Transfusion führen, oder bei Infektionen, die antibiotisch behandelt werden.
Autoantibodies to red blood cells (RBC) may be simple to investigate. Most cases can be solved with methods, whose principles are known for more than 60 years. However, the pathophysiology of autoimmunization is less known. Clinical experiences impose that autoantibodies to RBC are a heterogeneous complex that ranges from autoantibodies in autoimmune hemolytic anemia to accompanying autoantibodies as seen after different immunizations. The presented papers show that immunization against alloantigens is a principal factor for autoimmunization. Alloantibodies to RBC are 22-fold more frequent in patients with autoantibodies, and alloimmunization explains autoantibodies in 81% of these cases. Alloantibody crossreacitivity may explain this autoreactive behavior that often diminishes during antibody maturation. Autoantibodies may be associated with certain alloantibodies. This can be shown for antibodies to the RHCE-protein that occur 1.6-fold more frequent than other alloantibodies in patients with autoantibodies (normalized odds ratio, NOR). The association is even more pronounced for antibodies to the S/s-polymorphism on glycophorin B that is associated with RH proteins in a supramolecular complex. This type of accompanying autoantibodies may involve epitope spreading. Innate factors and constitutive costimulation like the SIRP-alfa-CD47-interaction are less significant for RBC autoimmunization. In contrast, danger signals as in medical procedures that lead to transfusion or infections that require antibiotic treatment may be important in overcoming tolerance in accompanying autoantibodies as in alloimmunization or in drug- induced immunization.