Aus Anlass der ersten Wahlen zum Europäischen Parlament im Jahr 1979 haben die Wissenschaftler Karlheinz Reif und Hermann Schmitt einen analytischen Rahmen erarbeitet, der es erlaubt, Europawahlen als Nebenwahlen zu klassifizieren und ihre Ergebnisse vor dem Hintergrund des nationalen politischen Umfeldes erklärbar zu machen. Die Thesen des Nebenwahlkonzeptes (Reif/Schmitt 1980) sowie die Begrifflichkeit selbst haben seither Eingang in die Politik- und Kommunikationswissenschaft erhalten, und das sowohl in der deutschen als auch in der internationalen Forschung. Seit mehr als drei Jahrzehnten wurden die drei wichtigsten Thesen des Konzeptes immer wieder bestätigt: Europawahlen zeichnen sich im Vergleich zu nationalen Parlamentswahlen durch eine geringe Wahlbeteiligung, einen Stimmenverlust von Regierungsparteien und einen damit einhergehenden Stimmengewinn kleiner und neuer Parteien aus. Zum 30. Jahrestag der Direktwahlen im Jahr 2009 bot sich vor dem Hintergrund des EU- Erweiterungsprozesses und einer zunehmenden Europäisierung der Politik erneut die Gelegenheit, der Frage „Still Second-order?“ (Schmitt 2005b) nachzugehen und das Konzept kritisch auf den Prüfstand zu stellen.
On the occasion of the first elections to the European Parliament in 1979, the scientists Karlheinz Reif and Hermann Schmitt developed an analytical framework enabling European elections to be classified as second-order elections and their results explained against the background of the national political environment. The thesis of the second-order election concept (Reif/Schmitt 1980) as well as the terminology itself have since entered political and communication science – both in German and international research. For more than three decades, the three key theses of this concept have been confirmed time and again. In comparison with national parliamentary elections, European elections are characterised by low turnout, a loss of votes for the governing parties and attendant increase in votes for small and new parties. In 2009 on the 30th anniversary of direct elections against the background of the EU expansion process and increasing Europeanisation of policies, another opportunity was provided to consider the question “Still Second-order?” (Schmitt 2005b) and critically put the concept to the test.