Das akute Lungenversagen mit einer Letalität von bis zu 40 % stellt nach wie vor eine der zentralen Herausforderungen der modernen Intensivmedizin dar. Seit der erstmaligen Beschreibung des Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) im Jahre 1967 gibt es bis heute keinerlei Therapiemöglichkeiten, welche die Morbidität und Mortalität dieser lebensbedrohlichen Erkrankung senken. Die Pathophysiologie des ARDS erstreckt sich auf eine therapieresistente Hypoxämie, ein Permeabilitätslungenödem, eine verminderte pulmonale Compliance und häufig damit einhergehend einer pulmonalarteriellen Hypertonie (PAH). Die Höhe der PAH korreliert mit der Schwere der Lungenschädigung. Jüngst wurde gezeigt, dass rekombinantes Angiotensin Converting Enzyme 2 (ACE2) Mäuse vor dem akuten Lungenversagen schützt. Dieser Effekt ist gekennzeichnet durch die reduzierte Bioverfügbarkeit des Angiotensin II und abgeschwächte Aktivierung dessen Rezeptors AT1. Die Hypothese dieser Arbeit war, da ACE2 Ang II zu Ang-(1-7) umwandelt, dass dieser Effekt alternativ über einen Ang-(1-7) Rezeptor, und zwar die Stimulation des MAS-Rezeptors, vermittelt wird. Das Ölsäuremodell weist eine hohe pathophysiologische Ähnlichkeit mit dem ARDS auf. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde es daher als ein stabiles und reproduzierbares Lungenschädigungsmodell genutzt. Durch die zentralvenöse Injektion von 0,2 g/kg KG Ölsäure wurde innerhalb eines Versuchzeitraums von 240 min eine stabile Lungenschädigung erzielt. Diese war durch eine gering - bis mittelgradige pulmonale Hypertonie, systemische Hypotonie und verschiedene spezifische gemessene Entzündungsparameter des Lungengewebes wie beispielsweise ein Lungenödem und die Plasma-Protein-Extravasation gekennzeichnet. In dem Modell wurden die Effekte von intravenös infundiertem Ang-(1-7) in drei experimentellen Modellen untersucht und die Rolle von Ang -(1-7) und AT1 Rezeptoren als Schutz vor dem akuten Lungeversagen erforscht. Eine kontinuierliche Ang-(1-7)- beziehungsweise AVE0991 Infusion, die 30 min nach Verabreichung der Ölsäure gegeben wurde, schützte die Ratten vor dem akuten Lungenversagen. Erwiesen wurde dies durch ein reduziertes Lungenödem, Plasma-ProteinExtravasation sowie Myeloperoxidaseaktivität als Indikator für die Akkumulation von neutrophilen Granulozyten. Der durch Ölsäureinfusion bedingte Blutdruckabfall normalisiert e sich über den Versuchsverlauf wieder und eine Erhöhung des pulmonalvaskulären Widerstands als Charakteristikum für die akute Phase des Lungenschadens wurde ebenfalls verhindert. Diese Befunde identifizierten die Gabe von Ang-(1-7) und AVE0991 aufgrund ihrer protektiven, über Ang-(1-7) Rezeptoren vermittelten Wirkung im experimentellen akuten Lungenschaden als vielversprechenden neuen Therapieansatz zur Behandlung des ARDS. Um die an diesem Mechanismus beteiligte Signaltransduktion genauer zu analysieren, wurde die Rolle von Ang-(1-7) Rezeptoren untersucht, indem die Antagonisten A779 und DPro7-Ang-(1-7) verwendet wurden. Diese Rezeptorantagonisten haben unterschiedliche Wirkprofile und inhibieren auf unterschiedliche Weise Ang-(1-7) Rezeptoren, von denen einer unter Umständen der MAS-Rezeptor ist. Dies geschah sowohl mit alleiniger Verabreichung der jeweiligen Antagonisten, wie auch in Kombination mit exogen zugeführtem Ang-(1–7). Im weiteren Verlauf wurde nochmals überprüft, ob über ACE2-Effekte und den Abbau von AngII und die verminderte Stimulation von AT 1 ebenfalls eine Reduzierung der Lungenschädigung erfolgt. Hierzu wurden Versuche mit dem AT1 Rezeptorantagonisten Irbesartan durchgeführt. Die Resultate der Untersuchungen zu Irbesartan weisen darüber hinaus darauf hin, dass auch die benefiziellen Effekte einer pharmakologischen Hemmung des AT 1 Rezeptors zumindest teilweise über eine vermehrte Bildung von Ang-(1-7) Rezeptoren vermittelt werden. Beide Ang-(1-7) Antagonisten hemmten die protektive Wirkung von Irbesartan auf den Blutdruck und führten zu einer Erhöhung des pulmonalvaskulären Widerstands. Der Unterschied der beiden Inhibitoren bestand darin, dass A779 die Myeloperoxidaseaktivität nicht abschwächen konnte und D-Pro7-Ang-(1-7) die Stabilisierung der Gefäßbarriere antagonisierte. Somit führte die Verabreichung dieser Antagonisten wieder zu einer Verschlechterung des OA-vermittelten Lungenschadens. Diese Arbeit zeigt zum ersten Mal die Effekte von Angiotensin (1-7) und dessen nichtpeptidischen Agonisten AVE0991 im Ölsäuremodell des induzierten Lungenschadens. Diese Ergebnisse können als Grundlage in der Behandlung des akuten Lungenversagens genutzt werden und bieten eine vielversprechende neue Therapiemöglichkeit.
New therapy concept in treatment of the acute respiratory distress syndrome The acute respiratory distress syndrome with a mortality rate of up to 40% continues to be one of the central challenges of modern intensive care. Since the initial characterization of the Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) in 1967 there have been no therapeutic approaches to lower morbidity and mortality in this lifethreatening disease until now. The pathophysiology of the ARDS extends to a therapy-resistant hypoxemia, a permeability pulmonary edema, reduced pulmonary compliance and frequently an associated pulmonary arterial hypertension (PAH). The level of the PAH correlates with the severity of the lung damage. Recently, recombinant angiotensin converting enzyme 2 (ACE2) was shown to protect mice from acute lung injury (ALI). This effect is attributed to reduced bioavailability of angiotensin II and attenuated activation of its receptor AT1. Since ACE2 metabolizes angiotensin II to Ang(1-7), we hypothesized that this effect alternatively is mediated via activation of Ang -(1-7) receptor, the receptor MAS. The oleic acid model exhibits many pathophysiological similarities with acute respiratory failure. Therefore, it was used as a stable and reproducible model of lung damage within the scope of the present thesis. Central venous injection of 0.2 g/kg body weight oleic acid induced a stable lung damage within a trial period of 240 min. This was characterized by a low- to medium-grade pulmonary hypertension, systemic hypotension and various specifically measured inflammatory parameters of the lung tissue such as, for example, pulmonary edema and protein extravasation. In this model we investigated the effects of intravenously infused Ang -(1-7) in three experimental models and probed for the role of Ang -(1-7) and AT1 receptors in the protection from acute lung failure. Continuous infusion of Ang-(1-7) respectivly AVE0991 starting 30 min after administration of oleic acid, protected rats from ALI. This was evident by reduced lung edema, protein extravasation, myeloperoxidase activity which was an indication for the accumulation of neutrophiles granulocytes. The blood pressure drop due to the oleic acid infusion normalizes again in the course of the trial, and an increase of the pulmonary-vascular resistance as characteristic for the acute phase of the lung damage is also prevented. These findings identify the administration of Ang-(1-7) and AVE0991 as a promising new therapy approach to treat the ARDS due to their beneficial effect transmitted via Ang-(1-7) receptors in the experimental acute respiratory distress. To analyze the signal transduction of this mechanism more precisely, the role of Ang-(1-7) receptors was tested employing the antagonists A779 and D-Pro7-Ang-(1-7). These receptor antagonists have different action profiles and inhibit Ang-(1-7) receptors in different ways, one of which may possibly be the receptor MAS. This occurred both with sole administration of the respective antagonists and in combination with exogenously supplied Ang-(1–7). Furthermore, it has been verified whether a reduction of the lung damage will also take place via ACE2 effects and the breakdown of AngII as well as reduced stimulation of AT1. For this purpose, trials were conducted with the AT1 receptor antagonist Irbesartan. The results regarding Irbesartan also indicate that the beneficial effects of a pharmacological blocking of the AT1 receptor, are, at least in part, mediated via an increased formation of Ang-(1-7) receptors. Both Ang-(1-7) antagonists blocked the protective effect of Irbesartan on blood pressure and led to an increased pulmonary-vascular resistance. The difference in the blockade was that A779 could not attenuate the acivity of the myeloperoxidase and D-Pro7-Ang-(1-7) blocked the stabilisation of the vascular barrier. Therefore the administration of these antagonists again led to a deterioration of the OA -mediated lung damage. These data first demonstrate the effects of Ang -(1-7) and its non-peptidic analogue AVE0991 in the oleic acid induced lung injury model. These findings can be taken as a basis for a new promising therapeutic strategy for the treatment of ALI.