Schutzimpfungen im Kindesalter sind aus zwei Gründen verdächtigt worden, die Atopie-Entwicklung im Kindesalter zu fördern: (1) Direkt durch Zufuhr von IgE- Synthese induzierenden proallergischen Substanzen; (2) indirekt durch die Verhinderung von Infektionen, die sonst eine präferentielle Immunantwort vom Th1-Typ induzieren und so Th2-abhängige Atopie-Entwicklung antagonisieren würden. Umgekehrt wird spekuliert, ob Impfung mit Keimen, die eine Immunantwort vom Th1-Typ fördern (z. B. Mykobakterien) Allergie-präventives Potential haben könnten. Die Fragestellungen für die vorliegende Arbeit waren: 1\. Fördern Schutzimpfungen die Atopie-Entwicklung im Kindesalter? 2\. Haben Schutzimpfungen präventives Potential, die Atopie-Entwicklung im Kindesalter zu hemmen? Die hier vorliegenden Arbeiten zeigen folgende Ergebnisse: • Im Kleinkindalter sind kumulative Durchimpfungsraten invers mit dem Risiko für allergische Sensibilisierung gegen Umwelt-Allergene, atopischer Dermatitis und Asthma assoziiert. • Als Prototyp von Keimen mit Induktion Th2-antagonisierender Immunantwort inhibiert die Exposition mit BCG im murinen Modell überzeugend die allergische Immunantwort und die allergische Atemwegshyperreagibilität. Bei Kindern ist mit der herkömmlichen BCG-Impfung kein überzeugender Effekt im Sinne von Atopie-Prävention erreichbar. • Modellhaft konnte bei Kindern gezeigt werden, dass mit bakteriellen Antigenen die IgE-Produktion gegen andere Antigene gehemmt werden kann. Ganzzelluläre Pertussis-Impfung reguliert die Produktion von IgE und IgG4 (nicht aber von IgG) gegen kovakzinierte Impfantigene herunter. Untersuchungen im experimentellen Modell zeigen, dass dies prinzipiell auch im Hinblick auf Allergene möglich ist. Daraus können folgende Schlussfolgerungen abgeleitet werden: • Übliche Schutzimpfungen fördern nicht die Atopie-Entwicklung im Kindesalter. Alle Kinder, auch diejenigen mit erhöhtem Atopie-Risiko, sollten gemäß der öffentlichen Impfempfehlung geimpft werden. • Es ist möglich, mit Impfantigenen die IgE-Produktion gegen gleichzeitig verabreichte Antigene zu hemmen. Dieser Weg erscheint auch im Hinblick auf Allergene als biologisch plausibel. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Nützlichkeit dieses Konzepts für die Verhütung der Entwicklung allergischer Erkrankungen zu prüfen.
Early childhood immunizations have been accused to promote atopy development, either directly by the administration of agents which induce a Th2-type immune response or indirectly by the prevention of infections which otherwise would induce a preferential Th1-type immune response, and would thus skew the cytokine balance away from atopy. By contrast, BCG immunization has gained recent interest as an antagonist of exaggerated Th2-type immune response and as a potential atopy preventive tool. The research questions for this work were: (1) Do routine immunizations promote atopy development in childhood? (2) Do routine immunizations have a potential to inhibit atopy development in childhood? These are the findings: • There is an inverse relationship of cumulative vaccine doses and allergic sensitization to environmental allergens, atopic dermatitis, and asthma in infancy and early childhood. • Exposition to BCG, a prototype microbial inducing a Th2-antagonizing immune response, inhibits allergic sensitization and the development of increased airway reactivity in a murine model. In children, however, traditional BCG immunization does not result in sufficient atopy prevention. • Immunization of infants with bacterial antigens inhibits IgE formation against model antigens. Cellular pertussis immunization down-regulates production of IgE and IgG4 (but not of IgG) to co-vaccinated antigens. • In an experimental model we could show that vaccination with bacterial compounds can effectively prevent allergic sensitization to co-vaccinated allergens. We may thus conclude: • Routine childhood immunizations do not promote atopy development in childhood. Any child, including children at heightened risk for atopy, should be immunized according to recommended immunization schedules. • It seems possible to prevent allergic sensitization to antigens by co-vaccination of routine vaccine antigens. In regard to allergens, this approach seems to be biologically plausible as well. Further research is warranted to evaluate the safety and efficacy of this concept for the prevention of allergic disease development.